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Über hundert Tote bei neuen Kämpfen im Kongo

KONGO Regierung erklärt militärischen Sieg über neue Rebellen im Westen und alte Milizen im Osten

BERLIN taz | Im Nordwesten der Demokratischen Republik Kongo haben sich die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen, die zu einem „patriotischen“ Krieg gegen die Regierung von Präsident Joseph Kabila aufgerufen haben, offenbar dramatisch zugespitzt. Nach UN-Berichten wurden im Ort Inyele mindestens 158 Menschen getötet, davon 157 „bewaffnete Elemente“. Die Armee habe den Ort nach Ablauf eines Ultimatums an die Rebellen erobert, erklärte Kongos Regierungssprecher Lambert Mende. Es gebe keine militärische Bedrohung mehr.

Ähnlich hatte sich Kongos Regierung Mitte Dezember geäußert, nachdem ihre Truppen den größten von den Rebellen gehaltenen Ort Dongo zum wiederholten Mal zurückerobert hatten. Danach waren die Kämpfe aber weitergegangen. Inzwischen sind nach UN-Angaben über 150.000 Menschen geflohen, davon 92.000 in die Nachbarländer Kongo-Brazzaville und Zentralafrikanische Republik.

Bei den Rebellen handelt es sich um eine Koalition lokaler Milizionäre, die sich mit ihren Nachbarn um Fischereirechte streiten, und ehemaliger Soldaten des in Den Haag inhaftierten früheren kongolesischen Oppositionsführers Jean-Pierre Bemba. Eine Mission von UN-Hilfswerken, die den zugänglichen Teil des Kampfgebietes um Weihnachten bereiste, sprach von einer dramatischen humanitären Lage: 45 Prozent der Bevölkerung sei chronisch unterernährt, nur ein Viertel hätte Zugang zu sauberem Wasser. Die meisten der Binnenvertriebenen hätten überhaupt nichts mehr, sämtliche Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen seien geschlossen, Kinderprostitution und Drogenabhängigkeit nähmen zu und es seien unter den Kriegsopfern verwundete Kindersoldaten gefunden worden.

Diese Befunde sind weitaus dramatischer als die aus den traditionellen kongolesischen Kriegsgebieten im Osten des Landes, wo über 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht sind. Im Ostkongo hat die Regierung zum Jahreswechsel die Armeeoffensive „Kimia II“ gegen die ruandische Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) für erfolgreich beendet erklärt. Von den einst 6.000 FDLR-Kämpfern im Kongo seien 1.472 getötet und 2.029 gefangengenommen oder nach Ruanda repatriiert worden, sagte Armeesprecher Sylvain Ekenge. Nun beginne eine neue Armeeoperation „Amani Leo“ . Dies war bereits der Name des letzten gescheiterten Friedensprozesses für Ostkongo, der nach einer Friedenskonferenz Anfang 2008 rund acht Monate gehalten hatte. D.J.

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