Stylist Ara Gallant: Schöpfer der wilden Mähnen
Er hatte sie alle – die Haare von Twiggy, Lauren Hutton und Catherine Deneuve: Ara Gallant ist eine Legende der Modewelt. Ein grandioser Prachtband feiert den Stylisten, Haarkünstler und Fotografen.
Das berühmte Porträt von Catherine Deneuve, in dem Pierre et Gilles sie 1991 zur "La Reine Blanche" stilisieren, ist von Ara Gallant geklaut. Er hatte die Diva schon 1976 überirdisch weißblond und umkränzt von Lichtsternen vor blauem Hintergrund aufgenommen. Auch wenn es nur selten so deutlich wird wie bei Catherine Deneuve: Ara Gallants Bilder und Styles, die in den späten 1960er-Jahren bis in die 90er-Jahre hinein entstanden, wirken bis heute nach. Unglücklicherweise war Gallant mit seiner stilprägenden Arbeit allerdings so erfolgreich, dass er selbst dahinter verschwand. Sein bescheidener Nachruhm war der eines Artists Artist, einer Legende innerhalb der Modewelt.
Doch nun ersteht die Legende wieder auf, in einem Prachtband (David Wills: Ara Gallant. Introduction by Angelica Huston. Damiani Verlag, Bologna 2010, 160 Seiten, 130 Illustrationen, 50 Euro), der damit eine wesentliche Leerstelle in der Geschichte des Zeitgeists des 20. Jahrhunderts beseitigt.
Denn es war der 1932 in der Bronx geborene Ira Gallantz, der Mädchen wie Penelope Tree, Jean Shrimpton, Veruschka oder schließlich Lauren Hutton plötzlich in der Öffentlichkeit der Massenmedien auf so unverwechselbare Art und Weise inszenierte, dass ihr Bild mit dem der 60er- bis 80er-Jahre identisch wurde.
Diesen Text und viele andere mehr lesen Sie in der vom 8./9. Mai 2010 – ab Sonnabend zusammen mit der taz am Kiosk.
Für ihn waren eben schon zu Beginn seiner Karriere, als Stylist etwa für Richard Avedon, die Haare, für die er zuständig war, keine Frage von Dienstleistung, sondern eines Looks, eines individuell erarbeiteten Konzepts, in das seine eklektische kunsthistorische Bildung genauso einfloss wie seine Erfahrungen aus der Pop- und Subkultur. Um es unverwässert umsetzen zu können, begnügte er sich mit einer überschaubaren, ausgesuchten Klientel wie der Vogue, dem Rolling Stone Magazine oder später Andy Warhols Interview. Nur so war es möglich, Catherine Deneuve, vollkommen konträr zu ihrem Image, Kringellöckchen zu verpassen.
Dabei gilt für ihre Bilder, woran sich Veruschka für die ihren erinnert: "Wenn Ara am Set war, wusste ich, dass ich großartig sein würde." Sie zeigt in dem Bildband denn auch die wilde Mähne aus frei fliegendem, langem, üppigem Haar, mit der Ara Gallant einstmals für Furore sorgte. Wild und üppig war leider auch sein Drogenkonsum, der 1990 zu Gallants Selbstmord in Las Vegas führte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen