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Neue Studie zu Bisphenol AKassenbons machen dick

Viele Chemikalien in Alltagsgegenständen führen nicht nur zu Sexualstörungen, sondern auch zu Diabetes und machen dick. Das sagt eine Studie des ChemTrust.

Können den Hormonhaushalt durcheinanderbringen: Schadstoffe in Kassenzetteln. Bild: 106313 / photocase.com

BERLIN taz | Chemische Weichmacher und andere Stoffe wie Bisphenyl A machen dick und verursachen Diabetes. Das fand eine Studie des englischen Umweltorganisation CHEMTrust heraus, die am Dienstag in Brüssel, Berlin und London präsentiert wurde. Die Schadstoffe stecken in vielen Alltagsgegenständen wie Kassenzetteln, Konservendosen, Gummistiefeln, Haushaltsgeräten oder Sofas. Besonders für Schwangere und Kinder sind sie gefährlich, denn sie beeinträchtigen das Hormonsystem.

Dabei funktionieren die Stoffe wie trojanische Pferde. Die als „hormonelle Schadstoffe“ bezeichneten Partikel ersetzen die natürlichen Hormone im Körper und können so das Hormonsystem durcheinanderbringen. Das führt nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler zu Fettleibigkeit, Diabetes und Sexual- wie Verhaltensstörungen. In den Körper gelangen die Partikel dabei nicht nur durch die Nahrung, schon Hautkontakt und Atmung reichen aus.

Dabei macht bei hormonellen Schadstoffen, entgegen der Paracelsus-Formel, nicht die Dosis das Gift. Schon kleine Mengen richten Schaden an. Das hat Werner Kloas vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie in Berlin anhand von Fröschen nachgewiesen: Die Frösche werden durch Hormonstoffe in ihrem Sexualverhalten gehemmt: Die männlichen Frösche treffen beim Quaken nicht den richtigen Ton, die Weibchen gehen zum unbehandelten, attraktiver quakenden Frosch.

Auch bei abnehmender Dosis blieb der Effekt erhalten. Ein Schwellenwert, ab wann das Sexualverhalten normal wurde, ließ sich nicht feststellen. Deshalb fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ein gänzliches Verbot der hormonellen Schadstoffen wie Bisphenol A. Alternative Stoffe müssten geprüft werden, in manchen Fällen könne man Chemikalien auch ganz vermeiden, beispielsweise durch mechanische Brandschutzapparate in Haushaltsgegegnständen. „Aufgrund der Erkenntnisse über die Dosierung sind auch Grenzwerte, die bei der Politik oft üblich sind, nutzlos,“ erklärt Patricia Cameron, Chemie-Expertin des BUND.

Im Rahmen der EU-Chemikaliengesetzgebung REACH, mit der Chemikalien registrierungsbedürftig sind und verboten werden können, hat nun Dänemark eine Initiative gestartet, um vier krankmachende Weichmacher zu verbieten.

Bislang ist es für Kunden schwierig, in welchen Produkten hormonelle Chemikalien stecken: Hersteller und Händler müssen zwar auf schriftliche Anfragen dazu innerhalb von 45 Tagen antworten. Bislang wird dieses Auskunftsrecht aber von Verbrauchern kaum genutzt.

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4 Kommentare

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  • E
    EuroTanic

    Das Asbest schädlich ist weiss man seit ca. 100 jahren. Bis heute ist es nicht verboten (z.B. Bremsen PKW)

    Das Rauchen und Alkohol schädlich ist ebenfalls schon seit langem bekannt. Wird heute noch verkauft.

    Das Bisphenol A schädlich ist, genauso wie Glutamat, und fast alle Medikamente und Industrienahrung weiss man auch seit Einführung dieser "Schadstoffe".

    Von der Erkenntnis bis zur Einsicht oder bis zum Verbot vergehen häufig hundert Jahre oder mehr. Der Mensch ist so. Heute bestimmen Profite und Renditen unseren Lebensraum. Die Gesundheit der Menschen ist den Profitjägern von klein bis gross "scheissegal". So einfach ist das.

  • I
    ion

    Ja! Ja! Ja! Ja! Ja! Ja! Ja! Alles längstens bekannt und dauernd in diversen relevanten Massenmedien publiziert worden!

     

    Und offenbar "stecken" die Weichmacher auch schon längst in Deniz Yücels´ brain (cf. seinen akt. "Kommentar"), u./o. anderen taz-MitarbeiterInnen-Gehirnen, oder da, wo ein solches sein sollte: Warum gibt 's zur Meldung ein Foto mit offensichtlich antikem, ergo nicht mit Bisphenole verseuchten Kassenzettel(?!), denn der Abgebildete ist sehr wahrscheinlich kein(!) Thermopapier.

     

    Anstatt alle naslang den selben, mit neuesten tests verifizierten Mist zu publizieren, wäre es dann einfach auch mal Journalisten-Pflicht Konsequenzen zu ziehen und den von Amts wegen Zuständigen mit entsprechenden Fragen, Forderungen auf den Pelz zu rücken(!) – oder sprengte selbst das den Etat der taz-ler?

    Im Web recherchieren und copy-pasten kann jeder selbst.

  • B
    berndo

    Da bin ich mal gespannt, ob jetzt das Verbot von Thermodruck-Kassenzetteln kommt. Die ins Feld geführte massive Gesundheitsgefährdung des gastronomischen Personals hat schliesslich auch ein weites Rauchverbot begründet. Kleinste Mengen von Nikotin seien wahnsinnig gefährlich. Wie viele Kassenbons hält der durchschnittliche Kellner pro Abend in der Hand? (und das auch noch ganz lange, weil die Kundschaft trotzdem nochmal alles vorgerechnet haben möchte...)

  • D
    D.J.

    "Die Frösche werden durch Hormonstoffe in ihrem Sexualverhalten gehemmt: Die männlichen Frösche treffen beim Quaken nicht den richtigen Ton, die Weibchen gehen zum unbehandelten, attraktiver quakenden Frosch."

     

    Wo ist das Problem - wenn jeder Mann mit dem Zeug Kontakt hat, singen doch alle schief und sind somit wieder gleich attraktiv für das Weibchen (ich gehe mal davon aus, dass die Ergebnisse 1:1 von Frosch Mensch übertragen werden können). Und wie sieht es eigentlich mit schwulen oder lesbischen Fröschen bzw. Menschen aus?