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Ausbau der KinderbetreuungBaupläne für die Buddelkiste

Der Ausbau der Kita-Plätze für kleine Kinder schleppt sich. Woran das liegt? Ein Kita-Betreiber und der Chef des Städte- und Gemeindebundes haben unterschiedliche Antworten.

Mühsames Bauen: Alle Vorschriften müssen bedacht werden. Bild: dpa

BERLIN taz | Hartmut Horst faltet einen Bauplan auseinander. „Dort soll der Spielplatz hinkommen und hier der Weg.“ Er tippt auf Striche, Schraffierungen, Zahlen. Hartmut Horst ist Geschäftsführer von „Hanna“, einem Kita-Träger in Berlin: fünf Einrichtungen mit 626 Kindern. Jetzt will Hartmut Horst ein neues Haus bauen, mitten im Park, Platz für 180 weitere Kinder. Der Bauplan dafür ist zurzeit Horsts wichtigstes Dokument.

Der Mann weiß, wie dringend Kita-Plätze gebraucht werden, die Anmeldelisten sind lang bei „Hanna“. Und ab August 2013 soll es bundesweit insgesamt 750.000 Kita-Plätze geben, jedes Kind unter drei Jahren hat dann einen Rechtsanspruch auf eine aushäusige Betreuung. So hat es die Bundesregierung 2007 beschlossen. Das ist lange her.

Aber so, wie es aussieht, ist das nicht zu schaffen. Allein in Berlin, wo es schon mehr Kitas gibt als anderswo in der Republik, fehlen noch etwa 6.000 Plätze, bundesweit sollen es rund 200.000 sein, hat der Städte- und Gemeindebund ausgerechnet. Das Bundesfamilienministerium, das für den Ausbau zuständig ist, spielt das Problem herunter: Es sollen nur 130.000 Plätze fehlen.

Bürokratie „bis zum Exzess“

Hartmut Horst, 60, ist Erziehungswissenschaftler, er weiß, dass es gut ist für Kinder, wenn sie mit Gleichaltrigen spielen. Er plant, rechnet, verhandelt mit dem Berliner Senat, mit dem Bauamt, mit der Bank. Aber manchmal, stöhnt Horst, vergehe ihm die Lust daran. Gesetze, Verordnungen, Beamte, kurz: Die deutsche Bürokratie mache ihm das Leben schwer. „In der Verwaltung werden Kitas leider nicht bevorzugt“, sagt er, „trotz der überall beklagten Dringlichkeit.“

Seine neue Kita wollte er Ende 2011 eröffnen, aber er hat noch keinen Stein verbaut. Stattdessen sei er „Dauergast auf dem Bauamt“. Es geht um Zuwege, Hygienevorgaben, Bauvorschriften. „Alles sinnvoll“, sagt Horst. „Aber sinnvoll heißt in Deutschland ja häufig ’bis zum Exzess‘.“

Kinderbetreuung

■ Plätze: Ab August 2013 haben alle Kinder unter 3 Jahren das Recht auf einen Kita-Platz. Aber es fehlen nach Angaben des Städte- und Gemeindebundes noch rund 200.000 Plätze.

■ Politik: Manuela Schwesig (SPD) fordert einen Krippen-Gripfel. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat angekündigt, im Juni oder Juli mit den Ministerpräsidenten über den Kita-Ausbau zu reden.

■ Betreuungsgeld: Merkel pocht darauf, der Kita-Ausbau laufe unabhängig vom Betreuungsgeld. Der Gesetzentwurf für die 100 bis 150 Euro für die Erziehung zu Hause will Familienministerin Schröder am 6. Juni ins Kabinett einbringen. Am 14. Juni soll er in erster Lesung im Bundestag beraten und am 29. Juni beschlossen werden. (sis)

Sein Zeigefinger rutscht über den Architektenplan und stoppt an einer schraffierten Fläche. „Allein das hier: der Weg von der Straße bis zur geplanten Kita. Der muss geradlinig und frei sein“, sagt Horst. „Aber momentan steht da noch ein altes WC herum.“ Drum herum laufen? „Ist verboten“, sagt Horst. Was nun? Das Häuschen muss abgerissen und ein paar Meter weiter wieder aufgebaut werden. Horst schlägt sich mit der flachen Hand an die Stirn: „Wozu?“

Lösungsvorschlag: pädagogische Standards senken?

Bei Gerd Landsberg findet Hartmut Horst ein offenes Ohr. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DSTGB) findet den Vorschriftenwahn hierzulande „vollkommen überzogen“. Um den Kita-Ausbau rasch voranzutreiben, fordert Landsberg, „da, wo es geht, bauliche und pädagogische Standards zu senken“. Warum muss ein Garderobenplatz 0,4 Quadratmeter groß und belüftbar sein, fragt er.

Warum darf der Abstand von Garderobenhaken nicht geringer als 20 Zentimetern betragen? Und warum müssen Kinderbetten die DIN-Norm EN 716-1 erfüllen und Küchen unterteilt sein in Gar- und Spülbereich, Vorrats- und Tiefkühllager, Lager für Leergut und Lager für erdhaltige Lebensmittel? So steht es in der Berliner Bauordnung und im Kindertagesstättenforderungsgesetz (KitaFöG).

„Vieles ist unangebracht“, sagt der DSTGB-Chef: „Da kann man einfach mal den gesunden Menschenverstand sprechen lassen.“ Landsberg fürchtet, dass ab nächstem Jahr viele Eltern, die keinen Kita-Platz bekommen, klagen werden. Vor einigen Tagen ist das schon das erste Mal geschehen. Das Verwaltungsgericht Mainz hat einer Mutter Schadenersatz zugesprochen, weil ihr die Kommune trotz Rechtsanspruch keinen Kindergartenplatz anbieten konnte. Landsberg fordert auch, die Gruppen zu vergrößern: „Da müssen Eltern auch mal Abstriche machen.“

Der DSTGB ahnt Schlimmes für nächsten Sommer: Gerade hat er vom Meinungsforschungsinstitut Forsa ausrechnen lassen, dass etwa 60 Prozent aller Mütter und Väter eine aushäusige Betreuung für ihre Kinder benötigen. Bei den Planungen für den Kita-Ausbau ist man von 35 Prozent ausgegangen. „Eine willkürliche Zahl“, sagt Landsberg.

Es mangelt aber nicht nur an Kita-Plätzen, es fehlen auch rund 20.000 ErzieherInnen. Ginge es nach Gerd Landsberg, würde er sofort eine Ausbildungsinitiative starten: HelferInnen sollten den ErzieherInnen zur Seite stehen, und manche „Bufdis“ vom Bundesfreiwilligendienst könnten speziell in Kitas eingesetzt werden. Auch die formalen Anforderungen für Tagesmütter könnten gesenkt und der Zuverdienstgrenze von Hartz-IV-Empfängerinnen, die Kinder betreuen, könnte erhöht werden.

All das hat Landsberg vor einiger Zeit ausführlich mit Kristina Schröder besprochen. Die Familienministerin steht stark unter Druck, sie wird von vielen Seiten dafür kritisiert, dass das mit dem Kita-Ausbau nicht so richtig klappt. Jetzt reagiert die CDU-Politikerin, am 30. Mai will sie ein Zehnpunkteprogramm für einen schnelleren Kita-Ausbau vorlegen. Es dürfte sich dabei vor allem um Landsbergs Ideen handeln.

„Wir hören immer wieder insbesondere von Großstädten, dass vielerorts überhöhte Baunormen den Ausbaufortschritt behindern“, sagt eine Sprecherin des Familienministeriums. „Das reicht von Denkmalschutzvorschriften über zu niedrige Raumhöhen bis zum Fehlen von getrennten Sanitäreinrichtungen für weibliche und männliche Erzieher.“ Ein „besonderes Problem“ seien die Vorschriften für Außenflächen: „Selbst wenn eine Kita direkt neben einem Spielplatz liegt, braucht sie nach Vorschrift zusätzlich einen eigenen Spielplatz.“

„Sportliche Fristen“ und „ideologische Hürden“

Aber ist es überhaupt möglich, Standards zu senken? Jan Große, 47, zweifelt daran. Er ist Architekt und baut seit Jahren in Berlin und Brandenburg Kitas. Er kennt die Gesetze, und er weiß, dass Kinder eine bestimmte Fläche zum Spielen, Basteln und Toben brauchen: „Die festgelegten Vorgaben beruhen auf Erfahrungen, die über eine lange Zeit gewachsen sind.“

Das KitaFöG schreibt vor, dass jedes Kind in „pädagogisch genutzten Räumen“ 3 Quadratmeter Platz haben muss, das ist Mindeststandard. „Anzustreben“ sind 4,5 Quadratmeter, aber die meisten Kitas bieten ohnehin nur den Mindeststandard. „Man könnte darüber nachdenken, diesen Raum noch stärker zu verkleinern“, sagt Jan Große. „Pädagogisch ist das sicher nicht sinnvoll.“

Andere Standards wiederum, darunter Bau- und Sicherheitsvorschriften für Verglasungen, Treppen, Hygiene und Brandschutz können gar nicht ohne Weiteres geändert werden. „Da gibt es strenge Gesetze“, sagt der Architekt. „Schließlich geht es um die Sicherheit der Kinder.“

Allerdings weiß Jan Große genau, wie langwierig manche Genehmigungsverfahren für einen Neubau sein können. Er erlebt das bei jedem Projekt. Bis alle Pläne vorliegen, dauert es rund ein Jahr, erst dann kann sein Büro bauen. Bis die Kita endlich steht, vergehen noch einmal zwölf Monate. Jan Große bezeichnet diese Frist als „sportlich“: „Oft dauert es länger.“

Und dann sind da noch ideologische Hürden. So zumindest bezeichnet Antje Bostelmann die Schwierigkeiten, die sie vor allem in den alten Bundesländern erlebt. Wenn die Geschäftsführerin des bundesweit agierenden Kita-Betreibers Klax im Westen ihr Bildungs- und Erziehungskonzept vorstellt, vermeidet sie das Wort „Krippe“. „Das klingt offensichtlich immer noch nach Osten“, sagt Antje Bostelmann, 51. Nach gemeinsamen Töpfen, nach autoritären Methoden, nach Indoktrination. „Das ist natürlich alles Quatsch“, sagt Antje Bostelmann.

Keine Fördermittel, keine Kredite

Klax betreibt sogar zwei Kitas in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Die Skandinavier sind bekannt für ihr geschlechtergerechtes Familienbild: Frauen und Männer sind gleichermaßen erwerbstätig, Männer nehmen Elternzeit, fast alle Kinder gehen in eine Kita. Das 2008 eingeführte Betreuungsgeld für Eltern, die ihre kleinen Kinder zu Hause erziehen, soll demnächst wieder abgeschafft werden.

Als Antje Bostelmann in einer Kommune in Baden-Württemberg für ihr Modell warb, soll ihr der Bürgermeister geantwortet haben, sie könne ruhig eine Kita aufmachen, aber die dürfe die Kommune nichts kosten. Denn schließlich zahle der Westen schon so viel Soli-Beitrag. Thomas Metze, zweiter Klax-Geschäftsführer, 50, ist auf seinen Rundreisen durch die Republik vor allem in Bayern und in Niedersachsen gescheitert: „Wir sollten uns katholisch ausrichten. Aber wir sind konfessionslos.“ Bostelmann und Metze fragen sich seitdem: Was ist wichtiger, das Beharren auf Traditionen oder Wahlfreiheit für Eltern?

2,15 Milliarden Euro hat der Bund für den Kita-Ausbau zur Verfügung gestellt, weitere 1,85 Milliarden Euro für die Betriebskosten. Das Geld müssen die Länder und Kommunen beantragen. Aber die Länder und Kommunen trödeln, beklagt Ministerin Schröder. 700 Millionen Euro sollen noch nicht abgerufen sein. So dürfe man das aber nicht rechnen, hält Gerd Landsmann dagegen: „Die Kommunen müssen in Vorkasse gehen. Erst wenn eine Kita gebaut ist, können sie das Geld abrufen.“

Trotzdem scheint die Summe vorn und hinten nicht zu reichen. „Hanna“-Chef Horst braucht für seine neue Kita 3 Millionen Euro: 1 Million für das Grundstück, 2 Millionen für Haus, Einrichtung, Personal. So viel Geld hat er nicht, er muss einen Kredit aufnehmen und hat Fördermittel beantragt, aus einem Kita-Fonds. „Aber das Geld ist längst ausgegeben“, sagt Horst. Die Bank sagt: keine Fördermittel, keine Kredite. „Wenn das überall so ist“, sagt Horst: „Dann wird das nie was mit dem Kita-Ausbau.“

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10 Kommentare

 / 
  • S
    Simon

    Es mangelt nicht nur an Erzieher_innen, auch sind ein großteil der Erzieher_innen am Rande ihrer Kräfte. Ich selbst(seit 2011 Erzieher in Berlin) habe hier in meinem kurzen beruflichen Werdegang Dinge erlebt, die keiner Kindern wünscht. Völlig ausgebrannte Erzieher_innen, Rassismus, Verwahrung ohne pädagogischen Hintergrund, Gewalt und ein Umgang mit Personal seitens Trägern aber leider auch den Eltern.

    Für mich ist es selbst kaum erträglich mit dem Hungerlohn und der tägliche Verantwortung in völlig unterbesetzten Häusern mit dem oben beschriebenen Verhalten vieler Erzieher_innen zu arbeiten und habe mich daher auf die Suche nach einem neuen Job gemacht. Was bei Elterniniativen, Kinerläden, etc geboten wird ist für viele von außen schön und harmonisch, wenn aber nach dem gehalt des Personals gefragt wird...........

    Gibt es in Berlin noch faire und schöne Kitas?

    Ich würde gerne mal eine kennen lernen!!! Falls nicht werde ich wohl den Beruf aufgeben und es den Schleckerverkäufer_innen und den hunderten von berufsbegleitenden Azubis überlassen was mit der Bildung unserer Gesellschaft in Zukunft wird. :(

     

    Grüsse an alle lieben Kolleg_innen

  • H
    Hamsterrad

    @duff

     

    "Vielmehr sollte doch endlich mal diskutiert werden, welche Standards wir bei der Kinderbetreuung haben wollen und wie wir Eltern sinnvoll unterstützen, ohne daß im Hintergrund Harz IV droht, weil sie wegen der Kinder ökonomisch nicht vollständig verwertbar sind."

     

    nun, wenn ihre Kinder sie bei der vollständigen ökonomischen Verwertbarkeit stören, dann bin ich selbstvertändlich bereit als SteuerzahlerIn einen zwischen 12000 und 18000 Euro jährlich subventionierten Krippenplatz mit zu finanzieren. Damit habe ich gar keine Probleme.

    Ich habe aber auch keine Probleme damit Familien, die sich gegen die vollständigen ökonomischen Verwertbarkeit wehren, Beziehung und Bindung leben wollen, zu unterstützen.

  • W
    www

    "Die Skandinavier sind bekannt für ihr geschlechtergerechtes Familienbild"

     

    Ja, aber es ist eben anders als in DE:

     

    in Schweden passen Frauen mit anmessener Bezahlung und angemessener sozialer Absicherung auf die Kinder von Frauen mit angemessener Bezahlung und Absicherung auf. Die Qualifikation ist meistens die Hochschulausbildung mit hohen Standards, z.B. Kenntnisse in Entwicklungspsychologie,etc.

     

    in DE passen nachher Mini- und Niedrigjobber, 400EuroJobbler, EinEurojobber ohne adäquate Ausbildung oder mit Crashkurs auf die Kinder anderer schlecht bezahlter Minijobber auf. Noch dazu sollen generell die Ausbildungsstandards hier niedriger sein.

     

    70% der Niedriglöhner in DE sind nunmal Frauen. Ganz andere nicht vergleichbare Standards und Verhältnisse.

  • W
    www

    Es mangelt aber nicht nur an Kita-Plätzen, es fehlen auch rund 20.000 ErzieherInnen. Ginge es nach Gerd Landsberg, würde er sofort eine Ausbildungsinitiative starten: HelferInnen sollten den ErzieherInnen zur Seite stehen, und manche „Bufdis“ vom Bundesfreiwilligendienst könnten speziell in Kitas eingesetzt werden. Auch die formalen Anforderungen für Tagesmütter könnten gesenkt und der Zuverdienstgrenze von Hartz-IV-Empfängerinnen, die Kinder betreuen, könnte erhöht werden.

     

     

    Laut eines Bildungsforschers sind die Standards in DE bereits zusammen mit Malta die Niedrigsten, was die Qualifikation betrifft!

     

    das Niveau weiterzusenken ist nicht gerade eine vertrauenserweckende Maßnahme,

     

    ich frag mich sowieso ständig, wie es angehen kann, dass in DE so viele Personen schlechter ausgebildet sind. Vielleicht sollte man mal mehr in Weiterbildung investieren und mal die Standards erhöhen statt immer weiter abzusenken. Man könnte sonst irgendwann den Eindruck gewinnen, die Deutschen sind schlechter ausgebildet als in vielen anderen Ländern oder dümmer.

  • W
    www

    Schweden kann sein geschlechtergerechtes Familienbild nur deshalb kultivieren, weil es gut 30% aller Arbeitnehmer im öffentl. Sektor beschäftigt. Ein großer Teil davon sind Frauen, die z.B. in Behörden, Schulen, Kitas, Krankenhäusern und Heimen arbeiten.

     

    in Norwegen liegt der Rekord: dort sind es 34% der Arbeitnehmer.

     

    in DE hingegen arbeiten 35% der Frauen in West-DE im 400EuroJob, nicht weil sie nichts anderes wollen, sondern weil es in vielen Bereichen keine anderen Beschäftigungsverhältnisse gibt.

     

    Teilzeit- und Vollzeitstellen werden durch Minijobs substituiert -- so wollte hier selbst eine Kita nur 6,67 EUR/Std. zahlen für eine Helferin im Minijob .

     

    in DE macht man Frauen zu Niedrigjobbern - 70% der Niedrigjobber hier sind Frauen. Man kann das mit Schweden nicht vergleichen - nur der öffentl. Sektor sorgt dafür, dass Frauen in den Arbeitsmarkt adäquat integriert werden! Das gilt für viele Länder.

     

    somit nutzt einen eine Kinderbetreuung in DE wenig, man findet oft eh keine gute Stelle.

     

    und die Standards senken bei HartzIV-Empfängerinnen als Tagesmütter? Der Kita Ausbau wird immer als Bildungsmaßnahme deklariert - ich dachte, es geht gerade um die Kinder dieser Mütter?

    und jetzt sollen die doch zu Hause ihre eigenen Kinder mit denen der Berufstätigen betreuen für Minijobberlohn? Und wo bleibt dann aber die gemeinsame Bildung mit den hohen Standards - ich dachte immer, e geht gerade um diese Kinder?

     

    sonst tut man in DE doch immer so, dass genau DAS die Bildungsfernen sind, die Kita brauchen.

  • D
    duff

    @ Hamsterrad

     

    Genau, und die Gebärpflicht steht auch kurz vor der Einführung. Gääääähn!

     

    Herzlichststst,

     

    duff

  • R
    RandgruppenErscheinung

    ZITAT "Die Skandinavier sind bekannt für ihr geschlechtergerechtes Familienbild: Frauen und Männer sind gleichermaßen erwerbstätig, Männer nehmen Elternzeit, fast alle Kinder gehen in eine Kita. Das 2008 eingeführte Betreuungsgeld für Eltern, die ihre kleinen Kinder zu Hause erziehen, soll demnächst wieder abgeschafft werden. " ZITATE ENDE

     

    Ja! Es gibt wirklich nichts besseres als ein Lohnsklave zu sein, und fremde Profitinteressen verwirklichen zu dürfen. Wozu sollte man auch soviel Zeit dem Konsumgut Kind widmen, und es grundlos vor den anderen Konsumgütern priveligieren? Wie könnten wir denn unseren materialistischen Lebensstil und Konsumwahn ohne diese Abschiebeanstalten aufrecht erhalten?

  • H
    Hamsterrad

    Und da sind sie schon und fleißig wird die Werbetrommel gerührt, die privaten Kinderkrippenbetreiber, die gerne pädagogische Standarts senken würden.

     

    die Hanna Gmbh, Dussmann (Anbieter von Putzleiharbeiterinnen und 24 Stunden Kitas)und sonstige....

     

    Was wir bald erleben werden, ist eine allgemeine, rund um die Uhr Arbeitspflicht, in der Privatheit verschwinden.

     

    Der weibliche informelle Arbeitsmarkt wird transferiert in die "normale" Arbeitswelt zu neoliberalen Bedingungen (ein rentables Geschäftsmodell, sofern man noch schell Standarts und Löhne senkt).

    Ob dies wirklich im feministischen Sinn wünschenswert ist und mehr Freiheit garantiert, wage ich zu bezweifeln.

     

    Beziehung verschwindet oder wird professionalisiert.

    Eltern/Kind oder Paarbeziehungen finden nicht mehr den zeitlichen und emotionalen Rahmen. Und dies ist tatsächlich bei den unter 3jährigen schädigend.

    FeministInnen sollten sich aber über die Bedeutung von Beziehungen innerhalb unserer Gesellschaft im Klaren sein!

     

    Zudem gibt es eine starke Disparität zwischen den neuen CarearbeiterInnen und NachfragerInnen.

    Der komplette reproduktive Sektor wird kommezialisiert, aber nur wenige werden diese Arbeit nachfragen können.

    Für die meisten bedeutet dies Doppelbelastung.

     

    In Schweden wurde dieses Konzept mit brutaler Gewalt durchgesetzt. Bis in die 70er Jahre waren dort Zwangssterilisationen, Zwangsaddoptionen und Euthanasie möglich. KritikerInnen wurden mudtot gemacht, Kontrolle und Amtsbevormundung sind heute noch Mittel der Kleinhaltung Andersdenkender.

     

    Wer denkt dass Schweden ein so soziales Land ist, der mag mal googeln. Die Einkommensschere ist in Schweden offener als in anderen EU-Ländern.

     

    Der Kampf um die Lufthoheit über den Kinderbetten ist eröffnet. Er wird hier weit mehr wegen der ökonomischen Verwertung als wegen emanzipatorischer Ansätze, die es ja auch für gewisse Frauen gibt, geführt.

     

    Einerseits bin ich für einen Ausbau der Frühbetreuung, um Wahlfreiheit für Mütter zu gewährleisten, anderseits nervt mich die mediale Beeinflussung und Propaganda von neoliberalen Netzwerken, die Mütter Erziehungskompetenz absprechen oder so tun als wäre Krippe besser als Elternerziehung. In (fast) aller Regel ist Krippe schlechter, da beziehungsarm.

  • D
    duff

    @ Kita Sonnenschein

     

    und wieder jemand, der die Wirklichkeit seinen Vorstellungen anpassen will, als seine Vorstellungen endlich mal mit der Wirklichkeit abzugleichen.

     

    Warum nur immer diese Extremisten, die Krippen verteufeln, als ob dort vormilitärisch ausgebildet würde.

     

    Vielmehr sollte doch endlich mal diskutiert werden, welche Standards wir bei der Kinderbetreuung haben wollen und wie wir Eltern sinnvoll unterstützen, ohne daß im Hintergrund Harz IV droht, weil sie wegen der Kinder ökonomisch nicht vollständig verwertbar sind.

     

    Herzlichst,

     

    duff

  • KS
    Kita Sonnenschein

    Es müsste eher heißen: Ab 1.8.2013 haben die Eltern bzw. die Arbeitsgeber einen Rechtsanspruch auf einen U3 Platz. Denn die Kinder fragt ja keiner, wie sie das sehen, mit dem Rechtsanspruch auf ihre Eltern in der Nähe.

     

    Es ist interessant, dass einer, der eine Menge Geld mit dem Kitabau und Betrieb verdient "weiß", dass es Kindern tut gut, mit Gleichaltrigen zu spielen.

     

    Das klingt hier wieder so, als würde man 8 jährige ins Zimmer sperren und ihnen jeglichen sozialen Kontakt verwehren.

     

    Es geht hier aber um 1 und 2 jährige und viele sind selbst mit ihren Eltern im Rücken noch von mehrstündigen Kontakten zu gleichaltrigen überfordert, das eigentliche Spiel fangen die meisten Kinder erst ab einem Alter von 3,5 Jahren miteinander und nicht mehr nur nebeneinander her an.

     

    Außerdem kann man auch ohne Kita Kontakte zu anderen Kindern haben oder bald heißt es: könnte- ja wenn sie nicht alle BIP freundlich in Kitas verstaut werden müssten.

     

    Armes Land, ab 2013 wird es tagsüber noch ruhiger auf den Straßen, Kinderlachen wird bald gar nicht mehr zu hören sein! Dafür hat dann jede Krippe einen eigenen abgezäunten Spielplatz, da lernen die Kleinen schon mal was fürs Leben.

     

    Aber Eltern und Kinder müssen halt auch mal Abstriche machen. Haben wir hierzulande einen sowieso bemerkenswert schlechten Betreuungsschlüssel, soll der noch weiter aufgelockert werden. Damit auch Mama wieder der Wirtschaft dienen kann. Was soll das anders sein als Indoktrination?

     

    Krieg bleibt Krieg, auch wenn er "humanistische Intervention" genannt wird und "Krippe" bleibt "Krippe", auch wenn da "Frühförderungsstelle mit Funfaktor" dran steht.

     

    woher die Information, dass das Betreuungsgeld in Schweden ab geschafft werden soll? Werden hier wieder Wünsche zu Fakten umgeschrieben?

     

    Fakt ist jedenfalls, dass sehr viele Leute in Schweden mittlerweile die Auswirkungen von früher Einkrippung und "Geschlechtergerechtigkeit" zu spüren bekommen.

     

    Denn es ist und bleibt eine Ungerechtigkeit den Kindern gegenüber. Alles im Leben gleichzeitig geht eben nicht, und es sollte endlich Schluss sein mit dem Märchen, dass Kleinkinder und Vollzeitstelle miteinander zu vereinbaren sind.

     

    Eines von beiden leidet immer. oder auch beides.