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Allianz senkt LeitzinsLebensversicherungen bringen weniger

Nun wirkt sich die Finanzkrise auch auf die Lebensversicherungen aus: Branchenführer Allianz Leben senkt als Erster die Verzinsung. Experten erwarten weitere Hiobsmeldungen.

Trendwende in der Branche: Die Allianz Lebensversicherung senkt die Verzinsung. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Trendwende kommt aus Stuttgart: Deutschlands größter Versicherer senkt die Leitzinsen für seine Kunden. Im kommenden Jahr verzinst die Allianz Lebensversicherungs-AG ihre Policen nur noch mit 4,3 statt 4,5 Prozent.

Der Leitzins darf nicht verwechselt werden mit der tatsächlichen Rendite einer Kapital- oder Rentenversicherung. Die 4,3 Prozent beziehen sich lediglich auf den "Sparanteil" des Kunden. Das ist das, was übrig bleibt, nachdem die Versicherung von den Beiträgen des Versicherten erhebliche Kosten für die eigentliche Lebensversicherungsleistung sowie die Kosten für Verwaltung und Vertrieb abgezogen hat. In der Vergangenheit bekamen die Kunden im Schnitt eine tatsächliche Rendite von etwa 3 bis 4 Prozent pro Jahr auf ihre Beiträge. Allianz-Boss Maximilian Zimmerer wirbt um Verständnis für den Zinsabzug. "Alle Lebensversicherer sind von den niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten betroffen", so der Vorstandschef der Allianz Leben in Stuttgart. Trotzdem hoffe er, auch kommendes Jahr "über dem Durchschnitt der Wettbewerber zu liegen".

Damit läutet der größte Assekuranzkonzern in Europa eine Trendwende in der Branche ein. Die Versicherungskunden werden künftig deutlich weniger Rendite aus ihren Policen beziehen als in den vergangenen Jahren. Und in den kommenden Tagen dürften weitere schlechte Nachrichten für die Versicherten folgen. Bislang veröffentlichten zunächst die etwas besser gestellten Konzerne ihre Hiobsbotschaften, erst dann folgten Unternehmen, die tiefere Einbrüche melden mussten. Damit rechnen Fachleute auch dieses Mal.

Eine Vollkaskogarantie haben Versicherungskunden ohnehin nicht. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hält die Allianz-Prognose langfristig für zweckoptimistisch. "Die Frage ist, ob selbst diese runtergeschraubte Prognose der Allianz für die kommenden dreißig Jahre wirklich realistisch ist." Unter den "jetzigen Bedingungen" werde es nämlich kaum möglich sein, die Prognose zu erfüllen, zweifelt der Finanzmarktexperte. Das allgemeine Niveau auf den Finanzmärkten spreche auf lange Sicht eher für eine 3 vor dem Komma. Verbraucher sollten daher gegenüber Voraussagen von Versicherern skeptisch bleiben. In der Vergangenheit schnitt die Allianz tatsächlich besser als der Durchschnitt ab, ohne jedoch eine Spitzenposition erklettern zu können. Direktversicherer oder genossenschaftlich organisierte Versicherer überweisen ihren Kunden häufig höhere Renditen.

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