Kolumne Generation Camper: Bäume pflanzen für das Klima
Kein Aufforstungsprogramm kann die Klimabelastung durch den wachsenden Tourismus kompensieren. Wie also Urlaub machen?
Der tourismuskritische Infodienst TourismWatch (eine Arbeitsstelle des Evangelischen Entwicklungsdienstes) machte jetzt eine erschütternde Rechnung auf: „Eine Fläche von mindestens 50.000 bis 55.000 Quadratkilometern wäre notwendig, um die geschätzten jährlichen Tourismus-Emissionen von wenigstens 1,26 Millionen metrischen Tonnen CO2-Äquivalent zu kompensieren. Das entspricht etwa der Landfläche von Costa Rica oder Togo.“
Erschütternd daran ist vor allem eines: das Ausmaß der Klimabelastung durch Tourismus. Es ist größer als gedacht. Und kein Aufforstungsprogramm kann das mehr kompensieren. Dabei beginnen wir erst, uns damit anzufreunden: Bäume pflanzen zu lassen, um die ruinösen Folgen der Fliegerei zu kompensieren. Eigentlich eine wunderbare Idee. Sie macht dieses gute Gefühl, dass kompetente Menschen (beispielsweise bei Atmosfair) für gespendetes Geld gute Projekte auf den Weg bringen. Es entlastet unser Umweltgewissen.
Noch kompensieren deutsche Reisende insgesamt wenig, nicht mehr als Tourismus-Emissionen im Promillebereich. Viele engagierte Menschen arbeiten jedoch daran, dass es mehr werden. Aber die Kritiker von TourismWatch haben natürlich recht: „Kompensation ist immer nur der zweitbeste Weg.“ Ohne eine Klimapolitik und entscheidende Lebensstiländerungen ist eine Reduktion von Emissionen kaum zu haben.
80 Prozent der touristischen Klimabelastung gehen, so die Berechnungen, auf das Konto der Flüge. Tourismus insgesamt macht inzwischen ein Zehntel der globalen Emissionen aus. Tendenz: überall steigend.
Und die Bäume? Da gibt es bereits seit vielen Jahren großartige Baumpflanzprogramme. Etwa den Klassiker „Bergwaldprojekt“ (eine Greenpeace-Gründung von vor 25 Jahren). Das Programm dient dem Waldschutz und steht Touristen und allen anderen Interessierten offen, mit bis zu 20 Pflanzeinsätzen pro Jahr. Ein Erfolgsprojekt. Es sei, so höre ich immer wieder, ein Aktivurlaub vom Besten.
Leser*innenkommentare
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Gast
Komme gerade von einer feinen Fahrradtour (mehrtägig mit Zelt) zurück. Aber wer sowas macht wird erstmal belächelt oder bestaunt - auf jeden Fall ist es nicht "normal" in der Nähe seines Wohn- oder Arbeitsortes Urlaub zu machen.
Je weiter weg, desto mehr Ansehen. Gewonnen hat der mit dem weitesten aber kürzesten Hüpfer. Solange dieser Quatsch geglaubt wird, ist "Reisen mit selbstgemachter Energie" völlig out. Also ab in den nächsten Flieger.