: Zweifelhaftes Jobangebot
Jobsuche Im Netz kursiert ein Jobangebot als „Betreuer für Asylbewerberam Hamburger Hauptbahnhof“ – der Auftraggeber bleibt unbekannt
Erfahrungen im Reisebereich oder in der sozialen Arbeit und fließende Arabischkenntnisse sind Voraussetzungen für einen umstrittenen Job als „Betreuer für Asylbewerber am Hamburger Hauptbahnhof“. Laut Stellenanzeige der Alpha Consult KG soll der „Asylantenbetreuer“ Hilfestellung bieten und Anweisungen und „Platzverweise“ an ehrenamtliche Helfer aussprechen.
Darüber sind die Ehrenamtlichen am Hauptbahnhof empört. Seit 40 Tagen kümmert sich die Gruppe von Freiwilligen rund um die Uhr um die ankommenden Flüchtlinge. Sie helfen bei der Weiterreise, meistens in Richtung Skandinavien und versorgen die Menschen mit Essen und Schlafplätzen – alles selbst organisiert.
Die Helfer wurden zufällig auf das Jobangebot der Zeitarbeitsfirma aufmerksam. Mitte vergangener Woche sei die Anzeige online gestellt und am Wochenende bereits wieder aus dem Internet genommen worden. „Wir waren erschrocken, als wir die Ausschreibung gesehen haben“, sagt einer der Freiwilligen, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Es scheint, als solle die Gruppe ihren Platz räumen. Doch bisher habe die Kooperation mit der Bahn und der Wandelhalle gut funktioniert, sagt der Helfer irritiert. Wer die Anzeige initiiert hat, weiß die Gruppe nicht. „Wir wissen nicht, ob das Problem jetzt gelöst ist.“ Noch habe die Bahn keine Platzverweise ausgesprochen. Der Platz unter der Treppe, an dem der Infotisch steht, sei von dem Unternehmen selbst vorgeschlagen worden, sagt er.
Die Deutsche Bahn will keine Stellenausschreibung dieser Art veranlasst haben, teilt DB-Pressesprecherin Sabine Brunkhorst auf Nachfrage mit. Über eine Zusammenarbeit mit Alpha Consult KG äußerte sie sich nicht. Die Zeitarbeitsfirma wirbt in der mittlerweile gelöschten Stellenanzeige mit einem „unbefristeten Arbeitsvertrag zu sehr interessanten übertariflichen Konditionen“ und „einer erfahrenen, stabilen Betreuung von kompetenten Ansprechpartnern“ in der Hamburger Niederlassung.
Geschäftsleiterin Katharina Burkard möchte trotzdem keine Auskünfte zu der Jobausschreibung geben. Die Stelle sei „geschlossen“, sagt sie, bevor sie schnell den Hörer auflegt. Die Frage, ob das Jobangebot zurückgezogen oder bereits vergeben wurde, möchte sie nicht beantworten. Auch den Auftraggeber nennt sie nicht.
Die Gruppe der Freiwilligen am Hauptbahnhof bleibt ratlos zurück. „Die Bahn kann doch froh sein, dass wir ihr die Arbeit abnehmen. Der Job ist wirklich anstrengend“, sagt ein Helfer.
LARISSA ROBITZSCH
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