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SPD will Neonazi-Bürgermeister absetzenKein Amt für NSU-Verehrer

Der Krauschwitzer Ortsbürgermeister findet den Bundestag verfassungsfeindlich und hält die NSU-Mörder für Widerstandskämpfer. Nun soll er sein Amt verlieren.

War früher mal in der SPD, kandidierte dann für die NPD: Hans Püschel. Bild: dapd

BERLIN taz | Der langjährige Staatssekretär im Innenministerium Sachsen-Anhalts, Rüdiger Erben (SPD), will einen NPD-nahen rechtsextremen Ortsbürgermeister aus dem Amt entfernen lassen. Ein Schreiben mit der entsprechenden Aufforderung an die Kommunalaufsicht liegt der taz vor.

Es geht um Hans Püschel, Bürgermeister von Teuchern-Krauschwitz im Süden des Bundeslandes. Er war jahrelang selbst Mitglied der SPD, wurde auf ihrem Ticket 2008 ins Amt gewählt, trat dann aber vor rund zwei Jahren aus und kandidierte 2011 bei der Landtagswahl für die NPD. Über seine Homepage verbreite er „nahezu täglich rechtsextremistische Propaganda“, so der SPD-Politiker Erben in seinem Schreiben an den Landrat des Burgenlandkreises. Das sei mit Püschels „Amt als Ortsbürgermeister von Krauschwitz und dem damit verbundenen Status als Ehrenbeamter der Stadt Teuchern unvereinbar“.

„Wer ist der größte Verfassungsfeind im Land?“, fragte Püschel beispielsweise vor Kurzem auf seiner Homepage. Seine Antwort: „Der Bundestag.“ In einem anderen Beitrag fragte er, ob die „Döner-Mörder verfassungsgemäße Widerständler“ seien – ob also die NSU-Terroristen „in ihrer Not kein anderes Mittel“ gehabt hätten als Mord. Dieses Zitat Püschels findet sich auch in der rund 1.000-seitigen Materialsammlung, auf deren Grundlage die Länder derzeit ein neues Verbotsverfahren gegen die NPD anstreben.

Erben begründet seine Forderung, ein Disziplinarverfahren gegen Püschel einzuleiten und ihn aus dem Amt zu entfernen, mit der Gemeindeordnung des Landes. Demnach muss ein Bewerber für ein Bürgermeisteramt „jederzeit für die freiheitlich demokratische Grundordnung“ eintreten.

Es gibt Präzedenzen

In Mecklenburg-Vorpommern waren auf Grundlage einer ähnlichen Formulierung im Kommunalwahlgesetz 2008 zwei NPD-Kandidaten von der Landratswahl ausgeschlossen worden. „Da es bereits unzulässig ist, eine Person die eine NPD-Mitgliedschaft innehat, zu einer Bürgermeister- oder Landratswahl zuzulassen, müsste es erst recht unzulässig sein, mit einer solchen Person weiterhin ein Beamtenverhältnis aufrechtzuerhalten“, so SPD-Mann Erben.

Beim zuständigen Burgenlandkreis heißt es: „Dieser Sachverhalt wird einer eingehenden rechtlichen Prüfung unterzogen.“ Danach werde man sich „über eventuell weitere Schritte“ abstimmen. Hans Püschel sagte auf Nachfrage der taz, dass er von dem Vorgang bisher noch nichts gehört habe. Ihn aus dem Amt entfernen zu wollen, sei „undemokratisch“, findet er.

Gleichzeitig verteidigte er seine NSU-Sympathiebekundungen. Der Hitler-Attentäter Georg Elser werde als Held gefeiert, so Püschel, „aber wenn jemand an anderer Stelle Widerstand leistet, passt es uns nicht“.

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23 Kommentare

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  • G
    GerdF

    NSU-Mitglieder sind ein Phantom!

    NSU ist Celler-Loch! Auch wenn euch das Lieblingsstöckchen über welches dem Braven Hündchen zukommt verloren geht!

  • D
    DieeinzigrichtigeMeinung

    Leute, nun haltet mal die Bälle flache. Wer hier das Verbot als undemokratisch bezeichnet, der ist aber auch in Erklärungspflicht.

    Der muss nämlich erklären, wie ein totalitäres Regime funktionieren soll, wenn gleichzeitig abweichende Meinungen zugelassen sind. Das geht nämlich gar nicht!

    Es geht gar nicht darum, was Püschel sagt. Es geht darum, dass in unserem demokratischen Gemeinwesen eigenständiges Denken generell verboten sein muss. Und dass Abweichler zu eliminieren sind.

    Das war so bei Hitler. Das war so bei Honecker.

    Es gibt keinen Grund, warum das bei Merkel nicht so sein sollte.

  • Z
    zombie1969

    Wenn die NPD verboten ist, kann man endlich auch die verfassungsfeindliche "Die Linke" ins Visier nehmen und endlich verbieten. Eine Zumutung für den arbeitenden und Steuern zahlenden Bürger, eine solche Partei zuzulassen.

  • R
    rütli

    Ortsbürgermeister Püschel von Krauschwitz

     

    Realsatire, wenn der Ort ohne die zwei ersten Buchstaben geschrieben würde??

  • FF
    fedor fink

    Schon wieder die SPD als Ursprungshort des Rechtsextremismus. Wann kommt endlich das SPD-Verbot?

  • LM
    Luca Matura

    Ich verstehe die Kritik an der SPD in dieser Frage nicht! Sie hat Püschel ausgeschlossen, nachdem er sich erstmals neonazistisch geäußert hatte (er war vorher nicht derart auffällig gewesen) und kümmert sich jetzt um ein Amtsenthebungsverfahren. In diesem Fall: alles richtig gemacht, SPD!

  • RS
    Rolf Steiner

    na, dieser Vorzeige-Braunzwerg hat uns gerade noch gefehlt. Die Morde der NSU gutheißen, ist kriminell oder hat der Mann einen Dachschaden und muss in die Klapsmühle? Dasselbe gilt für diejenigen, die diesen braunen Zwerg zum angeblichen Helden stilisieren. Der letzte dieser Zwerge wurde 1945 mit Benzin überschüttet und verbrannt. Wer heult dem heute noch nach?

  • DZ
    dem Zwilling

    Typisch SPD, die erst einmal in ihren eigenen Reihen aufräumen sollte.

    Verbieten statt sich damit auseinander setzen.

    Wohin das führen kann sieht man in Israel/Gaza.

     

    Sozialfaschismusthese aus dem Jahr 1924

    „Der Faschismus ist eine Kampforganisation der Bourgeoisie, die sich auf die aktive Unterstützung der Sozialdemokratie stützt. Die Sozialdemokratie ist objektiv der gemäßigte Flügel des Faschismus. […] Diese Organisationen schließen einander nicht aus, sondern ergänzen einander. Das sind keine Antipoden, sondern Zwillingsbrüder."

     

    Unser leistungsloses Berufsbeamtentum kennt keine Hemmung.

    Ehrenbeamter, ein innländischer Honorakonsul... irre.

  • F
    Falmine

    Als ich diesen Artikel über den Nazi-Bürgermeister gelesen habe, wuchs in mir spontan der Wunsch nach der Wiedererrichtung der Mauer! Dabei wäre das zutiefst ungerecht. Denn gerade dort, wo sich viele Nazis sammeln, gibt es auch viele Bürger, die laut dagegen protestieren!

    Es ist nicht hinnehmbar, das Amtsträger, die sich ihr Bürgermeisteramt unter anderem Label erschlichen haben, dieses dann die volle Wahlperiode behalten können! Deshalb bin ich verblüfft, wie langsam und zögerlich das innenministerium hier vorgeht! Das ist absolut inakzeptabel!

    Vielen Kommentaren hier ist anzumerken, dass in der exDDR 56 Jahre keine Demokratie herrschte. Und die vergangenen 20 Jahre wurden wohl eher mit Pro 7 als mit Bildung verbracht. Da müsste es dringend zwangsweise "Einbürgerungs-Demokratie-Kurse" für die Generation 40plus geben!

  • RD
    Richard Detzer

    Schon wieder SPD? Schmeißt die Partei endlich raus aus Deutschland!

  • F
    FarageFP

    Einfach nicht zu hinterfragen, wie demokratisch wir denn nun eigentlich sind, wird wohl als unnötig angesehen. Weiß der Geier was die da hinter verschlossenen Türen treiben. Vllt eifern die anderen Parteien auch einfach zu sehr dem Finanzwesen inkl. der EU und den Banken hinterher. Ich kann es nicht beurteilen, aber ich denke, dass der Grundkern des faschismus in jedem schlummert. Und es tritt aus, sobald er seine individuelle Ideologie, wie z.B.: Fr. Merkels Lobbyismus und der Schuldensozialismus der EU, von der Politik nicht mehr zu differenzieren weiß. Ich gehe ja mal davon aus, dass sich unsere Politiker in Zukunft generell etwas lauter erheben werden, da es wohl so ziemlich jedem gegen den Strich geht, dass Demokratie versprochen wird, die in diesem Umfang schon rein theoretisch nicht funktionieren kann. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass außer von der Linken, niemand etwas gegen "Giralgeldschöpfung, Indect etc." zu haben scheint, kommt mir doch schon sehr undemokratischvor. Das diese Verfassung nicht das Wahre ist, dürfte jeden bewusst sein, der sich die Geschichte des Artikl 23 mal ein wenig genauer angeschaut hat. Ob es jetzt koruppt oder Verwassungswidrig ist, ist letzten Endes auch egal...Dieses Land brauch zusammenhalt, was nicht passiert, solange öffentlich-rechtliches den Spalt zwischen Religionen, Kulturen und Hautfarben weiterhin so erfolgreich vergrößert.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Der Mann muss zum Schweigen gebracht werden. Hinterher fängt er noch an von palästinensischen Terroristen zu schwärmen. Dann bestünde Verwechslungsgefahr mit Andrea Nahles, die jüngst die strategische Partnerschaft mit der Terror-Fatah erneuerte.

  • A
    Anonym

    Dass ein Oberbürgermeister auf seiner Website indirekt den Staat BRD verleugnet, in dem er auf die Verschwörungstheorie BRD-GmbH hinweist, sollte schon Grund genug sein, ihn aus seinem Amt zu entfernen! Dass das Personal im Wort Personal-Ausweis sich nicht von eben dieser "GmbH" herleitet, sondern von dem Wort Personalien, ist nur ein Beispiel für diese haarsträubende und total lächerliche, angebliche Tatsache :D

  • V
    Volkmar

    Wie zu DDR-Zeiten, da wurden die Bürgermeister auch von oben abgesetzt, wenn sie sich nicht so verhielten, wie gewüscht. Dabei wurden die BüMeister von den Orten demokratisch gewählt. Als Krauschwitzer würde ich mich 20 Jahre zurückversetzt fühlen.

  • M
    Micha

    Habe den Spinner selbst erlebt bei der Sommertour der NPD in Halle (freilich auf der Seite, die verhindert hat, dass Udo Pasti und Holger Abführli ihr eigenes Wort verstehen konnten). Die Einwohner von Krauschwitz tun mir ehrlich leid.

    Dafür wurde er ganz sicher nicht gewählt und er hat ein merkwürdiges Demokratieverständnis, wenn er glaubt, nach der Wahl vom Sozialdemokraten zum Nazi zu mutieren, ohne dass der Wähler nochmal seine Entscheidung überdenken dürfe, sei "undemokratisch". Aber alles, was der Mann auf seiner website schreibt ist merkwürdig.

  • K
    kiddylein

    An dieser Sichtweise des Bürgermeisterleins ist wohl nicht mehr viel zu ändern.

    Er realisiert offenbar die Ungeheuerlichkeit seiner Gleichsetzungen gar nicht.

    Wenn solche Bürgermeister einem Gemeinwesen ihren Stempel aufdrücken dürfen, müssen wir uns über rechtsextreme Umtriebe ja nicht mehr wundern.Da ist der Nazi von nebenan der ganz normale Wahnsinn.

  • T
    Tim

    Nein, die NSU-Mitglieder sind keine Widerstandskämpfer, sondern Mörder! Bestenfalls Terroristen. Verstehe nicht, warum Herr Püschel hier das letzte Wort im Artikel zugesprochen bekommt.

  • GA
    Gruß an Sahra

    Weg mit dem Typen, der ist nicht ganz dicht! Sahra Wagenknecht hingegen welche die Mauer als unschön aber notwendig ansieht (NSU 10 Ermordete, an der Mauer ermordete selbst googeln) und der bei Stalin nur "Antifaschist" einfällt (etwa 80 Millionen Tote) oder die Grüße nach Nordkorea loslässt(mal über die dortigen KZs informieren), die wird mich weiterhin in Werbebannern der taz neben Moralartikeln angrienen. Ist halt was anderes, da muß man moralisch flexibel sein. Wenn der beschriebene Typ nach der Wende 2 Milliarden geklaut hätte, dann wäre die taz eventuell auch bereit seine "Systemkritik" als "links und für die gute Sache" zu erkennen.

  • C
    Celsus

    Der Mann kam aus der SPD. Viele doch sehr rechts denkende Menschen empfinden die SPD als Heimat. Es sollte uns zu denken geben. Gibt es doch auch Burschenschafter, die später bei der SPD landen und nicht nur bei CDU und CSU.

     

    Was machen die Selbstreinigungskräfte der SPD am besten bis in ihre ebenfalls im Bereich des Rechtsextremismus versagenden Innenminsiter? Wo bleibt deren Mut, sich gegenüber den Vorgaben von angeblich so tollen Unionsinnenministern in Innenministerkonferenzen zu behaupten?

     

    Aber es ist ganz einfach: Da gibt es in Wahrheit schon im Guten und im Schlechten eine große Koalition der Unionsparteien udn der SPD. Es braucht mal Innenminister, die nicht mit diesem Wegguckgenen ausgestattet sind. Was hätte ein Herr Roewer, um mal ein Beispiel zu nennen, schon wesentlich früher aus seinem Amt entfernt werden können? Seine öffentlichen Äußerungen waren schon vor der NSU-Affäre unerträglich und wurden da noch einfach ausgesessen.

     

    Und wie stellen die sich jetzt an, Burschenschafter, die einen Arier-Nachweis einführen wollten, als hochwahrscheinlcihe Verfassugnsfeinde einzustufen?

     

    Bevor außerhalb der Innenministerien aufgeräumt werden kann (NPD), scheint doch noch ein immenser Bedarf zu bestehen, mal innerhalb der Innenminsterien aufzuräumen. Es geht um die Bekämpfung von Verfassungsfeindlichkeit innerhalb der Innenministerien.Im medizinischen Vergleich eben AIDS.

  • N
    Nico_Frank

    Mich wundert es gar und gar nicht, dass solche Personen wie Hans Pussi, ihre politische Laufbahn bei der SPD begonnen haben. Schließlich nennt einer der bekanntesten Rassisten der Bundesrepublik, Thillo Sarrazin, die die SPD als seine politische Heimat.

  • KS
    kleiner Spinner

    tolles Foto!

  • F
    frederik

    Wiedererkennungswert -- ist er nicht mal im Rahmen der Heute-Show gezeigt worden? Im Interview mit dem patentierten HeuteShow-Mikrofon?? Nü klöö: http://www.omfg.to/watch/4666-hans-pueschel-von-der-npd-im-interview/

  • M
    mütze

    arrrh, schon wieder dieses Wort mit "D"...