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Zensur bei Google InstantNach "Por" ist Schluss

Bei der neuen Suchfunktion "Instant", die mittlerweile auch in Deutschland funktioniert, gibt sich Google erstaunlich prüde: Das Wort "Porno" ist genauso verboten wie "nackt".

Freundlichkeit, bunte Bücher und stille Einkehr: Wie Google uns das Internet präsentieren möchte. Bild: reuters

Alles ist "instant": Seit Google in der vergangenen Woche seine Suchmaschine überarbeitet hat, bekommt man sofort nach Eingabe eines einzigen Buchstabens erste Ergebnisse zu sehen. Der Dienst ist mittlerweile standardmäßig auf der US-Seite aktiv, wer ihn in Deutschland nutzen will, muss sich momentan noch mit seinem Google-Zugang einloggen.

Erstaunlich bei alledem: Google, bis dato nicht im Zensieren für Erwachsene legaler sexueller Inhalte aufgefallen, solange man nicht entsprechende Einstellungen zum Schutz des Nachwuchses vornimmt, blockt bei "Google Instant" schlimme Wörter. Das kann jeder nachprüfen, der "nackt" in die Suchzeile eingibt. Hier bekommt man keinesfalls sofort sein Ergebnis, sondern wird mit dem offenbar für Online-Rotlichtbezirke geltenden Sätzlein "Zum Start der Suche Eingabetaste drücken" ermahnt. Bei "Porno" ist nach "Por" Schluss.

Die Zensur betrifft nicht nur Worte, sondern auch den Aufbau des Suchindexes. Gibt man "Sex" ein, kommt nicht etwa als erstes die Säugetierfortpflanzung, sondern der Film "Sex and the City". Immerhin kann man bei der deutschen Instant-Version dann weiter hinten noch zwischen "Sexsucht" und "Sexualität" wählen.

Der Suchmaschinenexperte Danny Sullivan hat allerlei andere Beispiele für Googles neuen Zensur-Ansatz gefunden. So ist Picassos "blaue Nackte" ebenso verboten wie das Wörtchen "Fuck".

Die Vorzensur lässt sich nicht abdrehen. Selbst, wer den Jugendschutzfilter "SafeSearch" deaktiviert, bekommt bei "Instant" keine sofortigen Suchergebnisse mit "anrüchigen" Begriffen geliefert. Gleichzeitig räumte Google bei seiner automatische Vervollständigung von Suchbegriffen auf, wie man sie auch uneingeloggt auf google.de zu sehen bekommt. Auch hier ignoriert das System konsequent anzügliche Eingaben.

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13 Kommentare

 / 
  • T
    Taz-O-Mat

    Nach "POR" ist Schluss?

     

    Das ist aber ein harter Schlag für die porno..., Entschuldigung, portugiesische Tourismusbehörde.

     

    Hat Portugal schon Protest gegen eine derartig himmelschreiende und vor allem geschäftsschädigende Diskriminierung eingelegt?

  • CC
    Claus Carstensen

    Insider wissen natürlich schon länger, das man das jetzt so schreibt:

     

    'PRON'

     

    Und presto! gleich das dritte Suchergebnis ist PornTube.

     

    Frohes Palmenwedeln^^

  • B
    Benjamin

    Also mit Zensur hat das nun wirklich nicht viel zu tun wenn man das Wort "nur" nicht vorgeschlagen bekommt man es aber weiterhin einfach eingeben kann.

    Es ist doch auch keine Zensur wenn ein Porno DVD Verleih die DVD im Hinterzimmer auslegt und nicht im Schaufenster...

  • P
    Pablo

    Da habe ich als Gärtner aber ein echtes Problem wenn ich die Nacktschnecke bei google suche. Wenn es sonst keine Problem in der Welt gibt. Der User wird´s schon richten wenn er denn will.

  • N
    nikki5

    nichtmal nacktmull???

  • TD
    Tyler Durden

    Gehts noch ein wenig primitiver?

    Zensieren bei Google Suche?

     

    Ansonsten: ist doch schön, wenn sogar eine F1rma wie Google ihre eigene Zielgruppe hat...

    Man stelle sich mal vor, es gibt tatsächlich Leute die geben bei Google "porno" ein....

  • Z
    ZORDON

    "Google, bis dato nicht im Zensieren für Erwachsene legaler sexueller Inhalte aufgefallen..."

     

    Google.de zensiert doch schon seit ca. 2002 Suchergebnisse auf Geheiss von Jugenschutz.net.

     

    Siehe zB hier: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12948/1.html

  • S
    swilly

    "nackt" ist also ein ganz schlimmes Wort! Aha!

    Und dass Menschen nackt geboren werden, darf niemand mehr schreiben. Oder wie?

     

    Google, mir graust vor Dir!

     

    Eure Prüderie kotzt mich an!

  • PN
    Porno no!

    Die sind nicht prüde, sondern haben Angst vor Bestrafung. Google ist in erster Linie macht- und geldgeil.

  • D
    deviant

    Seien wir mal ehrlich: Ein Land das häufiger "Routenplaner" googelt als "Sex" hat vielleicht gar kein Interesse an anzüglichen Suchvorschlägen...?

     

    Persönlich halte ich das nicht für Zensur, sondern, so wie man in der "richtigen Welt" die Nackten und Perversen nicht direkt auf die spießige Umwelt loslässt, lässt man eben auch die, für Jugendliche und Kinder zugängliche, Suchmaschine entsprechend filtern.

    Zusätzlich halte ich jeden Wichser für in der Lage "Porno" auch auszuschreiben - von einer derartig katastrophalen Ejaculatio praecox habe ich jedenfalls noch nie gehört und eine solche wäre wohl auch eher ein Fall für den Facharzt denn für google...

  • B
    Besserwisser

    Zensurbegriff verfehlt.

  • E
    Ernst

    Mal ganz abgesehen davon, dass ich die Instant-Funktion für unötigen Schnickschnack und Ressourcenverschwendung halte, kann man gegen diese "Zensur" doch eigentlich nichts einwenden.

    Wenn ich nach "Sex and the City" suchen möchte, will ich - der ich eventuell prüde sein könnte - vielleicht nicht automatisch alle Ergebnisse die es zu Sex gibt vorher sehen müssen, nur weil ich ein unendlich langsamer Tipper bin... Will ich allerdings tatsächlich nach "Sex" suchen muss ich ja nur Tab und Enter drücken ;)

     

    Anders verhält es sich allerdings bei der Autovervollständigung hier ist dies nicht einzusehen, denn nur ein evtl. anzügliches Wort - nicht das gesamte Suchergebnis dessen - zu sehen, dass kann man noch dem prüdesten Zumuten. V.a. da die Konsequenz sonst tatsächlich eine unbegründete Zensur bedeutet, die das Suchverhalten einseitig beeinflussen kann.

  • C
    cachai

    warum muss ich jetzt direkt "the internet is for porn" hören?