Anti-Atom-Bewegung gespalten: Vorbehalte gegen Parteien
Atomkraftgegner aus dem Wendland gehen auf Distanz zu den Parteien. Sie lehnen den parteipolitischen Schulterschluss aus grundsätzlichen Überlegungen ab.
GORLEBEN taz | Atomkraftgegner aus dem Wendland sind wieder auf großer Fahrt: Ein bunter Treck aus gut zwei Dutzend Traktoren und anderen Gefährten wurde am Mittwochnachmittag auf seinem Weg zum Atomkraftwerk Krümmel mit viel Beifall an den Gorlebener Atomanlagen verabschiedet. Auch ein Dinosaurier aus Schrottteilen, der die veraltete Atomtechnologie symbolisieren soll, rollt im Zug mit.
Anlass für den Treck ist der Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April. "Aus Tschernobyl lernen heißt sofortige Abschaltung aller Atomanlagen weltweit", sagte Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. "Mit dieser Aktion zeigen wir den Konzernvertretern und Schwarz-Gelb, den Atomanhängern, die rote Karte."
Zwischenkundgebungen und Aktionen gibt es in den nächsten Tagen unter anderem in Uelzen, Lüneburg und der Elbmarsch.
Im Anschluss an die Anti-Atom-Kette von Krümmel nach Brunsbüttel, die sich am Samstag um 14.30 Uhr schließen soll, gibt es gegen 15.30 Uhr sieben Kundgebungen, unter anderem mit folgenden RednerInnen und KünstlerInnen:
Brunsbüttel: Hermann Albers (BV Wind), Uwe Zabel (IG Metall), Katrin Göring-Eckardt (Ev. Kirche), Musik: Jan Delay, Rantanplan
Brokdorf: Peter Dickel (AG Schacht Konrad), Klaus Ernst (Die Linke), Musik: Restrisiko, Soul 8/15
Glückstadt: Christoph Bautz (Campact), Jürgen Trittin (Grüne), Musik: Green Igelz, Ka le
Elmshorn: Sigmar Gabriel (SPD), Alexis Passadakis (Attac), Musik: Die Kleingeldprinzessin, Dubtari
Hamburg St. Pauli: Jochen Stay (Ausgestrahlt), Klaus Brunsmeier (BUND), Musik: SKOP, Sven Panne
Hamburg-Billstedt: Wolfgang Rose (Ver.di), Nicola Kaatsch (IPPNW), Musik: My Extasy, Microphone Mafia
Krümmel: Wolfgang Ehmke (BI Lüchow), Heinz Smital (Greenpeace), Musik: Abi Wallenstein
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Samstagmittag soll der Treck das AKW Krümmel erreichen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Trecks wollen sich dort in die Menschenkette einreihen, die über rund 120 Kilometer bis zum AKW Brunsbüttel reichen soll. Einen direkten Aufruf zur Beteiligung an dieser Aktion gibt es von den Treck-Organisatoren, zu denen auch die Bäuerliche Notgemeinschaft und die Organisation "Contratom" gehören, aber nicht.
Denn das breite Bündnis, das zur Menschenkette aufruft, schließt die Oppositionsparteien mit ein: Sigmar Gabriel (SPD), Jürgen Trittin (Grüne) und Klaus Ernst (Linke) werden bei den Abschlusskundgebungen sprechen. Einen Schulterschluss mit Parteien lehnen die Aktivisten der BI aber aus grundsätzlichen Erwägungen ab. "Contratom" ist vor allem die Rolle der SPD ein Dorn im Auge. Die Sozialdemokraten versuchten sich als wichtiger Partner der Anti-AKW-Bewegung zu positionieren. Die Wahrheit offenbare sich jedoch am Beispiel Gorleben.
Während Parteichef Sigmar Gabriel den Endlagerstandort noch im vergangenen Herbst für "tot" erklärt habe, wolle er davon nun nichts mehr wissen. Als verlässlicher Bündnispartner für langfristige Anti-Atom-Politik scheide die Partei damit aus. Menschenketten-Mitorganisator Jochen Stay sieht das anders: Zum breiten Bündnis gehörten auch die atomkritischen Parteien; eine dominierende Rolle spielten sie dabei nicht.
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