Fusion von Bertelsmann und Pearson: Über eine Milliarde Bücher im Jahr
Bertelsmann und Pearson bilden 2013 den größten Buchverlagskonzern der Welt: Penguin Random House. Es soll international kräftig expandiert werden.
BERLIN taz | Gerüchte hatte es schon seit einiger Zeit gegeben, dennoch war der Schock in der Buchbranche für die meisten Verlage groß: Die deutschen und britischen Medienkonzerne Bertelsmann und Pearson kündigten am Montag an, ihre jeweiligen Buchverlagsgeschäfte – also Random House und Penguin Group – miteinander zu verschmelzen.
Sofern es keine kartellrechtlichen Einwände gibt, wird es nach dem Sommer 2013 die Firma Penguin Random House geben, das dann größte Verlagshaus der Welt. Bertelsmann soll 53 Prozent der Anteile halten, Pearson 47 Prozent. Markus Dohle, bislang Verlagschef der Random-House-Gruppe und zugleich für das Buchverlagsgeschäft von Bertelsmann zuständig, soll an der Spitze des neuen Unternehmens stehen.
Ausgenommen von dem Geschäft ist allerdings die deutsche Verlagsgruppe Random House mit Sitz in München. Zu ihr gehören Bestsellerverlage wie Heyne, Goldmann und Blanvalet, aber auch renommierte Marken wie Manesse und Luchterhand.
Die deutsche Gruppe bleibt im Alleinbesitz von Bertelsmann. Frank Sambeth, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Random House, muss allerdings weiterhin an Markus Dohle berichten, wie Letzterer gestern in einem persönlichen Schreiben an die Buchbranche mitteilte. Insofern gehört die deutsche Random-House-Tochter zumindest weiterhin ideell zur Gesamtgruppe.
E-Bücher weiterentwickelm
Beide Konzerne ergänzen sich in ihrem Ziel, international kräftig zu expandieren und die E-Bücher weiterzuentwickeln. Penguin beispielsweise ist Marktführer auf dem schnell expandierenden indischen Buchmarkt. Auch in China ist das Verlagshaus erfolgreich. Das ist ganz im Interesse von Bertelsmann, dessen Vorstandsvorsitzender Thomas Rabe bereits angekündigt hatte, die Buchmärkte in China, Indien und Brasilien erobern zu wollen.
Bertelsmann wiederum ist auf dem spanischsprachigen Markt sehr aktiv, Penguin dort aber sehr schwach. Zudem sind beide Verlagsgruppen in der digitalen Aufbereitungen ihrer Bücher sehr weit fortgeschritten. Zusammen können sie hier noch mehr Dynamik entwickeln.
Vor allem jedoch kann ab dem Herbst 2013 ein Autor einen potenziellen Bestseller an nur ein Verlagshaus verkaufen, das die Auswertung der Rechte auf der ganzen Welt garantieren kann. Anderen Verlagen, die um Übersetzungsrechte an einem solchen Titel mitbieten wollen, wird es erheblich schwerer fallen. Random House machte 2011 rund 1,7 Milliarden Euro Umsatz.
Es verkauft weltweit eine halbe Milliarde Bücher im Jahr. Penguin hat für 2011 knapp 1,3 Milliarden Euro Umsatz gemeldet und verkauft rund 600 Millionen Bücher jährlich. Zum Vergleich: Der derzeitige globale Marktführer, die französische Gruppe Hachette Livre, hatte 2011 einen Umsatz von rund 2 Milliarden Euro.
Um Autoren buhlen
Penguin Random House würde übrigens ein Viertel aller englischsprachigen Publikationen weltweit herausbringen. Diese Verlagsgruppe wird besonders von mittelständischen Verlagen so gefürchtet, weil sie in allen wichtigen Ländern Verlagsbüros besitzen wird.
Sie kann also um alle Autorinnen und Autoren vor Ort buhlen. Verlagen wie Hanser oder Lübbe wird es so immer schwerer fallen, die Übersetzungsrechte für internationale Bestseller zu bekommen. Die Fusion ist eine Reaktion auf den gewandelten Buchmarkt: Mit Google oder Amazon sind neue Konkurrenten entstanden, die aggressiv und mit viel Geld die bisherigen Verlage und ihre veralteten Geschäftsmodelle bedrängen.
Da müssen sich selbst die Branchenriesen arrangieren. Hachette Livre hat vor 14 Monaten eine Kooperation mit Google beschlossen. Andere wollen mit Amazon neue Absatzmärkte erschließen. Wie sich der neue Superverlag dazu verhält, ist noch nicht abzusehen.
Der Autor leitet den Berliner Verbrecher Verlag
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