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Liberale Minister-KandidatenDas Altersproblem der FDP

Außer FDP-Chef Westerwelle als Außenminister gilt bei den Liberalen kaum ein Ministerkandidat als gesetzt. Der Partei fehlen erfahrene Fachpolitiker im mittleren Alter.

FDP nach dem Wahl-Sieg: Ex-Außenminister Genscher, Parteichef Westerwelle, Parteivize Brüderle, Finanzsprecher Solms und Fraktionsvize Leutheusser-Schnarrenberger : rtr

Mancher in der FDP wird sich in diesen Tagen wieder wünschen, es hätte bereits 2005 fürs Regieren gereicht. Das liegt nicht nur an dem sich damals abzeichnenden Wirtschaftsaufschwung, der das Regieren weit angenehmer erschienen ließ als heute. Und auch nicht allein am wirtschaftsliberalen Kurs der damaligen CDU, der heute vergessen scheint. Es hat auch schlicht mit dem Alter einiger Kandidaten zu tun, die die FDP im Kampf um Regierungsposten aufbieten kann. Denn die Partei, die immer wieder stolz auf ihren finanz- und wirtschaftspolitischen Sachverstand verweist, hat ein Alters- und Personalproblem.

Wer unter Freidemokraten nach Verkörperungen ihrer selbsterklärten Kernkompetenz sucht, stößt zunächst auf zwei Männer: Hermann Otto Solms und Rainer Brüderle. Solms ist für den Job des Finanzministers bestens geeignet: Der stets höflich auftretende Hermann Otto Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich ist finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion und treuer Parteisoldat. Als Schatzmeister hat er unter anderem die unangenehme Aufgabe erfüllt, die Strafzahlungen seiner Partei wegen der Affäre um Möllemanns umdeklarierte Spendenzahlungen zu organisieren. Die radikale Vereinfachung der Einkommensteuer zu einem Drei-Stufen-Modell, die Westerwelle im Wahlkampf propagiert hat, ist unter Solms Ägide entstanden.

Doch vom Job des Finanzministers trennen ihn zwei Dinge: Erstens wird voraussichtlich die Union Anspruch auf diesen immens wichtigen Posten anmelden. Und zweitens wird Solms bald 69 Jahre alt. Kontrahenten werden ins Feld führen, er sei zu alt, um mindestens eine Legislaturperiode lang den stressigen Job auszufüllen.

Auch Rainer Brüderle, der ewige Zweite der FDP, ist 64 Jahre alt. Für den Chefsessel im Wirtschaftsministerium prädestinieren den stellvertretenden Parteichef vor allem zwei Dinge: Er hat mit dem Landesverband Rheinland-Pfalz eine starke Hausmacht. Und er führte in dem kleinen Bundesland bereits das Wirtschaftsressort. Doch das war von 1987 bis 1998 - schon lange her. Seit Beginn der ökonomischen Krise murren viele Parteifreunde, ausgerechnet ihre wirtschaftspolitische Galionsfigur biete der Öffentlichkeit keine Rezepte zu ihrer Lösung. Das finanzpolitische Schwergewicht Andreas Pinkwart ist mittlerweile stellvertretender Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. Wegen der dortigen Landtagswahl im kommenden Frühjahr kann Pinkwart da kaum weg.

Die Beispiele Solms und Brüderle deuten auf ein großes Problem der FDP: Die Partei hat einerseits verdiente Leute, doch einige von ihnen werden allmählich zu alt fürs harte Tagesgeschäft. Andererseits können die Liberalen viele Nachwuchshoffnungen aufbieten, doch diese sind meist in ihren Dreißigern und gelten in ihrer Partei noch nicht als ministerabel. Dazwischen klafft eine Alterslücke.

Die Ursache hierfür liegt fast dreißig Jahre zurück. Als sich 1982 die damalige FDP-Führung entschied, aus der Koalition mit der SPD auszusteigen und mit der Union unter Helmut Kohl zu regieren, war das für sozialliberal gesinnte Anhänger ein Schock. Viele junge, politisch Interessierte wandten sich lieber den aufkommenden Grünen oder den Jusos zu. Wen die Koalition mit CDU und CSU nicht schreckte oder gar anzog, dem blieb der Weg zu den kurz zuvor gegründeten Jungen Liberalen. Deren Chef wurde 1983 - Guido Westerwelle. Der JuLi-Vorsitzende trimmte seine Machtbasis von Beginn an auf Treue zum Wirtschaftsliberalismus.

Diese Alterslücke ist immer noch sichtbar. Hier hat die Partei nur wenige gewichtige Kandidatinnen und Kandidaten zu bieten: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger war bereits von 1992 bis 1996 Bundesjustizministerin. Aus Protest gegen den sogenannten großen Lauschangriff, den die Kohl-Regierung durchsetzte, trat sie damals zurück. Heute gilt als sehr wahrscheinlich, dass sie auf diesen Posten zurückkehren kann. Die 58-Jährige gilt als Aushängeschild der vielfach beschworenen Bürgerrechtsseite der Partei. Nicht gerade hinderlich wird ihr beim Postengeschacher sein, dass sie den mächtigen bayerischen Landesverband hinter sich weiß.

Als Kandidatin fürs Bildungsressort gilt die stellvertretende Parteivorsitzende Cornelia Pieper. Die 50-Jährige war zuvor FDP-Generalsekretärin. Da sie aus Sachsen-Anhalt stammt, würde Pieper eine doppelte, unausgesprochene Quote erfüllen: Frau und Ostlerin.

Dann folgen auch schon die jungen Aufsteiger aus der Westerwelle-Ära, beispielsweise Otto Fricke. Der 43-Jährige hat sich im Bundestag als angriffslustiger Vorsitzender des Haushaltsausschusses einen Namen gemacht. Für einen Ministerposten gilt er jedoch vorerst eine Nummer zu klein. Ähnliches gilt für den gesundheitspolitischen Fraktionssprecher Daniel Bahr. Westerwelle fördert den Münsteraner nach Kräften. Bahr ist 32 Jahre alt.

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