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Verzögerung beim BahnhofsbauGrundwasser gegen S21

Weiter gibt es Hickhack um den Fortgang des Bahnhofsprojekts in Stuttgart. Die Inbetriebnahme 2020 scheint jetzt wegen Grundwassers in Gefahr.

Hier wird wohl länger gebaut, als bisher geplant: Warnbeschilderung am Gelände des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Bild: dapd

BERLIN taz | Jetzt kommt der Ärger für Stuttgart 21 nicht mehr von der Basis, sondern von ganz tief unten: Probleme beim Plan, Millionen Kubikmeter Grundwasser abzupumpen, dürften den Bau des umstrittenen Milliardenprojekts weiter verzögern.

Offenbar rechnet das Eisenbahnbundesamt inzwischen damit, dass nicht 2013, sondern erst 2014 die Grundwassermanagementanlage in Betrieb genommen werden kann. Hintergrund: Um den Bahnhof im Untergrund trocken bauen zu können, müssen nun offenbar nicht 3, sondern 6,8 Millionen Kubikmeter Wasser abgepumpt werden.

Damit wackelt auch die geplante Inbetriebnahme des Projekts im Jahr 2020 – eine Verspätung würde für die Bahn Strafzahlungen bedeuten. Man gehe „nach den bisherigen Aussagen der DB AG davon aus, dass Hauptbaumaßnahmen, die in das Grundwasser eingreifen, wie zum Beispiel das Ausheben des Trogbauwerks für den Tiefbahnhof und die Tunnelbauwerke im Talkessel, nicht ohne funktionierendes Grundwassermanagement möglich sind“, heißt es im bahnhofskritischen Landesverkehrsministerium. Selbst Bahn-Experten hätten den Starttermin für unrealistisch erklärt.

Bahn-Projektleiter Stefan Penn ließ dementieren, dass er gesagt haben solle, es werde „schwierig, 2013 mit dem Bau anzufangen“. Es sei „definitiv so, dass wir Anfang 2013 mit den Arbeiten am Trog anfangen werden“, sagte Penn nun der Stuttgarter Zeitung. Der Starttermin, der erst im März auf Anfang 2013 verschoben worden war, stehe „in keinster Weise“ infrage.

Indes demonstrierte auch am Montag ein Häuflein friedlicher Protestler vor der Baustelle des Bahnhofs. Doch selbst die Gegner des inzwischen fast 4,5 Milliarden Euro teuren Projekts glauben kaum noch, dass sie den Bau von Stuttgart 21 aufhalten können. Das Grundwasser hat bessere Chancen.

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9 Kommentare

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  • H
    Hardy

    ha, ha, ha,

     

    dann kommt das Anhydrit

    und der Bahnhoff liegt auf einem Berg...

  • MP
    Martin Poguntke

    "ein Häuflein friedlicher Protestler"?

    Das Häuflein friedlicher(?) Schreiberlinge von der taz sollte mal etwas besser recherchieren, bevor es sich zu solch suffisanten Formulierungen hinreißen lässt.

    So glaube selbst ich, als taz-Abonnent bereits der Null-Nummer von 1975 kaum noch, dass sie den politischen Niedergang der taz aufhalten können.

    Die 12.000 Unterzeichner der Petition zur Fortführung des Widerstands nach der Volksabstimmung, von denen jeden Montag ca. 2000 in Stuttgart demonstrieren, haben da bessere Chancen.

  • B
    Buddler

    "Häuflein" ist gut, ca. 1000-1500 Leute, bei ca. 2,5 Mio in der Region Stuttgart.

  • DS
    Dr. Schreck

    Hahahaha!!!

  • Z
    Zuffenhäuser

    Das "Häuflein" wie ihr es so abschätzig nennt sind auch nach mittlerweile 129 Montagsdemos jedes mal 1.500-2.500 Menschen. Nur mal so zur Kenntnis. Und wenn dann so Sprüche fallen wie von kronprinz Boris Palmer "diesen Fehler müssen wir jetzt machen" und ich dann sehe, was die Grünen in Berlin so treiben dann denke ich: "eine CDU light habe ich nicht gewollt , aber anscheinend gewählt". Beim nächsten mal bin ich schlauer

     

    In diesen Sinne, Oben Bleiben!

  • TL
    Thomas Liesching

    Gut, dass die taz weiter über den katastrophalen Planungsmurks der Bahn zum einst als bestgeplantes Projekt propagierten Stuttgart21 berichtet. Zu dem, Zitat: "Indes demonstrierte auch am Montag ein Häuflein friedlicher Protestler...", sollte man wissen, dass auch an dieser Montagsdemo gut 2000 teilnahmen, zuletzt per Luftbild ausgezählt. Seit über 30 Monaten Montag für Montag Tausende auf der Straße und das Mahnwachen-Zelt am Bahnhof feiert demnächst sein rekordverdächtiges zweijähriges Jubiläum. Engagierte Bürger informieren Tag und Nacht über bessere Alternativen. Wo und wann gab's jemals so nachhaltig für bessere Konzepte kämpfende Groß-Haufen?

  • K
    Karl

    Die Problematik ist quasi schon historischer Natur, zumindest für Hydrogeologen keine Überraschung.

     

    Die abgeschätze Entnahmemenge für die Wasserhaltung wird absehbar nicht nur ein Problem für die hydraulisch angebundenen Mineralquellen haben.

     

    Angesichts der Mengensteigerung stellen sich auch Fragen nach der Standsicherheit des Baugrunds infolge von Subrosionseffekten völlig neu.

     

    Im besten Sinne ein "ungelöstes" Problem.

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • U
    Ute

    Es sollte noch nicht zu spät sein, weiter und offensiver für die Bahn als Hauptverkehrsträger zu kämpfen und damit doch noch Stuttgart 21 zu verhindern.

    Leider ist da in den spd/grünen Regierungsjahren vieles in die falschen Wege geleitet worden.

    Man wollte sich auf dem Dosenpfand ausruhen.

  • H
    Holger

    Das Problem ist NICHT neu, sondern war schon vor einem Jahr thematisiert. Siehe http://www.morgenpost.de/politik/article1668299/Stuttgart-21-koennte-jetzt-am-Grundwasser-scheitern.html