: EU-Kommission steigt gegen Vattenfall in den Ring
Offiziell hält sich die EU-Behörde zwar noch bedeckt; eine Nachfrage der taz blieb zunächst unbeantwortet. Doch laut Süddeutscher Zeitung hat die Kommission rechtliche Bedenken gegen die Vattenfall-Klage. Es sei nicht mit EU-Recht vereinbar, dass ein Unternehmen aus einem EU-Land (Schweden) vor einem US-Gericht gegen ein anderes EU-Land (Deutschland) klagt.
Diese Einschätzung birgt politischen Sprengstoff. Denn die USA und die Europäische Union verhandeln unter Hochdruck über das Freihandelsabkommen TTIP, das auch die Klagemöglichkeiten von Konzernen regeln soll. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström hat gerade einen Entwurf vorgelegt, mit der sie die bisher üblichen privaten Schiedsgerichte (ISDS) durch einen öffentlichen Gerichtshof ersetzen will.
Ein Veto aus Brüssel in der Causa Vattenfall würde zur neuen Linie der Kommission passen. Es dürfte aber die Amerikaner vor den Kopf stoßen, die sich gegen die Abschaffung der privaten Schiedsgerichte wehren. Die US-Handelskammer nannte den Malmström-Entwurf „äußerst mangelhaft“ und kündigte Widerstand an. Die Vattenfall-Klage, bei der es um Schadenersatzforderungen von 4,7 Milliarden Euro geht, könnte nun zur Nagelprobe werden.
Die Grünen im Bundestag sehen sich bereits bestätigt. Sie hatten die Bundesregierung in einer schriftlichen Anfrage nach der Position der EU-Kommission befragt. „In puncto TTIP lehrt die Klage: Ein Abkommen, das europäische Standards und Gesetze aushebelt, ist nicht akzeptabel“, betont Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Fraktion. Vattenfall habe jahrelang mit Atom und Kohle auf ein falsches Geschäftsmodell gesetzt und müsse nun einlenken.
Eric Bonse
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen