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Eskalation der Gewalt in SyrienJetzt sollen auch die Kurden in den Krieg

Die Luftangriffe des Regimes nehmen zu. Die Rebellen rufen die Kurden an die Waffen. Homsianer rufen um Hilfe. Ein russischer Waffenfrachter wird vor Schottland aufgebracht.

Die Menschen im syrischen Kafersousah können nicht mehr als Plakate malen. Die gegnerische Seite hat russische Kampfflugzeuge. Bild: dapd

BERLIN/BEIRUT taz | Die Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) haben am Dienstag ihre „kurdischen Brüder“ dazu aufgerufen, zu den Waffen zu greifen und gleichzeitig versprochen, die Unterdrückung der Kurden in einem neuen, demokratischen Syrien zu beenden. Die im Nordosten Syriens lebenden Kurden versuchten im Jahr 2004 den ersten Aufstand gegen das Regime al-Assad. Sie trainieren im Nordirak seitdem den bewaffneten Kampf gegen Präsident Baschar al-Assad.

Der Ruf nach Aufstand aller bewaffneten Gruppen kommt nicht von ungefähr, denn seit mehreren Tagen attackiert die syrische Luftwaffe nicht nur mit Kampfhubschraubern, sondern fliegt auch kleinere Luftangriffe mit russischen Suchoi-Maschinen, wie Kämpfer der FSA in ihrem Rückzugslager in Nordlibanon am Wochenende im Gespräch mit der taz berichteten. Diese Maschinen sind das russische Gegenstück zu den amerikanischen M-15 Eagle, die aktuell eingesetzten Modelle sind wahrscheinlich vom Typ Su-27S.

Denn russiche Kampfflugzeuge, im NATO-Code „Flanker“ genannten Maschinen können Luft-Boden-Raketen zur Unterstützung der Bodentruppen als Frontflieger einsetzen. Die Elite des syrischen Militärs, die Luftwaffe, ist bis heute fast ausschliesslich in alawitischer Hand.

Wer nicht mehr ertragen kann, was dem syrischen Volk angetan wird, kann über die von der taz in Berlin und Beirut überprüften Nicht-Regierungsorganisation „Adopt-a-Revolution" zumindest für das Überleben der Menschen im friedlichen Widerstand spenden.

Kleine Ortschaften werden mit Frontfliegern bombardiert

Der Nachrichtensender al-Arabia zitierte heute Aktivisten aus der Region Daraa im Süden Syriens, die die Bombardierung der kleinen Ortschaft Maaraba aus der Luft bestätigten.

Unterdessen erhöht das angrenzende Königreich Jordanien, das in den Augen des syrischen Regime als Scherge der USA und Israels gilt, seine Aufmerksamkeit an den Grenzen zu Syrien. So soll eine Infiltrierung und ein Überschwappen der Gewalt durch den Zuzug von syrischen Loyalisten verhindert werden. Die USA haben nach dem 11. September 2001 High-Tech-Kontrollmaßnahmen an der Grenze installiert. Zudem gibt es in Jordanien, deren Einwohner fast ausschließlich Sunniten sind, keine Unterstützung des schiitisch-alawitischen Regimes.

Anders ist es im Libanon: die als zu Recht notorisch faul und unnütz verrufenen Soldaten und Grenzbeamten der Libanesischen Armee (Lebanese Armed Forced, LAF) sind bestechlich, zudem haben auch Kräfte im Libanon Interesse an einer Weiterführung des syrischen Krieges, besonders im nordlibanesischen Tripoli.

1000 Homsianer Familien rufen um Hilfe - doch niemand kommt

Unterdessen ruft die Bevölkerung in der belagerten syrischen Stadt Homs nach einer Intervention der UNO. Wasser, Nahrungsmittel, Medizin seien nach wochenlanger Artilleriebelagerung nicht mehr vorhanden. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana sprach von „bewaffneten Kämpfern“, die menschliche Schutzschilde benutzten, um die Regierungstruppen an einer Evakuierung der eingeschlossen Bevölkerung zu hindern.

Sana ist ungefähr zwischen der DDR-Propagandasendung „Der Schwarze Kanal" und dem „Neuen Deutschland" im Oktober 1989 zu verorten. Nach allem, was die taz aus Homs erfahren kann, kann glaubwürdig gesagt werden, dass genau für solche Fälle, der Belagerung, der Abschlachtung und dem Völkernmord, die UN verantwortlich ist.

Die Vereinten Nationen sehen in der Syrien-Krise nicht mehr viel Zeit für eine Lösung. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte der stellvertretende UN-Generalsekretär Oscar Fernandez-Taranco am Dienstag im UN-Sicherheitsrat in New York. „Wir könnten an den Punkt kommen, an dem alles zu spät ist und es keinen Ausweg mehr gibt.“

Die UN-Führung sei „extrem besorgt“ über die Gewalt und fordere ein Ende des Tötens und freien Zugang für humanitäre Organisationen. Nach seinen Angaben brauchen eine Million Syrer dringend Hilfe. Die Hauptverantwortung für die Gewalt liege klar beim Regime in Damaskus, sagte Fernandez-Taranco. Allerdings sei auch die Opposition in der Pflicht, wenn eine politische Lösung gefunden werden solle.

Derweil meldeten britische Behörden, dass ein russisches Schiff, beladen mit Kampfhubschraubern für Syrien, gestoppt worden sei. Der Frachter „Alaed“ habe daraufhin seinen Versicherungsschutz verloren, da er gegen ein EU-Embargo verstieß.

UN stellt fest, dass sie bald noch weniger tun kann

Die Vereinten Nationen sehen in der Syrien-Krise nicht mehr viel Zeit für eine Lösung. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte der stellvertretende UN-Generalsekretär Oscar Fernandez-Taranco am Dienstag im UN-Sicherheitsrat in New York. Wir könnten an den Punkt kommen, an dem alles zu spät ist und es keinen Ausweg mehr gibt."

Die UN-Führung sei „extrem besorgt“ über die Gewalt und fordere ein Ende des Tötens und freien Zugang für humanitäre Organisationen. Nach seinen Angaben brauchen eine Million Syrer dringend Hilfe. Die Hauptverantwortung für die Gewalt liege klar beim Regime in Damaskus, sagte Fernandez-Taranco. Allerdings sei auch die Opposition in der Pflicht, wenn eine politische Lösung gefunden werden solle.

Immerhin ein UN-Mann macht etwas. Nämlich klar sprechen. Der Leiter der UN-Beobachtermission in Syrien, Generalmajor Robert Mood, hatte am Sonntag gefordert, dass die Konfliktparteien eine Evakuierung von Frauen, Kindern und Kranken aus der Stadt und anderen umkämpften Gebieten ermöglichen. Unterdessen gingen die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen in Homs laut Aktivisten am Dienstag unvermindert weiter.

Auf dem G-20-Gipfel in Mexiko näherten sich unterdessen die USA und Russland in der Syrien-Frage an und plädierten beide demonstrativ für einen politischen Prozess zur Beilegung des Konflikts. US-Präsident Barack Obama erklärte nach einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin am Montag, er stimme mit diesem im Hinblick auf Syrien darin überein, dass „wir ein Ende der Gewalt brauchen und einen politischen Prozess, um einen Bürgerkrieg zu verhindern“.

Putin erklärte, er und Obama seien sich bei vielen Fragen bezüglich Syrien einig. „Wir teilen die Überzeugung, dass das syrische Volk die Möglichkeit haben sollte, unabhängig und demokratisch über die eigene Zukunft zu entscheiden“, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Zuletzt hatten die USA Russland immer wieder vorgeworfen, die Regierung in Damaskus zu stützen. (mit afp/dpa/AFP Libanon)

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24 Kommentare

 / 
  • B
    Berdan

    Ein Feedback zum Artikel :

     

    Ich bin Kurde, zwischen Kurden aus dem Westen(syrischer Teil) aufgewachsen. Die Kurden wollen weder was mit Assad noch mit den angeblichen Aufständischen was zu tun haben. Beide Seiten brachten uns nichts, werden uns nichts bringen. Die selbe Taktik hatte auch damals Assads Vater Hafiz angewendet, was kam raus für uns ? Nichts. Die einzige wahre Alternative zu den Oppositionen ist die PYD, die schon seit Jahren gegen Assads Regime sich positioniert hat und immer noch von beiden Seiten fernbleibt und es ist richtig so. Wo waren diese Menschen als damals die PYD um Solidarität aufgerufen hatte ? Die meisten Kurden wissen es inzwischen und wissen was zu tun ist.

     

    Ein gut gemeinter Tipp an die TAZ : Lasst bitte die Kurden aus euren Artikeln raus, denn sie spiegeln nicht die Wahrheit wieder.

    Und wollt ihr ernsthaften Journalismus betreiben? Dann wisst, dass bei den "Aufständischen" die Muslimbrüder unter kräftiger Mithilfe von der EL Kaide die Scharia ausrufen wollen und dazu sogar von der Türkei& der USA bewaffnet werden, von den Saudis finanziert werden. Ein wenig Recherche als Journalist wäre wünschenswert. Danke .

  • H
    hbpbuz

    An Ant-iPod

     

    Zu Ihrem letzten Kommentar möchte hinzufügen.

    Der gesamte Kommentar ist einseitig und genauso diffamierend, wie Sie selbst anderen vorwerfen, dass Ihre Bezeichnungen diffamierend sind.

    Zu Ihren Argumenten im Einzelnen:

     

    1.

    Dass die Nachrichten Agenturen in Europa unabhängig sind, weil sie wirtschaftlich agiert sind, kann als Argument nicht dafür angeführt werden. Wirtschaftliche Abhängigkeit und das berichten, was die Hintermänner und Finanziere ist bei den von Ihnen genannten Agenturen gang und gäbe. Dass SANA über die Ermordung von mehreren Dorfbewohnern berichtet, deren Tötungsgrund lediglich ihre ethnische Zugehörigkeit ist, ist kein Kriegsverbrechen. Kriegsverbrechen ist, Menschen unter dem Deckmantel der Demokratie und Freiheit zu ermorden, s. a. Irak, Afghanistan usw. Die westlichen Nachrichtenagenturen sind insoweit die Mitläufer und Unterstützer dieses Verbrechen. Haben Sie die Kriegspropaganda vor dem Irakkrieg vergessen? Daran waren die von Ihnen genannten Agenturen beteiligt. Ich verfolge SANA nicht, weil ich direkt mit Augenzeugen sprechen kann.

     

    2.

    Sie leben in Utopie, wenn Sie behaupten würden, dass ein Staatssystem von heute auf morgen komplett geändert werden kann. Die Reformen können durch das tägliche Verbrechen der Terroristen (Sie mögen sie als Rebellen bezeichnen)nicht umgesetzt werden. Der von Ihnen so gefährlich dargestellte Assad ist der einzige Herrscher in der Region, der eine Trennung zwischen Religion und Staat befürwortet und auch zieht. In Syrien werden die Christen und andere Minderheiten seltener als in allen anderen arabischen Ländern verfolgt. Die Politik Assad darf man kritisieren. Diese Kritik berechtigt aber niemanden Dörfer zu überfallen, die männlichen Einwohner zu schlachten und sie in den Fluss namens Asi (Orontes) zu werfen. Sie rechtfertigt auch nicht, in Hula andere ethnische Gruppen zu ermorden.

    Da unterscheiden wir uns davon, zu welchen Mittel die falsche Politik Assads berechtigt. Die Bürger Syrien haben das Recht zu demonstrieren, zu protestieren und ihre Rechte einzufordern. Wenn aber dort gewisse Parolen wie z. B. Christen nach Beirut und Alawiten in den Sarg gerufen werden, gehe ich davon aus, dass diese Demonstranten hierauf kein Recht haben oder?

     

    3.

    Dass Demokratie gutes ist, lasse ich einfach offen, weil ich der Begriff Demokratie verschiedene Bedeutungen habt bzw. zur Legitimation bestimmter Verbrechen missbraucht wird, Beispiel Irak, Afghanistan usw. Die westlichen wahren Demokraten haben den Verbrecher Mubarak bis zum letzten Tag unterstützt, lassen Sie uns doch darüber reden oder über die Demokratie in Saudi Arabien usw.

    Welche Unterdrückungen die Mehrheit durch die Minderheit erfolgt, müssen Sie aber offenlegen.

    Wenn die Demokratie mit solchen Parole wie die obige eingefordert wird, dass bezweifele ich, ob Sie die Demokratie meinen, die Sie gerade beschrieben haben. Demokratie bedeutet nach meiner Erinnerung niemals Vernichtung anderer Minderheiten...

    Ich verweise Sie daher auf die bekannten Verbrechen durch die Terroristen (Sie mögen sie Rebellen bezeichnen).

     

    4.

    Da sind wieder diese Beobachter der Arabischen Liga. Wenn Sie soeben von der Demokratie sprechen, dürften Sie diesen Beobachtern doch nicht so schnell Glauben schenken, oder?

    In der arabischen Liga sitzen Urdemokraten (Stammzellendemkraten) und bringen den Willen ihrer Völker zum Ausdruck. Allein die Tatsache, dass dort die Saudis sitzen, genügt dafür, dass diese Beobachter in keinster Weise unabhängig sein können. Den Saudis geht es einzig und allein, den Iran zu schwächen. Wollen Sie denn wirklich diese Urdemokraten glauben?

     

    5.

    Ich finde noch fragwürdiger, wenn die im Land gebliebenen Bürger nicht das Recht haben, zu bestimmen, wie sie leben wollen. Wenn die Terroristen durch Saudis und CIA bewaffnet werden, können von einem selbstbestimmten Leben nicht sprechen. Lassen Sie uns mal auch über die Terroristenvereinigung CIA reden.

     

    6.

    Wir können alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Dann fangen wir doch einfach mit Saudis, Mubarak, Ben Ali usw.

    Ist das Thema doch zu heikel oder?

     

    7.

    Es geht nicht darum, Bürger Syriens Freiheit und Demokratie zu bringen. Dies wäre zu naiv. Es geht einzig und allein darum, den Syrern einen Idioten als Präsident hinzustellen und mit ihm darauf hinarbeiten, die Syrer besser auszubeuten. Es geht einzig und allein um wirtschaftliche Interessen und darum Iran soweit wie möglich zu schwächen, bevor die Demokraten ihn angreifen und ausbeuten.

    Interessant ist auch ihre Formulierung bezüglich Israelis. Warum sprechen Sie nicht von Ermordung hunderttausenden durch CIA und amerikanischen Verbrechertruppen? Warum heißen Sie die Hilfe CIA gut?

    Warum lassen die Terroristen sich die Terroristen von Urfaschisten USA und Saudis unterstützen. Diese Fragen müssen beantwortet werden.

    Wenn ich diese Fragen stelle, heißt das noch nicht, dass ich uneingeschränkt Assad verteidige. Eine genaue Differenzierung ist hier notwendig. Ich werfen Ihnen auch nicht vor, dass Sie die Terroristen und Mörder von Hula unterstützen oder?

    Wenn Sie die Tatsache betreffend Bewaffnung der Terroristen durch CIA, Türkei, Saudis, Katar verschweigen, dann unterschlagen Sie den entscheidenden Punkt hinsichtlich der Gewalt in Syrien und die dafür Verantwortlichen.

  • A
    Ant-iPod

    Sehr geschätzter Hari Seldon:

     

    Zuallererst entschuldige ich mich, wenn Sie meine Ausführungen als persönliche Beleidigung empfunden haben. So sind sie nicht gemeint und ich bin froh darüber, dass Sie mit Ihrer anderen Meinung mir dabei helfen, meinen Horizont zu erweitern.

     

    Zu 1.: SANA ist die Syrian Arab News Agency und damit so etwas wie der DPD oder REUTERS oder AFP bei uns in Europa mit dem Unterschied, dass die SANA nicht unabhängig und rein wirtschaftlich agiert, sondern ein Propaganamittel des Assad-Regimes ist.

    Da Sie Daten beschrieben haben, die ihre Quelle beim syrischen Innenministerium haben und die SANA über diese Daten als erstes berichtet und andere daraus zitieren, ging/gehe ich davon aus, dass Sie oder Ihre syrischen Kollegen sich auf diese Quelle beziehen. Auf welche auch sonst?

     

    Zu 2.: Wir haben mehrfach unsere Argumente ausgetauscht, warum m.E. nach es keine wirklichen Wahlen gegeben hat und man die Ergebnisse dieser so genannten Wahl nicht als repräsentativ empfinden kann. Das will ich nicht endlos wiederholen.

    In BaWü werden Sie aber feststellen, dass es eine Opposition im Parlament gibt, die sich politisch und gewaltlos für andere Ziele als die der Regierung einsetzt.

    Fragen Sie ihre syrischen Kollegen bitte, inwiefern es über unterschiedliche politische Konzepte und Vorstellungen in Syrien eine Debatte gibt, die im Parlament oder in den Staatsmedien ausgetragen wird?

    Fragen Sie, inwiefern dort offen die Politik eines Präsidenten kritisiert wird, der seit über 14 Monaten ausser Stande ist zumindest die weitere Eskalation der Gewalt einzudämmen?

     

    Zu 3.: Sie haben völlig Recht, es gibt keine einzige Wahrheit etc. - aber es gibt Meinungen. Ich bin - wie offenbar ein signifikanter Anteil der Syrer - der Ansicht, das Demokratie und Pluralismus etwas gutes sind. Wir sind der Ansicht, dass alle Interessen des Volkes parlamentarischen Widerhall finden sollten, ein System so gestaltet sein sollte, dass es sich weiterentwickeln kann und dass es drei Staatgewalten gibt, die getrennt werden müssen, um sich gegenseitig zu kontrollieren. Dies ist die Basis, um Korruption und Vetternwirtschaft vorzubeugen. Dies ist die Basis, um die Unterdrückung großer Massen durch Minderheiten zu verhindern.

    Da kann man anderer Ansicht sein, aber dafür erhalte ich bisher keine Argumente.

    Schlimmer noch, suggeriert Assad ja mit seinen Scheinwahlen, dass er dieselben Werte teilt. Wenn man dann aber genauer hinsieht, merkt man schnell, dass er dies nicht tut.

     

    zu 4.:

    Ich kann dem Bericht der "Beobachter" der arabischen Liga nichts entnehmen, das meinen Aussagen widerspricht? Haben Sie da etwas gefunden?

     

    zu 5.:

    Korrekt ist, dass die Syrer über Syrien entscheiden sollen.

    Fragwürdig finde ich, wenn Sie diejenigen, die vor Assad und seinen Geheimdiensten geflohen sind, das Recht absprechen, über Ihre Heimat mitentscheiden zu dürfen. Geradezu unmöglich finde ich es, diese Menschen non-chalant als Wirtschaftsflüchtlinge zu diffamieren.

    Dazu noch ein Satz: Wenn Sie der Ansicht sind, dass auch nur einer dieser Menschen einem anderen Staat Steuermittel entzogen hat, um sich wirtschaftlich besser zu stellen, dann dürfen Sie gerne darauf hinwirken, die Milliarden, welche die Assad's und Machlouf's dem syrischen Volk geklaut und im Ausland deponiert haben, für eine angemessene Kompensation heranzuziehen.

     

    Die Assad's und Machloufs sind die Ausbeuter des syrischen Volkes - recherchieren Sie dazu gerne deren Vermögenswerte und vergleichen Sie bsw. mit der Präsidentenapanage.

     

    Zu guter letzt:

    Ich verstehe, wenn man mit den Vorgängen in Libyen nicht einverstanden ist und das Verhalten des Westens als doppelzüngig, amoralisch und selbstsüchtig definiert.

    All dies kann mich aber nicht dazu bringen, jemanden wie Assad zu verteidigen.

    Dieser Mann ist für zigtausendfaches Leid persönlich verantwortlich - als Oberbefehlshaber der Streitkräfte - für mehr Tote, als die Israelis in Syrien je verursacht haben.

    Er hat keinerlei politische Antwort auf die Herausforderungen des Landes.

     

    Zuallererst ist doch also er für die Zustände im Land verantwortlich und nicht jemand anderes, woher auch immer.

  • HS
    Hari Seldon

    @ant-ipod:

     

    1. Ich schwöre auf meine Mutter, dass ich keine Ahnung davon habe, was SANA ist, und kann keine TV-Sender auf Syrien empfangen (würde die Sprache sowieso nicht verstehen). Dafür habe ich schon seit jahrelang Kollegen aus Syrien, die ich absolut vertrauenswürdig halte, und diese Menschen malen ein ganz anderes Bild.

     

    2. Assad hat Wahlen gehalten, die Opposition will keine Wahlen, nur ausländische Militäragression gegen Syrien. Nur diese Tatsache spricht für sich selbst. Die Zahlen sprechen auch für sich selbst. Die Wahlbeteiligung war viel grösser als hier, in BaWü. Und Assad hat eine überzeugende Mehrheit der Stimmen erhalten (viel mehr, als unser MP mit 24,2%: Wann fangen die Bombardierungen in BaWü an?).

     

    3. Wie schon Ihnen mehrmals mitgeteilt wurde, es gibt KEINE EINZIGE WAHRHEIT, und es gibt KEINE EINZIGE "GUTE" VERFASSUNG. Die Bevölkerung in Syrien ist die einzige Gremium, die über die eigene Verfassung entscheiden sollte (und zum Beispiel nicht London: Die neue "Verfassung" für Libyen wurde in London(!) geschrieben, sehr demokratisch/menschenrechtgerecht, usw. versteht sich).

     

    4. Bitte. recherchieren Sie ein bisschen, wie war der Bericht der früheren UN-Beobachtermission der Arabischen Liga (Hinweis: Den Bericht haben einige US-Unis 1:1 auch im Internet veröffentlicht, die TAZ nicht).

     

    5. Syrien gehört zu den Syrern, die DORT LEBEN, und nicht zu Ausländern oder Wirtschaftsflüchtlingen... Hoffe, dass Sie mich verstehen können (zB., in Libyen sind wirkliche Libyer höchstens in der dritten Reihe in der NTC-Regierung).

  • A
    Ant-iPod

    @hbpbuz:

     

    Ich bin sehr Ihrer Meinung, dass man in diesem Konflikt nicht einzelne Volks- oder Religionsgruppen herauspicken und diese generalisierend Verurteilt.

    Eine in Syrien bekannte - Alawitische - Schauspielerin ist bsw. ein Sprachrohr der Opposition und in unzähligen Videos mit ihrem Megafon zu sehen.

     

    Dieser Widerstand gegen ein unmenschliches Regime geht von der Mehrheit der syrischen Bevölkerung aus, ganz gleich welcher Religion oder welcher Ethnie sie angehören.

     

    Die Tatsache, dass Assad Alawit ist, wesentliche Schaltstellen im Staat mit Alawiten besetzt hat, seine Schabiha weit überwiegend aus Alawiten besteht etc. verleitet leider einige dazu, genau deswegen zu verallgemeinern und zu verurteilen.

    Das halte ich - wie Sie - für falsch.

     

    Das Regime differenziert bei der Tötung des eigenen Volkes auch wenig... wer demonstriert, wird beschossen, verprügelt und/oder verhaftet, wenn die Assad Truppen, die Geheimdienste oder die Schabiha ihrer habhaft werden können.

    Genau dies versucht die FSA im Wesentlichen zu verhindern. Dies ist der Kern des militärischen Widerstands gegen das Regime, nämlich demonstrierende Bürger vor dem Zugriff und der Gewalt des staatlichen Unterdrückungsapparates zu schützen.

     

    Deswegen sind die Widerstandskämpfer nicht alle Engel und auch unter ihnen mag es Verbrecher geben. Die Aussage, sie seien für das Massaker von Al-Houla verantwortlich, wo die gesamte Bevölkerung die Schabiha verantwortlich gemacht hat... finde ich sehr fragwürdig.

    Wir wissen es nicht und das Regime lässt keine unabhängigen Ermittler ins Land, um den Vorfall transparent zu überprüfen.

     

    Gerade in den letzten Tagen hat sich das Bild des bewaffneten Widerstands gewandelt. Dieser geht mehr und mehr zum Angriff auf staatliche Schaltstellen über und hat an vielen Stellen lokal die Initiative - was militärisch betrachtet ein großer Fortschritt ist.

    Gesellschaftlich und für Syrien ist dies alles andere als ein Fortschritt, sondern schlichtweg Eskalation von Gewalt und Leid.

     

    Es ist bitter nötig, dass sich die Entscheider dazu durchringen, politische und nicht nur militärische Signale zu setzen und die Bevölkerung in Syrien nicht weiter zu entzweien.

  • A
    Ant-iPod

    @Hari Seldon:

     

    Zum einen hätte ich gerne die Quelle dieser Angaben aus Katar, wonach Ihrer Aussage nach 65% angeblich hinter Assad stünden.

     

    Ich halte Vergleiche mit Demokratien auch nicht für sinnvoll, weil es in diesen pluralistische Meinungsbildung und politische Vertretung gibt. Dies ist in Syrien nicht der Fall. Da Sie offensichtlich SANA lesen und ggf. syrisches Fernsehen schauen, wissen Sie dies.

     

    Auch fände ich es gerecht, wenn Sie bsw. GB die Demokratie nicht absprechen würden, nur weil es eine konstitutionelle Monarchie ist und die Konstitution nicht wie bei uns in Gänze schriftlich festgehalten ist.

     

     

    In Syrien liegen die Dinge deshalb anders, weil die Verfassung - im Gegensatz zu GB, den USA und anderen Staaten - keine Gewaltenteilung vorsieht.

    Die Verfassung zementiert den absoluten Machtanspruch des Präsidenten und wer dagegen opponiert, darf dies nicht politisch, da er gar nicht erst zu den Wahlen zugelassen wird. Dies werden Sie nicht ernsthaft als "andere Form" von Demokratie verklären wollen, oder?

    Das ist nämlich gar keine Demokratie und das wissen die Menschen dort auch.

     

    Jetzt frage ich Sie:

    Wenn wirklich 65% der Syrer hinter Assad stünden, was hält den Mann dann davon ab, wirklich Pluralismus einzuführen und echte Wahlen abhalten zu lassen?

    Welchen besseren Weg für die von Ihnen unterstellte Unredlichkeit der Opposition gäbe es denn, als eine durch unabhängige Beobachter bestätigte, wirklich freie, gleiche und geheime Wahl abzuhalten, die seinen Rückhalt bestätigt?

     

    Diese ganze Gewalt ergibt doch keinen Sinn, wenn eigentlich die Mehrheit für ihn ist.

    Wo aber bleibt denn die politische Antwort dieses aus Ihrer Sicht anscheinend "lupenreinen Demokraten"?

     

    Sie führen die ganzen Scheinmaßnamen der Regierung Assad an, als angebliche Belege dafür, dass es in Syrien doch legitim und demokratisch zugeht.

    Wenn dem so ist, wofür kämpfen die Menschen denn dann gegen Assad, wenn doch alles super ist?

    Warum rufen Sie nach Freiheit, wenn sie doch frei sind?

    Warum beschweren sie sich über Korruption und die Postenverteilung im Staat und die Gängelung durch 17 Geheimdienste udn die Schlägertrupps der Schabiha und wofür braucht es diese eigentlich, wenn Syrien so ein demokratischer Staat ist, wie Ihre Ausführungen anscheinend suggerieren sollen?

     

    Das erscheint mir nicht logisch....

  • NN
    Niloufar Nelle

    Liebe Leute,

     

    es ist einfach so, dass in einem Krieg oder einer kriegsähnlichen Auseinandersetzung BEIDE SEITEN zu Gewalt und Folter, Vergewaltigungen und Exekutionen, Mord und Totschlag usw. neigen.

     

    Es gibt hier KEIN "gut" oder "böse", "richtig" oder "falsch". Dennoch vermute ich - subjektiv, ohne Wissen - dass die zahlenmäßig größte Gewalt von den Milizen Assads und ihren Unterstützern ausgeht, und zwar einfach und NUR deshalb, weil sie die meisten finanziellen und militärischen Möglichkeiten dazu haben.

  • NN
    Niloufar Nelle

    Liebe Leute,

     

    es ist einfach so, dass in einem Krieg oder einer kriegsähnlichen Auseinandersetzung BEIDE SEITEN zu Gewalt und Folter, Vergewaltigungen und Exekutionen, Mord und Totschlag usw. neigen.

     

    Es gibt hier KEIN "gut" oder "böse", "richtig" oder "falsch". Dennoch vermute ich - subjektiv, ohne Wissen - dass die zahlenmäßig größte Gewalt von den Milizen Assads und ihren Unterstützern ausgeht, und zwar einfach und NUR deshalb, weil sie die meisten finanziellen und militärischen Möglichkeiten dazu haben.

  • F
    Fritz

    Was ist eine von der Taz ueberpruefte NGO? Woraufhin wird da was ueberprueft? Was darf eine NGO nach Taz und was darf sie nicht? Was soll eine NGO nach Taz und was soll sie nicht? Fragen ueber Fragen...bAUm

  • H
    hbpbuz

    Zitat: "Sana ist ungefähr zwischen der DDR-Propagandasendung „Der Schwarze Kanal" und dem „Neuen Deutschland" im Oktober 1989 zu verorten. Nach allem, was die taz aus Homs erfahren kann, kann glaubwürdig gesagt werden, dass genau für solche Fälle, der Belagerung, der Abschlachtung und dem Völkernmord, die UN verantwortlich ist."

     

    Was meint eigentlich der Verfasser mit der Formulierung ".... kann glaubwürdig gesagt werden." Von wem bezieht das Propagandablatt taz ihre Informationen?

    Mir ist bei diesem Autor mehrfach aufgefallen, dass er ständig die Alawiten als Hauptverantwortliche für das Töten und Morden hinstellen will.

    In Hula wurden über wiegend Alawiten ermordet, dies geschah durch Ihren Rebellen, Herr Autor. Nach meiner Definition kann man die Vergewaltiger, Kindesmörder, Verbrecher nicht Rebellen nennen. Bis kurzem bezeichnete man solche Menschen als Terroristen.

    Wenn der Autor nicht sicher davon ausgehen kann, dass die Informationen richtig sind, sollte der in der Lage sein, wenigsten das Wort "ungeprüft" verwenden.

    Ich habe mehrere Personen gefragt, wer in Hula überwiegend wohnt, die gefragten Personen meinten, dass dort Alawiten und Sunniten wohnen. Die gefragte Personen stammen alle aus Syrien, daher kann - anderers als das Propagandablatt taz - davon ausgegangen werden, dass die Informationen stimmen.

    Hinzukommen noch Videos, die im Internet kursieren.Dort kann man, wenn man etwas arabisch versteht, die Beweggründe der Terroristen ohne weiteres feststellen. Sie rufen auf der Demonstration: Christen nach Beirut und Alawiten in den Sarg.

    Wer so etwas schreit, verlangt er keine Freiheit und Demokratie. Und nach meiner Erinnerung gibt es kein Menschenrecht darauf, andere Menschen zu vernichten, das sollte der Autor doch wissen, bevor er so ein Müll veröffentlicht.

    Nach Ansicht des Autor sind doch die Alawiten die Verbrecher. Dann frage ich doch den Autor, ob er wisse, wo sich die Flüchtlinge in der Türkei aufhalten? Die meisten sind in der Provinz Hatay. Dort leben bilden die Alawiten eine große Mehrheit. Warum haben dann die Alawiten kein Problem damit, dass sich dort die Terroristen aufhalten.

    Wenn einer der Anführer Ihrer Rebellen (Terroristen)mitten in Hatay sagt, dass er die Alawiten in Syrien vernichten wird, kann ich die Bezeichnung solcher Personen als Rebellen nur damit erklären, dass sich der Autor dieses Ziel gutheißt und verfolgt.

  • HS
    Hari Seldon

    @anti-ipod:

     

    Es gibt viele verschiedenen Verfassungen weltweit, und es gibt keine einzige Wahrheit (zum Beispiel England ist eigentlich keine Demokratie, sondern nur eine Monarchie: Republik gab es ca. 5 Jahre lang, dann wurde der Herr Cromwell geköpft...). Aber in jedem Land (sogar auch in der Bundesrepublik) "wer gegen die Verfassung ist, der wird nicht zugelassen". Auch in Syrien nicht. Fakt ist, dass sogar die Ergebnisse der Meinungsforscher aus Katar (Katar ist KEIN FREUND von Assad) zeigen, dass Assad ca. 65% Mehrheit hinter sich hat. Punkt. Bitte, was meinen Sie, was würde passieren, wenn in der US mit MILAN-Raketen, usw. ausgestatten "friedliche, demokratische, menschenrechtgerechte, usw." Terrorbanden ganze Dörfer (wie in Hula) massakrieren würden? Sie können absolut sicher sein, dass die Nationalgarde schon viel schneller den Abzug drücken würde... Und vergessen wir es auch nicht, dass die "Opposition" keine Wahlen will: Die wollen nur Selbsternennung und militärische Unterstützung für die Putschpläne.

  • J
    Jupp

    "Sana ist ungefähr zwischen der DDR-Propagandasendung 'Der Schwarze Kanal' und dem 'Neuen Deutschland' im Oktober 1989 zu verorten."

    Wo verortet die taz "Al Arabia", zitiert als bestätigende Quelle?

    Nie gehört von wahabitischen Diktatoren, die nicht mehr steinigen, sondern nur noch köpfen lassen?

    Mit deren Petrodollars finanziert aus dem Land besonderer Frauenrchte sendet "Al Arabia".

    Intervention in Bahrain vergessen?

    Also:

    Schwamm drüber!

    Und auf zur nächsten Befreiung der friedlichen Opposition!

    Mit freundlich publizistischer Unterstützung der taz

  • F
    flipper

    @Bernd Goldammer:

    "...Und jetzt der Knaller: Die Rebellen sind, genauso wie in Libyen, total von al-Qaida durchsetzt..."

     

    Woher wissen Sie das? Quelle? Ach so, klar, Verschwörungstheorien lassen sich natürlich nur dann stricken, wenn man ihre Grundannahmen nicht belegen muss. Insofern weiterhin viel Spaß, anbei ein paar Textbausteine zum guten Gelingen (Größtenteils sind die alle zitiert aus den TAZ-Kommentarseiten):

    Rekolonisierung durch Frankreich, Eoberung des Nahen Ostens durch die USA, zionistische Interessen, Koalition gegen den Iran, CIA-Unterstützung, Mossad, westlich dominierte UN, bezahlte Terroristen, Al-Quaida, deutsche Waffenlieferungen, Saudi-Arabien,...

    Da lässt sich doch was draus machen!

  • A
    Ant-iPod

    @Hari Seldon:

     

    sorry, ich meine es nicht persönlich, aber es verwundert mich zutiefst, dass sie unfiltriert die nicht nachprüfbare Propaganda der SANA nachplappern.

     

    Niemand kann sagen, wie hoch die Wahlbeteiligung in Syrien war, weil dieser Wert gar nicht erhoben, sondern vom Innenministerium gemeldet wird. Syrien lässt keinerlei Kontrolle des Wahlgangs durch unabhängige Beobachter zu.

     

    Ferner verschweigen Sie immer wieder (absichtlich?) - das es in Syrien keine wirkliche Wahl gibt.

    Jede Partei und jder Mandatsträger muss sich genehmigen lassen - ein ganz normaler Prozess wie überall, könnte man meinen - aber wer das in Syrien macht, kann nicht zugelassen werden, wenn er bsw. für Gewaltenteilung eintritt.

    Diese sieht die Verfassung nicht vor und wer gegen die Verfassung ist, der wird nicht zugelassen.

     

    Ohne jetzt unzählige Beispiele aufzuzählen: Wenn wirkliche, politische Opposition nicht zugelassen wird, wählt man die Einheitsmeinung in verschiedenen Schattierungen.

    Das ist aber keine Demokratie, sondern Verarscherei der Leute und so dumm sind die Syrer nicht.

     

    Ihre Behauptung, die Opposition sei in der Minderheit ist durch nichts zu belegen. Ich habe einen völlig gegenteiligen Eindruck. Aber wissen Sie was?

    Wenn in Syrien Demokratie herrschen würde, dann könnten wir das ja leicht feststellen.... zu dumm nur, dass der Despot Assad dies nicht will.... warum ist das wohl so, wenn ihn alle so sehr lieben und nur das böse Ausland gegen ihn ist?

  • N
    nt-iPod

    Die journalistische Qualität des Artikels... kann man offenbar verschieden Beurteilen.

     

    Die bisherigen Kommentatoren sind anscheinend einhellig der Meinung, der böse Westen berichte nicht redlich über die Lage in Syrien und wolle eine militärische Lösung.

     

    Was mir in all den gegenseitigen Vorwürfen viel zu kurz kommt, sind die Alternativen zum Militäreinsatz - ganz gleich ob das nun ein Staat selbst macht, oder die Opposition aufrüstet.

     

    Ich denke, das niemand, der sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzt daran begründete Zweifel hegt, dass einerseits die Regierung Assad mit brutaler Waffengewalt gegen große Teile der eigenen Bevölkerung vorgeht. Andererseits lässt sie jede ernst zu nehmende politische Initiative fehlen.

     

    Sie spricht über die angebliche und die tatsächliche Einmischung des Auslands - wobei sie die Einmischung Russlands und des Irans unerwähnt lässt.

    Sie spricht über so genannte Terroristen - aber kein WOrt über die politische Opposition im Lande und von Syrern im Ausland.

    Was immer man von der Opposition halten mag, so kann man die Vorgehensweise des Regimes nicht gutheissen.

     

    Warum?

    Die immer weiter eskalierende Situation in Syrien zeigt, dass der Konflikt für die Regierung Assad nicht durch Gewalt gelöst werden kann. Wenn dies ginge, warum hat dies in den vergangenen 14 Monaten nicht geklappt?

     

    Das Problem ist politisch und kann nur so gelöst werden.

     

    Die Vorgehensweise Assad's hat nicht nur keines der Probleme im Land gelöst, sie hat diese immer weiter verschärft. Man sollte annehmen, dass wenn ein Verhalten eine Sache schlimmer macht, man sein Verhalten ändert - nicht so Assad.

    Mittlerweile greift die Luftwaffe direkt in den Konflikt ein - was wird die nächste Eskalationsstufe sein?

     

    So wie Assad, kann man offensichtlich keine Probleme lösen.

     

    Es wird Zeit für ein neues Syrien - eines in dem die Menschen ihre Probleme zivil und politisch lösen.

    Assad hat jeder Zeit die Möglichkeit diesen Zustand selbst herzustellen.

    Wenn er dies zum Schaden seines Volkes und zu seinem indiviuellen Nutzen verwegert - wollen wir dann wirklich einfach zusehen?

     

    Ist es dann richtig, die UN-Charta falsch auszulegen, wenn man von Nichteinmischung spricht? Sollen wir wirklich einfach nichts machen und einen Despoten und Massenmörder einfach weiter regieren lassen, als wenn nichts wäre - ist das die Antwort?

     

    Ich bin sehr enttäuscht, dass wir weit davon entfernt sind, eine zivile und konstruktive Außenpolitik zu betreiben. Die Reduktion auf Gewalt kritisiere ich grundsätzlich und umso lauter, desto mehr man sie als "alternativlos" darstellt.

    In Bezug auf Syrien gibt es viele Alternativen. Es sei aber klar gesagt, dass ich letztlich Gewalt dann nicht als Mittel ausschließe, wenn sie schlimmere Gewalt verhindert.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Der eigentliche Skandal ist die offene psychologische Kriegsführung in der TAZ. Putin ist böse, weil er die syrische Regierung unterstützt, der Westen ist lieb, weil er die Rebellen unterstützt. Und jetzt der Knaller: Die Rebellen sind, genauso wie in Libyen, total von al-Qaida durchsetzt. In Deutschland hat man vor wenigen Monaten den Bundestag umstellt, weil man so große Angst vor al-Qaida hat, im Orient hingegen bildet man wenig später eine Art Waffenbrüderschaft. Geht’s noch?

  • HS
    Hari Seldon

    @zajcek:

     

    Ich stamme aus dem ehemaligen Ostblock, und habe damals zB., Prawda gehasst. Aber ich kann Ihnen leider bestätigen, dass sogar Prawda im Vergleich zu Ihren Artikeln sehr objektiv war (aber bei TAZ sind Sie mit deser "Leistungsmerkmal" leider nicht allein).

     

    Bitte, wie interpretieren Sie die Tatsache, dass ca. die Hälfte der Todesopfer Angehörige der Sicherhewitskräfte sind? Bitte, meinen Sie, dass die Rebellen so "friedlich, unbewaffnet, demokratisch, menschenrechtgerecht, usw." wären? Nur zu Ihrer Info: "1000 Familien in Homs" zeigt deutlich, dass die Rebellen sogar in Homs deutlich in Minderheit sind. Bitte, hätten Sie überhaupt eine Ahnung vom Begriff "Demokratie"? Bitte, dürfte ich Ihnen Vorschläge für Artikelthemen geben? Wie waren die letzte Gemeindewahlen und Parlamentswahlen (am 7. Mai) in Syrien? Wie hoch war die Wahlbeteiligung, welche Parteien dabei waren (es gab mehr als 6000 Kandidaten!), wie sieht die Sitzverteilung im neu gewählten Parlament aus, mit welcher Mehrheit wurde Assad als Präsident gewählt, usw.? Die Demokratisierung fängt mit Wahlen, und nicht mit Halsabschneider (pardon, "Freiheitskämpfer") die die eigene Bevölkerung massakrieren an.

  • G
    godzilla

    ein schöner propaganda-artikel. ist mir nur noch nicht zynisch genug. obwohl der spendenaufruf im text schon sehr gut war.

     

    schwänzelnd

    godzilla

  • SW
    S. Wegener

    "Sana ist ungefähr zwischen der DDR-Propagandasendung 'Der Schwarze Kanal' und dem 'Neuen Deutschland' im Oktober 1989 zu verorten."

     

    Und wo ist die taz mittlerweile zu verorten, angesichts der schamlosen Kriegs- und Greuelpropaganda zur Unterstützung des US-Projekts zur Eroberung des Nahen Ostens?

     

    Aber immerhin erfährt man noch in Andeutungen in Nebensätzen, dass die Rebellen doch nicht so ganz die selbstlosen Helden und Freiheitskämpfer sind. Soviel journalistisches Ethos - wie gewissenhaft von Euch.

     

    Was man bei Euch leider noch nie nachlesen konnte, ist, wie der Westen diese ganze unselige Geschichte von Anfang an mit Geld und Waffenlieferungen an die Rebellen überhaupt erst initiiert hat. Diese "Freiheitskämpfer", bei denen es sich teilweise sogar um das gleiche Islamistenpack handelt, dessen man sich schon in Libyen erfolgreich bedient hat. Links liefere ich auf Anfrage gerne nach!

     

    Langsam wird es Zeit für die UN-Intervention: das stimmt. Nämlich insofern, als das nächste Kapitel im westlichen Drehbuch die "Flugverbotszone" wäre, die genauso wie damals in Libyen nichts als ein Vorwand wäre, um diesen sauberen "Freiheitskämpfern" den Weg in die Hauptstadt freizubomben.

     

    Und wenn Damaskus dann endlich "uns" gehört, dann wirds nicht lange dauern, bis das Murmeltier wieder grüßt, und sich wieder die nächsten "Oppositionellen" und "Freiheitskämpfer" regen - dann nämlich im Iran.

     

    Mich wunderts nur, dass die Russen da noch so gelassen zusehen. An deren Stelle hätte ich schon lange meine Raketen scharf gemacht (und ein paar von den Dingern heimlich nach Teheran geliefert). Putin mag zwar ein Autokrat sein - aber deswegen ist er doch noch lange nicht blöd. Oder?

  • T
    toddi

    Jasnas Schrei (oder vielmehr der ihrer Brötchengeber) nach der "Flugverbotszone" oder besser der militärischen Invasion.

    Die "Revolutionäre" die vom Westen auf Regimechange gebrieft , bereits den Annanplan zum scheitern gebracht haben und mit modernsten Waffen ,Munition usw. ausgerüstet wurden scheinen sich (typisch islamistisch großmäulig) etwas "verschätzt" zu haben. Ihren menschlichen Schutzschilden, Waffendepots, und "Logistik" beraubt werden militärisch (unter den Gesichtspunkten moderner Gefechtsführung) bekämpft und stehen mehr oder weniger vor ihrer Zerschlagung. Sie versuchen sich im Grenzgebiet zur Türkei neu zu Gruppieren -und genau diesen militärischen Gruppierungen gelten die Luftangriffe, nicht irgendwelchen "Kleinen Ortschaften". "Unsere Ganoven" scheinen militärisch nicht gewachsen zu sein oder besser die Invasionspläne stocken bzw. gehen, wie seinerzeit in Kuba nicht auf, deshalb das Gejammer. Da die Luftüberlegenheit die wichtigste militärische Komponente darstellt werden die Rufe nach einer "Flugverbotszone" also Vietnamkrieg 2.0 größer werden, um dem Versprechen des Westens gerecht zu werden den gewaltsamen Sturz der Assadregierung unter allen Lagebedingungen zu "garantieren". Damit werden auch die vermeintlichen "Menschenrechtsverletzungen" des Assad Regimes ( in den West- Medien) in nächster Zeit eine "neue Dimension" erreichen müssen. Bereiten wir uns also darauf vor - den Einsatz von chemischen Kampfstoffen.Und bei der G20 sind mehr oder weniger die Amis eingeknickt (zur Abwechslung mal positiv belegt) trotz massivem Druck auf die Russen (zb. eigenwillige Interpretation von laufenden Hubschrauberwartungsverträgen und bestehender Eigentumsrechte, Visaerleichterungserpressung, "Kriegsschiffe" auf dem Weg nach Syrien, Manöverphantasien usw.) haben die Russen eine unveränderte Position- und auch nichts neues, den Amis bleibt nichts weiter übrig als taktisch die Friedensengel zu mimen (Obama ist ja schließlich "Friedensnobelpreisträger") und hintenherum u.a. Angriffspläne gegen die syrische Luftverteidigung/LW zu erstellen (und parallel die Situation in Syrien so zu eskalieren, (siehe möglicher Chemiewaffeneinsatz der Islamisten) um diese dann auch Realität werden zu lassen wie in Vietnam, Grenada, Afghanistan, Irak, Serbien, Libyen (Liste unvollständig) ach ja übrigens will die syrische Regierung die betroffenen Familien aus Homs evakuieren (kann man ja bei ca. 120 Quellen Recherche schon mal übersehen) und zwar sogar 7000 Familien - stellt sich die Frage benötigen die "Revolutionäre" die übrigen 6000 Familien als menschliche Schutzschilde oder haben die das Risiko verdient "Kollateralschaden" zu werden, wohl möglich weil sie anderer Meinung sind als die Islamistischen Heilsbringer …

  • B
    Benz

    Die Ausweitung der Kampfzone ist in vollem Gange. Jetzt sollen auch noch die Kurden gegen Syrien aufgehetzt werden. Die Falken im Westen wetzen die Messer, rufen nach Abnickung eines Ueberfalls auf Syrien durch die Uno.

  • JL
    julius lieske

    "Sana ist ungefähr zwischen der DDR-Propagandasendung „Der Schwarze Kanal" und dem „Neuen Deutschland" im Oktober 1989 zu verorten. Nach allem, was die taz aus Homs erfahren kann, kann glaubwürdig gesagt werden, dass genau für solche Fälle, der Belagerung, der Abschlachtung und dem Völkernmord, die UN verantwortlich ist."

     

    Was will der Künstler uns damit sagen?

  • JL
    julius lieske

    "die als zu Recht notorisch faul und unnütz verrufenen Soldaten und Grenzbeamten der Libanesischen Armee (Lebanese Armed Forced, LAF) sind bestechlich,"

    Information, Meinung, Kommentar, Vorurteil, Propaganda?

    Um was mag es sich bei solchen Sätzen wohl handeln?

  • JO
    Jürgen Orlok

    Ist doch schön einfach, daß er nur russische Flugzeuge gibt und nicht wie in Libyen auch französische ... Der Autor ist ein Kind des kalten Krieges , nur die Westversion, wenn ich freundlich bin. Mit Journalismus im eigentlichen Sinne hat es GAR NICHTS zu tun. Seine Überforderung ist ja klar und deutlich als Kommentar hier von ihm selbst dokumentiert.

    Wer Irgendetwas Taz-Geprüftes unterstützt ist sich bestimmt bewußt, daß er die Massenmörder der "Freunde Syriens" und deren Terroristen unterstützt.

    Es reicht ein Blick selbst auf das syrische ND. Eine Suche in den internationalen Medien schafft eh kein heutiger taz-Leser.

    Nach der hier hauseigenen Berichterstattung gibt es keine zivilen Opfer auf Regierungseite.

    Wer sich mit Massenmördern verbündet kann gewiß nicht für sich in Anspruch nehmen rein humanitäre Ziele zu verfolgen.

    Aber das wissen ja die Leser, nur schert es sie einen Dreck, weil es sonst erhebliche Konsequenzen für ihr Wohlgefühl hätte.