Suche nach Flüchlingsjungen in Berlin: Polizei geht von Entführung aus
Ein Vierjähriger verschwindet vom Lageso-Gelände. Die Suche der Polizei bleibt erfolglos. Jetzt gibt es Hinweise, dass der Junge entführt wurde.
Mehr als eine Woche nach dem Verschwinden des vierjährigen Mohamed aus Bosnien-Herzegowina gibt es Hinweise auf eine Entführung des Jungen: Ein unbekannter Mann soll den ihn vom Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) an der Turmstraße in Moabit weggebracht haben. Eine Mordkommission ermittelt, teilte die Polizei am Freitag mit.
Die Auswertung von Videomaterial hat ergeben, dass ein noch Unbekannter mit dem Jungen am Nachmittag des 1. Oktober gegen 14.30 Uhr das Gelände in Richtung Stromstraße/U-Bahnhof Turmstraße verlassen hat. Auf den Bildern einer Überwachungskamera ist zu sehen, dass der Mann einen Stoffteddybären in der Hand hält. Die Polizei vermutet, der Mann sei zwischen 35 und 50 Jahren alt, von schlanker Statur, mitteleuropäischer Abstammung, Bart- und vermutlich auch Brillenträger. Er habe braune Haare. Auf den veröffentlichten Bildern der Videokamera trägt er ein helles Sweatshirt und eine helle Hose, dazu dunkle Schuhe.
Bis Mittwochabend hat die Polizei nach dem Flüchtlingsjungen mit Spürhunden rund um das Gelände des Lageso gesucht. Insgesamt 20 Beamte waren dabei im Einsatz. Inzwischen wurde die Suche abgebrochen, die Ermittlungen gehen jedoch weiter. Die Mutter hatte ihren Sohn nach eigenen Angaben aus den Augen verloren, während sie mit seinen Geschwistern auf dem Gelände des Lageso wartete.
Aktuell erreichten etwa 30 Hinweise die Polizei, aber bislang habe man noch keine heiße Spur, so ein Polizeisprecher am Freitag. Mehr wollte er zum Stand der Ermittlungen nicht sagen - aus ermittlungstaktischen Gründen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!