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Protest gegen RechtsAntifa-Demo vor dem Jeton

Polizei genehmigt Protestzug gegen Rechte in Friedrichshain. Grüne und Linke fordern Solidarität mit Naziopfer Jonas K..

Will am Samstag gegen rechtsextreme Umtriebe demonstrieren: die Berliner Antifa Bild: REUTERS

Die Demonstration gegen rechtsextreme Gewalt kann wie geplant am Samstag in Friedrichshain stattfinden. Die Wegstrecke sei am Donnerstag von der Polizei genehmigt worden, sagte Patrick Technau, Anmelder des Protestzuges. Die Demonstration war nach der brutalen Schlägerei zwischen Rechtsextremisten und jungen Linken am Sonntagmorgen angemeldet worden. Bei der Auseinandersetzung war der 22-jährige Linke Jonas K. lebensgefährlich verletzt worden. Zahlreiche Gruppen, darunter die Grünen, Vertreter der Linkspartei und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes rufen zur Teilnahme auf.

Die Demonstration beginnt um 18 Uhr am Bersarinplatz. Von dort geht sie im Zickzack durch den Friedrichshainer Kiez zum S-Bahnhof Frankfurter Allee. Unter anderem führt sie auch an einem Laden vorbei, der die bei Rechtsextremen beliebte Kleidermarke Thor Steinar verkauft. Auch vor der Diskothek Jeton, die als Treffpunkt rechter Jugendlicher gilt, ist eine Zwischenkundgebung.

Im Jeton waren auch die vier Rechtsextremisten zu Gast, die später Jonas K. zusammenschlugen. "Daran hat die Polizei keinen Zweifel", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Nicht vollständig geklärt ist der Ablauf der Auseinandersetzung. Laut derzeitigem Ermittlungsstand ist es zwischen rund zehn Linken und vier Rechten am S-Bahnhof Frankfurter Alle zu einem Wortgefecht gekommen, weil Teile der Rechten Thor-Steinar-Klamotten trugen. Dann hätten die Linken die Rechten angegriffen, einer der Rechten habe einen Schlag auf den Kopf bekommen, wodurch er stark blutete. Die Zehnergruppe habe sich entfernt. Nur Jonas K. sei etwas zurückgeblieben. "Den griffen die vier Rechten an und schlugen brutal auf ihn ein", sagte der Polizeisprecher. Schlimmeres habe verhindert werden können, weil Polizisten, die zufällig in der Nähe waren, eingegriffen hätten. Diese Darstellung des Ablaufs sei größtenteils stimmig mit Aussagen aller Zeugen - egal ob Rechte, Linke oder Unbeteiligte.

Eine Verkäuferin eines Ladens in der S-Bahnhofpassage hatte der taz berichtet, dass auf beiden Seiten rund zehn Personen beteiligt gewesen seien. Auch sei der Auslöser für den Streit der Pitbull eines der Neonazis gewesen. Diese Darstellung war der Polizei bis Donnerstag unbekannt.

Evrim Baba (Linke) begrüßt die Demonstration am Samstag. Sie sei ein Zeichen der Solidarität mit Jonas K. Auch Clara Herrmann (Grüne) unterstützt den Aufruf. "Wir rufen dazu auf, ausschließlich mit friedlichen Mitteln Gesicht gegen rechte Gewalt zu zeigen", sagte Herrmann.

Rund 200 junge Linke hatten am späten Dienstagabend die Diskothek Jeton mit Steinwürfen angegriffen. Dabei waren unter anderem mehrere Fenster der Disko und ein Polizeiwagen beschädigt worden. GEREON ASMUTH

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8 Kommentare

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  • S
    Spin

    Hier heißt der "Rainer" also "Hermit".

    Da kann man nur wiederholen:

     

    @ Rainer: Schlecht informiert meets stumpfe Gesinnung, oder?

     

    "Laut Polizeibericht war es doch wohl so, dass erst 10 'Linke' 4 'Rechte' angegriffen haben, wegen 'unpassender Kleidung'. Das scheint aber im Antifa-Universum völlig in Ordnung und nicht weiter kritikwürdig zu sein."

    Nur mal so wegen unpassender Kleidung: Informieren Sie sich, inwiefern "Thor Steinar T-Hemden" ein klarer Nazicode sind; auch darüber, dass die Rechten allesamt zum rechtsradikalen Braunfeld im Berliner Umland gehören, in der Disko Jeton auch gerne mal den Hitlergruß machen usw. Eine Gefahr für Linke, Punks, Ausländer und andere! Die Gesinnung der Täter, die Brutalität des Übergriffes und die Folgen rechtfertigen jedenfalls die antifaschistische Intervention im Nachhinein deutlich.

     

    Zum Zweiten: "Leider wird beim 'Kampf gegen Rechts' allerdings viel gelogen und es geht wie o.a. eigentlich nur um die politisch korrekte Zugehörigkeit"

    Jaja, die armen Rechten, haben so eine harmlose Ideologie (Nationalismus, Rassismus, Kampf gegen Minderheiten, Geschichtsrevisionismus) und sind ja auch sonst echt gute Kameraden. Und wie man sieht, auch nicht so brutal wie die "politisch Korrekten Gutmenschen", die, "wenn dann der Schuss nach hinten los geht, ... den Aufstand der Anständigen" einklagen.

     

    Also, mein Credo für einen anständigen Aufstand: Solidarisch im Kampf gegen Nazis, und den Nationalismus und seine Verharmlosung in der deutschen Mitte entlarven!

  • S
    Spin

    @Mamiya "Wann genau findet denn mal eine Demo gegen linke Gewalt statt?"

     

    Kriegen Sie wohl nicht selbst hin? Fragen Sie doch mal bei Ihrem CDU-Ortsverein nach. Auf den Aufruf freue ich mich schon, vielleicht komme ich auch zum Diskutieren vorbei - selbstverständlich gewaltfrei!

     

    Ansonsten war es gestern super, wir waren - nach spontaner Mobilisierung - mehr, als die Nazis (nach 45) je hingekriegt haben, es war entschlossen UND besonnen, wobei: eine Flasche gegen's Jeton (dessen Betreiber ein Lügner und Nazi-Herbergsvater ist) ist sicher nicht zuviel.

     

    Solidarität gegen rechts ist nicht nur bitter nötig, sie ist auch möglich!

  • M
    Marmaid

    Eine Demo gegen linke Gewalt?

    Ich würd gerade echt gerne mal wissen, was in deinem Kof vorgeht. Du willst also eine Demo veranstalten, um Leute, die hauptsächlich für Frieden, Gleichberechtigung und Freiheit kämpfen, zu verurteilen? Aja. Ich glaube hier läuft einiges schief. Was verstehst du überhaupt unter linker Gewalt? ..wenn es nicht genug Leute geben würde, die stetig versuchen Freiräume zu unterbinden, würde es nicht einmal zu solchen Ausschreitungen kommen. Wehrlos erreicht man nun mal nichts. Menschen müssen sich immer alles schwerer machen, als es in Wirklichkeit sein könnte. Sieh es ein und komm nicht mit sowas Substanzlosem

  • M
    Mamiya

    Wann genau findet denn mal eine Demo gegen linke Gewalt statt?

  • C
    caro

    @hermit:

    wer wie angefangen hat usw. hat mit der Brutalität die da an den Tag gelegt wurde nix zu tun!

     

    Solidarität und beste Genesung wünsche ich Jonas K.!

  • SJ
    Stefan Jahn @hermit

    @hermit:

    1.

    "Eine Verkäuferin eines Ladens in der S-Bahnhofpassage hatte der taz berichtet, dass auf beiden Seiten rund zehn Personen beteiligt gewesen seien.Auch sei der Auslöser für den Streit der Pitbull eines der Neonazis gewesen." Ist also nix mit "10 gegen 4"!

     

    2.

    Berechtigt das die Nazis noch lange nicht, einen angeblich (!) dabeigewesenen fast tot zu treten ("4 gegen 1", min. genauso schlimm)!

     

    3.

    Ob die Nazis wegen ihrer Kleidung angegriffen wurden, ist überhaupt nicht erwiesen (siehe oben). Genauso wenig klar ist, ob die Nazis nicht angefangen haben.

     

    4.

    Fakt ist, das es schon seit längerem gerade in Friedrichshain sehr oft zu Übergriffen von Nazis auf (vermeintlich) Linke und "anders aussehende" gekommen ist.

  • A
    Antifa

    @hermit: mir scheint du verstehst die Geschichte einfach nicht! da ist jemand fast zu Tode geprügelt (von mehr als vier Leuten) wurden und du erzählst hier soone Scheiße! Ich glaube deine Sympathien wohl eher den Nazis...

  • H
    hermit

    Der Hammer: einigen "Linken" paßt die Kleidung von anderen Leuten nicht und dreschen darauf zu zehnt auf vier Leute ein, die sich wehren - verständlicherweise! - und dann wird das Ganze gedreht als Angriff der Nazis auf die Demokratie! Vor wem soll ich mich mehr fürchten? In den paranoiden Hirnen dieser Mehrzahlschläger einer als Mehrfachtäter bekannt - muß doch etwas gewaltig nicht stimmen. Und dann wird um Solidarität gewimmert, weil man eins auf die Nase bekommen: Wär ein "Rechter" geroffen worden, hätte man es laut bejubelt - einschließlich leider auch die taz.