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Neue Richtlinien des UmweltministeriumsRückkehrrecht für Atommüll

Die neuen Anforderungen für atomare Endlager sorgen für Verwirrung: Der Müll soll zwar eine Million Jahre sicher lagern, aber gleichzeitig "theoretisch rückholbar" sein.

Die geologische Formation des Endlagers soll eine Million Jahre stabil bleiben. Bild: dpa

Die vom Umweltministerium vorgelegten neuen Sicherheitsanforderungen für Atommüll-Endlager sorgen für Verwirrung. Minister Sigmar Gabriel (SPD) widersprach am Mittwoch der Interpretation, er wolle Atommüll künftig so lagern, dass dieser zu einem späteren Zeitpunkt grundsätzlich wieder aus dem Endlager zurückgeholt werden kann. "Es gibt keinen Paradigmenwechsel. Unser Ziel bleibt ein Endlager, das am Ende dauerhaft verschlossen wird", sagte Gabriel bei der Vorstellung des Jahresberichts des Bundesamts für Strahlenschutz in Berlin.

Die geplanten Anforderungen verlangen, dass die geologische Formation eine Million Jahre stabil bleibt. Dass das Papier des Ministeriums zugleich die Möglichkeit zur Rückholung erwähnt, begründete Gabriel damit, "dass wir späteren Generationen diese theoretische Möglichkeit nicht dauerhaft verbauen dürfen". Die Frage ist deswegen relevant, weil ein nicht endgültig verschlossenes Endlager wegen der permanent notwendigen Sicherung höhere Kosten verursachen würde und zudem als weniger sicher gilt.

Damit die Rückholung prinzipiell möglich bleibt, soll der strahlende Müll nun in Behältern gelagert werden, die mindestens 500 Jahre haltbar sind. Eine direkte Einlagerung strahlender Glaskokillen wird es nicht geben, sagte Gabriel. Weiter spezifizieren will der Minister die Anforderungen und den notwendigen politischen Prozess bei einem internationalen Symposium, das Ende Oktober in Berlin stattfinden wird.

Während die Arbeiten für die Umrüstung des Bergwerks Schacht Konrad bei Salzgitter zum Endlager für schwachradioaktiven Müll planmäßig laufen, rechnet der Umweltminister in dieser Legislaturperiode nicht mehr mit einer Einigung auf einen Standort für stark strahlenden Atommüll. Die Blockadehaltung der unionsgeführten Bundesländer verhindere sogar die Verständigung auf das weitere Verfahren der Suche. Bayern und Baden-Württemberg drängen darauf, lediglich den Salzstock Gorleben weiter zu untersuchen; Gabriel hingegen hat die Erkundungsarbeiten dort so lange gestoppt, bis alle bundesweit in Frage kommenden Standorte analysiert worden sind. "Die große Begeisterung für die Atomkraft endet stets bei einem Endlager im eigenen Bundesland", sagte Gabriel. Das sei ein Zeichen für "politische Feigheit".

Auch Überlegungen, den Atommüll in andere Länder zu exportieren, erteilte Gabriel eine Absage. Zum einen existiere weltweit weder ein Endlager für hochradioaktiven Müll noch internationale Sicherheitskriterien. Zudem halte er solche Pläne für politisch unverantwortlich, sagte der Minister. "Wenn wir bei die Entsorgung des Atommülls von anderen Ländern abhängig sind, werden wir erpressbar."

Noch keine Entscheidung gibt es unterdessen über die Zukunft der niedersächsischen Schachtanlage Asse, in der Atommüll offen lagert und radioaktive Lauge auftritt. Forderungen, den Müll zurückzuholen, hält Gabriel angesichts des damit verbundenen Risikos für verfrüht. Zunächst soll die Haltbarkeit des Deckgebirges weiter untersucht werden.

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2 Kommentare

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  • V
    vic

    Atomkraftwerk, Endlager, Kohlekraftwerk, Mülldeponie, etc...

    Na klar, aber doch nicht vor meiner Tür!

    ..."Die große Begeisterung für die Atomkraft endet stets bei einem Endlager im eigenen Bundesland", sagte Gabriel"...

    Wer hätte gedacht, dass da auch mal ein vernünftiger Satz rauskommt.

    Ergo: Endlager künftig immer dezentral direkt beim Kraftwerk. Ist ja alles sicher in D.

    Vorteil:

    Gebündelte Gefahr und die Begeisterung wird bald nachlassen.

  • WE
    Wolfgang Ehmke

    Pressemitteilung 21.08.08

    „Weiß die linke Hand nicht, was die rechte macht?“ – Die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) konterkariert die Endlagerpolitik Sigmar Gabriels.

    BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg widerspricht dem Bundesumweltminister

    Das Bundesumweltministerium plant nach den Worten des Ressortchefs Sigmar Gabriel den sicheren Einschluss radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen, eine Langzeitzwischenlagerung oder die Rückholung des Atommülls aus einem stillgelegten und verschlossenen Endlager sei nicht geplant. Entsprechenden Medienberichten, das BMU erwäge nun auch für eine Phase von 1000 Jahren nach der Einlagerung die Rückholbarkeit der Nuklearabfälle, trat Gabriel entschieden entgegen.

    Die FAZ hatte ein Positionspapier des BMU zitiert, in dem es hieße, eine gegebenenfalls von künftigen Generationen „für notwendig erachtete Rückholung der Abfälle aus dem stillgelegten und verschlossenen Endlager darf nicht unnötig erschwert werden“. Deshalb seien die Daten zu Abfällen und Lagern in einem Umfang zu dokumentieren, die es erlauben, auf eine Deponie zugreifen zu können. Gabriel betonte hingegen, die Behälter sollten so konstruiert sein, dass für 500 Jahre der sichere Einschluss garantiert sei. Insgesamt sollten die Abfälle für eine Million Jahre von der Biosphäre abgeschirmt werden.

    „Ein solches Versprechen – Sicherheit für eine Million Jahre - halten viele Menschen für Hybris“, hält die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg dem Bundesumweltminister entgegen. Es sprenge schlicht das menschliche Beurteilungsvermögen. Schon die Aussicht auf 500 Jahre Sicherheit durch die technische Barriere „Behälter“, sei eine zweifelhafte Angelegenheit, wenn weder das BMU noch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das mit der Errichtung eines Endlagers betraut ist, hätten bisher darauf reagiert, dass die Baufirma, die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE), derzeit eine behälterlose (!) Einlagerung hochradioaktiver Abfälle erprobt. Schon Anfang Juli hatten die Gorleben-Gegner öffentlich darauf hingewiesen, dass die DBE in ihrer Versuchsanlage in Landsbergen/Weser, einem alten Kohlekraftwerk, entsprechende Versuche, das Hantieren mit den sogenannten BSK-3-Kokillen durchführe. Bisher sollten die Castorbehälter nach einer längeren Lagerzeit – die Castoren sind lediglich Transport- und Lagerbehälter - in der Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) Gorleben entladen werden. Brennelemente bzw. verglaste hochradioaktive Abfälle aus der Wiederaufarbeitung würden in Pollux-Behälter – die Endlagerbehälter – umgepackt. Die dickwandigen Pollux-Behälter galten als erste Barriere in einem Mehrbarrierenkonzept bei der Endlagerung radioaktiver Abfälle. Nun würden lediglich Abschirmungen beim Hantieren mit den BSK-3-Kokillen verwandt, um die Strahlenbelastung des Personals zu minimieren, auf Behälter würde verzichtet. Ein BI-Sprecher: „Da weiß nun offensichtlich die linke Hand in der Endlagerdebatte nicht, was die rechte macht. Die Frage ist auch, wer finanziert derartige Versuche, denn die DBE bekommt über die Endlagervorausleistungsverordnung das Geld aus Berlin.“

    Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06