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Krieg in SyrienHäuserkampf in Aleppo

Kämpfe lösen neue Brände in der Altstadt aus. Nach Rebellenangaben tobt in Aleppo ein Häuserkampf. Assad half angeblich bei Mord an Gaddafi.

Viele Häuser in Aleppo sind zerstört oder beschädigt. Bild: reuters

BEIRUT/BERLIN rtr/dapd/taz | Nach der Feuersbrunst in dem historischen Markt im umkämpften nordsyrischen Aleppo greifen die Brände nach Angaben von Aufständischen auf andere Teile der Altstadt über. Rebellen sprachen am Montag von anhaltenden Kämpfen in den engen Gassen. „Wir kontrollieren jetzt 90 Prozent der Altstadt“, sagte ein Sprecher über eine Internetverbindung. Die Regierungstruppen hielten weiter die große mittelalterliche Zitadelle. Am Wochenende waren unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen 500 und 1.500 Läden in Flammen aufgegangen.

Der Rebellensprecher erklärte, die ersten Feuer seien inzwischen gelöscht. Allerdings seien neue Brände in anderen Teilen der Altstadt ausgebrochen. Er könne keiner Seite die Schuld geben: „Wir befinden uns im Häuserkampf.“

Aktivisten berichteten von heftigen Kämpfen im ganzen Land. Bei einem Luftangriff der syrischen Streitkräfte auf Salkin nahe der türkischen Grenze wurden demnach mindestens 21 Menschen getötet und zahlreiche zum Teil schwer verletzt.

In Damaskus begann die Regierung nach Angaben von Bewohnern am Montagmorgen eine neue Offensive. Ab 6 Uhr sei heftiger Gefechtslärm zu hören gewesen, sagte ein Bewohner in einem Telefonat. Zwei Stunden später sei die Hauptstadt von mehreren lauten Detonationen erschüttert worden.

Nach Angaben der oppositionellen Beobachterstelle für Menschenrechte griffen Soldaten von Präsident Baschar al-Assad auch ländliche Gebiete rund um die Vorstädte Samalka und Ain Terma am östlichen Rand von Damaskus an. Die Gegend hat sich in den vergangenen Monaten zur Rebellenhochburg entwickelt.

Wie die britische Zeitung Telegraph unterdessen berichtete, hatte Assad bei dem Tod des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi die Hand im Spiel. Er habe der Regierung in Paris die Nummer des Satellitentelefons von Gaddafi zukommen lassen, damit diese mit dem politischen Druck auf sein Regime nachlasse, hieß es unter Berufung auf Rami al-Obeidi, ehemaliger Geheimdienstchef der libyschen Rebellen. Französische Agenten in Libyen hätten Gaddafi daraufhin eine Falle gestellt. Diese Angaben konnten laut Telegraph nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden.

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7 Kommentare

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  • T
    taz-kritikus

    Tja, wie hieß es schon während des Kosovo-Krieges so schön auf der taz-Wahrheitsseite?

     

    "Im Vergleich zu uns sind alle anderen weich."

  • N
    Nobilitatis

    Naja ...

    Die Rebellen geben ja sonst der Regierung für alles die Schuld. Selbst für die eigenen Verbrechen. Dann heißt das wohl, dass man die Feuer selbst gelegt hat. Vielleicht unabsichtlich?

    Zumindest die Zitadelle wurde durch die Rebellen absichtlich teilweise zerstört.

  • P
    pauli

    "Er könne keiner Seite die Schuld geben: „Wir befinden uns im Häuserkampf.“"

    das geschah während einer rebellenoffensive um den rest der stadt einzunehmen...

  • BG
    Bernd Goldammer

    Das zur psychologischen Kriegsführung auch Zeitungsenten gehören, ist schon seit dem Kalten Krieg allgemein bekannt. Auch die TAZ war nie zimperlich wenn darum ging Lügen gegen Assad in Stellung zu bringen.Fakt ist: Völkerrechtlich verteidigt sich die syrische Regierung völlig legitim. Sie hat offensichtlich eine Volksmehrheit hinter sich. Das kann doch nicht übersehen werden. Bei Katars Fremdenlegionären (in der TAZ gern "Rebellen" genannt) ist das ganz anders. Seit wann billigt das Völkerrecht vom Ausland bezahlte Kriegsknechte, oder verdeckte Operationen ausländischer Geheimdienste? Wie wenig Vertrauen die vermeintlich Oppositionellen verdienen wird nicht zuletzt an der Tatsache deutlich, dass sie unentwegt um ausländische Bombenangriffe gegen ihre eigene syrische Bevölkerung betteln. Spätestens hier erkennt man wieder ein westliches Schurkenstück auf offener Bühne. Katars Fremdenlegionären geht es nicht um Freiheit für die Syrier.

  • I
    Interpretator

    Die Bewohner Aleppos werden werden sich über ihre "Befreiung" sicherlich von Herzen freuen. Es stellt sich die Frage, ob es nicht ein Kriegsverbrechen von seiten der Rebellen ist, eine Millionenstadt als Schutzschild in Geiselhaft zu nehmen. Ich bin mir sicher, die Bewohner verfluchen die Rebellen mindestens ebenso wie die Armee.

  • S
    Suri2

    Assad hat die Nummer des Satellitentelefons von Ghaddaf nicht an westliche Staaten weitergeben müssen. Diese hatten die Nummer sowieso schon, da Gaddafi mit Sarkozy und Berlusconi während des gesamten NATO-Angriffs in verzweifelten Verhandlungen stand. Andersrum: Was hätte Gaddafi mit Assad besprechen sollen?

     

    Fazit: Die Meldung, Assad habe "seine Hand im Spiel" bei der Ermordung Gaddafis ist Schwachsinn. Dadurch hätte Assad absolut nichts zu gewinnen.

     

    Nicht gleich jeden Mist glauben, nur weil von den Rebellen und ihren Freunden kommt, liebe TAZ.

  • S
    suri

    Der neueste Bericht bestätigt die Tötung von Gaddafi durch franzosischen Geheimdienst und nicht durch Assad.