Kommentar Mali Ausbildungsmission: Verheerende Militärmission

Die EU sollte sich überlegen, ob eine Ausbildungsmission für Malis Armee eine gute Idee ist. Im Kongo ging eine ähnliche Mission gehörig in die Hose.

Jetzt ist es offiziell: Die Europäische Union richtet eine Ausbildungsmission für Malis Armee ein. Nur wenige Stunden nachdem in Brüssel am Montag der entsprechende Beschluss fiel, stellte die Armee in Mali ihren Ausbildungsbedarf in beeindruckender Weise unter Beweis und verhaftete den Premierminister des Landes, Diarra, als dieser eigentlich zu Beratungen nach Europa fliegen wollte.

Nachdem bereits im März ein Militärputsch die Politik des Sahelstaates gehörig durcheinanderwirbelte und die Machtübernahme radikaler Islamisten in der Nordhälfte ermöglichte, zeigen Malis Soldaten jetzt wieder einmal, dass sie in der Lage sind, jeden hoffnungsvollen Ansatz zu politischem Fortschritt effektiv zu torpedieren. Das ständige Eingreifen des malischen Militärs in die Politik höhlt den Staat aus und ist damit das Gegenteil von Landesverteidigung.

Das Ausbildungskonzept der EU für Mali sieht nun vor, die Armee „moralisch wiederaufzubauen“ und in eine Lage zu versetzen, die Islamisten im Norden effektiv bekämpfen zu können. Wie gut die EU so etwas kann, beweist sie seit sieben Jahren mit ihrer Unterstützungsmission für die Armee der Demokratischen Republik Kongo – die erst kürzlich vor Rebellen davonrannte, all ihre schweren Waffen zurückließ und dann die Zivilbevölkerung überfiel, um sich zu ernähren. Soll sich das in Mali wiederholen?

Aber selbst wenn das Gegenteil einträte und Malis Armee mit EU-Hilfe in eine schlagkräftige Truppe verwandelt werden sollte, wäre es eine schauderhafte Vorstellung. Wenn sich die malische Truppe schon in ihrem jetzigen desolaten Zustand so verheerend verhält wie jetzt, was wird sie erst anstellen, wenn sie funktioniert?

Die EU sollte ihre Ausbildungsmission dringend überdenken und auf Eis legen, solange die politischen Verhältnisse in Mali nicht geklärt sind.

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