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IgNobel-PrizeBombentypen

Kommentar von Klaus Raab

Die "Gay Bomb" bekommt den alternativen Nobelpreis. Soldaten sollten durch Aphrodisiaka füreinander unwiderstehlich und dadurch kampfunfähig gemacht werden - kein Witz.

Mann reiht sich an Mann, Glied an Glied. Und so weiter. Bild: dpa

O kay, Preisfrage. Was ist eine schwule Bombe? a) Bombe, die von Gangsta-Rappern besungen wird, b) Flirttechnik oder c) mit Preis der Harvard-Universität ausgezeichnete Innovation, die am Air Force Wright Laboratory in den USA entwickelt wurde.

Falsch. Es ist c). Für die "gay bomb" haben Forscher nun den IgNobel-Prize der Universität erhalten. Es ist ein satirischer Preis für wissenschaftliche Arbeiten, die unnütz oder skurril sind. 2001 etwa ging er an einen Mann, der das Rad zum Patent angemeldet hatte, und an das Amt, das ihm das Patent ausstellte.

Kurios mutet auch die "gay bomb" an. Nur ist sie ernst gemeint. In den Neunzigern wurde bekannt, dass die US Air Force den Bau der "schwulen Bombe" erforschen wollte, um die gegnerischen Soldaten füreinander unwiderstehlich - und so kampfunfähig - zu machen. Ein starkes Aphrodisiakum sollte entwickelt werden, das homosexuelles Verhalten auslösen sollte. Die Forscher schrieben in ihrem Finanzierungsantrag selbst, das sei "geschmacklos", aber nicht tödlich. Eine Entwicklung in der Tradition der humanen Kriege: Chemiewaffen statt Schüssen.

Nur kommt die "gay bomb" 50 Jahre zu spät. Kriege werden nicht mehr auf Schlachtfeldern geführt, weshalb es sinnlos ist, dafür zu sorgen, dass Soldaten dort übereinander herfallen. Und US-Schwulenverbände haben sich schon vor Jahren beschwert: Es sei unverständlich, warum die sexuelle Orientierung die Kampfbereitschaft einschränken sollte. Aber: Die Bombe wurde entwickelt. Interessant ist da doch die Voraussetzung für eine Nominierung zum IgNobel-Preis: Es muss sich um Forschungen handeln, die "nicht wiederholt werden sollten".

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