Debatte um Landesbibliothek: Bücherspende für Neukölln
Der SPD-Landeschef Michael Müller schlägt eine Standortalternative zu Tempelhof vor: das Rollbergviertel in Neukölln.
Die Diskussion über eine neue Landesbibliothek ist um eine Variante reicher. Beim SPD-Parteitag brachte Landeschef Michael Müller das Gelände der früheren Kindl-Brauerei im Neuköllner Rollbergviertel ins Gespräch. Bislang war als Standort der Flughafen Tempelhof vorgesehen. Der Vorschlag komme bislang nur von ihm, sagte Müller der taz. Es gehe ihm darum, wegzukommen von einem Schwarz-Weiß-Denken um die Bibliothek und breiter zu diskutieren. In der SPD-Fraktion ist ein Neubau wegen der mit 270 Millionen Euro angesetzten Kosten höchst umstritten.
Vom Vorschlag des Landes- und Fraktionsvorsitzenden wurde auch die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Brigitte Lange, überrascht. "Ich wäre erst mal offen dafür", sagte sie der taz. Zwar habe sie Tempelhof für einen sehr guten Standort gehalten, "doch ich bin an den Ort nicht gebunden." Für Lange ist die Verkehrsanbindung entscheidend. Der Zugang zur Kindl-Brauerei in der Werbellinstraße 50 liegt jeweils 700 bis 800 Meter entfernt von den U-Bahnhöfen Rathaus Neukölln (U 7) und Boddinstraße (U 8).
Wegen eines Formfehlers ist Exsenator Thilo Sarrazin (SPD) um eine öffentliche Abstrafung beim Landesparteitag der Sozialdemokraten herumgekommen. Er möge sein Parteibuch zurückgeben, stand in einem Antrag des Parteinachwuchses Jusos, der sich auf Sarrazins jüngste Äußerungen zu Migranten bezog. Die Antragskommission des Parteitag hatte laut Juso-Chefin Anne Knauf Unterstützung signalisiert. Dann aber lag das Paper nicht formgerecht vor. "Das ist uns total peinlich", sagte Knauf der taz. Auf Ortsvereins- und Kreisebene läuft bereits ein Ausschlussverfahren gegen Sarrazin.
Die Baukosten hält die Kulturpolitikerin für zu hoch angesetzt: "Ich bin der Meinung, dass das günstiger geht." Die gerade eröffnete neue Grimm-Bibliothek der Humboldt-Universität etwa habe nur 75 Millionen gekostet.
Für die Linkspartei ist der Standort durchaus denkbar. Zwar hatte ihre Fraktion das Gelände des Flughafens vor gut zwei Wochen als geeignet bezeichnet. "Wir haben aber schon damals gesagt, dass eine enge soziale Bindung an Neukölln sinnvoll wäre", sagte Fraktionssprecherin Kathi Seefeld. Kulturell vorbelastet ist das Gelände der Kindl-Brauerei bereits: 2007 inszenierte Peter Stein dort "Wallenstein." STEFAN ALBERTI
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