piwik no script img

Klage gegen Fastfood-Lokal QuickNur noch Halal im Imbiss

Die französische Imbisskette Quick bietet nur noch Halal-Fleisch an. Der Bürgermeister der nordfranzösischen Stadt Roubaix geht deswegen jetzt vor Gericht.

Quick-Imbiss in Roubaix, Nordfrankreich. Bild: reuters

PARIS taz | Der Bürgermeister von Roubaix, René Vandierendonck, hat dagegen geklagt, dass ein Quickburger-Fastfoodlokal in seiner nordfranzösischen Stadt keinen Bacon oder Schinken vom Schwein anbietet, sondern ausschließlich Produkte mit Halal-Fleisch, das den Wünschen gläubiger Muslime entspricht. Nun ist niemand gezwungen, bei Quickburger zu konsumieren. Umgekehrt darf man aber auch fragen, warum Quickburger nicht für jeden Geschmack etwas im Sortiment hat.

Für den Sozialisten Vandierendonck handelt es sich bei diesem als "Experiment" angekündigten Schritt der Schnellimbissfirma um eine unzulässige Konzession an den "Kommunitarismus", das heißt an eine religiöse Ghettobildung in einer Gesellschaft, die ihrerseits an ihrer weltlichen Neutralität festhält.

Weil nun aber alles, was irgendwie mit Islam und weltlicher Republik zu tun hat, ein Reizthema in Frankreich darstellt, wurde die Halal-Debatte bei Quick zum Tagesthema der Nation.

"Die Affäre Quick folgt der mit der Burka und jener der Minarette. Jedes Mal stellt sich die Frage, wie die weltliche Republik denjenigen Widerstand leisten muss, die im Namen religiöser Vorschriften, die sich als oft trojanische Pferde des Fundamentalismus erweisen, ihr Gesetz durchsetzen wollen. Da muss man nein sagen", meint der Chef des Magazins LExpress, Christophe Barbier. Sein Kollege vom Journal du Dimanche dagegen findet die Aufregung grotesk: "Nicht mal für ein Sandwich lässt man die Muslime in Ruhe", scherzt Claude Askolovitch.

Mit welcher Überempfindlichkeit derzeit diskutiert wird, zeigt auch ein anderes Beispiel: Zeyneb (16) wird für drei Tage von ihrer Mittelschule in Villefranche-sur-Saône verwiesen, weil sie wegen ihres T-Shirts mit dem Slogan "Palestine libre" mit ihrem Geschichtslehrer Streit bekam, der laut Zeyneb pro-israelische Positionen vertrat. Der Lehrer verlangte, dass sie das T-Shirt mit der für ihn provozierenden Aufschrift bedecke, was sie ablehnte. Als Grund für den Ausschluss gibt die Schulleitung, für die der Nahostkonflikt anscheinend eine Glaubensfrage ist, "Bekehrungseifer" (prosélytisme) an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

17 Kommentare

 / 
  • HK
    Hanns Kanns

    Christen, Juden, Muslime, Atheisten, usw. dürfen nach ihrer Religion Halal-Fleisch essen. Muslime und Juden dürfen nur Halal/Koscheres Fleisch essen.

    Tod ist Tod. Ob mit betäubung oder ohne.

     

    Habt ihr mal gesehen, wie Krebse in zubereitet werden? Sie werden erstmal Tagelang lebendig tiefgefroren. Aber so, dass sie nicht sterben. Und wenn wie zubereitet werden sollen, werden sie lebendig in kochendes Wasser geworfen.

     

    Schaut euch die ganze Massentierhaltung an. Dann ist die Schächtung das kleinste Problem dieser oppurtunistischen Möchtegerntierschützer.

     

    Nur weil es um Muslime geht, macht man so einen Aufstand. Wenn ein Schnellimbiss mit koscherem Fleisch für Juden eröffnet hätte, wäre der Bürgermeister persönlich zur Eröffnung gekommen.

     

    Es gibt kein islamisierung Europas sondern eine verblödung Europas. Haben Angst vor etwas und bekämpfen es, was sie selber erschaffen haben. Gute Nacht Deutschland.

  • MB
    mia bondesen

    Ihren Kommentar hier eingebenHalal oder Koscher läuft aufs selbe hinaus.

     

    diese Tierquälerei muss ein Ende haben und zwar sofort. Immer wieder wird behauptet, die Tiere würden sofort bewusstlos beim betäubungslosen Schlachten, ist aber quatsch. Ich habe so eine Halal-Schlachtung mal in echt gesehen: Das war eine furchtbare lang andauernde Tortur für das Tier. Unzumutbar für jedes schmerzempfindliche Lebewesen. Kann man auch in diversen Videos im Internet genau sehen, wie die Tiere sich quälen.

     

    Der ganze Halal-Boom (an jeder Ecke ein Döner-Laden) ist kaum aufzuhalten und das sehe ich mit großer Sorge: das Problem ist, dass wir Christen unseren Glauben großteils eingebüßt habe, uns ist alles Jacke wie Hose, Multikulti wird als toll und bereichernd empfunden, in Maßen ist es das auch, aber wenn unsere Gesetze ausgehebelt werden, und das ist in Bezug auf die Schlachtung der Tiere ja bereits geschehen, dann sollten wir endlich aufwachen und Einspruch erheben und verlangen, dass die Tiere betäubt werden vor der Schlachtung.

     

    Schlachtung ist nie schön, egal ob mit oder ohne Betäubung. Aber eine Betäubung ist doch mit allergrößter Sicherheit stets vorzuziehen. Ich möchte ja schließlich auch nicht ohne Narkose operiert werden.

  • O
    Oberhart

    @ Sonja:

     

    Schächten ist Tierquälerei. Das bestätigt eine Studie eine Studie der Bundestierärztekammer, bei der zig Veterinäre unabhängig voneinander alle zum gleichen Ergebnis kamen: Schächten ist Tierquälerei. Aber grandios, wie immer versucht wird Unrecht mit Unrecht aufzuwiegen. Massentierhaltung ist mies, keine Frage. Aber solange das erlaubt ist, dürfen Menschen Tieren bei der Schlachtung unnötige Qualen und Schmerzen bereiten, weil es der unsichtbare Mann im Himmel dem Propheten so hat vorflüstern lassen?!? Geht es noch?!

  • PW
    Peter Wenner

    Wenn ein Restaurant in einem islamischen Land plötzlich nur noch nicht halal Fleisch anbietet, würde es zu 100% auch eine Klage geben, es ist das gute Recht der Bürger einschneidenden Veränderungen entgegenzutreten.

  • D
    Dirk

    Man mag ja gerne aus Tierschutzgründen die Halal-Methoden bekämpfen, aber dann doch bitte nicht mit Auflagen für ein Restaurant, sondern mit Auflagen für die Tötung von Tieren. Die Restaurantkette bietet Fleisch aus legaler Herkunft an. Dagegen ist überhaupt nichts zu sagen. Sonst könnte man ja auch einem Vegetarierer Restaurant vorschreiben Fleisch anzubieten. Das ist doch absurd.

  • R
    roterbaron

    Sack Reis?

  • S
    Sonja

    Liebe Claudia,

     

    Geh mal in so einen Stall der Massentierhaltung und schau dir anschließend auch noch das Schlachten im herkömmlichen, europäischen Schlachthof an. Aber schau bitte genau hin!

     

    Und sag mir dann, was du an der halal-Methode so verwerflich findest, und ob du das "herkömmliche" Fleisch mit besserem Gewissen konsumieren kannst!

  • G
    geldim.org

    Wird denn irgend jemand gezwungen, in dieser Imbisskette seinen Hunger zu stillen?

    Wenn nicht, worin liegt dann das Problem?

    Diese Polemik gegenüber den Moslems nimmt schaudernde Ausmaße an.

  • H
    her

    @Claudia:

     

    Daher essen Sie selbstverständlich auch keine Meeresfrüchte, Geflügel und Wild. Wir sind ja konsequent und unbetäubt Getötetes geht gar nicht!

  • G
    geldom.org

    Wird denn irgend jemand gezwungen, in dieser Imbisskette seinen Hunger zu stillen?

    Wenn nicht, worin liegt dann das Problem?

    Diese Polemik gegenüber den Moslems nimmt schaudernde Ausmaße an.

  • C
    Claudia

    "halal" oder "kosher" ist solange Privatsache und geht niemnanden was an, solange keine Tiere dafür gequält werden. Da Tieren aber ohne Betäubung, sprich: bei vollem Bewußtsein der Hals abgeschnitten wird, damit sie ausbluten (und ebendadurch "halal" oder "kosher" werden), ist derlei religiös verbrämter Qualpraktik - wie jeder anderen Tierquälerei auch - entschiedener Kampf anzusagen.

  • F
    Flo

    Das Beispiel mit Veggie-Restaurants und Fleisch wollte ich grad auch schreiben.^^

    Aber ich war letzens in einem Dessu-Geschäft. Leider habe ich dort vergeblich nach Feinrip-Unterhemden gesucht. Die hatten dort nur Unterwäsche für Frauen. Was für eine kackendreiste und vor allem mega sexistische Diskriminierung ist das denn bitte?!?!!!11

    Mein Anwalt ist selbstverständlich eingeschaltet...

  • M
    Martin

    So ein Unsinn, warum lässt man die Moslems nicht einfach in Ruhe. Wenn der Großteil der Kundschaft kein Schweinefleisch möchte, dann macht es auch ökonomisch Sinn auf Rind umzustellen. Die Aufregung des Bürgermeisters ist total übertrieben, fast schon hysterisch. Dieser unterstellt letztlich, dass eine Islamisierung geplant ist und wirklich stattfindet.

     

    Über 200.000 Polen sind seit dem Jahr 2004 nach London gezogen. Dort gibt es mittlererweile polnische Viertel mit polnischen Supermärkten. Da müsste man eigentlich auch Anzeige erstatten, wegen Polonisierung!

  • L
    label

    Müssen jetzt vegetarische Restaurants in Roubaix, FR befürchten, Fleischgerichte anzubieten, weil sie ja Nicht-Vegetarier diskriminieren und u.U. zur Ghettobildung beitragen könnten?

     

    Bis denne,

    label.

  • V
    vic

    Was soll der Quatsch nun wieder.

    Halal kann jeder essen und würde es nichtmal bemerken, Schweinefleisch nicht.

    Wo ist das Problem?

     

    Gruß an Zeynebs Geschichtslehrer:

    Palestine libre!

  • V
    Vega

    Also mit der Logik sollte man dann jedes vegetarische Restaurant verklagen, weil es ja Carnivoren diskriminiert. Schweizer Minarettverbot ich hör dein populistisches trapsen...

  • K
    knut

    Ach, seit wann müssen uns Journalisten Fragen aufschreiben, die man "auch fragen" darf? Ist doch voll die Pose des antiislamischen Tabu-Brechers, die Balmer hier einnimmt, wenn er schreibt "Umgekehrt darf man aber auch fragen, warum Quickburger nicht für jeden Geschmack etwas im Sortiment hat."

     

    Man darf auch fragen, warum es bei McDoof kein Döner gibt. Und warum es weder dort noch in der "deutschen" Curryuwrst-Bude Hundefleisch gibt. Für jeden Geschmack was!

     

    Würde Balmer auch fragen wollen, warum es in koscheren Imbissen kein Schweinefleisch gibt?

     

    Vielleicht ist es an der Zeit, dass die taz ihr Techtelmechtel mit der Bild beendet und eine aufklärerische Zeitung wird, die Informationen gibt und nicht antiislamische Propaganda treibt.