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Homöopathie-DiskussionGeringe Kosten, aber falsche Debatte

Die Kosten der Krankenkassen für Homöopathie sind gering. Trotzdem fordern Experten und Politiker weiter eine Überprüfung der Wirksamkeit.

Die Wirkungen homöopathischer Behandlungen sind umstritten? Bild: dpa

Seit Wochen streiten Experten erbittert darum, ob Homöopathie als Kassenleistung angeboten werden sollte. Doch wie hoch sind eigentlich die Kosten der Homöopathie für Krankenkassen? Die Antwort: Nur rund 0,06 Prozent der Gesamtausgaben gesetzlicher Krankenkassen in Deutschland gehen nach Angaben von Stefan Wamprechtshammer von der AOK für das Jahr 2008 auf die Kosten für homöopathische Leistungen zurück. Auch bei der AOK selbst machten die Kosten Wamprechtshammer zufolge "nur einen Kleinstteil" der gesamten Ausgaben aus.

Bei der Siemens-Betriebskrankenkasse belaufen sich die Kosten für homöopathische Behandlungen pro Jahr auf eine Million Euro - auch das sind 0,06 Prozent des Ausgabevolumens. Einen ähnlichen Prozentsatz hat die Krankenkasse BIG im Jahr 2009 für Homöopathie ausgegeben. Die Barmer Ersatzkasse gibt bei 4 Milliarden Euro Umsatz im Jahr nach eigenen Angaben 2 Millionen Euro für Homöopathie aus.

Derartige Kassenleistungen zu streichen, "wäre also die schlechteste Form, Kosten zu sparen", findet deshalb Sabine Petzeli, Sprecherin der BIG-Krankenkasse. Klar ist: Für die Kassen lohnt es sich, die Leistungen anzubieten: Für viele Versicherte ist die Möglichkeit, sich zwischen schulmedizinischer und homöopathischer Behandlung entscheiden zu können, ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Wahl der Versicherung.

Prinzipiell darf die Bezahlung von homöopathischen Präparaten von den Krankenkassen nur über Wahltarife angeboten werden, für die zusätzliche Beiträge erhoben werden - sie sind für die anderen Versicherten also kostenneutral. Die Kosten für homöopathische Behandlungen aber können übernommen werden: Dabei kann jeder Versicherte entscheiden, ob er den Besuch eines Alternativ- dem eines Allgemeinmediziners vorzieht.

Die Bezahlung homöopathischer Behandlungen durch die Kassen führte zu Diskussionen, nachdem Politiker aus SPD und CDU sich vor kurzem dafür ausgesprochen hatten, diese aus den Leistungskatalogen zu streichen. Begründet wurde dies damit, dass die Wirksamkeit bislang nicht bewiesen werden konnte.

Laut DAK-Sprecher Jörg Bodanowitz soll eine generelle Überprüfung der Wirksamkeit solcher Behandlungsmethoden im Vordergrund stehen. "Die Kostenfrage ist zweitrangig", sagte er.

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13 Kommentare

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  • P
    P.Prank

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir die Homöopathie helfen kann. Und egal, ob die Wirksamkeit dieser Therapie in wissenschaftlichen Studien bestätigt werden kann oder nicht – wer hilft, hat Recht. Für mich sind Globuli Kügelchen und Co zwar kein Allheilmittel, aber doch eine durchaus nützliche Ergänzung der Schulmedizin.

  • M
    michael-jung

    Antwort auf 1.): "Was kosten die ganzen pharmakologischen Medikamente, die nicht nur den Patienten nichts gebracht haben, sondern auch noch gefährliche Nebenwirkungen haben, trotz bestandener Tests?"

    Nebenwirkungen laut Baipackzettel müssen ohne Alternative geduldet werden; das ist schlicht Zwangsmedizin von Zwangskassen. Gleich ob andere Methoden auch wirken, kommt es doch zu Risiken, Ne-Wi und Folgen, weiterer Medikatiton gegen diese Nebenwirkungen. Da diese unqualifizierte, weil nicht individualisierte Medizin zudem teuerer als Naturheilkunde ist, ist diese einseitige riskoreiche Medizin für die Sozialgemeinschaft unzumutbar.

     

    2.) "Wenn derartige pharmakologischen Medikamente nicht einmal einen positiven Placeboeffekt erzeugen können, wieso dürfen die dann überhaupt verordnet werden?"

    Alle Wirkungen der Homöopathie sind allenfalls Placeboeffekte lt. lesart der Gegener.

    Dass Placebo bei im Schnitt 25% angesiedelt ist, ist doch immer bei der Grenzbestimmung wichtig, ob ein Medikament als solches zugelassen wird.

     

    Also dient die Placeboeffekt-Unterstellung immer dem Zweck, sie sowohl bei unerklärbaren Wirkungen (Wundern) zu missbrauchen; als auch bei eigenem Nichterfolg dem Patienten den richtigen Glauben an seinen Mediziner abzusprechen.

    Placeboeffekt ist die beste Erfindung der Medizin(er) weil sie immer nach Bedarf interpretiert werden kann. Man kann also die Negierer mit den eignenen Waffen schlagen, indem man dann feststellen kann: wenn schon mit dem Placeboeffekt argumertiert wird, dann könnte ja der Pfarrer zum besten Heiler werden, in dem er predigt: Lasst euch nicht einreden, dass ihr krank seid, sondern glaubt dass ihr gesund seid auch - und vor allem - ohne Medizin(er).

    Somit ist die Placebo-Unterstellung nur ein vorgeschoebenes Argument der Homöopathie-Gegner.

  • DR
    Dieter Reiber, IbF-Institut

    Engländer vergifteten (in einem großangelegten Versuch) sich mit Arsenicum-album C30 - keiner starb sofort; jedoch ist so ein naiver Versuch ohne praktisches Wissen wertlos - ja sogar unverantwortlich. Warum?

    Fakten: Arsen ist ein tödliches Gift - wenn es kleiner als 1/100 verdünnt ist.

    Verdünnt man es aber, bis kein Molekül mehr vorhanden ist (wie im obigen Versuch), so kann nur noch seine potenzierte Information auf dem Informationsträger (Wasser oder Globuli...) wirken. Da ist die Wirkung dem Arsen-a. entgegengesetzt. Das Symptom nach Vergiftung ist: Leichenblässe. Diese Leichenblässe lässt sich mit AS D12 und höher wieder innerhalb 10 Minuten in eine normale Hautfarbe verwandeln. Daher ist Homöopathie keine Pauschalmedizin für naive Anfänger, sondern muss in einem Lehrstuhl mit praktischen Selbstversuchen selbst erlebt und erfahren werden; da gibt es viele gute überzeugende Ergebnisse; wer so gelernt hat, dem bleibt dieses Wissen immer verfügbar.

     

    Tatsache ist: Charitee Prof. Willich, Prof. Claudia Witt: vergleichende Studien Homöopathie mit vergleichsweise positiverem Ergebnis gegenüber der etablierten Medizin. Tatsache ist: Reaktion aller Medikamente läßt sich individuell am Patienten messen: gutes Ergebnis = passende Medizin; schlechtes Ergebnis = unpassende Medizin. So einfach geht es mit der Energiemessung; EAV: für jeden einfachen Nichtmediziner lässt sich Medizin so darstellen. Wirklich teuer ist ungezielte, lt. Beipackzettel risikoreiche Medizin mit Verschleppung in OP.

    Obiges gilt für jede Therapie, weil Zell- und Zellverbands-Energie in-vitro messbar ist.

     

    Was wirklich gut oder gefährlich ist, kann die Biotonometrie innerhalb von ein paar Minuten detektieren, weil Bio-Physik sich in Biologie äußert, wie auch bei Mikrowellenstrahlung und Handys; das ist Biophysikern bekannt und muss auch Medizinern erst noch gelehrt werden.

  • B
    bwa

    Darf ich mal fragen, wieso mein Kommentar nicht veröffenlticht ist? Waren darin vielleicht zu gute Argumente gegen die sogenannte Homöopathie, oder hat einer der Links vielleicht zu sehr gestört, weil er zufällig zur Süddeutschen ging? Mal ehrlich, gegen welche Bestimmungen soll er denn verstoßen haben?

  • MP
    Marina Prohaska

    Liebe LeserInnen,

     

    ich würde die Frage eigentlich eher umgekehrt stellen: Warum wird die Naturheilkunde nicht gestärkt, da sie viel! kostengünstiger ist?

    Ich kenne viele Fälle, in denen durch eine homöopathische Behandlung hohe Kosten für allopathische Medikamente eingespart wurden! Unsere eigene Erfahrung:

    Mein Sohn hatte vor 17 Jahren eine sehr starke eitrige Angina. Er bekam eine 10 tägige Antibiotika Behandlung - und 3 Tage nach Abschluss der Behandlung einen Rückfall. Nun bekam er ein anderes Antibiotikum. Wieder war er anschließend ca. 5 Tage gesund und bekam dann wiederum einen Rückfall. Da ich mein Kind nicht einer dauerhaften Antibiotika-Behandlung aussetzen wollte, erinnerte ich mich an einen Bekannten, der nach 3 Tagen homöopathischer Behandlung von seiner - ebenfalls eitrigen - Angina geheilt war. Wir suchten seinen Homöopathen auf: Nach ca 4-5 Tagen war mein Sohn gesund und es kam kein Rückfall mehr! Das war meine eigene Erfahrung: Der direkte Vergleich Antibiotika - Homöopathie. Placebo bei eitriger Angina ist ja wohl auch nach schulmedizinischer Auffassung nicht möglich!

    Wünschenswert und zeitgemäß fände ich eine komplementäre Auffassung von Allopathie und Naturheilkunde: Ich hätte z.B. anderseits mein Bein nach einem Unfall wohl nicht ohne OP und Antibiotika Behandlung behalten können! Beides ist wichtig und umfasst gemeinsam ein viel größeres Spektrum als eine Richtung alleine! Das kommt den Patienten zugute!

  • IO
    ingrid oesten

    Bloss weil die 'Wissenschaft' nicht weiss wie es funktioniert, heisst das noch lange nicht, dass es nicht funktioniert. Die Erde ist rund, naja fast! Die Pharma Industrie hat was dagegen, aber das ist in deren Interesse nicht in unserem!

  • M
    Michael

    In der Tat wird hier die falsche Debatte geführt. Im Einzelfall spielt es keine Rolle ob eine unwirksame oder kaum wirksame Behandlung kostspielig ist oder nicht. Wenn unwirksame Behandlungen auch nur gelegentlich beszahlt werdern öffnet dies jeder Art von Scharlatenerie und unlautere Kostentreiberei der Ärzte und Pharmaindustrie den Hof.

    Würden Sie auch dann noch zu Ihrem Argument stehen wenn in Zukunft die Pharmaindustrie über eine Werbekampagne ein unwirksames Medikament bei den Patienten populär macht? Sollen die Krankenkassen auch dies bezahlen? Schließlich glaubt der Patient ja daran und er will es haben!

  • N
    nikki

    nun eigentlich ist die wirksamkeit von homöopathie hinreichend überprüft worden. nur, dass das ergebniss immer KEINE ist scheint manche zu stören.

  • C
    Christian

    Steigt denn der Arbeitgeberanteil, wenn sich jemand für einen „Alternativ“-Tarif entscheidet?

  • A
    agtrier

    Zwar konnte, wie der Author sehr schon schreibt "die Wirksamkeit homöopathischer Mittel nicht bewiesen werden" - wohl aber das Gegenteil: ihre Unwirksamkeit ist unbestreitbar.

     

    Es geht daher auch nicht nur darum, wieviel Geld die Krankenkassen für diese Form der "Behandlung" ausgeben, sondern auch darum, dass diese Form der Quacksalberei durch die Kostenübernahme der Kassen quasi "geadelt" wird, und den Patienten suggeriert wird, es handle sich um echte Medizin.

  • GM
    Gosig Mus

    Ach so, nur 0.06%. Im Jahr 2007 beliefen sich die Gesamtausgaben der GKV übrigens auf 153.6 Mrd. Euro (Q: Wikipedia; 2009 werdens wohl mehr gewesen sein). 0.06% von 153 Milliarden sind immer noch über 90 Millionen Euro.

  • U
    upupintothebluesky

    Die Kostenübernahme homöopathischer Behandlungen wäre mir schnurzpiepegal, hätte ich nicht die Befürchtung bei allgemein steigender Akzeptanz der Homöopathie gegen meinen Willen und ohne mein Wissen in Zukunft von einem esoterisch ausgerichtetem Mediziner homöopathisch behandelt zu werden.

  • OH
    Oliver Hugk

    Dieser Artikel enthält einen guten Hinweis und läßt erkennen, worum es eigentlich vorallem zu gehen scheint: Mal wieder die Naturheilkunde zu Gunsten der pharmakologischen Medikamentenhersteller zu diskreditieren.

    Wieviel Menschen können durch eigene Erfahrungen bestätigen, dass sehr wohl von Homöopathie eine Wirkung ausgehen kann, Hunderttausende? Wenn dann die offiziellen Wirksamkeitstest anscheinend nichts an Wirksamkeit finden, kann das auch an ungeeigneten Testverfahren liegen. Homöopathische Mittel wirken nämlich anders, als pharmakologische.

     

    Was kosten die ganzen pharmakologischen Medikamente, die nicht nur den Patienten nichts gebracht haben, sondern auch noch gefährliche Nebenwirkungen haben, trotz bestandener Tests?

    Wenn derartige pharmakologischen Medikamente nicht einmal einen positiven Placeboeffekt erzeugen können, wieso dürfen die dann überhaupt verordnet werden?