Die Wahrheit: Liebe in Zeiten der Zombienen
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über heftig flirtende Untote erfreuen.
Er hieß einst Klaus
Klaus reckt und streckt sich
schält blau bedeckt mit Dreck
seinen Körper durch
den Schlamm
aus dem grauen Grab heraus
da spendet eine Passantin Applaus:
Das Purpurmädchen mit dem Neonnasenreif
Sieht Klaus noch ziemlich steif
und keift „Michael is alive“!
Der Untote sogleich:
„I love you“
zerfetzt sein Schimmelgewand
klappt mit kalker Knochenhand
rhythmisch den Schädel auf und zu
Lässt Augen ploppen
Rippen poppen
Knöchel kloppen Beat auf’n Boden
schallend klappern seine Hoden
und als der Mond erscheint
grunzt er: „Black or white“
Dann nagt an Klaus der Zombiebrand
er beißt dem Purpurmädchen
ohne Anstand
doch voller Lust in die blanke Brust
Aus dem Totenkollektiv
raunt es: Also bitte!
Wie primitiv!
Ein prolliger Popanz
gesteuert von seinem abgefaulten Schwanz
Ein Showie!
so wie
der uns repräsentiert
wird sterben en vogue wie Pop
und auch für Untote
gilt die Zombiefrauenquote
Und mit fauligen Mienen
erheben sich die Zombienen
Ein juristisches Problem:
Tötet man eine Untote
ist das Mord, ein Versehen
oder Sachbeschädigung?
Wenn der Lebende in unsittlicher Betätigung
die Zombiene trotz ihrer Hiebe
berührt an ihrer Scham,
ist das Liebe
oder ist er nymphoman?
Wenn die Zombiene erregt sabbert
des lebenden Lippen anknabbert,
hat sie Hunger oder Liebeskummer?
Es sorgt für viel Stunk
als Zombiene A Punkt zu Gast bei Familie B Punkt
den schönen Sohn beißt
den Gastgeber reißt
Ein interkulturelles Missverständnis:
man hat Tofubällchen gekocht,
Vegetarisches haben Zombienen noch nie gemocht
Das Jenseits erhält eine UN-Petition
überbracht von einer Delegation
aus der Schweiz:
die Auferstehung von den Toten
die ist ab sofort verboten
Die Untoten akzeptieren
für Zombienen: das Aus
nur nicht für Klaus
er muss desertieren
(Und heiratet das Purpurmädchen mit dem Neonnasenreif)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Obergrenze für Imbissbuden
Kein Döner ist illegal
Wahl in den USA
Sie wussten, was sie tun
Lehren aus den US-Wahlen
Wo bleibt das linke Gerechtigkeitsversprechen?
Streitgespräch über den Osten
Was war die DDR?
Ausschreitungen in Amsterdam
Ein hitziges Nachspiel
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!