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Abgeordnete fordern Wahlrecht für KinderSind so kleine Stimmchen

Im Bundestag wird mal wieder der Hit "Kinder an die Macht" intoniert - 46 Abgeordnete fordern ein Wahlrecht für Kinder. Aber Vorsicht! Denn die Kleinsten sind konservativer, als man glaubt.

Noch nicht an der Macht, aber schon mal im Bundestag, diese Kids. Bild: dpa

Wenn der Sommer ordentlich verregnet ist, füllen sich die Löcher von ganz allein, nämlich mit Wasser. Doch darüber hinaus gewährt diese Jahreszeit ein gutes Klima für (angebliche) "Gedöns"-Themen, Kinder zum Beispiel. Schön wäre es, wenn die Gelegenheit genutzt würde, um intensiv über Kinderarmut zu sprechen, doch stattdessen muss man sich nun den Kopf darüber zerbrechen, ob ein Kinderwahlrecht von Geburt an sinnvoll ist oder nicht.

Schuld daran ist ein parteiübergreifender Vorschlag aus dem Bundestag, ein neuer Vorstoß von 46 Abgeordneten - darunter auch die frühere Familienministerin Renate Schmidt und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, beide SPD. Rund vierzehn Millionen Bundesbürger seien laut Antrag "allein aufgrund ihres Alters" vom Wahlrecht ausgeschlossen, womit also fast jeder Fünfte (17 Prozent!) nicht wählen dürfte.

Ein ähnlicher Antrag ist zuletzt im Juni 2005 gescheitert. Die Gegner führten seinerzeit Bedenken ins Feld: Würden im Falle eines solchen Wahlrechts die Eltern nicht im Namen ihrer Kinder so stimmen, wie sie selbst es für richtig halten?

Und richtig: Nach den Vorstellungen der Abgeordneten sollen zunächst die Eltern auch für ihre Kinder wählen dürfen, erst "später" könnten sich die Kinder dann in eine Wahlliste eintragen lassen, und zwar wenn sie sich selbst dazu für reif halten.

Was also bedeuten würde, dass Säuglinge und Kleinkinder, vornehmlich mit Essen und Schlafen beschäftigt, zunächst ihr Augenmerk weiterhin auf ihren Schnuller anstatt auf "Maybritt Illner" oder die "Tagesthemen" richten könnten - während ihre hegenden Eltern die mitunter recht kräftigen kleinen Stimmchen denjenigen Politikern zuschanzen könnten, die das meiste Kindergeld überweisen. Entsprechend dem politischen Kalkül vornehmlich (wert-)konservativer Familienrechtler, die mithilfe kitschiger "Kinder an die Macht"-Rhetorik versuchen, ihre Interessengruppe nach vorn zu bringen. Und die es zugleich weniger angenehm finden, wenn, wie schon jetzt in einigen Bundesländern, 16-Jährige auf kommunaler Ebene wählen dürfen: Die hängen dann ja womöglich bekifft an Tankstellen rum und wählen die Linkspartei!

Nein, das ist dann doch eine andere Richtung, und genau dort sitzen die eher radikaleren, auf das Prinzipielle pochenden Kinderrechtler. So wie "Krätzä", eine Gruppe von 20 jungen Menschen aus Berlin, die schon seit Jahren ein Wahlrecht ohne Altersgrenze fordert: "Oft heißt, Kinder seien zu unreif zum Wählen. Dabei geht es beim Wählen überhaupt nicht um Reife oder Kompetenz. Es werden einfach Stimmen gezählt. Und dabei zählt die Stimme des Politologieprofessors genauso viel wie die des betrunkenen, politisch uninteressierten Fußballfans."

So gesehen, ja. Und so gesehen hat auch Kinderarbeit einen emanzipativen Aspekt, sicher. Doch anders gesehen: Birgt ein Recht, in diesem Fall das Wahlrecht, wenn schon nicht de iure, dann doch moralisch auch Pflichten in sich? Und sind Kinder wirklich schon in der Lage Verantwortung zu übernehmen? Kinder füttern zum Beispiel Hamster so lange mit Radiergummis, bis sie tot im Käfig liegen. Hirnforscher geben zu bedenken, dass bei Kinder die Frontallappen, zuständig für die soziale Kompetenz, noch nicht ordentlich zusammengewachsen sind. Und außerdem sind Kinder meist konservativer als der Papst: Sie wollen jeden Tag Nudeln mit roter Soße essen, immer die gleichen Eltern haben, und sind auch ansonsten nicht gerade offen für lebensweltliche Experimente.

Bevor nun also die zukünftigen Bundestagssitzungen in die benachbarte Reichstags-Luxus-Kita verlagert werden, sollten vielleicht die sogenannten Erwachsenen dafür sorgen, dass der Karren nicht an die Wand gefahren wird. Und ihr Kinder, gebt fein Acht und geht schön spielen. Und freut euch, dass ihr überhaupt eine Kindheit habt.

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15 Kommentare

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  • PL
    Pippi Langstrumpf

    Erstaunlich, wie sich Erwachsene gegen Kinder aufplustern, wie es in der Geschichte immer war, wenn die Herrschenden um ihre hohe Position fürchteten, ja sogar wie Hobbes gegen die Demokratie - wie die Angst der Kapitalisten vor dem Proletariat! Und auch noch Erwachsene, die sich wohl überwiegend als "links" einstufen würden.

     

    Alle, auch die Taz-MitarbeiterInnen, die hier ein Argument nach dem anderen aus dem Hut zaubern, warum es angeblich lächerlich, ja sogar illegitim und unsere demokratische Staatsform an sich gefährdend ist, Kindern ein demokratisches Wahlrecht einzuräumen, sollte sich vergegenwärtigen, dass es stets exakt(!) dieselben Argumente waren, die Frauen vor nicht allzu langer Zeit das Recht auf Beteiligung an politischen Wahlen vorzuenthalten.

     

    Von der Unmündigkeit, geistigen Degeneriertheit keine Entscheidungen fällen zu können, über die ökonomische Abhängigkeit, die ohnehin keine freien Entscheidungen möglich macht usw.

     

    Fakt ist, dass Wahlrecht den Anspruch hat universell zu sein. Und wenn bestimmte Gruppen kategorisch vom politischen Prozess ausgeschlossen sind, ist es VOLLKOMMEN berechtigt darauf hinzuweisen und diese Praxis zu hinterfragen.

    Bloß weil ein paar PolitikerInnen sich ein Späßchen damit treiben und bei der Forderung nach Kinderwahlrecht eher von einem kommenden Wahlsieg träumen, statt aus demokratischen Überzeugungen zu handeln, macht den kategorischen Ausschluss von Kindern nicht zu einem geringeren demokratischen Problemfall oder gar zu einem Absurdum. In einer Demokratie muss auch immer die Frage nach der Legitimation gestellt werden.

    Und ich als Kind habe mich des öfteren gewundert, dass Erwachsene, also Mütter, die sich von einem prügelnden Mann zum nächsten Schikaneur flüchten, Männer, die ständig saufen und Frauen verprügeln und vergewaltigen, Erwachsene, die sich von Kindern nie rechtfertigen müssen, die aber Kinder in allem versuchen einzuschränken, um ihre Überlegenheit zu wahren, Erwachsene, die überwiegend selbst psychische Wraks sind und permanent auf der Suche nach einer geeigneten Kompensationsstrategie für ihre Komplexe, die Kriege führen und dabei sind sich gegenseitig zu zerstören, damit sie ihre eigene Verletzbarkeit nicht spüren müssen, warum diese Erwachsenen an politischen Wahlen teilnehmen dürfen, und damit doppelt über mich herrschen dürfen, im "Privaten" und in der Öffentlichkeit.

    Ein reflektiertes Kind, das Dinge hinterfragt, dass sich für die Umwelt engagiert, dass hochgradig empathiefähig ist (angeborene Eigenschaft), kann in den meisten Fällen damit rechnen, dass es mit Sätzen, wie "du verstehst das eben nicht", "das ist eben so", "das macht man eben so" mundtod gemacht wird und ihm seine Empathiefähigkeit, da wo sie die Erwachsenen stört, systematisch abtrainiert wird.

    Und ihr meint am Ende bleibt dann ein selbstreflexives, "vernünftiges", einfühlsames Individuum übrig? Ich hege hochgradige empirische Zweifel...

     

    Fakt ist, es ist vollkommen egal, welches Charakterbild und welchen Reflexionsgrad Kinder aufweisen, sie haben kein Wahlrecht, keines von ihnen. Fakt ist auch, es ist vollkommen egal, welches Charakterbild und welchen Reflexionsgrad "Erwachsene" (ab 18 Erwachsen, mit 17 noch Kind?) aufweisen, sie haben das Wahlrecht, alle von ihnen. Deshalb heißt es auch ALLGEMEINES Wahlrecht: damit soll EIGENTLICH ausgeschlossen werden, dass willkürlich bestimmte Gruppen von politischen Wahlen ausgeschlossen werden können. Aber dieses Problem mit dem "allgemeinen" Wahlrecht gab es schließlich schon immer. Auch Olympe de Gouges musste feststellen, dass sie sich geirrt hatte, als sie davon ausging, dass das, was sie mit ihren männlichen Genossen erstritt, ein allgemeines Wahlrecht sei, das Frauen einschließt... und wurde für diese Blasphemie hingerichtet, von ihren männlichen Genossen.

     

    Dazu passend gibt es ein Flugblatt der englischen Suffragetten vom Anfang des letzen Jahrhunderts:

     

    "What a woman may be, and yet not have the vote: Mayor, Nurse, Mother, Doctor or Teacher, Factoryhand.

    What a man may have been, & yet not lose the vote:

    Convict, Lunatic, Propietor of white Slaves (gemeint ist Zuhälter), unfit for Service, Drunkard."

  • C
    Christoph

    Ich empfehle die Lektüre des Gesetzesantrags, leicht bei Google zu finden. Dort werden einige der hier aufgeführten Argumente aufgegriffen und knapp, aber treffend behandelt!

    Gruß,

    Christoph

  • JB
    Joachim Bovier

    Kinderwahlrecht oder Dackel-Diktatur ?

    Es ist sicher schwer für manchen Hinterbänkler des politischen Betriebs wahrgenommen zu werden. Um so größer also die Freude, den eigenen Namen richtig gedruckt in der Zeitung wieder zu finden – ein kluger Vorschlag ist die Forderung nach einem Kinderwahlrecht mithin jedoch noch lange nicht. Vielmehr scheint es mir ein Schwachsinnsthema zu sein, das „Kinderwahlrecht“ das zur politischen Sommerpause als Thema immer mal wiederkehrt, ist ein Artverwandter des „Seeungeheuers Nessie“, das just zur selben Zeit auch immer wieder aus den Tiefen der schottischen Seen auftaucht oder der neckischen Delphine, die in den letzten Jahren, dank verbesserter Wasserreinhaltung, im Rhein zwischen Kölner Dom und Binger Loch die Daheimgebliebenen zu amüsieren pflegen..

    Überdies: wie kurz gedacht zu argumentieren, weil es um Kinder geht, müssten die trotz Unmündigkeit auch wählen können? Bitte? Nicht strafmündig, nicht vertragsfähig und über den Taschengeldparagraphen gerade mal zum Kauf von Cola und Gummibärchen fähig, das Schicksal der Nation bestimmen lassen? Wer das für richtig hält, der muss auch den Steuerzahlern das alleinige Wahlrecht zugestehen und die Transferempfänger politisch entmündigen, warum sollten die eigentlich wählen dürfen, die die anderen nur kosten – vielleicht müsste derjenige sogar eine Intelligenzprüfung dem Stimmrecht vorausstellen?

    Ferner: was ist mit unseren, im Grundgesetz ausdrücklich erwähnten Mitgeschöpfen, den Tieren? Und wie würden Rinder und Schweine entscheiden, wenn über den weiteren Betrieb von Schlachthöfen abgestimmt würde? Was halten Hühner von den Legebatterien oder bevorzugen sie tatsächlich Freilandhaltung? Und wenn die Menschen nun anders entscheiden als die Tiere, welches Votum soll denn dann gelten?

    Und nicht zuletzt von besonderer Bedeutung, welchen Prioritäten würde meine Dackeldame den Vorzug geben? Autoritätsgläubig wie sie nun einmal ist, schätze ich „Donna“ würde dafür stimmen, die Dackel-Diktatur einzuführen, Herrchen zu stundenlang andauernden Spaziergängen, zur Mäuse- und Hasenjagd und zum alltäglichen Knochenkauf zu verpflichten – würde sie mich wirklich durch Misstrauensvotum absetzen, wenn ich diesen Ansprüchen mal nicht genüge?

    Nein, im Ernst, um es mit Winston Churchill zu sagen: "Die Demokratie ist von allen bekannten schlechten Staatsformen immer noch die Beste" – lassen wir es dabei, wie die vergangenen 60 Jahre – wir sind gut damit gefahren! Basta !

  • SM
    Sascha Mantscheff

    Arno Schmidt schlug bereits vor 50 Jahren einen kleinen Test in Geographie und Geschichte vor, der vor dem allgemeinen Wahlrecht stehen sollte. Eine Anreicherung des gerade veröffentlichten Einbürgerungstests um ein paar entsprechende Fragen, die dann den wahlwilligen Kindern und Erwachsenen vorgelegt werden, könnte die derzeitige Praxis, das Wahlrecht vom Alter und damit von einer unterstellten, aber kaum zu belegenden geistigen und sittlichen Reife abhängig zu machen, ein wenig objektivieren.

    Natürlich ist so ein Fragenkatalog - wie die Debatte um den Einbürgerungstest zeigt - auch ein ideologisches Instrument. Aber eine öffentliche Debatte und ein allgemeiner Konsens darüber, was jemand wissen muss, der über die Geschicke dieser Gesellschaft mit bestimmen möchte, ließe sich wohl herstellen.

    Dann könnte tatsächlich jedes Kind wählen, das verstanden hat, worum es bei der Wahl geht. Und die Wählerschaft der Nazis dürfte schlagartig schrumpfen.

  • S
    Shrike

    Ich fürchte die Zweifler haben Recht.

     

    Für Erwachsene ist es schon schwer genug, unsere komplizierte Gesellschaft weit genug zu durchschauen, um auch die Details eines Wahlprogrammes vernünftig zu beurteilen.

    Dafür braucht man jede Menge Bildung, welche etwa ein Grundschüler nicht hat, wenn er nicht gerade eins dieser Wunderkinder ist.

     

    Und dann ein Kinderwahlrecht ?

    Nee, Leute, dass geht in die Hose.

     

    Damit dann in konservativen Familien das Familienoberhaupt der Kinderschar die Richtung einbläut, damit dann Parteien die PR-Abteilungen leerrekrutieren, welche bisher kommerzielle Werbung für die minderjährige Zielgruppe erdenken ?

     

    Kinder sind oft leicht beeinflussbar, wir sollten uns erinnern, welche Prioritäten wir damals in der Grundschule hatten.

    Und Kinder können sehr grausam sein, meine Erfahrung von Grundschule bis Uni lautet, je älter, desto freundlicher und vernünftiger.

    Fast immer.

     

    Wollen wir den Kindern die Kindheit NOCH mehr mit Propaganda versauen ?

     

    Schon jetzt wollen diverse Firmen das Taschengeld der Kleinen oder das Geld der Wünsche erfüllenden Eltern und müllen sie mit massenhaft MUSST-DU-HABEN-!-Werbung voll.

     

    Soll jetzt auch noch auf die Stimmen der Kids Jagd gemacht werden, in einem Alter, wo sie eher draußen spielen sollten ?

     

    Und was Wünsche angeht:

    Ich hatte als Kind ständig Wünsche und war selten zufrieden, andere Altersgenossen waren ähnlich.

     

    Man lernt später sich zu mäßigen, etwa, wenn man auch mal gearbeitet oder mindestens mal einige Monate Taschengeld für etwas Großes gespart hat.

     

    Aber wenn Mami jeden Wunsch erfüllt ?

    Fehlanzeige.

     

    Und da sollen sie dann die Haushaltsetats beurteilen ?

     

    Und die Ansichten der Eltern werden bei kleinen Kindern ja nieee im Leben eine Rolle spielen,

    gell ?

     

    Womöglich ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass man so ungewollt ein neues Klassenwahlrecht einführt, wo die kinderreichen Familien dann überproportional viele Stimmen haben, nur dass tatsächlich die Eltern über die Stimmen der Kinderschar verfügen wie über die eigene Stimme.

     

    Vorredner "Ein kleines Stimmchen" ist hier ein typisches Beispiel für linkes Gutmenschentum, welches einfach nicht einsehen will, dass gutgemeinten Ideen bisweilen durch die Realität Grenzen gesetzt werden.

     

    Und dass viele Erwachsene auch nicht besser sind, ist natürlich ein Riesenargument, diesen Zustand noch zu verschlimmern, indem man fünfjährige Kinder an die Urne lässt.

    Wenn man hingegen nur die Altergrenze herabsetzt, verschiebt man die Problematik nur.

     

    Dann sollte man eher was für mehr politische Bildung tun als solchen Quatsch zu fordern.

    Da sollen die Kinder dann auch ran, die Volljährigkeit kommt ohnehin von allein.

    Bis dahin sollen die jungen Wähler in spe sich erstmal den Durchblick erarbeiten, den viele Erwachsene heute leider oft nicht haben, ich glaube wir alle sind da besserungsfähig.

  • H
    Hoschi

    Wahlrecht für (Klein-)Kinder kommt meiner Meinung nach einem Klassenwahlrecht gleich.

    Kinderreiche Mütter oder Väter hätten dann ein mehrfaches Stimmgewicht als kinderlose Menschen. Ob davon CDU, SPD, FDP, Grüne, Linkspartei oder NPD profitieren, sei mal dahingestellt

    Ich wäre für ein Wahlrecht ab 16, damit wir, dank der bekifften Jugendlichen, mit der Linkspartei wieder den Sozialismus aufbauen können:-)

  • C
    Cadzedessus

    übrigens: findet diese äh Thematik ("weil sie jung sind") doch gerade ungefähr spiegelverkehrt im Einbürgerungstest ("weil sie fremd sind") ihr Äquivalent: Wieviele Freistaaten gibt's?

  • C
    Cadzedessus

    Ausschluss vom Wählendürfen "auf Grund ihres Alters"? Nein, sondern auf Grund der mangelnden Einsichtsfähigkeit und Willensreife. Ein allgemeines Rechtsprinzip, das sich auch im Geschäftsverkehr und bei der Strafmündigkeit mal schützend, mal beschränkend auswirkt und auch beim Wahlrecht ist augenfällig, wie richtig und nötig sowas ist. Eine Horrorvorstellung, dass sich die träge Masse der politisch ahnungslosen Geisterstimmen nochmal vergrößert und der Verdummungsmaschinerie noch Frischfleisch zugeführt wird. Wird dann im Dingsda-Stil über den Beck abgelästert? Denn wenn man sich die Art der Debattenführung in der breiten Öffentlichkeit ansieht, wie vulgär da Diskurs simuliert wird, mit welch primitiven Mitteln und Themen da Meinungen geschürt und Stimmen zu den verschiedenen Wurschtelcliquen gelotst werden - sei's mal von Teilen der Politik selbst oder spätestens ihrem von der geifernden Presse lancierten Ruf - na, da wäre doch eher mal seriös über das Gegenteil zu diskutieren. Ein Wahlführerschein mit Rahmenprogramm würde beide Seiten des politischen Spiels beleben. Das ist jetzt freilich Utopie und alles, aber jedenfalls der heißere Talkshowsommer, denn von der Seite angenährt lassen sich da ein paar relevante Gesellschaftsprobleme beackern.

  • GN
    götz Niemann

    Warum eigentlich nicht...Ob nun Kinder wählen oder Erwachsene, welche sich der Tragweite Ihrer Wahlentscheidungen nicht bewusst sind, ist doch egal. Letztlich kommt sowieso eine Koalition dabei heraus welche im Rahmen des Möglichen haushaltstaktisch eh nur die Pleite verwalten kann.

     

    Wie wär es denn, Kindern auch das passive Wahlrecht zu geben; da würd`ich auch mal wider wählen gehen!

  • B
    Beinemann

    Danke, genau das.

  • TA
    Terry Amos

    Herzlichen Glückwunsch! Das Sommerloch ist quasi noch garnicht da und schon stehen die ersten mitten drin und freuen sich über Kameras und Mikrophone. Der Vorschlag der 46 Pappnasen ist ausgemachter, grob gehobelter Unfug! Bloß weil die vier Parteien der alten Bundesländer die Konkurrenz von links fürchten fällt ihnen jetzt auf einmal das minderjährige Fünftel der Bundesbürger ein? Eltern haften für ihre Kinder; deshalb wählen sie jetzt auch für eben diese? Schwachsinn!

  • EK
    Ein kleines Stimmchen

    "Und sind Kinder wirklich schon in der Lage Verantwortung zu übernehmen?"

     

    Es ist vielenteils eine fiktionale Erzählung der Position der Erwachsenen, dass diese angeblich so souverän und moralisch Verantwortung übernehmen während Kindern einfach sämtliches Gefühl für Verantwortung abgesprochen wird. Seltsamerweise sind viele Kinder aber nicht so deppert wie viele Erwachsene, wenn sie meinen ihnen etwas von Verantwortung, Intelligenz und dergleichen erzählen zu können. Und sollten Erwachsene Kinder hin und wieder doch mal etwas ernster nehmen und ihnen zuhören, dann bemerkt man auch, dass Kinder bspw. nicht grundsätzlich für Krieg, sondern häufiger auch mal dagegen sind - und die Erwachsenen? Tja, wenn die häufiger mal für Krieg sind und Bomben hageln lassen, kann man ja wirklich von Verantwortung für Andere sprechen. Glückwünsch!

     

    Des weiteren: Wie soll man Verantwortung lernen, wenn man selbige nicht lernen darf?

     

    "Kinder füttern zum Beispiel Hamster so lange mit Radiergummis, bis sie tot im Käfig liegen."

     

    Es ist de facto so, dass relativ viele Kinder durch die Gewalt von Erwachsenen sterben bzw. mehr oder minder schwer verletzt werden. Ob die Menge an von Kindern durch Radiergummi zu Tode gebrachten Hamstern da ernsthaft mithalten kann, wage ich doch sehr stark zu bezweifeln:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kindestötung

     

    (Und die Menge an durch Kinder getötete oder schwer verletzte Erwachsene begrenzt sich wohl auf eine Zahl, die statisch mit 5 Fingern abzählbar ist, wenn man denn überhaupt eine Hand dazu braucht...)

     

     

    "Und außerdem sind Kinder meist konservativer als der Papst: Sie wollen jeden Tag Nudeln mit roter Soße essen,"

     

    Das ist wenigstens halbwegs gesund. Die vielen Erwachsenen, die weltweit dazu beitragen, dass gesundes Essen eine Mangelware wird (das sind bekanntlich extrem viele: schließlich ist bio-vegane Ernährung ja ein Nischenphänomen) und so gigantische Mengen an Fleisch in sich hineinstopfen, dass nebenbei noch die Umwelt kaputt geht während sie - mit voller sozialer Kompetenz und Verantwortung natürlich - ganze Massen an Hunderttausenden und Millionen Tieren abschlachten, sind natürlich ganz und gar nicht konservativ, ne?

     

    Und außerdem: Was wollen viele Erwachsene nicht alles haben: Z.B. 4 Orgasmen pro Tag, ein Schiff (und zwar eins, das nicht 4 Euro im Spielzeugladen kostet), Gold, Öl, Gott...

     

    "immer die gleichen Eltern haben,"

     

    Mensch verständige sich mal mit Kinderhilfseinrichtungen. Die kennen genug, die gerne wechseln würden. Vielleicht möchte Herr Reichert auch einem jüngen Flüchtling vor erwachsener Gewalt Asyl gewähren?

     

    "Bevor nun also die zukünftigen Bundestagssitzungen in die benachbarte Reichstags-Luxus-Kita verlagert werden, sollten vielleicht die sogenannten Erwachsenen dafür sorgen, dass der Karren nicht an die Wand gefahren wird."

     

    Das versuchen sie nun schon seit über 2000 Jahren und waren öfter mal nicht gerade erfolgreich. Mit Kindern kann es kaum noch schlimmer werden, eher wird es besser. Dann gibt es auch endlich mal weniger Gewalt gegen Kinder.

     

    "Und ihr Kinder, gebt fein Acht und geht schön spielen. Und freut euch, dass ihr überhaupt eine Kindheit habt."

     

    Wählen ist ein Recht und keine Pflicht. Aber viele Erwachsene scheinen aus leicht realitätsverlüstigen Gründen oder sonstigen Formen der Unwissenheit diesen Umstand und Unterschied nicht so ganz zu kennen. Deswegen werden alle Kinder auch mit Wahlrecht ihre volle Kindheit behalten - ob sie einiges davon für politisches Geschehen und die Ausübung des Wahlrechts einsetzen, bleibt ja voll und ganz ihnen überlassen. Oder möchte da etwa jmd. einigen Kindern ihre Kindheit absprechen?

     

    In dem Sinne: Für ein direktes, nicht durch Eltern ausgeübtes Wahlrecht von Geburt an.

    Mehr Infos gibts auch bei den schon von Herrn Reichert erwähnten Kinderrächtszänkern: http://kraetzae.de/home/

  • V
    vic

    Wahlrecht für Kinder?

    Es erfüllt mich mit Abscheu und Ekel, wenn ich mir vorstelle wie die Wahlkampfmittel dann aussehen. Geschenke für die Kleinen, alles wird geherzt und geküsst was nicht schnell genug auf den Bäumen ist. Es wird noch gnadenloser für dumm verkauft, gelogen, versprochen und gebrochen was das Zeug hält. Und jede Partei hält sich ihren eigenen "Knut" zum Kuddeln.

    Ein energisches und dringendes NEIN!!!

  • I
    Irene

    Gibt es denn in irgendeinem demokratischen Land auf der Welt ein Kinderwahlrecht? Weiss das jemand?

  • EM
    Eric Manneschmidt

    Die Formulierung von den "sogenannten Erwachsenen" bringt es ziemlich gut auf den Punkt.

    Naja, und die konservativen Versuche mit Krätzä in einen Topf zu werfen, finde ich etwas unseriös. Immerhin funktioniert das konservative Stellvertreter-Kinderwahlrecht ungefähr so wie ein "Frauenwahlrecht" welches allen verheirateten Männern eine zusätzliche Stimme gäbe (statt den Frauen selber).

    Überhaupt wissen wir ja heute, dass Frauen eigentlich gar keine Verantwortung übernehmen und statt dessen lieber Hamster mit Radiergummis füttern oder ich weiss nicht was...