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Abschluss des taz-KongressesAlles hat ein Ende

Und wie war es? Vor allem: rappelvoll. 2.500 Menschen kamen zum taz-Kongress. Damit war er restlos ausverkauft, etliche mussten heim geschickt werden, unter lautem Protest.

Oh Augenblick verweile doch, du bist so schön. Bild: monica araus-sieber

Ein abschließender Satz? Ein Statement? Irgendwas, das alles zusammen fasst? Kaum möglich. Heute Nachmittag ist in Berlin der tazkongress 09 zu Ende gegangen; zwei Tage lang wurde im Haus der Kulturen der Welt diskutiert und gestritten, in rund 90 einzelnen Veranstaltungen. Über die Welt von morgen und über Möglichkeiten, wie man sie verändern kann. Immerhin lautete das Motto des kongresses: "Tu was! Utopie & Freiheit".

Welche Antworten dabei herauskamen, hat die taz am Wochenende umfassend berichtet. Ein Novum in der 30-jährigen Geschichte: Über einen Großteil der Vorträge, Lesungen, Diskussionen und Konzerte wurde zeitnah im Blog 30jahre.taz.de abgebildet. Dort ist alles nachzulesen und zu -sehen. In den kommenden Tagen gehen zudem Mitschnitte der Veranstaltungen online. Für all jene, die nicht da waren, aber wissen wollen, wie es war.

Und wie war es? Vor allem: rappelvoll. 2.500 Besucherinnen und Besucher kamen in die "Auster" an der Spree, gleich hinter dem Bundeskanzleramt. Damit war der tazkongress restlos ausverkauft, etliche Menschen mussten heim geschickt werden, unter lautstarkem Protest. In den Fluren uns Sälen des Hauses der Kulturen der Welt staute es sich indes. Zahlreiche Vorträge und Diskussionen waren wegen Überfüllung geschlossen.

Bei der Abschlussveranstaltung heute Nachmittag im Auditorium versuchte der stellvertretende taz-Chefredakteur Reiner Metzger, eine letzte, zentrale Antwort darauf zu finden, was denn nun zu tun sei zur Weltveränderung. Vergebens. "Jeder Mensch hat andere Möglichkeiten, sich zu engagieren: die Lehrerin, das Kindergartenkind...", sagte etwa Klaus Werner-Lobo und rief auf: "Macht also, was ihr machen könnt!"

Sven Giegold, Mitbegründer von attac, sagte, es brauche dringend eine parlamentarische Mehrheit, also Rot-Rot-Grün. Allerdings habe man schon unter Rot-Grün gesehen, dass es auch NGOs geben müsse, die sich engagieren und den Schwung aufrecht erhalten. Die Journalistin Ute Scheub sagte, sei die gesellschaftliche Basis sei heute größer als vor 30 Jahren; ein Bedürfnis nach Veränderung sei auch in bürgerlichen Milieus da - setze sich aber nicht durch. "Das ist verrückt", so Scheub.

Anlass des tazkongresses war der 30. Geburtstag der taz, der am Freitag mit einer großen Geburtstagsgala im Haus der Kulturen gefeiert wurde. Und bei der es nachts ein besonderes Geschenk gab: eine komplett neu gestaltete taz, inlusive der neuen Wochenendausgabe, der sonntaz.

Das Leserecho auf die Umgestaltung ist bisher gemischt, aber weitgehend positiv. Ein Leser etwa gratuliert zur neuen Ausgabe, die "reichhaltig, in der Mixtur, zwischen Information und Kommentar anspruchsvoll und im Layout ansprechend" sei. Ein anderer Leser wiederum findet: "Falls die neue Gestaltung der taz die Unübersichtlichkeit der Welt abbilden soll, so ist dies hervorragend gelungen."

In der Printausgabe am Montag berichtet die taz auf zwölf Seiten über das Wochenende. Mit Interviews, Reportagen, Berichten. Auch dabei: vier Seiten, die von den TeilnehmerInnen des ersten Workshops der tazakademie produziert wurden, die erstmals auf dem tazkongress stattfand. Deren kritischen Blick auf den tazkongress 09 gibt es in der Pintausgabe der taz.

Und zu Pfingsten erscheint eine taz unter dem Motto: "Eine andere Welt wird sichtbar", in der wir Erfolgsmodelle vorstellen, die schon heute funktionieren, in verschiedenen Branchen: Finanzen, Landwirtschaft, Export. Wer Vorschläge machen möchte, über welches Erfolgsmodell wir dort unbdingt berichten sollen, mailt an: erfolgsmodelle@taz.de.

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4 Kommentare

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  • AD
    Andreas Dinkelmeyer

    Liebe Taz,

     

    danke für einen sehr guten Kongress. Die Vielfalt an spannenden Themen hat mir die Wahl der zu besuchenden Veranstaltung nicht leicht gemacht. Aber die Überfüllung mancher Räume ermöglichte mir dann doch zu der alternativen Veranstaltung zu gehen.

     

    Bei allem Lob noch einige kritische Anmerkungen:

    Ich fand Euer Motto und den Ansatz super. Tu was! Wie sollen wir handeln, um voran zu kommen. Leider ist es bei einigen Veranstaltungen dann doch bei den Analysen und dem Lametieren geblieben. Schade. Und manchmal war die Moderation zu schwach. Erstaunt hat mir auch etwas, dass bestimmte Themen und damit die Experten nicht vernetzt wurden. So hätte beispielsweise eine Diskussion zwischen Klimaexperten und Finanzexperten die Chancen und Möglichkeiten der gegenwärtigen Krise aufzeigen können.

     

    Nichtsdestotrotz, es war tolle Veranstaltung, mehr davon, wünsche ich mir. Und sie hat mich inspiriert und angerget.

     

    Nun, tun wir was für mehr Aktion!

     

    Liebe Grüße,

     

    Andreas Dinkelmeyer

  • AQ
    anette quast

    Wie war es? Ja, voll. Sehr voll. Zu voll - und die Säle im HDKW zu klein. Das betrifft vor allem die Veranstaltungen in den winzigen Räumen K1-3. Eine ausgewogenere Größenordnung hätte hier Entlastung geschafft.

    Athmosphärisch war es interessant, schön, bunt und anregend - alles fein. Schade war, dass das Programm so eng gestrickt war, dass für einen Kaffee oder kurzes Gespräch über das Gehörte (womöglich mit einem derjenigen, die man auf dem Kongress überraschend traf) keine Zeit blieb. Oder die Entscheidung verlangte, auf die nächste Veranstaltung zu verzichten.

    Ach so, die Gastronomie. Bei der Gala und vor allem am ersten Kongresstag unprofessionell organisiert - das hätte besser gehen können!

    Insgesamt dennoch ein positives Erlebnis: Mehr davon! Und besten Dank an die OrganisatorInnen - tolle Referenten und interessante Fragestellungen!

  • TP
    Tim Peters

    Liebe taz,

     

    ich fand den Kongress insgesamt einfach super!

    Das Spektrum der Themen war unglaublich riesig, sodass man teilweise gar nicht wusste, was man sich ansehen soll, weil immer mehrere interessante Dinge gleichzeitig liefen. Ich habe in diesen 3 Tagen denke ich mehr für mein Leben und meine politische Arbeit gelernt, als in einem mehrjärhrigem Bücherstudium. Es ist unglaublich toll, von verschiedenen Akteuren die Meinungen zu hören. Ich würde immer wieder kommen und hoffe in spätestens 5 Jahren wieder auf einen taz Kongress.

     

    Nun noch ein bisschen Kritik.

    Oftmals war die Zeit nicht gut geplant. Bei manchen Themen reichen einfach 75 Minuten überhaupt nicht aus. Mir ist klar, dass ihr nicht wolltet, dass sich alle Argumente dauernd wiederholen, aber sowohl die Podiumsteilnehmer, als auch das Publikum hätten in vielen Veranstaltungen noch länger diskutieren können, ohne dass es langweilig geworden wäre. Es ist immer etwas schade, wenn Wortmeldungen abgewürgt werden müssen. Das bitte ich beim nächsten Kongress zu berücksichtigen.

    Mit meinen 19 Jahren konnte ich auch das erste Mal wirklich eine größere Anzahl anderer taz Leser erleben und ich bin beeindruckt von diesen. Insbesondere die, die seit Jahrzehnten dieser tageszeitung treu geblieben sind. Junges Publikum war auch vorhanden, hätte aber mE etwas mehr sein können. Was ich erstaunlich finde, wie schnell solche Diskussionen total emotional werden. Finde ich aber in den meisten Fällen auch okay.

     

    Bitte wahrt eure journalistische Linie, aber ich fände es gut, wenn ihr in Zukunft vielleicht manchmal noch etwas radikaler werdet. Ich will schließlich auch mal erleben, wie ihr früher so wart! :-)

  • PB
    Pater Braun

    "... etliche mussten heim geschickt werden..." Es wäre nicht schlecht, wenn sich die taz-Redaktionsmitglieder gelegentlich beim digitalen Duden erkundigen würden, wie es um das Zusammen- und Auseinanderschreiben mit der Rechtschreibreform bestellt ist. Im Duden steht jedenfalls "heimschicken".