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Alevitische Gemeinde gegen "Tatort"Neue Klagen gegen ARD angekündigt

Die Alevitische Gemeinde klagt wegen Volksverhetzung. Grund für die Aufregung ist der "Tatort" vom Sonntag.

Das richtige Bild von Minderheiten? Szene aus Tatort "Wem Ehre gebührt" vom Sonntag. Bild: ndr/christine schroeder

Die "Tatort"-Sendung mit dem Titel "Wem Ehre gebührt" stößt bei der Alevitischen Gemeinde Deutschlands auf heftige Kritik. Die Gemeinde hat wegen Volksverhetzung in Berlin einen Strafantrag eingereicht, weitere Klagen sollen noch folgen. "Nach den Feiertagen werden unsere Landesverbände und Gemeinden weitere Klagen einreichen" sagte Ali Ertan Toprak, Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde.

In dem Krimi, der am Sonntag in der ARD gesendet wurde, war es um Inzest in einer alevitischen Familie gegangen. Zunächst habe der Dachverband noch versucht, die Ausstrahlung zu verhindern, aber der NDR hielt an seinem Programm fest. Im Vorspann wurde aber darauf hingewiesen, dass der Inhalt fiktiv sei. Was sich für Ahnungslose nach einem harmlosen Krimi anhört, bediene laut der Gemeinde aber historische Klischees. Bereits seit Jahrhunderten werde die Gemeinschaft von der sunnitischen Mehrheit mit dem Vorwurf der Blutschande zum Zweck der Unterdrückung diffamiert. Bis heute lebten diese Vorurteile bei Sunniten fort, kritisiert Toprak. Die Aleviten gelten als liberal und werden deswegen von einigen strenggläubigen Muslimen diskriminiert. "Mit dem 'Tatort' werden die Vorurteile gegen uns unterstützt", beschwert sich Toprak und schiebt hinterher: "Wir respektieren die Kunstfreiheit, aber sie darf nicht die Würde einer Minderheit verletzen." Die Gemeinde will jetzt in mehreren Städten protestieren.

Das Thema bewegt auch die Leser von taz.de. Unter dem Artikel vom Heiligabend "Alevitische Gemeinde klagt: 'ARD-Tatort ist volksverhetzend'" wird das Thema noch immer kontrovers diskutiert.

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5 Kommentare

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  • MB
    Matthias Brethel

    Hm, ich persönlich habe keine Diffamierung der Aleviten im Tatort wahrgenommen - im Gegenteil hat die Sendung mich erst zu einer kurzen Recherche bewegt, worum es sich hierbei überhaupt handelt. Aber genauso, wie ich einen Mord im "normalen" Deutschland nicht als christlich motviviert ansehe, habe ich es hier nicht als alevitisch motiviert betrachtet.

    Höchstens die dramaturgische Notwendigkeit, ÜBERHAUPT die alevitische Glaubensrichtung zu erwähnen, kann meiner Ansicht nach diskutiert werden. Geschah dies zur Steigerung der "Exotik", oder zum Darstellen, dass auch religiöse Muslime dennoch weltoffen sein können [und so halt auch "normale" Familienkriminalität verüben können, die nicht religiös basiert sein braucht]..? Ich persönlich kenne niemanden alevitischen Glaubens (zumindest nicht mir bewusst...), würde aber beim Kennenlernen einer solchen Person sicher keine Vorurteile in der hier angedeuteten Richtung entwickeln.

  • P
    Parisien

    Ich habe diesen Tatort mit Interesse verfolgt-Ende der Geschichte.Diese hätte genau so gut in jeder anderen Gemeinschaft spielen können,und es hat ausreichend Filme gegeben ,die Inzest zum Inhalt hatten,ohne dass sich anschließend eine Klageflut über die Autoren ergoss.

    Ich sehe also auch hier nicht den geringsten Anlass für diese Aufregung einer Gruppe,die mir vorher nicht bekannt war und die ich anschließend auch sofort vergessen habe.

    Ein anderes Urteil würde ich nur dann fällen,wenn der Film bewusst,in der Absicht,die Aleviten zu verunglimpfen,gedreht worden wäre.

    Das scheint nicht der Fall zu sein,sonst hätte,zumindest hoffe ich das,der NDR den Film abgesetzt .

  • E
    Emel

    Die Kernaussagen dieses Films waren nicht an Deutsche sondern an Aleviten und Sunniten gerichtet. Daher ist auch das Unverständnis der deutschen Seite zum Teil verständlich weil sie eben keinen Zugang zur Materie haben. Andererseits fällt mir auf, dass sich immer mehr Deutsche auf die Seite des Deutschen schlagen völlig unabhängig vom Fall. Seine Meinung von Warheit und Warhafigkeit zu lösen, das ist eigentlich das größte Armutszeugnis für eine Nation siehe USA, Iran, China, Nordkorea aber auch die Türkei. Gleichberechtigung von Mann und Frau gibt es bei den Aleviten schon seit dem 14. Jahrhundert. Jeder aufrichtige Demokrat sollte hierfür Respekt zeugen, und nicht die Nationalität über die geistige Verfassung des Einzelnen stellen.

  • D
    Diffamierung?!!

    Eigentlich sollte der Tatort einfach ein Spielfilm mit Unterhaltungswert sein, doch es drängt sich der Eindruck auf, das man hier das deutsche Staatsfernsehen missbraucht um eine Minderheit in der Türkei tatsächlich zu diffamieren. Warum werden derartige Konflikte überhaupt bei uns ausgetragen ? Haben wir uns hier vielleicht tatsächlich zum Handlanger extremer Gruppierungen machen lassen ? Warum hat man die Täterfamilie nicht dem sunnitischen Islam zugeordnet?

  • AS
    Alevitische Studierende zu Frankfurt am Main

    Frankfurt am Main, den 26.12.2007

     

    Offener Brief an die Öffentlichkeit

     

    Mit Befremden und Bedauern haben wir, die Alevitischen Studierenden zu Frankfurt am Main, den in der ARD am 23. Dezember 2007 um 20.15 Uhr ausgestrahlten Tatort-Krimi ?"Wem Ehre gebührt" (NDR) zur Kenntnis genommen.

    Wir möchten verdeutlichen, wieso wir diese Tatort - Folge als für uns würdelos empfinden:

    Hier wird ein Film gezeigt, welcher nicht richtig hinterdacht wurde und jeglicher Grundlage entbehrt.

     

    Bei allem Respekt der Meinungs-, Presse- und Filmfreiheit, für die wir Aleviten seit jeher einstehen, muss gesagt werden, dass eine Verunglimpfung der Aleviten stattgefunden hat.

    In dieser Tatort-Folge wurde nicht bedacht, dass in gewissen islamisch-fundamentalistischen Bevölkerungskreisen, der Glaube vorherrscht, Inzest sei Teil des alevitischen Glaubens.

     

    Wir sind der Ansicht, dass dieser Film so in dieser Form Feinden der Freiheit, des Zusammenlebens und der Toleranz in die Hände spielt.

    Darüber hinaus ist festzustellen, dass diese schamlose Verunglimpfung des Alevitentums nach wie vor von fundamentalistischen Gruppen auch in Deutschland fortgesetzt wird.

     

    Mit dieser Folge hat die Regisseurin und Drehbuchautorin Angelina Maccarone nicht nur Vorurteile untermauert, sondern sie hat leider dazu beigetragen, dass eine falsche Wahrnehmung des alevitischen Glaubens entsteht.

     

    Wir nehmen an, dass diese Art der Darstellung des Alevitentums auf den Informationsmangel und auf die Unkenntnis von Frau Maccarone zurückzuführen ist.

     

    Es ist allgemein bekannt, dass die Aleviten eine sehr moderne, fortschrittliche und liberale Glaubensgemeinschaft sind.

    Wir Aleviten setzen uns seit jeher ein für: Gleichberechtigung von Mann und Frau, Gleichwertigkeit aller Religionen, Kulturen und Nationen, ganz gleich welcher Herkunft.

    Aus diesen Gründen besteht die alevitische Geschichte aus Verfolgung und systematischem Genozid.

     

    Daher appellieren wir an die Verantwortlichen des Senders und an die Regisseurin und Drehbuchautorin des Films Frau Angelina Maccarone von einer weiteren Ausstrahlung des Films abzusehen.

     

    Weiterhin fordern wir eine öffentliche Entschuldigung und eine richtige Darstellung des alevitischen Glaubens.

     

    Alevitische Studierende zu Frankfurt am Main

    An der Steinmühle 16

    65934 Frankfurt am Main

    Tel: 069/ 41 91 16

    Fax: 069/ 66 96 10 44

    Mail: alevitische-studierende-frankfurt@googlegroups.com