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Sexismusdebatte verängstigt JournalistinnenUnfallfrei gemeinsam essen

Die Sorge der Medienfrauen ist: Werden sie die Leidtragenden der Sexismusdebatte sein? Sie müssen die Regeln des Politbetriebs neu verhandeln.

Die Hysterie um den Text von Laura Himmelreich löst unter ihren Kolleginnen Angstzustände aus. Bild: dapd

Es kommt nicht alle Tage vor, dass die Bundespressekonferenz ihre Mitglieder zum internen Gespräch lädt. Am nächsten Dienstag soll eine dieser seltenen Runden im Verein der Berliner Parlamentskorrespondenten stattfinden. Das Thema: die Sexismus-Debatte und ihre Folgen für die Arbeit der Hauptstadtpresse.

Im Raum steht unter anderem folgende bemerkenswerte Frage, aufgeworfen von weiblichen Mitgliedern des Hauptstadtzirkels: Werden ausgerechnet sie am Ende die Verliererinnen dieser hitzigen Auseinandersetzung um Körbchengrößen, weinselige Politiker und die Grenzen des guten Geschmacks sein?

Die Sorge kommt nicht aus dem luftleeren Raum. Nachdem eine 29-jährige Stern-Reporterin den chauvinistischen Umgang des FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle mit ihr offengelegt hatte, drohte die bekennende liberale Krawallschachtel Wolfgang Kubicki den Medienfrauen ungeniert mit generellem Liebesentzug: „Ich werde künftig keine Journalistinnen mehr als Wahlkampfbegleitung in meinem Fahrzeug mitnehmen.“ Außerdem wolle er „Situationen wie Gespräche an der Hotelbar meiden, wenn Journalistinnen beteiligt sind“. Denn „natürlich“ rutsche „einem da schon mal eine lockere und nicht gelungene Bemerkung“ heraus. Ach ja, ist das so?

Während auf Twitter Zehntausende ihre Erfahrungen mit Alltagssexismus stenografieren und auch CDU-Bundesministerinnen das Thema für wichtig befinden, outet sich Kubicki als Mann von gestern. Die Frauen mucken auf? Dann müssen sie halt draußen bleiben. Wie peinlich für ihn und die FDP. Kubicki ist bekannt dafür, als einer der Viel- und Lautsprecher des Politikbetriebs schnell mal knallige Statements herauszuhauen, wenn es sich anbietet. Ob ihn selbst seine Drohung an die Reporterinnen übermorgen noch interessiert, darf bezweifelt werden.

Keine exotische Einzelmeinung

Und dennoch ist die Befürchtung, Kubicki könnte mit seiner Drohung zum Vorbild im Politikbetrieb werden, ganz offensichtlich keine exotische Einzelmeinung unter Hauptstadtkorrespondentinnen. Die stellvertretende Leiterin des Spiegel-Hauptstadtbüros warnte zum Wochenbeginn in einem persönlich gehaltenen Text vor den Folgen der Brüderle-Affäre: Politiker würden es sich „gut überlegen, eine Journalistin in ihrem Wagen mitfahren zu lassen oder sich mit ihr allein zum Essen zu verabreden“. Als Beleg zitierte sie anonyme Vertreter der Branche mit Aussagen wie: „Das Risiko werde ich nicht mehr eingehen.“ Und: „In Zukunft achte ich darauf, dass immer noch eine dritte Person dabei ist.“

Nur zur Erinnerung, wir schreiben das Jahr 2013. Aber Kubicki und seine anonymen Unterstützer erklären sich außer Stande, halbwegs unfallfrei ein Arbeitsessen oder eine Fahrt im Dienstwagen mit einer Reporterin zu bewältigen. Sie verweigern damit letztlich allen Frauen, die nicht auf anzügliche Bemerkungen stehen, eine faire Arbeitsebene. Solchen Leuten sollte die Branche eigentlich nicht zu viel der Ehre gewähren.

Zum Glück sind aber im Politikbetrieb längst nicht nur notorische Herrenwitzler unterwegs, die sich Bemerkungen über die Oberweite ihres Gegenübers nicht verkneifen können. Im Gegenteil: Viele Politiker, selbst aus der FDP, finden diesen Brüderle-Humor mit Sicherheit einfach nur unterirdisch. Und ganz davon abgesehen offenbart sich der Politiker als Mensch ja nicht ausschließlich zu vorgerückter Stunde nach dem dritten Weißwein an der Hotelbar.

Es ist richtig, dass Politik und Medien seit vergangener Woche nach Sexismen in ihren Sphären fragen. Aber falsch, aus dieser Debatte ein Eigentor für die Frauen der Branche abzuleiten. Letztlich legen nicht allein die Politiker die ungeschriebenen Regeln im professionellen Miteinander fest, es gehört auch die Gegenseite dazu, die sie eben so akzeptiert und mitspielt.

Je mehr Journalistinnen in die Hauptstadtzirkel vorrücken, umso berechtigter wird ihr Anliegen, an der einen oder anderen Stelle nachzuverhandeln. Die erste Runde hat gerade begonnen. In ein paar Wochen wird niemand mehr über Kubickis Drohung sprechen. Die Frauen werden gewinnen.

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38 Kommentare

 / 
  • M
    minna

    Der Aufschrei der Gesellschaft resultiert doch lediglich daraus, dass die Menschen ihre eigenen Alltagssexismen wiedererkennen!

     

    Anscheinend halten manche Menschen es zusätzlich für unmöglich diese abzustellen und wollen sich deshalb nicht mehr mit Journalistinnen treffen.

    Hach, wie schön.

    Es ist einfach traurig, dass manche Köpfe immernoch auf einem Stand der 50er Jahre sind.

    Genau deshalb gilt es: Sexismus entgegenzutreten!

  • C
    Cometh

    @agapi

     

    Sehr gute Zusammenfassung; einer der besten Beiträge, lebens- und praxisfundiert, im Gegensatz zum getwittere.

     

    Und wer sich über Brüderle beschwert (alter Mann baggert junge Frau an), soll sich mal Müntefertig, Schröder, Fischer oder meinetwegen auch Wulff und Kohl ansehen. Was "Münte" darf - 40 Jahre Altersunterschied gegenüber "Michelle" - wird Brüderle ja wohl auch dürfen.. Zumal es hier wohl zunächst so war, dass sie ihn ungeschickt angebaggert hatte...

  • A
    Agapi

    Nun will ich doch etwas dazu bemerken.

    Nach 40 Jahren Berufsleben hauptsächlich in männerdominierten Bereichen habe ich folgende Erfahrung gemacht:

    1. Durch eindeutige Signale ist Unliebsames entweder von vorneherein zu vermeiden oder zu unterbinden. Die Damen, die sich am meisten über "Belästigungen" beklagten, gaben (vielleicht unbewusst) Hoffnung auf Nähe. Geht einem ein Spruch zu weit, ist ein ernstes Wort (oder zwei) meist ausreichend, die Situation aktuell und für die Zukunft zu bereinigen; im Notfall kann man auch den Ort verlassen oder um Hilfe bitte. Am nächsten Tag ist es entweder vergessen oder bei stärkeren Verwerfungen ein nüchternes Gespräch nötig.

    2. Die biologischen Gegebenheiten sollten heute allen bekannt sein; danach sind die Männer im Idealfall diejenigen, die aggressiver bei einer Balz vorgehen. Im vorliegenden Fall verbal. Dass Macht nicht immer die Attraktivität erhöht, dass Gewohnheiten aus jüngeren Jahren nicht so leicht abzustellen sind, sehen wir hier am lebenden Beispiel.

    3. Die Schreiberin des Stern wird sich in einigen Jahren gern an die Annäherungsversuche - geschickt und erfolgreich oder plump und unerwünscht - erinnern; so hoffe ich jedenfalls für sie. Mit zunehmendem Alter werden sie rarer. Ich schmunzele heute ab und an noch, wenn ich mich an verschiedene Versuche bei mir erinnere - bis zum entkleideten Mann in meinem Auto und ähnlichen Angeboten in Hotels bei Geschäftsterminen war alles dabei. Welch' ein Vertrauen mir entgegengebracht wurde und welch' einen Wagemut die Herren bewiesen hatten - Chapeau! Im Nachhinein fühle ich mich geschmeichelt.

    4. Meinen Ehemann lernte ich bei einer Abendveranstaltung kennen, in deren Verlauf er etwas über Gebühr dem Rotwein zusprach; da kam dann am Ende auch so eine "Blusen"-Bemerkung. Jedenfalls war er mit Brille nicht kurzsichtig.

    5. Sexismus ist etwas anderes: Verhinderung von Eintritts- und Aufstiegschancen; Gleichstellung predigen und gleichzeitig unsichtbare Schranken einziehen; Pseudobeschäftigungen schaffen, um die Frau dann scheitern zu sehen. Sexismus ist auch umgedreht, Geringes zu leisten und nach Gleichberechtigung zu jammern; Nach einer hervorragenden Ausbildung eine Teilhabe am harten Arbeitsalltag zu verweigern, Kinder in die Welt zu setzen und auch in den Pflichten bei der Erziehung zu versagen.

    6. Zusammenfassung: Verhaltet Euch auf beiden Seiten erwachsen!

  • P
    Przemek

    Wegen dem Dirndl-Spruch was 'vor die Mappe'? Noch ganz bei Trost? Diese Empörungsindustrie gehört mal abgewürgt.

     

    Würde als Politiker mit Journalist-Schrägstrich-Innen nicht mehr reden, schon gar nicht an der Bar, und schon gar nicht, um sich nachher von offensichtlich Unbelästigten wie Schwarzer, Künast und Roth ihr Gequake anzuhören.

  • R
    Roger

    Tja. Wenn eine Frau abends an der Bar einen Mann schräg anmachen darf (Sie oller Knacker sind zu alt für einen Hoffnungsträger), aber dessen legitimer Konter als Sexismus ausgelegt wird, der einen imageschädigenden Skandal mit sich bringt, dann ist etwas faul im Staate Dänemark.

    Natürlich denken Männer darüber nach, wie sie so ein loose-loose-Szenario vermeiden.

    Wenn Journalistinnen die Verlierer der Entwicklung sind, können sie sich bei denen bedanken, die eine Maus zum Elefanten aufgeblasen haben.

    Sexismus-Skandale gibt es viele. Aber Brüderle war ein denkbar ungeeignetes Beispiel.

  • M
    Minnie

    @Martin Schubert: Danke für diesen Kommentar. Die meisten anderen Kommentare folgen nämlich der Gegenseite, die sie kritisieren - sie lassen auch einfach nur ihren Ärger raus über unbeweisbare Sachverhalte. Schade, denn das bringt uns nicht weiter.

    Sexismus wie er Brüderle unterstellt wird, kommt in meinem Alltag tatsächlich immer wieder vor. Ich habe gelernt, dagegen den Mund auf zu machen. Direkt. Und in deutlichem Tonfall. Aber es hat eine ganze Weile gebraucht, bis ich es mich getraut habe und bis heute bekomme ich deshalb nachgesagt, radikal und undiplomatisch zu sein. Nun denn.

    @taz: Skandaldiskussionen dieser Art gab es schon häufig. Und die taz nimmt hier Partei für Frauen. Grundsätzlich etwas, das aus der Arbeit mit 'Opfern' als positiver Ansatz verstanden wird. Aber leider tappt die taz damit gern in die Falle, Männer zu verurteilen ohne die Beweislage wirklich zu prüfen. Und das sage ich aus persönlicher Kenntnis, da ich schon zwei Fälle, die vor Gericht gelandet sind begleitet und die Medienberichterstattung der taz darüber miterlebt habe. Verkürzt, voller Vorurteile und mit Unterstellungen gespickt, die nicht nur gerichtlich widerlegt wurden, sondern auch faktisch, nach meinem Dafürhalten, falsch waren. Auch hier: Schade! Denn als jemand, die sich für Frauenrechte einsetzt, weiß ich die Macht des Flashbacks zu fürchten, der letztlich uns, die wir an der Basis versuchen, Dinge zu ändern, immer sehr heftig trifft. Also bitte die Themen weiter behandeln aber mit professioneller Distanz und dem richtigen Blick für die Konsequenzen. Ein Lob hier an den Kollegen, der den Männerkommentar geschrieben hat. Deutlich mehr Fragen als Anschuldigungen. Danke.

  • K
    Kensey

    Frau Himmelreich quatscht Bruederle an der Theke an, und wertet ihn altersbezogen ab. Bruederle, offenbar angetrunken, gibt Saures zurueck und wertet sie als Sexobjekt ab.

     

    Ein ganzes Jahr spaeter, Bruederle ist gerade als Spitzenkandidat der FDP bestaetigt worden, entscheidet sich Frau Himmelreich nun, diese Szene zu enthuellen und die Journallie wie SPON koechelt dies taeglich auf als hinge das Wohl des Landes davon ab.

     

    Und dann wird hier vorgeweint, wie Politiker jetzt vorsichtiger im Umgang mit weiblichen Journalisten sein werden, die natuerlich schon wieder die Opfer sind, sozusagen Opfer zum Quadrat.

     

    Selbstreflektion der schreibenden Zunft? Fehlanzeige.

  • M
    Michael

    Soso, Herr Kubicki hält sexuelle Anspielungen also für "natürlich".

    Ich wette, er misst mit zweierlei Maß: Er selbst ist bestimmt nicht in der Sutiation, tagtäglich miese Anmachen ertragen zu müssen.

    Dass Frauen durch solcherart Anmache zum Sexualobjekt reduziert werden, scheint sich noch nicht zu Herrn Kubicki herumgesprochen zu haben.

    Und in einer "natürlichen" Alltagssituation zwischen Politik und Journaille (alter Lüstling trifft attraktive intelligente Frau) führt solche Anmache mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu einvernehmlichen Vermehrungsmaßnahmen und ist damit nur das, was sie schon immer war: Ein Herrschaftsinstrument.

    Wenn Herr Kubicki sein passives Medienverhalten überdenken will, hätte ich einen Rat an ihn: Lieber kein Kontakt mehr zur BLÖD-Zeitung, da kann man sich ganz schnell etwas einfangen...

  • FG
    Florian Geyer

    Die Zustände in der realexistierenden BRDDR erinnern zunehmend an ein Irrenhaus.

    Und auch reichlich an Orwell.

    Diese "Demokratie" brauchen wir unbedingt!

  • E
    egal

    Die Sätze "Aber Kubicki und seine anonymen Unterstützer erklären sich außer Stande, halbwegs unfallfrei ein Arbeitsessen oder eine Fahrt im Dienstwagen mit einer Reporterin zu bewältigen. Sie verweigern damit letztlich allen Frauen, die nicht auf anzügliche Bemerkungen stehen, eine faire Arbeitsebene." geben leider nur eine Richtung dar, wie man die Äußerung Kubickis deuten kann.

     

    Ich habe Kubicki und auch die anonymen Zwischenrufe so verstanden, dass sie durchaus in der Lage sind, sich zu kontrollieren und nicht "übergriffig" zu werden. Aber das Risiko, sich hier abhängig von einer Frau zu machen, die mit dem Sexismus-Vorwurf sofort Schlagzeilen machen kann ohne einen Strengbeweis zu haben, ist einfach zu hoch.

     

    Das gleiche Schicksal erleiden seit einigen Jahre übrigens auch Lehrer und ähnliche Berufsgruppen. Da wird tatsächlich empfohlen, nie die Türen zu schließen, wenn man unter vier Augen ist und am besten noch eine weitere Person im Raum zu haben. Die Gefahr der Erpressbarkeit mit einem Übergriffsvorwurf rechtfertige dies.

     

    Insofern lernen die männlichen Politiker, wie es zB in den USA ist, nämlich dass insbesonders Männer unter Generalverdacht im Zweifel stehen, wobei "im Zweifel" hier bei Erhebung eines Vorwurfs stehen.

     

     

    Dass das nicht so weit hergeholt ist, sieht man an der Brüderle-Debatte. Denn der Artikel ist ein reiner Vorwurf, den man aus der Mottenkiste holt zur bewussten und gewollten Schädigung einer Person. Vor diesem Hintergrund ist die Angst der Spitzenpolitiker berechtigt. Was würde zB Peer Steinbrück noch viel sagen können bei so einem Vorwurf? Oder Jürgen Trittin?

     

    Man darf nicht vergessen, dass es bisher nur die Version von Fr. Himmelreich gibt. Es gab keine Zeugen und trotzdem glaubt es ihr jeder, obwohl Fr. Himmelreich ein starkes Interesse an dieser Darstellung hat, was bei der Würdigung des Vorfalls sicherlich nicht zu ihren Gunsten auszulegen ist.

  • R
    rolfmueller

    Wenn die Kollegen ausgegrenzter Journalistinnen Rückgrat hätten, würden sie Leute wie Kubicki einfach so lange boykottieren, bis er es gelernt hat.

     

    Abgesehen davon sind Informationen, die man beim Mitessen oder Mitfahren bekommt, ohnehin nur für Speichellecker oder Hofberichter interessant. Gute JournalistInnen recherchieren gegen Politiker und nicht mit ihnen.

  • HK
    hans krawutke

    ne frau die für bild gearbeitet hat und jetzt dem hochseriösen stern zuschreibt beschwert sich über eine anmache von einem älteren, nicht so gut aussehenden, mächtigen mann.

    wow.

    äh...wo ist ihr problem frau h.????

     

    sry an alle anderen frauen....die nicht ihr geld bei angst-hass-titten-heftchen verdienen....

  • MS
    Martin Schubert

    Die Autorin schreibt:

     

    "Nachdem eine 29-jährige Stern-Reporterin den chauvinistischen Umgang des FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle mit ihr offengelegt hatte" - eine solche Darstellung ist doch gerade das Problem. Die Journalistin behauptet, Rainer Brüderle habe bestimmte Bemerkungen gemacht.

     

    Ich hatte das schon an anderer Stelle gefragt: Hat eigentlich irgend jemand diese Behauptungen überprüft? War die TAZ dabei? Hat die TAZ selbst recherchiert? Gibt es irgendeinen Zeugen, der die Aussage bestätigt? Hat die TAZ dazu Unterlagen, oder schließt sie sich den Aussagen der Journalistin an, weil sie Rainer Brüderle ein solches Verhalten zutraut?

     

    Wäre es nicht denkbar, dass eine junge Journalistin, die vorher niemand gekannt hat, sich ausdenkt, wie sie ihre Karriere fördern kann?

     

    Eine nicht bewiesene Behauptung als Tatsache wiederzugeben ist schlechter Journalismus. Und das ist in hohem Maße ärgerlich. Eine Kommentierung und Berichterstattung, die - noch einmal: auf der Basis einer Einzelaussage - den Ruf einer Person zerstört, würde ich dem Blatt am anderen Ende der Straße zutrauen, aber bisher nicht der TAZ.

     

    Kann es dann verwundern, wenn Politiker lieber noch eine dritte Person hinzuziehen wollen, um nicht das Opfer von Rufmord zu werden? Anstatt die Behauptungen der Journalistin entweder zu überprüfen oder sie zumindest als subjektive Behauptungen zu kennzeichnen, redet die TAZ gleich von einer "Offenlegung".

     

    Wo bleibt eigentlich eine interne Qualitätskontrolle bei der TAZ? Wird die journalistische Ethik über Bord geworfen, nur weil man sich auf der richtigen ideologischen Seite weiß?

  • B
    brigitte

    So leid es mir in der Sache tut: ich halte den optimistischen Ausblick des Artikels für unrealistisch. Der ganze Text wirkt wie Pfeifen im Walde gegen Angst...

  • J
    Jörn

    Alte Politiker-Chauvis und junge Journalistinnen können nicht mehr das Geschäft jugendliche Schönheit und Hinnahme von Chauvi-Anmache gegen Information machen.

    Genau die Auflösung dieses "Deals" haben die Frauen gewollt. Dass diese Auflösung neben dem Wegfall von anzüglichen Bemerkungen auch den Wegfall von Privilegien gegenüber ihren männlichen Kollegen (oder auch älteren Kolleginnen) bedeutet, versteht sich von selbst. Nur wer den Journalistinnen ein "Opferabo" gibt, sieht sie nach dieser Gleichstellung als "Opfer". Offensichtlich gehört SPON dazu.

  • B
    Beelzebub

    Dumm gelaufen, Mädels!

     

     

    Wenn Journalistinnen künftig auf der Suche nach ein paar zeilenträchtigen Statements zu vorgerückter Stunde an einer Bar die Nähe eines Politikers oder Spitzenmanagers suchen und dort so was zu hören bekommen wie: "Wenn Sie ein Interview wollen, lassen Sie sich von meiner Sekretärin einen Termin geben, ansonsten verbitte ich mir, von Ihnen durch weiteres Anquatschen belästigt zu werden!" und wenn dieseleben Schreiberinnen dann wenige Augenblicke später mitbekommen, wie derselbe Politiker oder Manager zu einem männlichen Journalisten sagt: "Schön Dich zu sehen, komm, setz Dich her, trink einen mit." dann können sie sich bei der Ex-Blödzeitungsschmiererin Himmelreich und all den anderen Sexismus-Schreihälsinnen bedanken.

     

     

    Mit miesen Petzliesen redet mann nicht. Und das ist auch gut so.

  • D
    djh

    Gut, die weiblichen Hournalistinnen haben jetzt für die nächsten Jahre erst mal die A-Karte, ohne dass sie dafür verantwortlich sind. Aber was wäre denn die Alternative? Vorwürfe im Bereich Sexualität sind für den Beruf und den Bekanntenkreis tödlich (Hass auf Homosexuelle, Belästigung, oder gar Vergewaltigung, ganz k.o. irgendwas mit Kindern). Wohlgemerkt nicht juristisch, da ist ja immer Aussage gegen Aussage usw. So schnell wird man nicht verurteilt.

     

    Aber das ist wenig hilfreich, wenn Job, Frau und Freunde weg sind. Also katastrophale Folgen bei einem Zwischenfall, auch wenn der nicht so wahrscheinlich ist. Was tut Mann da? (Ein Schelm, wer jetzt an die Atomkraft denkt.) Denn ein etwas distanzierteeres Verhältnis zu 1/3 (?) der Presse kann man doch auf in Politik oder Wirtsvchaft recht gut verkraften.

     

    Simples Abwägen von Risiko und Nutzen. Sorry Weibsvolk.

  • U
    Unklar

    Ich bin nun (wie die meisten hier) nicht gerade der grosse FDP Fan. Ich denke aber, dass eine Vermeidung von privaten Politiker-Reporterin Situationen nicht nur durch die Unfähigkeit begründet ist, so etwas 'unfallfrei' hinzubekommen. Es geht sicherlich auch darum, Trittbrettfahrerei zu vermeiden. Wie leicht lässt sich so ein Sexismus-Vorwurf aufstellen - wie hoch ist gegenwärtig die Chance so etwas prominent in der Gossen-Presse zu positionieren - und ohne Zeugen nicht einmal widerlegbar. Zwar auch nicht beweisbar, aber mit der Presse im Rücken spielt das keine Rolle.

  • EK
    eisbär knut

    es gibt ja zum grossen Glück solche Leuchten wie Volker Beck unter den männlichen Politikern. Da gehts den Frauen dann gut.

  • W
    Wolf

    "Sexismus", für mich das Unwort des Jahres, insbes.

    wenn es um schmutzigen Journalismus geht !

     

    Es dürfte wohl fast jeden bekannt sein, was man von dem Blatt und seinem Journalismus seit Veröffentlichung der gefälschten "Hitlertagebücher" halten kann.

  • T
    titule

    Ist es denn eine "faire Arbeitsebene", wenn der chauvinistische Umgang von Brüderle erst ein Jahr auf Halde reifen gelassen wird, damit er bei der geeigneten Fallhöhe veröffentlicht wird, anstatt Brüderle gleich zeitnah persönlich zu sagen, dass er sich daneben benommen hat?

     

    Wenn sich Politiker bei männlichen Journalisten sicherer fühlen, weil sie sich dort auch mal unter Arbeitskollegen daneben benehmen können, dann verstehe ich dass die Frauen ausgeklammert werden - und dann vielleicht mehr Nähe zu Politikerinnen finden.

  • D
    Doroina

    Nur zur Erinnerung, wir schreiben das Jahr 2013.

     

    Nur zur Erinnerung, wir schreiben das Jahr 2013.

     

    Nur zur Erinnerung, wir schreiben das Jahr 2013.

  • PS
    Politische Suppe statt Debatte

    Frauenrechte? Journalistinnen? Darum ging es doch nie. Man brauchte in linken Männerkreisen eine Kampagne gegen die FDP. Die hat nämlich nicht die medial vorgeschriebenen 2% sondern 10% bekommen. Schlecht für die eigenen politischen Ziele der "Journalisten". Zack, eine Kampagne und gut ist. Ob der Bürger das schluckt wird man sehen. Frauenrechte interessieren links so viel wie Kinderechte. Wenn es politisch nicht in den Kram passt dann werd eben kleinen Jungs am Pimmel geschnippelt und Frauen haben es als Journalistinnen schwerer. Ist doch dem Chefreakteur des Stern egal, außerem ist der mit der Überwachung der Mitte der Gesellschaft beschäftigt(alles Nazis). Der taz scheint es auch egel zu sein, man hat ja mitgemacht. Jetzt kommt bei den taz-frauen der Kater. Als Politiker würde ich jetzt mit Frauen auch nur noch auf Pressekonferenzen reden.

  • D
    Desdemona

    Entweder trifft die Analyse zu, dass die Politiker, allen voran Kubicki, den Damen der Hauptstadtpresse die faire Arbeitsebene verweigern. Oder aber sie haben Angst. Vor unbewiesenen Vorwürfen, wie solchen die Frau Himmelreich getätigt hat. Und das sie unbewiesen sind kann schwerlich abgestritten werden, wenn sie dem einen oder anderen aufgrund persönlicher Erfahrungen sicherlich als plausibel erscheinen.

  • F
    FragenderIn

    Wann kommt eigentlich mal die Selbstkritik? Zum Beispiel, warum die Frau erst jetzt veröffentlicht hat und wie sie eigentlich dazu kommt, Brüderle seines Alters wegen zu verunglimpfen?

     

    Ich wäre froh, wenn es Konsequenzen für Frauen hätte, weil so das Signal gesetzt wird, dass Männer nicht alles mit sich machen lassen.

  • P
    Pete

    Verängstigte Journalistinnen in die Hauptstadtzirkel ? Das werden kritsche Reportagen werden. Da kann einem als Leser schon jetzt bange werden bei dem Gedanken...

  • TL
    Tim Leuther

    "Ach ja, ist das so?"

    Ja. Und ist nicht schlimm. - Die vernünftigen Journalistinnen zu bestrafen ist allerdings unfair. Nicht jede ist so wie die Himmelreich. Am 10.01 noch Firmen mitbesichtigen und dann 4 Tage später eine Geschichte von vor einem Jahr ausgraben bei der sich beide daneben benommen haben.

     

    Und wenn eine Frau mit "Ej du alter Sack (o.ä.)" einen Nachts an der Bar anspricht, dann soll die auch nicht rumheulen wegen so nem kram.

     

    Das er jetzt der Böse ist, und Sie so ältere Männer ansprechen darf ist auch Sexismus.

  • S
    squier

    Ich habe selten einen derart vor Hass triefenden Artikel gelesen. Ich hoffe, die Verfasserin bezeichnet sich nicht selbst als Journalistin. Man kann ja seine Meinung schreiben, aber wie hier nicht genehme Leute beschimpft werden ist unter aller Sau. so nebenbei, ich würde niemals die FDP wählen.

  • KM
    Karl-Heinz Müller

    Liebe Frau Geisler,

     

    die Frauen haben schon lange verloren. Jeder Manager in der Firma in der ich arbeite lässt seit Strauss-Kahn die Tür im Hotel offen, wenn ein Zimmermädchen das Zimmer betritt. Bei Dienstreisen vermeiden die meisten Zweierteams mit einer Frau.

    Sie glauben doch nicht im Ernst, dass noch irgend ein auf seinen Ruf bedachter Politiker Frauen diesseits der Menopause zu irgendwelchen Veranstaltungen einlädt, auf denen Alkohol konsumiert wird.

    Der Sinn dieser Veranstaltungen ist ja gerade, dass man sich in gewisser Weise menschlich näher kommt. Wenn man dann neben all den anderen Fallen die da lauern auch noch aufpassen muss, wem man welche Komplimente macht... dann doch eher die Nummer sicher.(Denn die meisten solcher Bemerkungen sind ja eher krude Komplimente).

     

    Übrigends würden Sich bestimmt einige Herren gern mit Frauen auch über Kindererziehung unterhalten. So als Small Talk. Dann müssen sie sich aber schon wieder Gedanken machen, ob das nicht auch als sexistisch angesehen wird.

     

    Also Frau Geisler, vergessen Sie es. Frauen gewinnen hier nichts.Frau Himmelreich hat es nicht geschafft einem angetrunkenen älteren Herren die Grenzen aufzuzeigen, die für sie gelten. Dabei ist Wortgewandtheit eigentlich die Grundvoraussetzung für den Journalistenberuf. Stattdessen hat Sie eine Diskussion angestossen, bei der Männer durch einfaches Unterlassen die Frauen als Verliererinnen zurücklassen. Sie unterlassen in Zukunft die Einladungen, den Kontakt und den Informationsaustausch.

    Viel Spass in dieser neuen Arbeitswelt.

  • FO
    Franz Ohnberg

    wer war denn da sexistisch?

    Einen Politiker schon mit der ersten Frage auf seiu Alter zu reduzieren, ist das korrekter Journalismus?

     

    In meiner Sicht hat Brüderle nur einen Fehler gemacht, er hätte unverblümt sagen sollen: "hau ab und komm erst wieder, wenn du dein Handwerk und die Umgangsformen gelernt hast"

     

    Übrigens programmiert gerade eine bekannte Softwarefirma eine App, mit der das Klientel (Politiker, Manager usw.) Namen und Bilder von Personen checken kann, bei denen man sich eine Einladung/Interview gut überlegen sollte

  • T
    Thomsen

    Die Autorin hat nichts verstanden.

     

    Es geht doch um den Mangel an Diskretion. Wer dummes Gequatsche angetrunkener Gäste an der Bar zur Grundlage von Charakterportraits von Politikern macht, und glaubt, er/sie könne in dieser Situation zu einem interessanten Interview kommen, der hat nicht begriffen, was der Unterschied zwischen einem Interview und einem feuchtfröhlichen Ausklag einer Veranstaltung ist.

     

    Eine entspannte Atmosphäre kann nur entstehen, wenn nicht gepetzt wird - erst recht nicht ein Jahr später, wenn der arme Politiker gar nicht mehr weiss, was eigentlich los war, und sich deshalb gegen irgendwelche Behauptungen schlecht wehren kann.

     

    Die Vorwürfe selbst sind höchst banal und eigentlich nicht der Rede wert: seit wann ist ein Handkuss eine Beleidigung? Seit wann ist die Überreichung einer Tanzkarte (oder die Bitte um eine solche - was ist das eigentlich?) eine Anzüglichkeit?

     

    Bleibt die Sache mit dem Dirndl - nur zu erklären, falls Frau H. eine Norddeutsche ist: in Bayern und überhaupt südlich der Mainlinie wärs ein Kompliment ...

     

    Das ganze Gezeter ist ein ein klassisches Beispiel für "Desinformation": viel Lärm um nichts, der von wichtigerem ablenkt.

     

    Was neu ist: jetzt fabrizieren die Medien ihre "Skandale" schon selbst, mit ihren Mitarbeitern als "Beleidigten". Aber auch das hat es schon vor 100 Jahren gegeben, und weit besser und interessanter kommentiert: siehe "Der kleine Pan ist tot" von Karl Kraus, 1911 (!)

     

    Wenn man aber bedenkt, wie sich die deutsche Öffentlichkeit über den amerikanischen Clinton-Lewinsky-Skandal mokiert hat - dann muss man zugeben, dass sich unsere öffentliche Meinung innerhalb von 14 Jahren um mehr als 100 Jahre zurückentwickelt hat! Etwa bis zur Zeit der Königin Viktoria, als es unanständig war, zu erwähnen, dass eine Frau Beine hat ... vom Busen gar nicht zu sprechen.

  • C
    Cometh

    Wir sind wieder einmal 10 Jahre hinter den Angelsachsen zurück, wo der Rape Scam schon längst kein unbekanntes Phänomen mehr ist. Jetzt ist es halt der Körbchen-Scam.

     

    Brüderle ist das hier das Opfer, ähnlich wie Kachelmann wird er die nächsten 10 Jahre nicht mehr mit einer nicht zu 100% loyalen Frau allein sein dürfen; er ist erpressbar.

     

    Frau H., die das was sie ist durch solche Auftritt von heute bestärkt, kann sich ebenfalls nach einem neuen Job umsuchen. Am besten irgendwas mit Handarbeit oder Tieren.

     

    Für alle anderen gilt: Tagebuch führen und sichern. Man weiss nie, wann der Stern irgendetwas auftischt und wenn man dann keine Beweise hat, sieht es schlecht aus...

     

    Und: Ich werde diese Illustrierte nicht einmal mehr beim Frisör lesen. Die haben die Bildzeitung noch unterboten und das muss man erstmal schaffen....

  • DT
    Die Taz - ohje

    BTW: Politiker werden Journalistinnen und "Netz-Frauen" sowie "Medien-Frauen" oder "IT- Frauen" oder "IT-Medienelite-Frauen" meiden, wenn sie aus dem Assagne - Fall gelernt haben.

  • S
    Sikasuu

    Ich mache irgendwas mit Medien.

    .

    Der Ton (der von Frauen) in diesem Bereich ist sehr viel "rauher" geworden. Da ich oft Jobs zu vergeben habe, habe ich mit angewöhnt mit unbekannten Kolleginnen nur noch "dreier" zu machen.

    .

    Bin 1-2 mal böse gelinkt worden.

    .

    Das meint dazu

    Sikasuu

  • B
    bbb

    na willkommen im leben.

     

    nun ist es wie in den schulen, wo auch kein vernünftiger lehrer sich alleine mit einer schülerin in einem geschlossenen raum aufhalten wird.

     

    so wird es nun halt auch mit den journalistinnen sein.

     

    aus der gleichberechtigung wird halt jetzt ein machtgefälle, bei dem sich der mann vor falscher nachrede zu schützen hat.

  • H
    Holländer

    Als Beleg zitierte sie anonyme Vertreter der Branche mit Aussagen wie: „Das Risiko werde ich nicht mehr eingehen.“ Und: „In Zukunft achte ich darauf, dass immer noch eine dritte Person dabei ist.“

     

    Es war bei Brüderle doch zumindest einen Dritten dabei. Seine Pressesprecherin hat sich ja für seinen Benehmen entschuldigt.

  • R
    reblek

    Stimmt, Brüderle hätte schlicht und einfach unmittelbar etwas vor die Mappe gehört. Aber welcher Mann würde sich das trauen, wenn ihm auch nur annährend Ähnliches widerfahren wäre, als zum Beispiel die Unterstellung von Korruption?

  • A
    andrea

    Ich kann die Angst der Männer sehr gut verstehen. Allzuleicht bekommen sie was ans Bein gehängt....