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Doku über afrikanische LäuferKenianer in Bitterfeld

Knud Vettens Sportdoku „Sportsfreunde“ erzählt von zwei Freunden aus verfeindeten Gruppen in Kenia. Und er zeigt, wie sie als Läufer in Deutschland leben.

Friedenswünsche nach den Ausschreitungen von 2007. Bild: ap

Peter Junge hält einen halb verbrannten Laufschuh in der Hand. Junge, ein Rentner aus Sachsen-Anhalt, steht in einem ländlichen Gebiet in Kenia. Rechts neben ihm stand einst ein Haus – niedergebrannt. Links stand ein weiteres – niedergebrannt. Die Flächen erahnt man noch. „Den nehm ich mit nach Hause“, sagt er, „um den Leuten zu zeigen, was aus Pauls Laufschuh geworden ist.“

Junge ist Lauftrainer. Der Schuh gehört seinem Schützling Paul Muigai Thuo. Thuo ist ein schmaler, großer – wichtiger: schneller – Kenianer. Der steht neben ihm, zeigt ihm die Ackerflächen, die er einst besaß. Und er zeigt ihm die niedergebrannten Häuser seines Dorfes. Sein Trainer zittert vor Wut. Tränen stehen in seinen Augen.

Dies ist eine der bewegendsten Szenen aus „Sportsfreunde“, einem Dokumentarfilm von Knud Vetten, der in diesen Tagen auf Tour durch deutsche Kinos ist. Der Film erzählt die Geschichte zweier Läufer aus Kenia, Thuo und Isaak Kiplagat Sang, die Lauftrainer Junge in seinen Leichtathletikverein nach Bitterfeld holt.

Die Läufer sind befreundet, stammen aber aus verfeindeten ethnischen Gruppen, die während der Unruhen in Kenia 2007/2008 erbittert um Land kämpfen. Thuo und Sang laufen Marathons in Europa, um ihre Familien zu ernähren. Für den Bitterfelder Sportverein werden sie beim Mitteldeutschen Marathon in Halle/Saale zu den Aushängeschildern.

Viel guter Wille

„Sportsfreunde“ ist ein hochpolitischer Film, in dessen Zentrum die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen Kikuyu und Kalenjin-Nandi stehen. Thuo ist Kikuyu, sein Freund Sang Kalenjin. Daneben wird die Frage aufgeworfen, unter welchen Bedingungen afrikanische Marathonläufer nach Europa geholt werden: In der Regel als Goldesel – und in der Regel werden sie auch wie solche behandelt. Sie sollen alles kriegen, so Trainer Junge im Film.

Zu Beginn der Doku traut man dem guten Willen noch nicht so recht. Wie diese kenianischen Läufer da in die tiefste deutsche Provinz geschmissen werden, wie man Witzchen mit ihnen macht, auch wie die Kamera mit dem Wechsel zwischen Close-up-Einstellungen und Halbtotale zu Beginn ein Reality-TV-Format zeichnet, das macht erst mal skeptisch. Die Motive sind dem Zuschauer noch unklar, man vermutet vielleicht etwas Gebieterisch-Gönnerhaftes dahinter.

Doch diese Skepsis verschwindet schnell. Das liegt vor allem an dem Trainer, der wirklich an dem Schicksal seiner Schützlinge interessiert ist, der Anteil nimmt – und der selbst zum heimlichen Protagonisten wird. So reist er nach Kenia und lässt sich dort von Thuo und Sang deren Lebensgeschichten erzählen.

Wie entstand der Konflikt?

Bei Isaak findet er familiäres Leben in Lehmhütten mit Wellblechdach vor, bei Paul trifft er eine ursprünglich reiche Familie an, die bei den Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Ethnien ihr Hab und Gut verloren hat. Im Film versucht man nun aufzuklären, wie der Konflikt entstand – und man vermeidet gekonnt vorschnelle Schuldzuweisungen.

Die Dokumentation gewinnt zusehends an Tiefe, der Film geht den Geschichten nach, stellt Fragen. Die Unruhen begannen nach den Präsidentschaftswahlen Ende 2007, nachdem das Wahlergebnis in Kenia von den Oppositionsparteien angezweifelt wurde. Die Volksgruppe der Kikuyu gehörte zu den am meisten attackierten Gruppen. Der Familie Thuos hängen diese Auseinandersetzungen bis heute nach, zu den Verbrechen an seiner Familie gab es keinen Prozess. In wenigen Tagen, am 4. März, sind wieder Wahlen in Kenia.

„Sportsfreunde“. Dokumentation von Knud Vetten. Deutschland 2013. Der Film tourt derzeit durch Kinos in Deutschland.

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4 Kommentare

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  • B
    BAReFOOt

    @von Marco: Oh Mann, ihr Linksextremisten seid genau so schlimm wie die Rechtsextremisten. Nur euer Hassobjekt unterscheidet sich. Im Geiste seid ihr gleich.

    Überall sehr ihr Rassismus, wo keiner ist. *Genau* wie Rassisten überall „böse Ausländer“ sehen. Gleicher Schwachsinn. Gleiche Ignoranz von einfachen Tatsachen.

     

    Und nein, auch der „Mittelweg“ ist nicht gesund, wenn er *forciert* ist. Denn das ist das Problem: Rigide, zwanghafte und ignorante Ansichten voll von Wahnvorstellungen.

     

    Aber ich, für meinen Teil hasse euch nicht. Egal wo ihr euch rigide in den Boden gerammt habt. Denn dann würde ich nur so sein wie ihr. Toleranz ist nicht, wenn man sich aussucht, zu wem man tolerant ist. Toleranz ist auch nicht Akzeptanz. Toleranz ist, wenn man auch die in Ruhe lässt, die man *nicht* akzeptiert. Juden hassen ist exakt so intolerant wie Nazis hassen.

     

    Ich, für meinen Teil, finde, dass der Film einfach nur zeigt, wie Leute nett miteinander sind, trotz schwieriger Umstände und Mentalitätskonflikten. Und *das* ist exakt die richtige Einstellung. Nazis: Mal nett sein zum „schwulen türkischen Judenneger“. ;) Dann stellt sich meist raus, dass er ein Freund sein kann. Und Linke: Mal nett sein zum „Nazi“. Dann stellt sich meist raus, dass er ein Freund sein kann, und garnicht böse sein mag. Und diktatorische „Es gibt so lange Schläge, bis alle in Harmonie und Frieden leben“-Zentralisten: Wie wärs mal mit Toleranz? Oder *auch* mal nett sein?

  • B
    BAReFOOt

    @boateng: Ja sicher. Oder willst du sagen Schwarze sind „anders“? XD

  • B
    boateng

    Wie jetzt, Rassismus unter Schwarzen?

  • M
    Marco

    Ich verstehe nicht warum ausgerechnet die taz für sollche rasistischen -am deutschen(bitterfeldschen) wesen soll der kenianer genesen- propaganda filme wervung macht.

     

    schämt euch