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Die StreitfrageRein oder raus?

Ein junges Paar wird inhaftiert, weil es Sex im Schwimmbad hatte. War es das wert? Ist Sex im Freien überhaupt so toll?

Paar in Hängematte, harmlos. Foto: dpa

Was war das für ein Aufreger: Ein 19-Jähriger und seine ein Jahr jüngere Freundin wurden letztes Jahr nahe Augsburg beim Sex in einem Schwimmbad von Unterwasserkameras gefilmt und vom Bademeister gestellt. Skandalös findet das offenbar die bayerische Justiz: Beide wurden wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ angeklagt und letzte Woche vom Amtsgericht Augsburg verurteilt: Zwei Wochen Arrest für den Mann, ein Wochenende für die Frau.

Zwar ist das nicht die ganze Geschichte: Beide sollen stark alkoholisiert gewesen sein und zudem während ihres Aufenthalts im Bad herumgepöbelt haben. Außerdem leugnete der junge Mann die Tat vor Gericht, obwohl es besagte Videoaufnahmen gab.

Trotz allem: Zwei Wochen Arrest wegen Sex in der Öffentlichkeit. Das klingt hart. Daher die Frage: War es das wert? Ist Sex im Freien wirklich so toll?

Während die Idee vielleicht ihren Reiz hat, liegt man in der Realität oft auf dem harten Boden der Tatsachen: Es ist meist unbequem, rau und zwickt. Dann ist die Wiese voller Brenneseln, am Strand attackieren einen Mücken und der Sex im schmutzigen Gebüsch des Stadtparks ist am Ende viel weniger erregend, als man dachte. Dazu noch die Angst, erwischt zu werden: Entspannend ist das nicht gerade.

Oder ist es genau dieser Nervenkitzel, der den Alltag versüßt? Die Gefahr, jederzeit ertappt zu werden? Oder die Spontanität, die damit einhergeht? Wer braucht schon langweiligen Blümchensex im eigenen Bett, wenn er auch mal was riskieren kann. Vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlimm, wenn man dabei gesehen wird... ?

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13 Kommentare

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  • Immer wieder geil: Die Augsburger Puppenkiste!

  • @Almuth Wessel:

    "Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß

    wie ein Ameisenhaufen direkt unter`m Steiß"

    (Volksmund)

     

    "Ein Glück, dass in der Liebespein

    die Menschen nicht wie Hirsche schrein."

    (Försterspruch auf Schild - irgendow im Wald)

  • Vögeln im Freien hat schon seine Reize... das Schattenspiel von Blättern auf der Haut, der sanfte Wind, der uns streichelt - der Duft von Blumen und frischem Gras.Einfach herrlich!

    Vögeln im Freien kann aber auch gaanz schön grauslich sein - wenn man zum Beispiel mitten in einer Ameisenstraße gelandet ist...*grins*. Allerdings sollte mensch dabei auch immer ein bisschen diskret vorgehen und nicht unbedingt in aller Öffentlichkeit seinem liebevollen Werke nachgehen - es sei denn, mensch MÖCHTE gesehen werden. Da sind die Geschmäcker natürlich verschieden. Was nun allerdings die meiner Meinung nach reichlich überzogene Reaktion des Bademeisters und der bayrischen Justiz angeht: da gilt der Grundsatz: "Sittliche Entrüstung ist Neid der Besitzlosen." Aber was soll mensch andererseits erwarten von einem Bundesland, in dem Polizeispitzel auf Sexarbeiterinnen angesetzt werden, um zu überprüfen ob auch die Sperrgebietsverordnungen eingehalten werden?

  • Im Schwimmbecken find ich schon a bissl arg. Andererseits pinkeln die Leute da auch rein und in den Badeteich scheißen Fische, andere Tiere und Kleinkinder.

     

    Im Freien -- Wenns mich stört, geh ich halt schneller weiter. Was in bestimmten Phasen des Vorgangs durchaus vorkommen kann ;-) -- hatte ich schon ein paarmal.

     

    Lasst ihnen den Spaß.

  • Also ich hatte letztes wochenende auch ein schäferstündchen in dem beheizten aussenbecken eines hallenbades. wir wurden in flagranti erwischt, der security Mensch war, wirklich ein Mensch, schickte uns zwar aus dem becken, rief aber weder polizei, entfernte sich damit wir ungeniert aus dem becken steigen konnten, sagte nichts und führte uns durch den personaleingang raus.

    wie man sieht hätte die sache auch anders ausgehen können.

    sex im freien ist eine feine sache und geht auch meistens(bei mir jedenfalls) mit größerer erregung einher.

    es gibt einen artikel in der "Vice" zum thema sex im wald, vielleicht kein umwerfender artikl, den kann man sich aber trotzdem mal zu gemüte führen.

    outdoorsex war bis jetzt eine feine sache.

  • Offenbar hat sich ja nicht die Öffentlichkeit ärgerlich erregt, sondern allein der Bademeister, der die Unterwasserkamera überwacht hat, und zwar nicht als Bademeister, sondern als "Mensch". So will es das Gesetz.

     

    Offenbar waren die zwei diskret genug, dass es ohne Unterwasserkamera niemanden ärgerlich erregt hätte.

     

    Zwei Wochen Arrest nach Jugendstrafrecht für etwas, für ein Erwachsener mit einer kleinen Geldstrafe davon gekommen wäre? — Bayern halt. Gut, dass ich da nicht wohne.

  • Komisch. Tiere dürfen in freier Laufbahn - sogar in Bayern - miteinander kopulieren. Warum haben Menschen dieses Recht nicht? Und beim Ausdruck "Erregung öffentlichen Ärgernisses" liegt ja wohl die Betonung eher auf "Erregung", die nicht erwünscht wird. Was - bitte schön - ist so anstößig am Anblick zweier sich körperlich liebender Menschen?

  • Das zeigt wieder einmal, warum man kein Wasser trinken soll...

     

    Btw: ich wußte gar nicht, mit welch wichtigen Kriminalfällen sich die bayrische Justiz befaßt.

  • Das eigentlich skandalöse ist doch, daß Kameras im Schwimmbad installiert werden. Wer kommt auf so etwas? Demnächst dann auch in der Sauna und auf der Toilette?

    • @Heiner Jessen:

      Sagt Ihnen der Begriff "Klappe" was? Wären Überwachungskameras schon vor 1994 "in Mode" gewesen (weil massenhaft produziert und vertrieben worden), hätten die dafür "Verantwortlichen" sicherlich auch auf öffentlichen Klos Kameras installiert. Wenigstens in Großstädten mit entsprechendem "Verbrecher"-Potential und besonders konservativer Führungsspitze. Zum Glück war der Gesetzgeber in dem Fall schneller klüger, als Industrie und Handel gierig waren. Seit der § 175 StGB gefallen ist, haben Homosexuelle nicht mehr ganz so viele Probleme mit ihren Vermietern und/oder Familien. Die Klos haben seither deutlich an Attraktivität eingebüßt.

       

      Wer weiß, ob die zwei Freibad-Liebhaber nicht trotzdem eine kalte, feuchte Stube hatten. In Bayern, schließlich, ist ja manches anders als im Rest der aufgeklärten Welt. Der Bademeister, jedenfalls, war offenbar nicht sonderlich emphatisch. Eher autoritär. Und wer seine Autorität so richtig ausleben will, der muss halt manchmal "unter die Gürtellinie" gehen. Genau wie Leute, die sich ganz doll mögen.

       

      Ich finde es ein wenig schade, dass Unterwassersex bestraft wird in Bayern, Unterwasservoyeurismus hingegen nicht. Sex, schließlich, überfordert die Leute nicht so sehr. Zumindest dann nicht, wenn ihn beide wollen.

       

      Und apropos: Wieso hat die Frau nur halb so lange zu "brummen" wie ihr Freund? Wird unterstellt, dass sie den Sex im Grunde gar nicht wollte? Oder hält man in Bayern Frauen generell für unzurechnungsfähiger?

       

      Übrigens: Anders als gleichgeschlechtlicher Sex durfte die „widernatürliche Unzucht mit Tieren“ nur bis 1969 bestraft werden – und ab 2013 wieder. Nun allerdings muss das Tierschutzgesetz herhalten. Und keiner filmt dieses Skandal. Es ist wohl einfach keiner.

  • "veröffentlichen sie in der taz.am wochenende vom 6./7. Juni 2015. .."

    • @lichtgestalt:

      Soso. Den verunglückten Copy-Paste-Text klammheimlich korrigieren und dann meinen Hinweis nach langer Quaranträne alt aussehen lassen. ;)

  • War ja eben nicht im Freien, war doch im Wasser. Wenn die voyeurist. Badeluis nicht ihre Kameras unter die "Gürtellinie" installiert hätten, es wäre niemandem aufgefallen.

    Rausschmiss und 14 Tage Hausverbot hätten auch genügt, aber in den Knast ? Neee