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Weniger Verkehrsunfälle durch DrogenFreie Fahrt für Kiffer

Nur 0,1 Prozent aller Verkehrsunfälle werden wegen des Konsums illegaler Drogen verursacht. Die Polizei konzentriert sich daher verstärkt auf Raser und Alkoholtrinker.

Raser und Betrunkene werden stärker ins Visier genommen Bild: dpa

BERLIN taz | Die Polizei achtet nicht mehr so stark darauf, bekiffte Autofahrer aus dem Verkehr zu ziehen. Im vergangenen Jahr wurden bei Kontrollen nur noch rund 2.200 Fahrten unter Drogeneinfluss festgestellt - das sind 18 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte am Freitag, es komme immer wieder vor, dass die "Überwachungsintensität dem Verkehrsunfallgeschehen angepasst wird". Sprich: Weil Drogenkonsum immer seltener die Ursache für Unfälle ist, fahndet die Polizei weniger intensiv nach berauschten Fahrern.

Im vergangenen Jahr wurden laut Polizei in Berlin insgesamt 16.325 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt - 8,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die größten Unfallursachen waren Fehler beim Abbiegen, Missachtung der Vorfahrt, überhöhte Geschwindigkeit und Alkoholeinfluss. Nur 172 Unfälle - also 0,1 Prozent - führt die Polizei auf den Einfluss verbotener Drogen zurück. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um 26 Prozent zurückgegangen. Daher konzentriert sich die Polizei stärker darauf, gefährliche Raser und betrunkene Autofahrer aus dem Verkehr zu ziehen.

Insgesamt starben im vergangenen Jahr 48 Menschen im Straßenverkehr: 19 Fußgänger, 11 Motorradfahrer, 9 Radfahrer und 9 Autoinsassen. Seit 1950 gab es nicht mehr so wenige Verkehrstote. Auch im Vergleich steht Berlin gut da: Nirgendwo sonst haben - gemessen an der Einwohnerzahl - weniger Menschen auf der Straße ihr Leben verloren, erläuterte Glietsch. Besonders gefährdet bei Unfällen sind Radfahrer, da sie schlecht geschützt sind. Fahrradfahrer verursachten hauptsächlich Unfälle, weil sie nicht sorgsam genug auf die Fahrbahn fuhren, zu schnell unterwegs waren oder die falsche Fahrbahn benutzten.

Sorge bereitet der Polizei, dass es immer mehr Unfälle mit Rentnern gibt. Im Jahr 2009 waren es 13.300 Unfälle - knapp 500 mehr als im Vorjahr. Jeder zweite Verkehrstote war älter als 64 Jahre. Es sei immer wieder zu beobachten, dass ältere Menschen die Fahrbahn überquerten, ohne auf den Verkehr zu achten, sagte Wolfgang Klang, Sachgebietsleiter Verkehr im Polizeipräsidium. Er wünschte sich: Wer eine betagte Dame oder einen älteren Herrn scheinbar gedankenverloren am Fahrbahnrand stehen sieht, sollte ruhig mal fragen: "Kann ich Sie über die Straße bringen?"

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5 Kommentare

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  • A
    Axel

    Ein sehenswerter Versuch, wie man sich nach Cannabiskonsum beim Autofahren verhält, (vorsichtig, umsichtig, aufmerksam) ist bei Youtube unter Eingabe der Stichworte "driving cannabis" dokumentiert. Für diesbezügliche Feldversuchs-Studien reicht das gerade frisch zusammengestrichene Budget der Drogenbeauftragten Dyckmans hierzulande leider nicht aus.

  • G
    groooveman85

    Naja. Seit etwa 10 Jahren macht die Polizei Jagd auf Drogenkonsumenten am Steuer. Ohne wissenschaftliche Beweise für eine Gefährdung und ohne anerkannte Grenzwerte. Und jetzt sollen die es angeblich begriffen haben? Sollen aufhören uns sinnlos zu verfolgen? Wers glaubt..

    Ich meine das Kiffer sehr selten Unfälle bauen ist ja schon lange bekannt, die einzige Studie die das Thema untersucht hat fand genau das raus. Das hindert aber die Polizei nicht daran das Führerscheinrecht als Ersatzstrafrecht zu nutzen.

  • W
    wespe

    Außerdem dürfte die Zahl von Gewalttaten bekiffter Bürger verschwindend gering sein... ;-)

  • V
    vic

    Nach meiner Erfahrung fährt man unter mäßigem Alk-Einfluss schon mal agressiv und unaufmerksam.

    Nach einem Tütchen Gras aber, und wir reden vom Kiffen, fährt derselbe wesentlich gelassener und ist eher hyperaufmerksam als nachlässig.

    Nur die Kombination von beidem plus Auto ist ganz schlecht.

  • F
    Fritz

    Das müsste aber heißen: "Darf ich Sie über die Straße bringen" - Ihr Super-Journalisten.