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Kommentar EU-GrenzkontrollenUnd ewig droht die Innenpolitik

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Innenminister Friedrich will innerhalb der EU Grenzkontrollen einführen dürfen. Damit verweigert er nur die Verantwortung für die gemeinsame Flüchtlingspolitik.

A ls wäre die Krise der Europäischen Union nicht schon groß genug, als stünde die EU nicht ohnehin schon kurz vorm Zerfall: Gemeinsam mit seinem französischen Kollegen fordert Innenminister Friedrich, dass nationale Regierungen ihre Landesgrenzen im Alleingang dicht machen können, wenn ihnen die Außengrenzen nicht ausreichend gesichert scheinen.

Sich als starker Mann gegen illegale Einwanderung zu inszenieren, mag für den angeschlagenen Sarkozy im Präsidentschaftswahlkampf nützlich sein. Und auch Friedrich kann sich als das in Szene setzen, was von einem CSU-Innenminister erwartet wird: als harter Hund. Für die EU aber ist der Vorstoß extrem gefährlich.

Denn neben dem Euro ist die Reisefreiheit einer ihrer Grundpfeiler. Sie macht die Vorzüge der EU für die BürgerInnen unmittelbar erfahrbar und kann so die ohnehin brüchige Solidarität zumindest stärken. Das hatte Friedrich im vergangenen Sommer auch im Blick, als Dänemark auf Initiative der Rechtspopulisten Kontrollen an der deutschen Grenze durchsetzte.

Anja Weber
SABINE AM ORDE

ist stellvertretende Chefredakteurin der taz.

Deutschen Urlaubern drohte auf dem Weg ans Meer Ungemach und sofort hagelte es Kritik. Geht es aber um die Abwehr von Flüchtlingen, sind für den Christsozialen solche Überlegungen stets zweitrangig, von Menschenrechten gar nicht zu reden. Dann geht es vor allem um eins: Flüchtende von Deutschland fernzuhalten. Sollen sie doch weiter im Mittelmeer ertrinken.

So blockiert die Bundesregierung – stets im Einvernehmen mit Frankreich – jede Reform der europäischen Flüchtlingspolitik. Und weigert sich damit hartnäckig, die gemeinsame Verantwortung für jene, die in Griechenland, Italien oder auf Malta ankommen und auf ein besseres Leben in Europa hoffen, als gemeinsame zu begreifen. So kann man die EU wirklich nicht retten.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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3 Kommentare

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  • H
    Humbug

    Nicht einmal die Kirche, lässt "alle Schäflein" zu sich kommen"-obwohl sie vor Geld stinkt. Predigen und Machen sind zweierlei Dinge. Das ist beim Staat nicht anders. Wo das Geld fehlt-lässt die Moral nach-, mit Wirken. Kein System funktioniert richtig -, weil der Mensch eben ein eigensüchtiger Kretin ist. Das "Goldene Kalb" hat immer regiert.

  • WS
    Was soll man da noch zu sagen . . .

    Jederman überall auf der Welt hat ein Recht in Deutschland zu leben. Klaro. Wie man sie versorgt oder ihnen eine nützliche Funtkion in der Gesellschaft zuweist, sie kulturell aklimatisiert, egal. Das macht der Staat, das macht "die Gesellschaft", nur nicht der linksalternative Träumer in seiner Altbauwohnung.

     

    Krug . . . Brunnen . . . ach ihr kennts ja . . .

  • F1
    Franzose 1789

    Ich denke, die Kontrollen an der deutsch-französischen Grenze werden nicht kommen. Darüber zu diskutieren ist Wahlkampf für Sarkozy, den die Mehrheit der Franzosen nicht mehr möchte, und der wegen der gemeinsamen Finanzpolitik zur "Eurorettung" und zur Knebelung von Griechenland aus Merkels Sicht unbedingt der Präsident Frankreichs bleiben soll. Mit der Wahl Hollandes zum Präsidenten besteht die Chance zum Politikwechsel, so wie sie einst bei Obama bestanden hat...