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Vor Olympischen SpielenChina verschärft Visaregeln

Chinas Regierung hat die Aufenthaltsbedingungen für Ausländer während der Olympischen Spiele deutlich verschärft. Offizielle Begründung: Bedrohung durch Terrorismus.

Zusätzliche Hindernisse für Studenten bei der Visaverlängerung: Universität in Schanghai Bild: dpa

PEKING taz Er ist Australier, lebt seit neun Jahren als Englischlehrer beim British Council in Peking, aber hat nur ein so genanntes F-Visum für Besucher, das im Juni ausläuft. "Ich werde China verlassen müssen, ein paar Monate in Thailand verbringen und im Herbst wiederkommen", sagt der Lehrer. Er ist einer von vielen Ausländern in Peking, die sich zu früh auf die Olympischen Spiele gefreut haben. Denn ab sofort gelten verschärfte Visaregeln, die allen Ausländern ohne feste Beschäftigung das Leben in China schwermachen - zumindest bis nach den Olympischen Spielen im Oktober. So lange sollen die Bestimmungen gelten.

Ausländische Geschäftsleute, die es gewohnt waren, aus Hongkong oder Taiwan kurzfristig nach China einzureisen und das Visum bei der Einreise zu erhalten, müssen jetzt mindestens einen Tag auf die Erlaubnis warten. Für viele westliche Manager, die sich täglich um ihre Fabriken in China kümmern, ist das eine ärgerliche Arbeitsbehinderung. "Sehr negative" Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit befürchtet die Europäische Handelskammer in Peking. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso will die Visabeschränkungen bei seinem Peking-Besuch nächste Woche ansprechen.

Lange in China lebende Ausländer erinnern sich, dass schon 1991 vor den damals in Peking stattfindenen Asien-Spielen ähnliche Visaregeln in Kraft traten und eine Welle von Ausreisen erzwangen. Hart betroffen sind etwa Nichtregierungsorganisationen, die keine offiziellen Arbeitsvisa für ihre ausländischen Mitarbeiter beantragen können. Ihnen helfen jetzt auch die zahlreichen privaten Agenturen nicht mehr, die in China sonst problemlos für viel Geld längerfristige Visa besorgen. Aufpassen müssen auch Touristen: Wer in den nächsten Monaten für die Olympischen Spiele nach China reisen will, muss den Behörden mit vielen, sonst nie abgefragten Auskünften dienen: Hotelreservierungen, Rückflugticket etc. Noch genauer gefragt werden Touristen, die ohne Olympia-Ticket einreisen wollen.

Zusätzliche Hindernisse bei der Visaverlängerung erwarten auch ausländische Studenten in China. Bisher verlängerten sich ihre Visa durch den Nachweis einer Studienbescheinigung automatisch. Jetzt muss jedes Studentenvisum, das im Sommer ausläuft, mit allen Formalitäten neu beantragt werden - was diejenigen, die nicht alle Papiere dabeihaben, zur ungewollten Ausreise zwingen kann. Betroffen sind auch Mischehen, bei denen ausländische Partner oft nur F-Visa haben. So ärgerlich die neuen Regeln sind - aus Kreisen der deutschen Botschaft hieß es: "Das ist bei weitem noch nicht das, was wir den Chinesen abverlangen."

Chinas Regierung versuchte gestern, die Auswirkungen der neuen Bestimmungen herunterzuspielen. Sie seien immer noch "ziemlich bequem und ohne negative Auswirkungen", sagte Außenamtssprecherin Jiang Yu. Zur Begründung nannte ihr Amt "internationale terroristische Bedrohungen" und andere Sicherheitsprobleme.

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2 Kommentare

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  • C
    Charlotte

    Seit dem 11.9.2001 sind die Einreisebestimmungen in den USA ebenfalls verschärft worden und vor großen Fußballspielen werden bekannte Raudies unter die Lupe genommen. Ein Rückflugticket und eine Hotelbuchung vorzuweisen ist kein Problem, alles andere sind Spekulationen, mit denen man zur Zeit sehr vorsichtig umgehen sollte. Georg Blume hat die Regelungen noch am besten dargestellt.

    Genaue Infos gibt es z. B. hier: http://www.das-visum.de/index-Dateien/Page753.htm

  • X
    xiaomage

    Aus dem Forum der Sinologie Wien:

    Verwirrspiel? Zeitungsente? Vielleicht sollte man kurz abwarten bevor man etwas rausbringt. Die Stimmung ist eh schon angeheizt genug.

     

    von Prof. Trappl!

     

    ich zitiere:

    "Herr Dr. Liu Lixin, Erster Sekretär in der Abteilung für Bildungswesen in der Botschaft der VR China in Österreich, teilte mir soeben telephonisch mit, dass er sich beim chinesischen Bildungsministerium erkundigt habe:

     

    Die Darstellung in manchen Medien "China weist ausländische Studenten aus" entspricht nicht den Tatsachen.

    Es gibt keine Anweisung des chinesischen Bildungsministeriums, das für das Studium der Ausländer in China zuständig ist, die ausländischen Studierenden während der Monate Juli und August auszuweisen.

     

    Die bisherige Politik bezüglich des Aufenthalts der ausländischen Studierenden in China hat sich nicht geändert.

     

    Alle Studierenden, die ein (Jahres)stipendium der VRC erhalten bzw. an einer chinesischen Universität zum Studium für das StJ 2008/9 zugelassen sind, dürfen rechtzeitig zu Beginn des Studienjahres einreisen.

     

    Alle Studierenden, die mit Ende Juni das Studium in China beenden, dürfen wie bisher noch 2 Wochen im Land bleiben.

     

    Alle Studierenden, die ein mehrjähriges Studium in China genehmigt erhielten, dürfen auch in den Sommerferien in China bleiben."

     

    des weiteren noch ein Hinweis von Prof. Trappl, ich zitiere:

     

    "Ich empfehle aber allen Studierenden, die im Herbst ein Chinastipendium antreten wollen, das Flugticket so zu buchen, dass sie erst kurz vor Semesterbeginn nach China fliegen, da die Visaerteilung bis nach der Olympiade restriktiver erfolgt als bisher."