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Montagsinterview mit Klaus Wowereit"Veränderung ist kein Teufelszeug"

Berlins Bürgermeister hält die Debatte über Gentrifizierung für fatal. Und er geht davon aus, dass die Grünen bei Koalitionsgeprächen in zentralen Punkten klein beigeben werden.

Klaus Wowereit auf der Rudi-Dutschke-Straße in Kreuzberg Bild: Anja Weber

taz: Herr Wowereit, ich hätte am Anfang eine persönliche Bitte: Können Sie mir mal die Hand auf den Rücken legen?

Klaus Wowereit lässt seine Hand auf die Schulter des taz-Redakteurs klatschen.

Ich spüre keinen Effekt, schade. Ich habe mir nämlich jüngst einen üblen Hexenschuss geholt, ausgerechnet nach einem rot-grünen Streitgespräch.

Klaus Wowereit: Und ich sollte das nun lockern oder verstärken?

Man hat durch die jüngste Presseberichterstattung den Eindruck, dass Sie allein durch Handauflegen sämtliche Probleme lösen könnten.

Und das Gefühl haben Sie jetzt nicht mehr? Dann hätte ich die Hand besser anders aufgelegt.

Im Spiegel war über Sie zu lesen: Manchmal steigt er die Treppen des Rathauses hinab, streichelt dem Berliner über den Kopf und sagt: "Na, allet jut?" Dann steigt er die Treppen wieder hinauf und gewinnt die Wahlen.

Da steht auch, ich sei ein dicker, gemütlicher Kater.

Klaus Wowereit

Der Politiker: Klaus Wowereit ist Berliner und Sozialdemokrat, beides von der Pike auf. Er kam 1953 in Tempelhof zur Welt, trat schon als Schüler in die SPD ein, hat an der Freien Universität Jura studiert und wurde 1984 Stadtrat für Volksbildung im Bezirk Tempelhof. 1995 wechselte er ins Abgeordnetenhaus. Seit 2001 ist er Regierender Bürgermeister von Berlin.

Der Menschenversteher: Während der Fotosession für dieses Interview auf der Rudi-Dutschke-Straße fragt ihn eine Passantin, ob Politiker eigentlich nachdächten, bevor sie etwas entscheiden. Etwa beim EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien. Da sei doch klar gewesen, dass nun die Sinti und Roma herkämen, meint die Dame. Wowereit nimmt sich Zeit, erklärt ihr, dass die Sinti und Roma in den beiden Ländern verfolgt würden und man selbstverständlich über die Konsequenzen der EU-Erweiterung nachgedacht hätte. Ob denn auch George W. Bush nachgedacht hätte, bevor er die US-Truppen nach Afghanistan geschickt habe, will die Frau dann noch wissen. "Der wohl nicht", sagt Wowereit und reicht der nun zufriedenen Frau die Hand.

Der Handaufleger: Wunderkräfte hat Wowereit nicht. Trotz Handauflegen sind die Rückenschmerzen des taz-Redakteurs nicht verschwunden.

Der Kern ist klar: Der Wahlkampf wird als inhaltslos wahrgenommen. Die SPD macht einen sehr emotionalen, sehr auf Sie zugeschnittenen Wahlkampf. Sie sind doch Sozialdemokrat ...

Das ist schon mal nicht zu bestreiten.

... Sie haben, unterstellen wir mal, inhaltliche Positionen. Kommt ihnen das nicht etwas albern vor, bloß als "Wowi" die Wahlen zu gewinnen?

Erst mal warten wir das Wahlergebnis ab. Zweitens: Der Wahlkampf besteht ja nicht nur aus Plakaten, sondern aus vielen Komponenten. Wir haben lange programmatisch unser Wahlprogramm erarbeitet, auch in Rückkopplung mit unserer Mitgliedschaft. Ich bin bei -zig Veranstaltungen, gehe bewusst dahin, wo die Menschen direkt mit mir sprechen können. Gerade komme ich zum Beispiel aus einem Oberstufenzentrum, wo ich anderthalb Stunden mit den Schülerinnen und Schülern über die Detailthemen der Berliner Politik diskutiert habe. Man darf die Plakate nicht mit dem Wahlkampf gleich setzen, das ist nur ein Aspekt.

Es sind ja nicht nur die Plakate. Vom Spiegel bis zu den Springer-Medien schreiben alle: Der Wowi ist ein toller Typ, und genau deshalb gewinnt er die Wahl. Da steht nicht: weil er die bessere Politik macht.

Erstens muss ich ja wohl gegen das, was Sie da mit dem tollen Typ zitieren, nichts einwenden. Und zweitens stehe ich selbstverständlich für Inhalte, und diese Inhalte sind doch deutlich erkennbar: Ich habe zehn Jahre lang erfolgreich Politik in dieser Stadt gemacht, darüber hat auch die taz ausführlich geschrieben. Da muss also schon was gewesen sein.

Sie regieren seit zehn Jahren, und doch fällt in den Schulen der Putz von den Wänden.

Die rot-rote Regierung hat in den vergangenen fünf Jahren 860 Millionen Euro mehr für Bildung ausgegeben. Und die Situation an den Schulen, auch die bauliche, hat sich deutlich verbessert. Aber es gibt natürlich immer noch Investitionsbedarf. Bildung wird auch in der nächsten Wahlperiode deshalb einer der roten Schwerpunkte bleiben.

Berlin gibt mehr als andere Länder für die Bildung aus, es kommt bloß nicht so viel dabei herum. Sachsen ist mit 5.500 Euro pro Schüler Spitzenreiter im Bundesländervergleich, Berlin trotz 6.100 Euro pro Kopf Schlusslicht.

Die taz gehört doch zu denen, die differenzieren können. Wer genauer hinsieht bei dieser von Ihnen angesprochenen, kürzlich veröffentlichten Studie, der sieht, dass Berlin in vielen Einzelpositionen gut dasteht oder sogar führend ist. Wir haben zum Beispiel die höchste Zahl an Abiturienten, die höchste Zahl der Studienabschlüsse und bei der Betreuungssituation Platz 3, nicht Platz 16.

Das bedeutet nach mathematischer Logik doch nur: Wenn Berlin in diesen Punkten so gut ist und trotzdem insgesamt nur der letzte Platz rauskommt, muss es in den anderen Feldern unterirdisch schlecht sein.

Bleiben Sie kritisch, gerade gegenüber solchen Studien. Es ist immer auch die Frage, wie bewertet wird. Zum Beispiel: wie man Integration gewichtet. Was sagt es uns, wenn etwa Sachsen bei diesem Kriterium vorne liegt, aber tatsächlich kaum Zuwanderer zu integrieren hat? Berlin hat im Bildungsbereich gute Fortschritte gemacht, das zeigt auch die Studie. Aber ohne Frage ist die soziale Situation in Berlin oft deutlich schwieriger als in manchen Flächenländern.

In manchen Kiezen haben wir das Gegenteil von Integration: Immer mehr Eltern bringen ihre Kindern an teure Privatschulen. Da kann doch im öffentlichen Schulsystem etwas nicht stimmen.

Das sehe ich anders. Ich beobachte, dass die soziale Vielfalt in vielen Kiezen heute wieder größer wird, auch dank des gezielten Quartiersmanagements. Wir sehen, dass in Schulen häufig wieder eine bessere Mischung möglich ist als noch vor kurzem, als Menschen mit regelmäßigem Einkommen bewusst aus bestimmten Kiezen wegzogen. Hier vollzieht sich also eine positive Veränderung und das ist auch gut und richtig so. Manche bekämpfen es unter dem falsch verstandenen Schimpfwort Gentrifizierung.

Was ist daran falsch verstanden?

Falsch verstanden ist, dass Veränderung als Teufelszeug betrachtet wird. Wenn heute wieder mehr Mischung statt findet, wenn Familien zuziehen, die ihre Miete selbst bezahlen können, dann kann das nicht falsch sein.

Es wird doch nicht kritisiert, dass Familien in bestimmte Kieze ziehen, sondern dass ärmere Leute dort nicht mehr wohnen können, weil die Mieten zu hoch werden.

Aber wie wollen Sie eine Mischung hinbekommen, wenn nicht investiert wird auch für Menschen, die einen bestimmten Wohnstandard erwarten? Insofern muss ein Angebot für Menschen mit mittleren und guten Einkommen da sein. Sonst gehen die in andere Quartiere und das bedeutet dann soziales Auseinanderdriften zwischen den Stadtteilen. Es ist schon eine fatale Debatte, die da manchmal aufgemacht wird. Und dass ich Ihnen hier so deutlich widerspreche, hat nichts damit zu tun, dass nicht gleichzeitig hohe Sensibilität für die Probleme von Geringverdienern nötig ist.

Wohnungsangebote für Wohlhabende gibt es zuhauf: Man bekommt ein Super-Loft nach dem anderen angeboten. Wer aber eine günstige Wohnung sucht, hat ein großes Problem. Das macht vielen Berlinern richtig Sorge.

Deshalb muss an diesem Punkt auch gegengesteuert werden. Aber nicht in der Weise, dass wir sagen, bestimmte Quartiere dürfen sich nicht verändern. Sondern dadurch, dass in bestimmten Bereichen mit hohem Bedarf, vor allem bei Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen, ein Preis dämpfendes Element geschaffen wird, etwa durch Neubauten der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Und auch dadurch, dass wir die maximal zulässigen Mietsteigerungen nach Modernisierungen enger begrenzen wollen, auf neun statt bisher elf Prozent. Der Senat hat gerade für sechs Bezirke beschlossen, dass Eigenbedarfskündigungen erst nach sieben Jahren möglich sind statt nach drei. Das ist sehr konkrete Politik, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen oder zu erhalten.

Warum erst jetzt?

Ganz einfach: Wir hatten mehr als 150.000 leer stehende Wohnungen in der Stadt.

Das ist doch längst nicht mehr so.

Auch heute gibt es noch an die 100.000 davon.

Von denen die Hälfte gerade saniert wird oder nicht bewohnbar ist.

Eine kleine Zahl davon ist nicht vermietbar oder wird nicht auf den Markt gebracht. Diese Wohnungen sind da.

Seit mehr als zwei Jahren rumpelt die S-Bahn mehr schlecht als recht vor sich hin. Man hat den Eindruck, der Regierende Bürgermeister ist ziemlich machtlos, daran etwas zu ändern.

Der Regierende Bürgermeister hat sich um das Thema gekümmert, und zwar nicht nur einmal, sondern permanent.

Wie denn?

Durch viele Gespräche, auf allen Ebenen. Die Situation hat sich inzwischen auch wieder verbessert, zur Zeit ist sie einigermaßen entspannt. Aber es muss Vorsorge getroffen werden, dass nicht wieder alles still steht, wenn die erste Schneeflocke fällt.

Entspannt? Dass sagen Sie mal den Leuten, die sich im Berufsverkehr etwa in der Linie 1 zusammenpressen. Wie dem auch sei: Selbst nach zwei Jahren Rumpelei sagt die SPD immer noch nicht klar, wie es mit der S-Bahn weiter gehen soll: Ausschreiben? Ganz? Teilweise? Der BVG geben?

Die SPD hat im November 2010 beschlossen, dass eine Privatisierung und eine Ausschreibung nicht in Frage kommen.

Was soll es stattdessen geben?

Die Entscheidung, wie es mit der S-Bahn weiter geht, wird in den Koalitionsverhandlungen zu treffen sein.

Dann gibt ja noch den Polizeipräsidenten. Sie haben zugelassen, dass Ihr Innensenator kurz vor der Wahl einen hoch umstrittenen Kandidaten einsetzte, der dann auch noch per Gericht gestoppt wurde.

Das Gericht hat nicht den Kandidaten auf Eis gelegt, sondern nur kritisiert, dass es keine persönliche Anhörung gegeben hat. Das hatte ein anderes Verwaltungsgericht in einem ähnlichen gelagerten Fall vorher völlig anders entschieden.

Genau deshalb hätten Sie doch zum Oberverwaltungsgericht gehen und diesen Widerspruch klären können - oder sogar müssen, wenn Sie der Meinung sind, alles richtig gemacht zu haben.

Die Frage war, ob man weiter prozessiert oder beim Auswahlverfahren korrigiert. Das lässt sich im laufenden Verfahren tun, und das geht schneller als eine langfristige juristische Auseinandersetzung. Die persönliche Anhörung wird nachgeholt, und dann wird es eine Auswahlentscheidung geben.

Noch vor der Wahl?

Das wird zeitlich nicht mehr funktionieren.

Was anderes wird auch nach der Wahl nicht funktionieren: der Weiterbau der Berliner Stadtautobahn A 100. Den können Sie, wenn Sie nicht mit der CDU koalieren wollen, abschreiben.

Warum denn?

Weil Grüne und Linkspartei da nicht mitmachen wollen. Renate Künast hat in ihr neues 10-Punkte-Programm reingeschrieben: "Wir werden einem Weiterbau der A 100 keinesfalls zustimmen."

Wir werden ja sehen, ob das, was die grüne Spitzenkandidatin da sagt, auch nach der Wahl noch Bestand hat.

Sonst würde sie ja lügen.

Das hat mit lügen nichts zu tun. Warten wir erst mal ab. ob sie überhaupt selbst Koalitionsverhandlungen führt. Ich glaube nicht, dass die Grünen eine rot-grüne Koalition an der A 100 scheitern lassen.

Was macht Sie da so sicher?

Wir haben doch gesehen, wie die Grünen in Hamburg und Bremen Infrastrukturprojekte, die sie zuvor kräftig bekämpften, letztlich akzeptiert haben. In einer Koalition muss man immer Dinge akzeptieren, die man eigentlich so nicht wollte, sonst gibt es keine Koalition.

Sie erzählen gern, wie erfolgreich und gut die rot-rote Koalition angeblich zusammengearbeitet hat. Da wäre es doch logisch, klar zu sagen: Wir wollen weiter machen. Warum tun sie's nicht?

Koalitionen sind Bündnisse auf Zeit. Auch vor der vergangenen Wahl hatten wir uns offen gelassenen, ob wir mit den Grünen koalieren oder wieder mit der Linkspartei. Wir haben tatsächlich gut mit der Linkspartei zusammen gearbeitet, deshalb kann ich mir eine Fortsetzung auch vorstellen. Aber selbstverständlich ist programmatisch auch Rot-Grün denkbar - immer unter der Voraussetzung, dass man sich bei wichtigen Fragen auch einig wird.

Die Grünen haben gerade ein Problem mit Stammwählern, die eine Koalition mit der CDU befürchten. Was sagen Sie langjährigen SPD-Wählern, die alles wollen, nur keine Koalition mit den Christdemokraten?

SPD wählen, sage ich denen. Außerdem haben wir anderswo ja erlebt, dass es wenig bringt, wenn Parteien vor Wahlen etwas apodiktisch ausschließen. Das trägt nicht zur Glaubwürdigkeit bei. Insofern werde ich nicht den Fehler machen zu sagen, eine Koalition mit der CDU ist theoretisch völlig ausgeschlossen, auch wenn sie für mich und die SPD nur schwer vorstellbar ist. Es ist ein Unterschied, ob ich das auf diese Art und Weise sage oder durch jede Bemerkung durchtriefen lasse, dass ich gern eine Koalition mit der CDU hätte.

Auf wen spielen Sie gerade an?

Frau Künast sagt eindeutig, sie habe dort eine Machtoption. Tatsächlich hat sie nur mit der CDU eine Chance, Regierende Bürgermeisterin zu werden. Und wenn ich sie richtig verstehe, wird sie diese Chance, wenn sie sie bekommt, auch nutzen.

Renate Künast hat am Samstag im RBB-Inforadio deutlich gesagt, sie hätte am liebsten, dass die Grünen mit der SPD eine Regierung bilden. Sie wolle nun von Klaus Wowereit wissen, ob er denn wollen würde. Wollen Sie?

Von deutlich kann keine Rede sein. Sie hat auch in diesem Interview immer unterstellt, dass die Grünen stärkste Kraft werden. Und sie ist der Frage ausgewichen, was sie tut, wenn sie - wie es alle Umfragen zeigen - allenfalls zusammen mit der CDU Regierende Bürgermeisterin werden könnte.

Künast wirft Ihnen vor, einer inhaltlichen Diskussion auszuweichen. Das neue grüne 10-Punkte-Programm gebe Ihnen die große Chance, so ihre Worte, "sich zu positionieren statt zu schwadronieren". Nehmen Sie dieses Angebot an?

Ich brauche nicht die zehn Punkte von Frau Künast, um unsere inhaltlichen Positionen deutlich zu machen - die sind formuliert. Sie ist es, die mal erklären muss, wie diese Punkte im Einklang mit ihrem Wahlprogramm stehen. Sie hat da locker Mehrausgaben von einer Milliarde drin. Wie will sie die finanzieren und gleichzeitig die Schuldenbremse einhalten, worauf die Grünen doch sonst so sehr Wert legen? Die Grünen sollten sich mal selbst mit ihren 10 Punkten beschäftigen.

Sie wollen von den Berlinern für weiter fünf Jahre ins Rote Rathaus gewählt werden. Geben Sie umgekehrt den Berlinern definitiv diese fünf Jahre, wenn Sie gewählt werden?

Ich kandidiere für die volle Legislaturperiode, und beabsichtige, sie auch zu beenden.

Beabsichtigen kann man viel, aber 2013 ist eine Bundestagwahl...

Das soll so sein.

... da könnte die SPD einen Kanzlerkandidaten gebrauchen. Können Sie einen Ämterwechsel ausschließen?

Ich kandidiere am 18. September hier in Berlin und will auch die nächsten fünf Jahre Regierender Bürgermeister sein.

Kulturstaatsminister könnten Sie auch werden, Kultursenator sind Sie schon. Wäre doch auch eine reizvolle Aufgabe?

Ich glaube nicht, dass das ein Äquivalent wäre zu dieser wunderbaren Aufgabe, in Berlin Regierender Bürgermeister zu sein. Das können sie vergessen.

15 Jahre Rotes Rathaus, 15 Jahre dasselbe Treppenhaus, dasselbe Vorzimmer, dasselbe Büro. Wird das nicht langweilig?

Ich finde: Dieses Schicksal, ein bisschen längerfristig einen Job zu haben - das ich ja mit vielen Berlinerinnen und Berlinern teile - ist akzeptabel.

Wir haben doch noch ein paar SPD-Plakate mit Inhalt gefunden. Da steht zum Beispiel "Hertha und Union" drauf. Sie sagen, sie verstehen Berlin - und werden deshalb verstehen, dass jeder Berliner sich entscheiden muss: Hertha oder Union.

Das ist für mich gar nicht notwendig. Ich bin Mitglied bei Hertha, auch ein Fan von Hertha, schon aus der Zeit, als ich nicht Regierender Bürgermeister war. Dazu stehe ich, das weiß auch jeder, und trotzdem gehe ich gern zu Spielen bei Union. Wenn die weiter erfolgreich sind, würde ich mich auch freuen - erst recht, wenn wir bald zwei Erstligaklubs hätten.

Auf einem anderen Plakat steht "Kotti und Ku'damm". Wofür entscheiden Sie sich?

Da entscheide ich mich fürs "und".

Es gibt noch eins: "Köfte und Klopse".

Das habe ich nicht gesehen.

Das ist ja auch von den Grünen.

Sie haben mich reinlegen wollen.

Noch eins? "Techno und Tristan".

Das ist auch nicht meins. Egal: In meinem Alter doch eher die Oper. Aber ich habe als jüngerer Mensch auch gern nach Techno-Musik getanzt.

Gab's die da schon?

Die gab's schon. Ich hab' ja gesagt: als jüngerer Mensch, nicht als Jüngling.

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38 Kommentare

 / 
  • J
    Jan6

    >>> ... zu Investitionen in die Bildung wird nur zurückgeschaut und gesagt, dass man ja Renovierungen von Schulen durchgeführt hat. Das das getan wird, ist klar. Relevant ist aber der Umfang solcher Investitionen. ...

     

    Als Berliner ist es eure Pflicht, euch über die Politik des Senats zu informieren. Dann wüsstet ihr nämlich, dass in Berlin nahezu das gesamte Konjunkturpaket 2 in die Renovierung der Schulen geflossen ist. Und müsstet keine dämlichen Kommentare über von den Wänden fallenden Putz machen.

  • HJ
    Hipster Josh

    Gentrifizierung - schwieriges Thema. Ich habe ja das Glück, eine dieser so begehrten Altbauwohnungen in Mitte zu haben, die jeder will. Mit allen Schikanen, Stuck, 4m-hohe Decke, Terrasse, usw. Ich hab die aber schon ganz lange. Ich verstehe aber echt nicht, warum jetzt alle da hin wollen. Besserverdiener-Familien mit Kindern, Manager, Leute, die da gar nicht wohnen sondern an Touristen untervermieten für 500 Euro die Woche - hallo? Mach ich zwar auch im Urlaub oder im Sommer mal, aber so ist schon extrem. Momentan ist es für mich aber als DJ noch absolute Styler-Pflicht hier zu wohnen, auch wenn es mir schon bischen viel wird mit den Touristen. Irgendwie ist es schon bischen vorbei, auch wenns viele coole Läden gibt, aber alles wird immer schicker und total gehyped, in den 80ern war das geiler, glaube ich. Toll finde ich dieses urbane abgeranzte, aber das wird immer weniger. Warum? Für Kinder gibt es echt bessere Gegenden, und warum braucht ein Manager mit Putzfrau bitte ein Szeneviertel, gehts noch? Also man könnte schon mal weiterziehen, und ich mein jetzt nicht Neukölln. Nur: Steglitz geht echt nicht, da ist doch nichts. Letztens saßen wir noch in einem Loft bei einem befreundeten Paar, Fotograf aus Brooklyn für die Vice und seine Frau die so total schöne Babyklomotten designt und außerdem modelt, und wir haben überlegt, was ja voll witzig wäre: ein Reihenhaus in Steglitz, und so ne kleine Ökofarm draus machen, aber auch bischen so Suburb-Style, halt ironisch, auch so die Klamotten und den Volvo-Kombi vor der Tür, und den ganzen Tag die Hits der Neunziger und Phil Collins und Adult Oriented Rock hören. Und im Tennisclub sein und Hollywoodschaukel im Garten mit so einem trashigen Design, und da Schreibmaschine tippen. Klingt zwar erst mal geil, irgendwie. Aber da sieht das doch keiner, was bringt das dann, wenn dann keine Sau vorbeikommt und man da festsitzt, oder ne Stunde Fixie fährt bis man mal in der Stadt ist (rollt empört die Augen hinter der großen Brille, wirft seinen Kopf zurück, Haartolle und Schal sitzen wieder top).

  • R
    RedHead

    @Patrick Santer:

     

    Es ist auch in Paris und London ein Unding, dass dort normale Leute nicht leben können, da kann aber kein Berliner Politiker etwas dafür. Die könnten aber dafür sorgen, dass die Situation in Berlin nicht genau so asozial wird.

  • MF
    Manfred Frank

    Und wo bleiben die wirklich spannenden Fragen?

    Z.B. ein Umwandlungsverbot für Wohnraum?

    Brennende Autos?

    Anti-Papst-Demo?

    Bereitstellung von Kita-Plätzen?

    Die Funktion von Herrn Wowereit sollte wohl ehe repräsentierender Bürgermeister lauten, denn regieren erfolgt kaum. Das Wahlprogramm sieht an vielen Stellen so aus, als wäre die SPD 10 Jahre in der Opposition gewesen und als würde sich alles positiv verändern, wenn man denn endlich die SPD an die Regierung ließe. Pro-Reli und andere Aktionen zeigen, dass wir einen Bürgermeister haben, der polarisiert statt zu verbinden, was seine Äußerungen zur Gentrifizierung wieder einmal beweisen.

    Gönnen wir ihm doch die Zeit, die er wohl noch benötigt, um Berlin und die Berliner tatsächlich zu verstehen: Lassen wir ihm einmal fünf Jahre Freizeit...

    MF

  • PS
    Patrick Santer

    meine güte. in keiner anderen hauptstadt der welt kann es sich auch niemand leisten als sozialhilfeempfänger mitten in der stadt mit blick auf eifelturm und co. zu wohnen. warum muss in berlin alles immer anders und so vermeintlich politisch korrekt sein? aber in lichtenrade oder spandau zu wohnen ist ja uncool....

  • T
    tageslicht

    Ich entnehme diesem Interview im Prinzip zwei Informationen:

     

    1. Die taz-Autoren sind regelrecht pampig bei der Formulierung der Fragen, was mich insbesondere beim Taz-Verfechter für Schwarz-Grün, Herrn Alberti, überhaupt nicht wundert.

     

    2. Das unerträgliche, anmaßende, arrogante Getue von Frau Künast geht nicht nur mir auf den Zünder.

  • S
    Schnurzel

    Wowereit hat recht, in dem er sagt, dass Renate Künast nur mit Hilfe der CDU Bürgermeisterin würde. Deshalb wäre sie für mich unwählbar. Aber ich habe nicht die Qual der Wahl. Als Neu-Süddeutscher lebe ich in einer Stadt mit Grün-Schwarzer Koalition. Das "Grün" ist allerdings eher ein schimmerndes Schwarz - langweilig und nicht inspirierend.

  • F
    F.R.

    @and

    man, man, man... klaro kann ich zwischen den Zeilen lesen. Ich wüsste derzeit keine andere Alternative für Berlin, zumal die Rolle des Bürgermeisters für mich nur eine repräsentative ist, dass er eine solche beherrscht zeigt er zum Beispiel am besten in solch einem Interview. Ich liebe einfach seine Redegewandtheit und genieße dieselbe.

    Du bewegst dich noch auf oberflächlicher Ebene und unterstellst, dass ein Tazleser nicht zwischen den Zeilen lesen kann, geschweigedenn was von Politik versteht.

    Mich würden deine Erwartungen an ein solches Interview interessieren? Was soll er denn zeigen, was er schon 10 Jahre nicht gezeigt, bzw. geleistet hat?

    Wie naiv zu glauben, dass ein Interview großartigen Aufschluss geben könnte.

  • Y
    yberg

    ich bewundere und bestaune menschen,die sich eine tätigkeit aussuchen,die ihnen abverlangt sich in einem bestimmten zeitlichen rahmen durch mitbürger per wahl bestätigen zu lassen.

    ich frage mich in wie weit dies wesenszüge und geistige deformationen der betroffenen amtsinhaber hervorruft,zumal diese unter dem druck ihrer partei,ihrer gegner und erwartungsdruck ihrer befürworter,unter dem druck der öffentlichkeit,dem druck der medien und den folgen der alltagsereignisse stehen und es damit meist niemandem recht machen können.

    wenn wowereit ein gewählter repräsentant von sich in der dritten person spricht wirds mir bange.

    im übrigen rate ich dem politknut:

    schlaglöcher planieren statt A10

  • S
    S.F.

    Auch ich denke, dass Wowereit tatsächlich nicht verstanden hat, dass es den "Gentrifizierungsgegnern" nicht um eine Kritik der Stadtteilaufwertung geht. Sondern vielmehr um den ausgrenzenden Charakter der Entwicklung. Stadtteilaufwertung, wobei alleine der Begriff ja schon viel Platz zur Diskussion lässt, kann für viele ein Gewinn sein, die Problematik begeht in dem Mangel an integrativen Momenten dieser "Veränderung". Gerade wenn Wowereit Vorteile des Quartiermanagement erwähnt müsste er sich um die besondere und vitale Bedeutung eines integrativ gewachsenen Kiezes bewusst sein-und dadurch auch um die Angst vieler, inklusive mir selbst, durch Miet- und Lebenskostensteigerung, aber auch vor allem sozialer Ausschluss durch nicht-Zugehörigkeit eines bildungspriviligierten Sozialmilieus, seinen anvertrauten Lebensraum verlassen zu müssen. Mit "Berlin verstehen" hat seine Äußerung zum Thema Gentrifizierung tatsächlich nichts zu tun.

  • R
    RedHead

    Halten wir mal fest:

     

    Die Verräterpartei schert sich wiedermal einen Dreck um Geringverdiener und empfiehlt denen, die auf jeden Fall eine Regierungsbeteiligung der Law-and-order-Faschos der schwarzen Pest verhindern wollen, die SPD zu wählen, ohne eine Koalition mit der CDU auszuschließen.

    Auf konkrete Fragen wird auch mal geantwortet, dies müsse in Koalitionsverhandlungen entschieden werden. Ja natürlich! Die Frage ist doch aber gewesen, welche Position die SPD in diese Verhandlungen einbringen will. Ein ehrliches "mir doch egal" wäre mir da lieber als dieses Deppengeschwafel! Wahrscheinlich ist dieses Geschwafel aber vielen Wählern lieber, weil sie es nicht als solches erkennen, leider!

    Wowis einschätzung der Öko-FDP ist natürlich richtig. Was bleibt also noch so?

    Die Linke: sollen erstmal ihr Antisemitismusproblem lösen, so lange große Teile dieser Partei mit der Hetze über den Judenstaat vollauf beschäftigt ist, traue ich denen hier auch keine vernünftige Politik zu. Es wäre schon deutlich besser an geeigneter Stelle einfach mal die Klappe zu halten.

    NPD, die Freiheit, CDU, pro Deutschland: Äh, nein! Nazis raus aus den Parlamenten!

    FDP: Ich besitze kein Hotel.

    Piraten: erscheinen mir reichlich naiv, aber vielleicht sollte man denen mal die Gelegenheit geben, etwas über Realpolitik zu lernen und dabei ihre Anhänger aus ihrer Traumwelt herauszuholen.

    Die Partei: das Wählen einer Satirepartei steht etwa auf einer Stufe mit ungültig wählen, nur dass sich die Darstellung in den Medien unterscheidet. Das macht die Partei zu einer echten Option für Leute wie mich, die sich sonst quer durch das ganze Spektrum durch niemanden vertreten fühlen.

  • A
    andras

    Nicht das ich WOWI wählen würde, aber bei der Frage der angeblichen Gentrefizierung hat er nunmal RECHT !

    Ich wohne im völlig uncoolen Steglitz und erhalte von meinem Gegenüber aus z.b dem coolen Kreuzberg-Freidrichshain gerne mal "rollende Augen".

    Die gleiche Personen regen sich dann aber darüber auf das "ihr" Stadteil immer teurer wird.

    Alles elitäres Gequatsche!

    Und gerade die die in den letzten 20 Jahren in bestimmte Stadtteile gezogen sind haben andere Leute verdrängt.

    Hier vor allem ältere Leute die das Partyvolk nicht mehr ertragen haben.

    Aber um die geht es den "Kämpfern" gegen eine Gentrefizierung eh nicht.

    Es geht ausschließlich darum das SIE weiterhin möglichst billig im Innenstadtbereich wohnen können.

    Und wenn es auf Kosten der Allgemeinheit geht.

    Autos anzünden !

    Renovierte Häuser beschmieren !

    Alles demolieren was irgendwie grad repariert wurde...usw

     

    MfG ein Arbeiterkind

  • B
    Burt

    Wowereit steht symptomatisch für viele Realitätsverweigerer in Berlin.

    Wie der Kommentar unter mir, haben manche Leute einfach nichts verstanden und schieben sich die Welt so zusammen, wie sie grad ins heile Weltbild passt.

    Wie am Bsp. Schule zusehen ist.

    Einfach nur massig Geld reinpumpen löst halt nicht alle Probleme, es wäre schön wenn es so einfach wäre.

    Auch wenn die dann die Wände an Problemschulen rosa Streichen, löst dass nicht das Problem von vielen Schülern, die mittlerweile als nicht mehr Beschulbar gelten. Eine böse Tendenz die sich da abzeichnet.

  • N
    NoComment

    Das ist mal wieder eloquent an den eigentlichen Problemen vorbeigesabbelt und ein Grund dafür, weshalb die SPD für mich unwählbar geworden ist.

    Gentrifizierung bedeutet, dass Menschen mit geringem Einkommen gegen ihren Willen an den Stadtrand ziehen müssen. Hier entstehen die neuen Armutsghettos. Aber nicht sofort, sondern erst morgen oder übermorgen.

    Wowereit gehört ganz erkennbar nicht zur Schicht der Niedrigverdiener, Grundgesicherten, der Prekären oder ALGlern. Diese Menschen werden von der Volkspartei SPD jedenfalls nicht vertreten. (Ob von einer anderen Partei, glaube ich persönlich auch nicht.)

  • A
    and

    danke für das interview. ja, so ist er. rhetorisch so gewandt, dass er sich so ausrücken kann, dass die menschen, die nicht zwischen den zeilen lesen können oder wollen und vor allem nicht die politik sehen, die hinter diesen worten steht, sich total verstanden fühlen (s. kommenatar F.R.).

    ich kann hanswurst nur zustimmen, aber nicht nur bei gentrifizierung, auch z.b. bei der A100 stellt wowereit den bau gleich mit arbeitsbeschaffung und förderung der wirtschaft, die wir so brauchen. aber wenn das gleiche geld in mehr soziale, kulturelle und last but not least verkehrsprojekte für mehr und sichere radwege gesteckt wird, fördert das kurzfristig genauso die writschaft, schafft genauso arbeitsplätze, belastet aber kurz- mittel- UND langfristig nicht die umwelt und nicht die menschen. die reihe geht weiter mit dem neuen flughafen etc. etc.

    so opportunistisch und wirtschaftsbossfreundlich und bevölkerungsunfreundlich ich persönlich wowereit finde, so sehr geschockt bin ich über die berliner bevölkerung, die das nach 10 jahren politik noch immer nicht kapiert hat. und die immer noch auf die reinfällt, die zur richtigen zeit ein nettes gesicht machen und die dinge sagen, die die leute hören wollen. und zur anderen zeit einfach machen, was sie wollen. und das ist ganz bestimmt nicht sozial (SPD!?).

  • QI
    "Klasse" Interview, WOWI

    Herr Wowereit hat mal wieder entweder garnichts gesagt oder ist über andere Parteien hergefallen. Im gesamten Interview hat er nicht ein einziges mal dargestellt, was er in der nächsten Legislaturperiode wirklich tun will. Zum S-Bahn-Chaos schweigt er ("wird in den Koalitionsverhandlungen" geklärt), zu Investitionen in die Bildung wird nur zurückgeschaut und gesagt, dass man ja Renovierungen von Schulen durchgeführt hat. Das das getan wird, ist klar. Relevant ist aber der Umfang solcher Investitionen. Und der letzte Platz in der Bildung wird schöngefärbt. Nee, da muss man nichts tun, ist doch alles toll.

     

    Wenn er glaubt, die Grünen würden die A100 mitbauen, dann irrt er sich. Die Situation ist in Berlin anders als in Hamburg: In Hamburg konnte der Bau juristisch nicht mehr gestoppt werden. Das ist bei der A100 nicht der Fall. In Stuttgart wurde kein Versprechen gegeben, S21 nicht zu bauen, sondern alles zu tun, um S21 noch zu stoppen. Stichwort Stresstest und Volksentscheid. Die A100 kann gestoppt werden, es ist einfach nur eine politische Entscheidung. Daher wird es keine A100 mit den Grünen geben. Und das weis er auch, denn dumm ist er nicht.

    Er sagt das nicht deutlich, aber es sollte jedem klar sien, dass er Rot-Rot will. Wer die SPD wählt, bekommt das auch. Die sind der gemütlichere Koalitionspartner, wenn es darum geht, möglichst wenig zu tun und weiter feiern zu können. Wer Rot-Grün will, muss Grün wählen.

  • N
    Neuköllner

    WOWI ist der Beste. Alle anderen unter "ferner liefen".

  • F
    F.R.

    Klasse Interview!!! WOWI, ich liebe dir!

  • H
    hanswurst

    indem gentrifizierungskritik mit veränderungsverweigerung gleichstellt macht sich wowereit für mich unwählbar. berlin verstehen heißt der spd wahlslogan. wowereit beweist, dass er absolut und nichtmal ansatzweise begriffen hat, wie dramatisch negativ sich diese stadt entwickelt.

  • J
    Jan6

    >>> ... zu Investitionen in die Bildung wird nur zurückgeschaut und gesagt, dass man ja Renovierungen von Schulen durchgeführt hat. Das das getan wird, ist klar. Relevant ist aber der Umfang solcher Investitionen. ...

     

    Als Berliner ist es eure Pflicht, euch über die Politik des Senats zu informieren. Dann wüsstet ihr nämlich, dass in Berlin nahezu das gesamte Konjunkturpaket 2 in die Renovierung der Schulen geflossen ist. Und müsstet keine dämlichen Kommentare über von den Wänden fallenden Putz machen.

  • HJ
    Hipster Josh

    Gentrifizierung - schwieriges Thema. Ich habe ja das Glück, eine dieser so begehrten Altbauwohnungen in Mitte zu haben, die jeder will. Mit allen Schikanen, Stuck, 4m-hohe Decke, Terrasse, usw. Ich hab die aber schon ganz lange. Ich verstehe aber echt nicht, warum jetzt alle da hin wollen. Besserverdiener-Familien mit Kindern, Manager, Leute, die da gar nicht wohnen sondern an Touristen untervermieten für 500 Euro die Woche - hallo? Mach ich zwar auch im Urlaub oder im Sommer mal, aber so ist schon extrem. Momentan ist es für mich aber als DJ noch absolute Styler-Pflicht hier zu wohnen, auch wenn es mir schon bischen viel wird mit den Touristen. Irgendwie ist es schon bischen vorbei, auch wenns viele coole Läden gibt, aber alles wird immer schicker und total gehyped, in den 80ern war das geiler, glaube ich. Toll finde ich dieses urbane abgeranzte, aber das wird immer weniger. Warum? Für Kinder gibt es echt bessere Gegenden, und warum braucht ein Manager mit Putzfrau bitte ein Szeneviertel, gehts noch? Also man könnte schon mal weiterziehen, und ich mein jetzt nicht Neukölln. Nur: Steglitz geht echt nicht, da ist doch nichts. Letztens saßen wir noch in einem Loft bei einem befreundeten Paar, Fotograf aus Brooklyn für die Vice und seine Frau die so total schöne Babyklomotten designt und außerdem modelt, und wir haben überlegt, was ja voll witzig wäre: ein Reihenhaus in Steglitz, und so ne kleine Ökofarm draus machen, aber auch bischen so Suburb-Style, halt ironisch, auch so die Klamotten und den Volvo-Kombi vor der Tür, und den ganzen Tag die Hits der Neunziger und Phil Collins und Adult Oriented Rock hören. Und im Tennisclub sein und Hollywoodschaukel im Garten mit so einem trashigen Design, und da Schreibmaschine tippen. Klingt zwar erst mal geil, irgendwie. Aber da sieht das doch keiner, was bringt das dann, wenn dann keine Sau vorbeikommt und man da festsitzt, oder ne Stunde Fixie fährt bis man mal in der Stadt ist (rollt empört die Augen hinter der großen Brille, wirft seinen Kopf zurück, Haartolle und Schal sitzen wieder top).

  • R
    RedHead

    @Patrick Santer:

     

    Es ist auch in Paris und London ein Unding, dass dort normale Leute nicht leben können, da kann aber kein Berliner Politiker etwas dafür. Die könnten aber dafür sorgen, dass die Situation in Berlin nicht genau so asozial wird.

  • MF
    Manfred Frank

    Und wo bleiben die wirklich spannenden Fragen?

    Z.B. ein Umwandlungsverbot für Wohnraum?

    Brennende Autos?

    Anti-Papst-Demo?

    Bereitstellung von Kita-Plätzen?

    Die Funktion von Herrn Wowereit sollte wohl ehe repräsentierender Bürgermeister lauten, denn regieren erfolgt kaum. Das Wahlprogramm sieht an vielen Stellen so aus, als wäre die SPD 10 Jahre in der Opposition gewesen und als würde sich alles positiv verändern, wenn man denn endlich die SPD an die Regierung ließe. Pro-Reli und andere Aktionen zeigen, dass wir einen Bürgermeister haben, der polarisiert statt zu verbinden, was seine Äußerungen zur Gentrifizierung wieder einmal beweisen.

    Gönnen wir ihm doch die Zeit, die er wohl noch benötigt, um Berlin und die Berliner tatsächlich zu verstehen: Lassen wir ihm einmal fünf Jahre Freizeit...

    MF

  • PS
    Patrick Santer

    meine güte. in keiner anderen hauptstadt der welt kann es sich auch niemand leisten als sozialhilfeempfänger mitten in der stadt mit blick auf eifelturm und co. zu wohnen. warum muss in berlin alles immer anders und so vermeintlich politisch korrekt sein? aber in lichtenrade oder spandau zu wohnen ist ja uncool....

  • T
    tageslicht

    Ich entnehme diesem Interview im Prinzip zwei Informationen:

     

    1. Die taz-Autoren sind regelrecht pampig bei der Formulierung der Fragen, was mich insbesondere beim Taz-Verfechter für Schwarz-Grün, Herrn Alberti, überhaupt nicht wundert.

     

    2. Das unerträgliche, anmaßende, arrogante Getue von Frau Künast geht nicht nur mir auf den Zünder.

  • S
    Schnurzel

    Wowereit hat recht, in dem er sagt, dass Renate Künast nur mit Hilfe der CDU Bürgermeisterin würde. Deshalb wäre sie für mich unwählbar. Aber ich habe nicht die Qual der Wahl. Als Neu-Süddeutscher lebe ich in einer Stadt mit Grün-Schwarzer Koalition. Das "Grün" ist allerdings eher ein schimmerndes Schwarz - langweilig und nicht inspirierend.

  • F
    F.R.

    @and

    man, man, man... klaro kann ich zwischen den Zeilen lesen. Ich wüsste derzeit keine andere Alternative für Berlin, zumal die Rolle des Bürgermeisters für mich nur eine repräsentative ist, dass er eine solche beherrscht zeigt er zum Beispiel am besten in solch einem Interview. Ich liebe einfach seine Redegewandtheit und genieße dieselbe.

    Du bewegst dich noch auf oberflächlicher Ebene und unterstellst, dass ein Tazleser nicht zwischen den Zeilen lesen kann, geschweigedenn was von Politik versteht.

    Mich würden deine Erwartungen an ein solches Interview interessieren? Was soll er denn zeigen, was er schon 10 Jahre nicht gezeigt, bzw. geleistet hat?

    Wie naiv zu glauben, dass ein Interview großartigen Aufschluss geben könnte.

  • Y
    yberg

    ich bewundere und bestaune menschen,die sich eine tätigkeit aussuchen,die ihnen abverlangt sich in einem bestimmten zeitlichen rahmen durch mitbürger per wahl bestätigen zu lassen.

    ich frage mich in wie weit dies wesenszüge und geistige deformationen der betroffenen amtsinhaber hervorruft,zumal diese unter dem druck ihrer partei,ihrer gegner und erwartungsdruck ihrer befürworter,unter dem druck der öffentlichkeit,dem druck der medien und den folgen der alltagsereignisse stehen und es damit meist niemandem recht machen können.

    wenn wowereit ein gewählter repräsentant von sich in der dritten person spricht wirds mir bange.

    im übrigen rate ich dem politknut:

    schlaglöcher planieren statt A10

  • S
    S.F.

    Auch ich denke, dass Wowereit tatsächlich nicht verstanden hat, dass es den "Gentrifizierungsgegnern" nicht um eine Kritik der Stadtteilaufwertung geht. Sondern vielmehr um den ausgrenzenden Charakter der Entwicklung. Stadtteilaufwertung, wobei alleine der Begriff ja schon viel Platz zur Diskussion lässt, kann für viele ein Gewinn sein, die Problematik begeht in dem Mangel an integrativen Momenten dieser "Veränderung". Gerade wenn Wowereit Vorteile des Quartiermanagement erwähnt müsste er sich um die besondere und vitale Bedeutung eines integrativ gewachsenen Kiezes bewusst sein-und dadurch auch um die Angst vieler, inklusive mir selbst, durch Miet- und Lebenskostensteigerung, aber auch vor allem sozialer Ausschluss durch nicht-Zugehörigkeit eines bildungspriviligierten Sozialmilieus, seinen anvertrauten Lebensraum verlassen zu müssen. Mit "Berlin verstehen" hat seine Äußerung zum Thema Gentrifizierung tatsächlich nichts zu tun.

  • R
    RedHead

    Halten wir mal fest:

     

    Die Verräterpartei schert sich wiedermal einen Dreck um Geringverdiener und empfiehlt denen, die auf jeden Fall eine Regierungsbeteiligung der Law-and-order-Faschos der schwarzen Pest verhindern wollen, die SPD zu wählen, ohne eine Koalition mit der CDU auszuschließen.

    Auf konkrete Fragen wird auch mal geantwortet, dies müsse in Koalitionsverhandlungen entschieden werden. Ja natürlich! Die Frage ist doch aber gewesen, welche Position die SPD in diese Verhandlungen einbringen will. Ein ehrliches "mir doch egal" wäre mir da lieber als dieses Deppengeschwafel! Wahrscheinlich ist dieses Geschwafel aber vielen Wählern lieber, weil sie es nicht als solches erkennen, leider!

    Wowis einschätzung der Öko-FDP ist natürlich richtig. Was bleibt also noch so?

    Die Linke: sollen erstmal ihr Antisemitismusproblem lösen, so lange große Teile dieser Partei mit der Hetze über den Judenstaat vollauf beschäftigt ist, traue ich denen hier auch keine vernünftige Politik zu. Es wäre schon deutlich besser an geeigneter Stelle einfach mal die Klappe zu halten.

    NPD, die Freiheit, CDU, pro Deutschland: Äh, nein! Nazis raus aus den Parlamenten!

    FDP: Ich besitze kein Hotel.

    Piraten: erscheinen mir reichlich naiv, aber vielleicht sollte man denen mal die Gelegenheit geben, etwas über Realpolitik zu lernen und dabei ihre Anhänger aus ihrer Traumwelt herauszuholen.

    Die Partei: das Wählen einer Satirepartei steht etwa auf einer Stufe mit ungültig wählen, nur dass sich die Darstellung in den Medien unterscheidet. Das macht die Partei zu einer echten Option für Leute wie mich, die sich sonst quer durch das ganze Spektrum durch niemanden vertreten fühlen.

  • A
    andras

    Nicht das ich WOWI wählen würde, aber bei der Frage der angeblichen Gentrefizierung hat er nunmal RECHT !

    Ich wohne im völlig uncoolen Steglitz und erhalte von meinem Gegenüber aus z.b dem coolen Kreuzberg-Freidrichshain gerne mal "rollende Augen".

    Die gleiche Personen regen sich dann aber darüber auf das "ihr" Stadteil immer teurer wird.

    Alles elitäres Gequatsche!

    Und gerade die die in den letzten 20 Jahren in bestimmte Stadtteile gezogen sind haben andere Leute verdrängt.

    Hier vor allem ältere Leute die das Partyvolk nicht mehr ertragen haben.

    Aber um die geht es den "Kämpfern" gegen eine Gentrefizierung eh nicht.

    Es geht ausschließlich darum das SIE weiterhin möglichst billig im Innenstadtbereich wohnen können.

    Und wenn es auf Kosten der Allgemeinheit geht.

    Autos anzünden !

    Renovierte Häuser beschmieren !

    Alles demolieren was irgendwie grad repariert wurde...usw

     

    MfG ein Arbeiterkind

  • B
    Burt

    Wowereit steht symptomatisch für viele Realitätsverweigerer in Berlin.

    Wie der Kommentar unter mir, haben manche Leute einfach nichts verstanden und schieben sich die Welt so zusammen, wie sie grad ins heile Weltbild passt.

    Wie am Bsp. Schule zusehen ist.

    Einfach nur massig Geld reinpumpen löst halt nicht alle Probleme, es wäre schön wenn es so einfach wäre.

    Auch wenn die dann die Wände an Problemschulen rosa Streichen, löst dass nicht das Problem von vielen Schülern, die mittlerweile als nicht mehr Beschulbar gelten. Eine böse Tendenz die sich da abzeichnet.

  • N
    NoComment

    Das ist mal wieder eloquent an den eigentlichen Problemen vorbeigesabbelt und ein Grund dafür, weshalb die SPD für mich unwählbar geworden ist.

    Gentrifizierung bedeutet, dass Menschen mit geringem Einkommen gegen ihren Willen an den Stadtrand ziehen müssen. Hier entstehen die neuen Armutsghettos. Aber nicht sofort, sondern erst morgen oder übermorgen.

    Wowereit gehört ganz erkennbar nicht zur Schicht der Niedrigverdiener, Grundgesicherten, der Prekären oder ALGlern. Diese Menschen werden von der Volkspartei SPD jedenfalls nicht vertreten. (Ob von einer anderen Partei, glaube ich persönlich auch nicht.)

  • A
    and

    danke für das interview. ja, so ist er. rhetorisch so gewandt, dass er sich so ausrücken kann, dass die menschen, die nicht zwischen den zeilen lesen können oder wollen und vor allem nicht die politik sehen, die hinter diesen worten steht, sich total verstanden fühlen (s. kommenatar F.R.).

    ich kann hanswurst nur zustimmen, aber nicht nur bei gentrifizierung, auch z.b. bei der A100 stellt wowereit den bau gleich mit arbeitsbeschaffung und förderung der wirtschaft, die wir so brauchen. aber wenn das gleiche geld in mehr soziale, kulturelle und last but not least verkehrsprojekte für mehr und sichere radwege gesteckt wird, fördert das kurzfristig genauso die writschaft, schafft genauso arbeitsplätze, belastet aber kurz- mittel- UND langfristig nicht die umwelt und nicht die menschen. die reihe geht weiter mit dem neuen flughafen etc. etc.

    so opportunistisch und wirtschaftsbossfreundlich und bevölkerungsunfreundlich ich persönlich wowereit finde, so sehr geschockt bin ich über die berliner bevölkerung, die das nach 10 jahren politik noch immer nicht kapiert hat. und die immer noch auf die reinfällt, die zur richtigen zeit ein nettes gesicht machen und die dinge sagen, die die leute hören wollen. und zur anderen zeit einfach machen, was sie wollen. und das ist ganz bestimmt nicht sozial (SPD!?).

  • QI
    "Klasse" Interview, WOWI

    Herr Wowereit hat mal wieder entweder garnichts gesagt oder ist über andere Parteien hergefallen. Im gesamten Interview hat er nicht ein einziges mal dargestellt, was er in der nächsten Legislaturperiode wirklich tun will. Zum S-Bahn-Chaos schweigt er ("wird in den Koalitionsverhandlungen" geklärt), zu Investitionen in die Bildung wird nur zurückgeschaut und gesagt, dass man ja Renovierungen von Schulen durchgeführt hat. Das das getan wird, ist klar. Relevant ist aber der Umfang solcher Investitionen. Und der letzte Platz in der Bildung wird schöngefärbt. Nee, da muss man nichts tun, ist doch alles toll.

     

    Wenn er glaubt, die Grünen würden die A100 mitbauen, dann irrt er sich. Die Situation ist in Berlin anders als in Hamburg: In Hamburg konnte der Bau juristisch nicht mehr gestoppt werden. Das ist bei der A100 nicht der Fall. In Stuttgart wurde kein Versprechen gegeben, S21 nicht zu bauen, sondern alles zu tun, um S21 noch zu stoppen. Stichwort Stresstest und Volksentscheid. Die A100 kann gestoppt werden, es ist einfach nur eine politische Entscheidung. Daher wird es keine A100 mit den Grünen geben. Und das weis er auch, denn dumm ist er nicht.

    Er sagt das nicht deutlich, aber es sollte jedem klar sien, dass er Rot-Rot will. Wer die SPD wählt, bekommt das auch. Die sind der gemütlichere Koalitionspartner, wenn es darum geht, möglichst wenig zu tun und weiter feiern zu können. Wer Rot-Grün will, muss Grün wählen.

  • N
    Neuköllner

    WOWI ist der Beste. Alle anderen unter "ferner liefen".

  • F
    F.R.

    Klasse Interview!!! WOWI, ich liebe dir!

  • H
    hanswurst

    indem gentrifizierungskritik mit veränderungsverweigerung gleichstellt macht sich wowereit für mich unwählbar. berlin verstehen heißt der spd wahlslogan. wowereit beweist, dass er absolut und nichtmal ansatzweise begriffen hat, wie dramatisch negativ sich diese stadt entwickelt.