DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL: Training für den Ernstfall
ANGSTKÄUFE Ende Mai soll es wieder kapitalismuskritische Proteste in Frankfurt am Main geben. Auch damit lässt sich ein Geschäft machen
Aus Protesten gegen den Kapitalismus Kapital zu schlagen funktioniert mit Guevara-Shirts ebenso wie mit dem Verkauf von Würstchen bei einer Demonstration. Andere handeln eher Immaterielles, ein Gefühl von Sicherheit, zum Beispiel.
Die Frankfurter Unternehmensberatung ACG verkauft Tipps für das „Business Continuity Management“. Sie will betroffene Firmen schützen, indem sie diese auf den Notfall – Demonstrierende blockieren Eingangstüren oder Zufahrtswege – vorbereitet. Das Unterbrechen von Abläufen kann für ein Unternehmen nämlich recht teuer werden.
Im Mai 2012 hatte die Polizei während der Occupy-Proteste Frankfurts Innenstadt lahmgelegt. AGC wirbt mit der ANGST vor einer Neuauflage: „Am 31. Mai und 1. Juni 2013 kommt Blockupy wieder nach Frankfurt, um mit Protesten auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Zeit, für die Business Continuity Manager, sich hierauf vorzubereiten“, alarmiert die AGC-Webseite. „Sprechen Sie uns an.“
Obwohl die Resonanz auf dieses Angebot bisher eher gering sei, wie Matthias Hämmerle, Leiter des „Business Continuity Management“, berichtet, sollten die betroffenen Banken laut ACG schnellstmöglich handeln: „Rechtzeitig sollten jetzt Begehungen, Tests und Übungen terminiert werden, denn sonst wird die Zeit eng bis zum kommenden Mai.“ Man stelle sich das vor: Fondsmanager trainieren für den „Ernstfall“, sie durchbrechen Protestketten oder versuchen, inkognito zu ihren Geheimbüros zu gelangen. Ob dazu auch „echte“ Aktivisten zu Testzwecken eingekauft werden sollen? Hämmerle verneint: „So weit geht das in der Regel nicht.“
TIMO REUTER, FRANKFURT/M.
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