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„Ein Riesenevent“

MUSEUMSGeSPRÄCH Die Direktorin des Übersee-Museums erklärt den mexikanischen Totenkult

Matthias Haase/Übersee-Museum
Wiebke Ahrndt

51, ist Direktorin des Übersee-Museums Bremen, wo sie auch das Sachgebiet Amerika leitet. Sie ist zudem Honorarprofessorin im Fachbereich Kulturwissenschaften an der Universität Bremen.

taz: Frau Ahrndt, wie unterscheidet sich die deutsche und die mexikanische Kultur im Umgang mit den Toten?

Wiebke Ahrndt: Sie ist tatsächlich nicht vergleichbar. In Deutschland haben wir ein Totengedenken am Totensonntag, an dem die Mitglieder der Kirchengemeinden namentlich aufgerufen werden, die im letzten Jahr verstorben sind. Im Mexiko ist jeweils zwischen dem 31. Oktober und dem 2. November, an Allerheiligen und Allerseelen, ein primäres Familienfest – das größte Familienfest überhaupt.

Wie kann man sich das vorstellen?

Es ist, als würden Weihnachten und Silvester zusammenfallen. Im Hochland von Mexiko gibt es dazu viele Papp-Skelette und Skelett-Schmuck. Die Familie kommt zusammen, es wird viel gegessen und viel getrunken. Dazu wird getanzt und es gibt Prozessionen durch die Straßen –ein Riesenevent.

Also wird nicht nur privat im Kreis der Familie der Toten gedacht?

Das Fest hat öffentliche Anteile. Aber die Nacht auf den zweiten November verbringt die Familie gemeinsam auf dem Friedhof. Man erwartet die Ankunft der Toten aus dem Jenseits, deren Seelen für das Fest zu Besuch kommen. Es wird ein Opferaltar aufgebaut, man kocht die Lieblingsspeise der Verstorbenen– ein sehr intensives Gedenken. Es gibt viele farbenfrohe, aber auch traurige Elemente, es ist auch Trauerarbeit, der Tod verliert seine Endgültigkeit.

Ist das Fest in den christlichen Glauben integriert?

Es hat sich sehr vermischt. Das Fest wird von der katholischen Kirche vereinnahmt und ist christlich geprägt. Im 16. Jahrhundert waren in Spanien Speisen und Trankopfer auf Grabsteinen üblich. Es ist ein Mix aus vor-spanischer und christlicher Kultur.

Gibt es zu dem Fest Exponate im Übersee-Museum?

Wir haben eine eigene Sammlung zum Totenkult und Umgang mit dem Tod. Ein paar Exponate sind in unserer Dauerausstellung zu sehen, andere aber auch im Schaumagazin. Sie werden in der kommenden Amerika-Ausstellung gezeigt werden.

Interview:jpb

15 Uhr, Übersee-Museum. Im Anschluss: gemeinsames Kaffeetrinken (Preis:8,50 Euro, inklusive Kaffee und Kuchen)

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