Opposition im Iran: Frauenaktivistin verhaftet
Die bekannte Frauenrechtlerin und Journalistin Schadi Sadr ist in Teheran verhaftet worden. Ihr wird vorgeworfen, die nationale Sicherheit bedroht zu haben. Eine Freilassung ist nicht in Sicht.
Der Weg zum Teheraner Freitagsgebet wurde ihr zum Verhängnis. Die iranische Anwältin, Frauenrechtlerin und Journalistin Schadi Sadr wollte sich am 17. Juli den ersten öffentlichen Auftritt von Expräsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani nach den umstrittenen Wahlen anhören, als sie von Männern in Zivil in einem Auto weggebracht wurde. Seither sitzt sie im Gefängnis. Sie konnte mit ihrer Familie sprechen, durfte jedoch nicht sagen, wo sie festgehalten wird oder warum sie festgenommen wurde. Nach Angaben eines Richters kommt sie so bald nicht frei.
Sadr, die 1974 geboren wurde, verheiratet ist und eine Tochter hat, saß bereits im März 2007 15 Tage hinter Gittern. Ihr und 33 inhaftierten Frauen wurde vorgeworfen, "Propaganda gegen das System" betrieben, gegen die "nationale Sicherheit" gehandelt und an einer "illegalen Demonstration" teilgenommen zu haben. Letzteres bezieht sich auf eine Demonstration für Frauenrechte vom 12. Juni 2006.
Abgesehen von ihrer Tätigkeit als Anwältin, in deren Rahmen sie auch politische Gefangene verteidigt, setzt sich Sadr für die Verbesserung der Lage der Frauen im Iran ein. Sie war die Direktorin von Raahi, eines Rechtsberatungszentrums für Frauen, das die Regierung 2008 schloss. Zudem rief sie Zanan-e Iran (Frauen im Iran) ins Leben - die erste Website von Frauenaktivistinnen. Bekannt wurde sie auch über die Kampagne "End Stoning forever", die gegen die Steinigung von Frauen kämpft.
Bei einer Preisverleihung beschrieb sie die Lage der Iranerinnen so: "Die Forderung der Frauen, die ich, die Forderung, ihr Leben zu ändern' nenne, steht in völligem Widerspruch zu ihrer historischen Rolle und den Erwartungen der traditionellen Gesellschaft an sie. Die iranische Frauenbewegung ist genau aus diesem Widerspruch hervorgegangen."
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