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Kommentar HomophobieDer schwule Reggae

Martin Reichert
Kommentar von Martin Reichert

Schwulenfeindliche Musiker sollten öfter nach ihrer Landung im Schengen-Raum mit einem Rückflugticket begrüßt werden: Und tschüss.

Links lesen, Rechts bekämpfen

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Martin Reichert
Redakteur taz.am Wochenende
* 21. Februar 1973 in Wittlich; † 26. Mai 2023 in Berlin, war Redakteur der taz am Wochenende. Sein Schwerpunkt lag auf gesellschaftlichen und LGBTI-Themen. Er veröffentlichte mehrere Bücher im Fischer Taschenbuchverlag („Generation Umhängetasche“, „Landlust“ und „Vertragt Euch“). Zuletzt erschien von ihm "Die Kapsel. Aids in der Bundesrepublik" im Suhrkamp-Verlag (2018). Martin Reichert lebte mit seinem Lebensgefährten in Berlin-Neukölln - und so oft es ging in Slowenien

15 Kommentare

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  • E
    :)ens

    @Chris B & Co.:

     

    „Fire Pon“ … was?

    Also ich kenn „Fire Pon De West“ (u.a. eben wegen der Diskriminierungen, die hier alltägliche Realität sind; ob gegenüber Frauen, Armen, Homos, oder sonstwem oder was)

    oder auch „Fire Pon Babylon“ bzw. „Bun Dun Babylon“ (aus ähnlichen Gründen).

    Das sind politische Aussagen, die gemacht sind, dass sie bei den Menschen ankommen und möglichst auch was bewirken! Ein Aufbegehren gegen die Verhältnisse, wie sie sind, weil sie verschiedentlich schädlich sind für Dinge, die gut sind: Liebe, Gemeinschaftlichkeit, Demut, Freude, Gleichheit, Brüderlichkeit.

    Davon abgesehen, dass Viele die Texte nicht (richtig) verstehen (wollen/müssen), um drauf abzugehen – auch die „Gangster-Dancehall-Kings“ wollen Botschaften unter die Leute bringen.

    Zwar sind die dabei seit vielen Jahren eng orientiert an „Gangsta-Rappern“ aus den USA, die ja auch gern einen hoch kriegen auf ihre fetten Waffen und was sie alles mit anders-Denkenden machen… Aber was bleibt ist, was sie denken und, vor allem: Sagen!

     

    Und: Das ist nicht gut!

    Aber solange offensichtlich ein Zusammenhang besteht zwischen Erfolg und fiesen Gangsta-Gedanken – why a change? – Würde allerdings auf nem Konzert oder noch besser Festival die Crowd Buhen oder sich umdrehen, sobald solche Hasstiraden losgefeuert würden – was glaubst Du z.B., Chris B, was plötzlich für ne schöne Dynamik entsteht! Denn auch die Kings werden nicht gern gedisst! Also kommen sie nicht mehr oder singen nicht mehr so´n Scheiß – oder sie erklären, was sie eigentlich damit meinen (falls es echt Sinn macht in deren Augen). Das wär gut.

     

    Aber die kritiklose Verehrung und Texte, naja, sind doch egal … das führt zu nix Gutem.

    Oder? Wenn doch: Zu was?

     

    Übrigens: Reggae, Roots, Rasta – das ist eigentlich das Gegenteil von Hass, Diskrimierung, übler Nachrede, Gewalt und Egoismus. NAchzulesen in wundervollen Texten – nicht nur von Bob Marley und anderen Verstorbenen. Auch lebendige, dancin und tellin-Rastas wie Bunring Spear, Macka B, Sister Carol – die reden nur von dem Einen: Unity, Love, Understanding (oder besser: Overstanding). – Und das, obwohl man zu der Mucke von denen voll abgehen kann, weil sie rockt, movt, groovt, hittet und nicht nur Körper, sondern auch Geist

    mitreisst!

     

    Rasta love!

    Unity. Respect.

     

    PS: Übrigens sind auf Jamaica nur ein ganz kleiner Prozentsatz Rastafaris; und von denen ein ähnlich kleiner Prozentsatz Homo-feindlich, das ist sicher.

    Die gesellschaftlich anerkannte und (wie behauptet) quasi auch eingeforderte Homo-Feindlichkeit ist so eher westlich/britisch/kapitalistisch – denn auch die Kalifornier etc. wollen am liebsten schießen lassen auf alles, was genügend „anders“ ist als sie. – Klug, diese einfache Möglichkeit wahrzunehmen, von zu-kurz-Denkenden gehört und geliebt zu werden…

  • M
    Martin

    Hej, Leute, mal eben ein paar Schwulen etwas aufs Maul geben und sie anspucken, ist künstlerische Freiheit? Und Zeilen wie "Queers must be killed! Shoot them like birds"? Ich denke, da sollte man erst einmal bei Herrn Westerwelle nachfragen, ob dieses wirklich 100%ig ok ist. Vielleicht ausnahmsweise in diesem Einzelfall? Ansonsten gelte, so die Anhänger dieser Art der Mordaufforderungen, angeblich eine künstlerische Freiheit? Na, dann könhte man ja auch problemlos dazu aufrufen, diese Personen abzuknallen, aus Notwehr. Denn Notwehr ist ja zumindest legal.

  • RF
    Reggae Fan der nicht jeden Text hören muss

    Wird homophobe Gewalt durch homophobe Liedtexte gesteigert?

     

    JA!

    Sie können als Legitimation dienen. Und den Eindruck erwecken, man gehöre zu einer Mehrheit.

     

    Ich selber habe schon die mehrfach beim Gespräch mit so manchen Reggae-Fan oder Rastafari-Fundamentalisten widerwärtige Sachen gehört. Da ging es auch schon über das "ich hasse die ekligen Schwuchteln" hinaus zu Gewalt- und Mordaufrufen.

     

    Aber auch in anderen Fragen, z.B. Frauenrechte, sind Großteile des Rastafaritums nicht sehr fortschrittlich. Mit "Burn White Jesus", "Alles Böse kommt aus Babylon" (der westlich-europäischen Welt) aber sogar auch "Homosexualität ist eine Krankheit des weißen Mannes die den Schwarzen infiziert hat" gibt es da auch Rassismus.

     

    Aber den Rassismus Wollen Rasta Leute hier zu Lande nicht wahrhaben. Für die meisten ist es ja sowieso nur eine Legitimation zu kiffen.

    Genauso wenig wollen viele Reggae-Fans hören, dass es außer der Naziszene vielleicht, kaum eine Jugendkultur gibt die so homophob ist. Nimmt sich nichts mit den Hoppern...

     

    Gerade da ich selber gerne Reggae höre finde ich es gut das Leute versuchen den Extremismus dieser Szene zu bekämpfen.

     

    Und wenn dann einer erzählt die Jamaikaner wären einfach NOCH nicht richtig erzogen... Wow. Hätte er auch sagen können: "Der Neger macht ja schon schöne Musik, aber ansonsten ist er noch nicht so weit." unglaublich...

     

    Stay Rude, Stay Rebell, Stay Radical

    Gegen jede Form von Chauvinismus

  • R
    Ropa

    @von sizzla

     

    Aha, aber deine Aussage hat man zugelassen. Vielleicht sind deine Fans doch nicht alle deiner Meinung.

  • JW
    jeigert wonas

    Ich finde das Verbot gerechtfertigt.

     

    Ich hab selbst Elephant Man gehört, mich mit den Texten allerdings nie befasst, da man ihn größtenteils nicht raushören kann wegen seiner jamaikanischen Ausprache.

    Nun da ich gehört habe, was diese Texte so enthalten und mich davon selbst überzeugen durfte, werde ich mich klar von diesem Künstler distanzieren.

    Schwulenfeindlichkeit hat für mich nichts mehr mit Musik oder Kunst zu tun und hat nichts darin zu suchen.

    Meinungen sind zwar gerechtfertigt, sollten sich allerdings tolerant zeigen.

    Zu Mord und Gewalt gegen Schwule aufzurufen ist nur noch ekelhaft.

  • S
    sizzla

    sehr stark von euch die aussagen von manchen fans nicht zu zulassen.und somit die einträge nicht reingesetzt werden nur weil ihr wisst das die aussagen der wahrheit ensprechen.

  • C
    Clara

    Es ist absolut RICHTIG das die Konzerte abgesagt wurden und "Elephant Man" nicht einreisen darf!

     

    So jemand sollte in Deutschland kein Geld verdienen können!

     

    @Chris B und

    @Sven :

    Das was sie schreiben ist blanker Hohn!

     

    Und auch so manch anderer hier sollte seine Worte mal gut überdenken.

    Nen bisschen Menschlichkeit und Anstand könnte nicht schaden.

  • CB
    Chris B.

    Totaler schwachsinn dieses Verbot hab mich so auf das Konzert gefreut und jetzt sowas

     

    Fire pon ...

  • S
    Sven

    Es ist doch total lächerlich.

    Jetzt wurde das Elephant Man Konzert in Stuttgart abgesagt bez. Einreiseverbot.

    So lange unsere lieben Politiker keine anderen Probleme haben. Ich kenne keine Menschen die Elephant Man o. dancehall wegen der Schwulenfeindlichen Texte hören. Ganz im gegenteil. Ich habe einen schwulen freund der dancehallmusic regelmäßig in clubs auflegt. Ich meine das die texte nur über gewalt sex u. drogen handeln ist nunmal so trozdem liebe dancehallmusic. Es kommt ja auf die musik den rhytmus, beat, riddim...usw an. Hauptsache am wochende im club party machen und den alltag vergessen. Achja cds zensieren ist ja der größte witz welcher jugendlich kaut den noch cd naja anderes thema

  • R
    Roots

    Die Roots sind hier aber werden in der medialen Öffentlichkeit völlig ausgeblendet. Es gibt eine grosse Reggae- und Soundsystemszene ausserhalb des Dancehallmainstreams in der keinerlei Hasstexte gespielt werden und wir finden auch keinen Gefallen an irgendwelchen Texten, gleich welcher diskriminierender Art, ob nun gegen Frauen, Schwule, Drogensüchtige oder sonst welcher Gesellschaftsschichten.

    Roots

  • C
    ciah

    die extrem schwulenfeindlichen texte im reggae haben ihre wurzeln (roots, schon klar) nicht in einer homophoben mode, die neuerdings um sich greift.

    die ursachen liegen viel mehr in einem staat, der homosexuelle handlungen gesetzlich verbietet und in einer gesellschaft, die schwule und lesben auf das grausamste diskriminiert.

    in den meisten jamaicanischen regionen ist es lebensgefährlich für schwule und lesben, ihre homosexualität offen zu leben.

    schon als homosexuell verdächtigte männer und frauen müssen mit gewalttaten rechnen.

     

    http://www.amnesty.de/umleitung/2006/deu03/059?lang=de&mimetype=text/html&destination=node%2F2942

     

    vic, das sind die roots.

  • A
    anke

    @Tobias Rapp:

    Mag ja sein, dass der Unterschied zwischen Kunst und Wirklichkeit die Essenz ausmacht. Das Problem ist nur, dass es Leute gibt, die nicht nur die Kunst, sondern die Welt und ihre Essenzen im Allgemeinen nicht sonderlich gut verstehen und die deshalb auf alles losgehen, was nicht ins Schema F passt. Weil die Kunst nun immer mal wieder (und sei es auch nur zum Zwecke der eigenen Legitimation) behauptet, sie könne zum Weltverständnis (oder doch wenigstens zur Welterträglichkeit) beitragen, muss sie es sich gefallen lassen, wenn hin und wieder jemand sie fordert. Für Freund Reggae gilt an dieser Stelle das, was für alle anderen auch gilt: Mitgegangen - mitgehangen. Und denkbar immerhin ist es ja, dass die Kunst den Desorientierten dieser Welt (und damit auch deren potentiellen Ofern) durchaus weiter helfen könnte, wäre sie nicht immer so fürchterlich stolz darauf, was ganz besonderes zu sein. Meinen Sie nicht?

  • TF
    Tobias Fleige

    Ich bin so beruhigt, daß Volker Beck in der weiten Welt doch immer noch genug Schwulenhasser findet, die keine Moslems sind. Im anderen Fall müßte er sich eingestehen, daß es eine Gruppe gibt, die Ihm noch mehr am Herzen liegt als die der Schulen und Lesben, nämlich die der schwulenfeindlichen Moslems in Deutschland.

  • V
    vic

    und Reggae war mal Musik für alle - one world.

    Let´s get together and feel allright.

    Wo sind sie geblieben, die Roots?

  • TR
    Tobias Rapp

    Als Vertreter des popkulturellen Bescheidwissermilieus möchte ich darauf hinweisen, dass der Unterschied zwischen Kunst und Wirklichkeit essentiell für jedes Verständnis der Welt ist.