piwik no script img

Rassisten aus dem Bilderbuch

Kommentar

von Malene Gürgen

Neue Studie zu Toleranz veröffentlicht

Es ist fast ein bisschen traurig, wie wenig überraschend die Ergebnisse der neuen Toleranz-Studie sind: Feindliche Einstellungen gegenüber MigrantInnen sind am stärksten unter denjenigen verbreitet, die männlich, jung, weniger gebildet und gering verdienend sind, in östlichen Randbezirken wohnen – und kaum Kontakt mit MigrantInnen haben. Rassisten wie aus dem Bilderbuch.

Trotz dieser klaren Aussage der Studie sollte man bei ihrer Interpretation zwei Fehler vermeiden: Zum einen wäre es falsch, auf eine Kausalität zwischen niedrigem Bildungs- und Einkommensniveau und rassistischen Einstellungen zu schließen. Damit sich solche Haltungen verfestigen, braucht es mehr, nämlich wie in Marzahn-Hellersdorf rechtsex­tre­me Stimmungsmache gegen Flüchtlingsunterkünfte und MigrantInnen. Dass es dort hohe Ablehnungswerte gegenüber diesen Heimen gibt, ist kein Zufall.

Vom Trend unberührt

Zum anderen wird aus der Studie klar: Trotz der Tatsache, dass sich Flüchtlingshilfe gerade fast zu einem Trend mausert, gibt es weiterhin einen Teil der Bevölkerung, der von dieser Entwicklung völlig unberührt bleibt. Die Ausrufung einer neuen Willkommenskultur erreicht diesen Teil offenbar kein bisschen – ob sich nun die Bild-Zeitung daran beteiligt oder nicht.

Was ist zu tun? Zweierlei: Dass Menschen komplett von öffentlichen Diskursen abgeschnitten sind, muss durch den Ausbau zivilgesellschaftlicher Strukturen, auch in den Randbezirken, verhindert werden. Gleichzeitig gilt es, rechtsradikale Meinungsmache zu bekämpfen – denn von diesen hängt oft ab, ob rassistische Vorurteile zu einer konkreten Gefahr werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen