Verseuchtes Grundwasser im Sudan: Durst? Es gibt: Zyanid, Chrom, Blei...
Die Ölförderung eines malaysisch geführten Konsortiums nahe Bentiu im Südsudan verseucht das Grundwasser, sagen Kritiker und befürchten eine noch größere Verschmutzung in der Regenzeit.
NAIROBI tazDie Ölförderung im Sudan verseucht das Trinkwasser. Dies erklärt die deutsche Hilfsorganisation Hoffnungszeichen nach Recherchen im südsudanesischen Bundesstaat Unity. Sie fand in Trinkwasserquellen bei den Ölfeldern Mala und Thar Jath gut 50 Kilometer außerhalb der Provinzhauptstadt Bentiu unter anderem Chrom und Blei. Etwa 300.000 Menschen sind davon betroffen.
In den Dörfern Rier und Koch seien die Trinkwasserquellen sehr salzig und verseucht. "Die chemische Zusammensetzung des Wassers in den Ölquellen ist dieselbe wie die in Wasserquellen, die die Menschen benutzen", berichtet Klaus Stiglitz, Vizevorsitzender des Hilfswerks, nach der Rückkehr von einer Reise in die Ölregion. Die Hydrogeologin Hella Rueskamp sagt, "das Wasser zeigte hohe Konzentrationen von Salz, Zyanid, Chrom, Blei, Nickel, Kadmium, Bor, Strontium, Barium und Arsen".
Die Bevölkerung dieser Region gehört zumeist zum Volk der Nuer und lebt von Viehzucht und Fischerei. Schon lange klagen die Bewohner des Ölgebiets über ihre schlechte Gesundheit. "Mehr als 30 Menschen sind an dem durch die Ölfelder verseuchten Wasser schon gestorben", sagte der Beamte Paul Bol Ruoth in Koch, ungefähr 70 Kilometer von Bentiu, der taz und klagt: "Unsere Menschen haben Recht auf ihr eigenes Land, weil sie es brauchen für Vieh und sauberes Wasser." Sudan gehört mit über einer halben Million Barrel täglich zu Afrikas großen Ölförderern. Die meisten Quellen liegen im autonomen Süden, aber die Öleinnahmen behält zumeist die Regierung in der Hauptstadt Khartum ein. Mit einem großen Teil davon hat sie Waffen für die Kriege in Südsudan und Darfur gekauft.
Ölförderer in Bentiu ist das Konsortium White Nile Petroleum Operating Company (WNPOC), geführt vom malaysischen Konzern Petronas. Seit WNPOC 2006 mit seinen Bohrungen begann, mussten tausende Einwohner ihre Dörfer verlassen. Seitdem wurden Straßen gebaut und die Ölanlagen haben im Gegensatz zu den Dörfern Strom. "Entwicklung ist uns auch schnurzegal", meinte ein Dorfbewohner gegenüber der taz, "wir brauchen unsere alte saubere Umgebung". Hoffnungszeichen hat nach eigenen Angaben seine Erkenntnisse über die Grundwasserverseuchung sowohl WNPOC als auch Sudans Regierung mitgeteilt - mit unerwarteten Folgen: Seit vorigem Jahr schickt WNPOC Lastwagen mit Trinkwasser in die Dörfer. "Aber manchmal kommen die Laster zwei Wochen nicht, weil sie für etwas anderes benutzt oder repariert werden", erzählt Stiglitz.
Er fürchtet, dass das nahe gelegene Nil-Binnendelta, genannt Sudd, der größte Sumpf der Welt, auch bald verunreinigt wird. In der Regenzeit flutet der Nil den Sudd mit Wasser. Dann könnten die Chemikalien größere Gebiete in Südsudan verseuchen.
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