Neuer Star an der UdK: Der Sonnenprofessor
Olafur Eliasson wird Professor an der Universität der Künste. Mit dem berühmten Dänen will die UdK ihr ramponiertes Image aufbessern. Zur Inthronisierung am Freitag kam schon mal viel Prominenz.
Geboren wurde Olafur Eliasson 1967 in Kopenhagen, wo er an der Königlich Dänischen Kunstakademie studierte. Seit 1994 lebt und arbeitet er in Berlin und Kopenhagen. Aus seinem Atelier in der Invalidenstraße zieht er derzeit um in ein dreigeschossiges Haus im Pfefferberg. Dort beschäftigt er auf 280 Quadratmetern rund 30 Mitarbeiter, nächstes Jahr wird er als Professor dort auch Studierende der Universität der Künste unterrichten.
Eliasson schafft raumgreifende Hightech-Installationen mit poetischer Note. Unter anderem färbte er das Wasser von Flüssen an mehreren Orten der Welt grün. Der Durchbruch gelang ihm 2003 mit der Installation "The Weather Projekt", bei der er Nebelschwaden und eine glühende Sonne in die Londoner Tate Modern baute. Für BMW vereiste er im Mai 2008 ein Rennauto. Im Juni installierte er vier künstliche Wasserfälle in New York.
Für die Universität der Künste (UdK) war es ein sonniger Freitagmorgen. Goldenes Herbstlicht durchflutete die Atelierräume in der Christinenstraße, in denen die Uni-Leitung gemeinsam mit Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) ihren neuen Star präsentierte: Der weltweit bekannte Künstler Olafur Eliasson wird künftig in Haus 2-3 des Pfefferbergs eine UdK-Klasse in Bildhauerei unterrichten.
Mit dem gefeierten Dänen habe man einen Künstler gewonnen, der den transdisziplinären künstlerischen Ansatz der Hochschule weiter entwickeln werde, sagte UdK-Präsident Martin Rennert. Der Berufung seien drei Jahre "vertrauensvolle und intensive Gespräche" vorausgegangen, um Eliassons Lehrkonzept mit den formalen Gepflogenheiten der Hochschule zusammenzubringen.
Ab 1. April 2009 wird Eliasson in der dritten Etage seines Atelierhauses 15 Studierende unterrichten. Der Künstler, der sich mit raumgreifenden Hightech-Skulpturen wie einer goldenen Sonne, einem gefrorenen Auto und zuletzt Wasserfällen in New York einen Namen machte, begreift seinen Lehrauftrag als gesellschaftliche Verantwortung.
Er strebt ein fünfjähriges Rechercheprojekt an, in dem die Studierenden zusammen mit den Angestellten seines Privatateliers und Wissenschaftlern arbeiten sollen. "Ziel der Forschung soll eine gesellschaftlich basierte Farbtheorie sein", sagte Eliasson. Begleitend sind öffentliche Workshops, Vorträge und Ausstellungen zusammen mit Berliner Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen geplant. Der Wissenschaftssenat unterstützt das "grenzüberschreitende Exzellenzprojekt" mit einer Million Euro aus dem Masterplan für universitäre Bildung.
Für die UdK, die schon immer stark auf bekannte Namen setzte, ist die Berufung Eliassons ein dringend notwendiger Erfolg. Das Image der Hochschule litt empfindlich durch den Abgang gleich dreier bekannter Professoren in der letzten Zeit: 2006 kündigte der frisch berufene Maler Daniel Richter aus Protest gegen verkrustete Strukturen. Der kanadische New-Media-Star Stan Douglas, der sich mit der Verwaltung überworfen hatte, folgte. Wenig später ging auch der britische Bildhauer und Turnerpreisträger Tony Cragg.
Dass man nun den grenzüberschreitend arbeitenden Eliasson gewinnen konnte, wertet Ana Dimke, Dekanin der Fakultät Bildende Künste, als Ausdruck eines umfassenden Generationenwechsels. "Seit ein paar Jahren findet ein nötiger Strukturwandel statt. Das Haus muss sich nach außen öffnen und gleichzeitig seine Tradition bewahren."
Allerdings hat Eliasson die ihm angetragene Professur auf Lebenszeit abgelehnt und auf einer fünfjährigen Befristung bestanden. Vielleicht eine Vorsichtsmaßnahme angesichts der Erfahrungen seiner Vorgänger. Vielleicht aber auch im Hinblick auf die eigene Karriere, die neben dem Lehrbetrieb nun hintanstehen muss. Denn eins stellte Eliasson am Freitag klar: "Die Schule läuft bei mir nicht nebenbei. Ich gehe in dieses Fünfjahresprojekt wie in alle Projekte, die ich mache: Alles oder nichts."
Die nächsten Monate wird der künftige Professor dafür nutzen, die Infrastruktur für sein neues Institut zu schaffen: Die oberste Etage seines dreistöckigen Atelierhauses im Pfefferberg will er auf eigene Kosten in kleine Atelier- und Werkstattbereiche unterteilen, in denen die Studierenden arbeiten sollen. Ein Gemeinschaftsbereich mit Multimedia-Ausstattung soll als soziale Plattform dienen. Auch einen Austausch mit Eliassons 30 Angestellten im Büro darunter soll es geben. Doch nicht alle Bereiche seines Ateliers werden zugänglich sein. "Meine große Kreissäge und andere Werkzeuge bleiben tabu", sagte Eliasson. Für die eigenen Objekte müssten die Studierenden die UdK-Werkstätten nutzen.
Wie sich der Arbeitsalltag der Eliasson-Klasse zwischen dem Pfefferberg und dem räumlich weit entfernten Mutterinstitut in der Hardenbergstraße bewerkstelligen lässt, wird sich zeigen. In gewisser Hinsicht werden die fünfzehn Auserwählten, die durch eine UdK-übliche Aufnahmeprüfung ausgesucht werden, durchaus privilegiert sein: Sie werden von den großzügigen, liebevoll renovierten und gut ausgestatteten Räumlichkeiten profitieren, die Eliasson 2005 von der Pfefferberg Entwicklungs-KG kaufte. Durch die räumliche Nähe zum Mitarbeiterstab des Künstlers können die Studierenden auf geballtes Wissen zugreifen.
Auch kulinarisch werden die Eliasson-Schüler einen beträchtlichen Standortvorteil genießen: Im Erdgeschoss des ehemaligen Sudhauses hat der Künstler eine Hauskantine einrichten lassen, in der jeden Tag Frisches aus Brandenburger Bioanbau serviert wird. Könnte sein, dass die am Freitag vielbeschworene Kommunikation zwischen Haupthaus und Pfefferberg künftig in Form von Kantinentourismus stattfindet.
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