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Amtseinführung von FranziskusEs kann losgehen

Franziskus ist nun auch ganz offiziell Papst. Mit Ring und Lammwolle-Stola predigte er in Rom Nächstenliebe und den Schutz der Schwachen.

"Hallo, ich bin der Neue. Ab heute auch offiziell." Bild: dpa

ROM dpa | Papst Franziskus hat vor zehntausenden Pilgern und Touristen sein Amt als Kirchenoberhaupt der Katholiken offiziell angetreten. Einem feierlichen Ritus folgend erhielt der neue Papst am Dienstag auf dem Petersplatz den traditionellen Fischerring und das Pallium, eine Art Schal. Der 76-jährige Argentinier ist der 266. Papst der Weltkirche und Nachfolger des zurückgetretenen Benedikt XVI. Die Überreichung der päpstlichen Insignien markiert den Beginn des Pontifikats.

Stellvertretend für alle Kardinäle gelobten sechs Purpurträger anschließend Franziskus feierlich ihren Gehorsam. Franziskus sagte in seiner Predigt, es sei auch seine Aufgabe, „mit Liebe und Zärtlichkeit die gesamte Menschheit anzunehmen, besonders die Ärmsten, die Schwächsten, die Geringsten.“ Angesichts zahlreicher Wegstrecken mit grauem Himmel seien aber alle berufen, „den Stern der Hoffnung leuchten zu lassen: Hüten wir mit Liebe, was Gott uns geschenkt hat!“ Jedes Geschöpf Gottes und auch die Umwelt müssten geachtet werden, bekräftigte der Argentinier, der seinen Papstnamen von dem Heiligen Franz von Assisi entliehen hat.

Vor der Messe jubelten die Menschen dem neuen Mann auf dem Stuhl Petri zu, als er in einem offenen Jeep durch die Menge fuhr und sie bei sonnigem Wetter begrüßte. Ein Meer von Fahnen aus aller Welt und Spruchbändern war auf dem Platz vor dem Petersdom zu sehen, auf dem nach Angaben des Vatikans 150.000 bis 200.000 Menschen zusammenkamen.

Dutzende Staatspräsidenten, Regierungschefs, hochrangige Vertreter der Königshäuser und anderer Kirchen sind zu seiner Amtseinführung nach Rom gereist. Franziskus war vor sechs Tagen zum Nachfolger von Benedikts XVI. gewählt worden, der aus Altersgründen zurückgetreten war.

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8 Kommentare

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  • H
    Hüselhütz

    Ich finde Bergoglio total cool. Weil der Mann ist einfach lustig. Er sieht aus wie ein Clown, er spricht wie ein Clown, er verhält sich wie ein Clown, er ist ein Clown. Im Zirkus Rom, der altgedienten faltigen Tiere, wird er noch für viel Schmunzeln, für viele Lacher sorgen.

  • AD
    anno diaboli 2013

    @wanda majer und Rolf. K

    Mag sein, dass Ihnen die Erkenntnisse zu seiner Rolle in der argentinischen Militärdiktatur nicht ausreichen. Hier finde ich, hat die Presse die Pflicht, dem ganzen weiter nachzugehen. Aber klar, Argentinien ist nicht nur geografisch, sondern auch in der deutschen, europäischen Medienlandschaft sehr weit weg, was unter Umständen auch ein genehmer Grund war, Bergoglio zum Papst zu küren. Zudem ist Bergoglio entschiedener Gegner der Präsidentin Kirchner, die ja, bekanntermaßen nicht in katholischem Sinne, die Homoehe erlaubte und sich für die Adoption von Waisenkindern durch gleichgeschlechtliche Paare einsetzt. Ich schätze, hier will die Kirche ein Zeichen setzen und den Kirchnerclan stürzen. Dass Bergoglio den Diktator Mugabe empfängt, spricht Bände, wobei Mugabe schließlich jesuitisch katholisch erzogen wurde und einen das nicht wundert; schließlich war Mugabe auch Gast bei der Beerdigung Johannes Paul II. Die Kirche kümmert sich immer gern um Despoten, Diktatoren und Verbrecher, wie sich seinerzeit eben auch Papst Johannes Paul II. um das Wohlergehen von Pinochet kümmerte, einen Prozess verhindern wollte, sich bis zum Schluss für seine Freilassung einsetzte. Die deutsche Medienlandschaft ist gerade sehr stark kirchenfreundlich, das haben Sie vergessen. Kirchenkritiker kommen kaum zu Wort. Das liegt daran, dass die Kirchen für den Ottonormalverbraucher als ein unbedeutendes Relikt aus der Vergangenheit anmuten, ohne Macht und Einfluss. Das scheint den Kirchen nur recht zu sein. Und so kann man im Hintergrund einen "christlichen" Kindergarten, ein "christliches" Krankenhaus nacheinander eröffnen. Vom Staat werden diese Einrichtungen zu 100% finanziert,inklusive Löhne, ein gutes Geschäft für die Kirchen - siehe "Gott hat hohe Nebenkosten" von Eva Müller, u.a. Dem Ottonormalverbraucher gaukelt man vor, sich für die Armen einzusetzen, dabei lebt die Kirche von den Armen, sich für die Kinder einzusetzen, dabei lebt die Kirche von den Kindern (und dröhnt diese mit ihrer Ideologie per Religionsunterricht zu). Und auch die Altenheime, die christlichen, werden vom Staat finanziert. Aber dennoch hat die Kirche ein eigenes Arbeitsrecht, per Gesetz, und kann und tut es auch, weit unter Tariflöhnen bezahlen, kann Menschen entlassen, die ein 2. Mal heiraten. Ein Unding, ein Monster, ein Satan, ihre Kirche. Und Bergoglio, wie die anderen zuvor, dessen satanische Steigbügelhalter.

  • WM
    wanda majer

    Zur Amtseinführung hatte ich auch mehr an Hetze von SPIEGEL, Süddeutscher und ZEIT erwartet, aua... hach Fehlanzeige. Kicher,Lach,Kicher! Stattdessen wird seit Tagen krampfhaft nach irgendeiner bösen Tat recherchiert. Die WELT bringt pünktlich zur Amtseinführung ein Interview mit einer Frau (Margot Kässmann), die heimlich einen katholischen Priester, jünger als sie, wahnsinnig liebt, und einmal die Woche zu ihm schleicht und es macht......na und (?)..wo ist das Problem? Und nur der schwule konservative Theologe David Berger schleuderte gallige Bosheiten über den Deutschlandradiolautsprecher (Bei meiner Recherche entpuppten sich aber seine Vorwürfe als haltlos und erlogen heraus, so sind ist das halt: deutsches solides Qualitätsradio für Zwangsgebühren = wundersame Lügen). Ha, ich bin weiter gespannt auf die deutsche Journalie: Es muss doch irgendetwas im Leben vom Papst geben oder uns Bezahlbares einfallen, um braune Flecken auf die weiße Soutane zu zaubern. Fazit: Die Bonzenpresse konnte zum habebmus papam lediglich nur heiße Luft quirlen. LachLachLach...-:))))))

  • RK
    Rolf K.

    Interessant, wie die eingefleischten Kirchenkritiker auf diesen Papst reagieren. Sie sind irritiert, ja entsetzt. Da spricht einer einfache und klare Botschaften aus. Da wirkt einer durch starke Gesten und eindeutige Zeichen. Da hat einer schon gleich nach seiner Wahl seine Linie gefunden. Ich bin mir sicher, Papst Franziskus wird sich selbst treu bleiben und allein durch seine Präsenz vieles in Frage stellen, was scheinbar selbstverständlich ist.

  • RS
    Roman Soukup

    Vor der ersten Segnung am Tag seiner Wahl schränkte der Papst den Kreis derer, die er sogleich segnen wird, kurz vorher ein, in dem er sagte: "Jetzt werde ich euch und der ganzen Welt, allen Männern und Frauen guten Willens, den Segen erteilen." Ich habe eine solche Differenzierung bei einer Segnung wo anders nicht wieder finden können. Im Gegenteil, "..ich segne Euch alle vom tiefen Herzen.." twitterte sein Vorgänger erst vor nicht all zu langer Zeit noch fröhlich. Zuerst dachte ich es handelt sich um ein Versprecher, heute bin ich eines besseren belehrt worden. Der Mann meint es ernst und wiederholt den selben Satz auch zu seiner heutigen Amtseinführung. Wenn ich bisher von diesem mir immer mehr beeindruckendem Papst etwas als programmatisch verstehe und erhoffe, dann genau dies. Nicht einfach zu allem Ja und Amen sagen, was sich jemand auf Kosten anderer gerade überlegt hat zu tun oder zu lassen, sondern das Gewicht seiner Person, den Segen der katholischen Kirche nur dort einzubringen, wo zumindest der "gute Wille" vorhanden ist. Denn das könnten dann wohl die meisten der Staatsregenten heute mit in´s Gepäck nehmen von Ihrer Stippvisite vom ersten Papst mit einem menschlichen Gesicht: Ende mit der Carte Blanche!

  • S
    sigibold

    Eigentlich geht mich der Papst nichts an. Bin nicht katholisch aber im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist mir dieser Mann zutiefst unsymphatisch. Ich kann das nicht begründen. Ich habe gelegentlich solche Bauchgefühle, mit denen ich Menschen ab und an sicher unrecht tue. Mit diesem Mann will ich nichts zu tun haben. (Die Gefahr ist auch gering )

  • WB
    Wolfgang Banse

    Papst Franziskus I hätte heute bei seiner Amtseinführung ein Zeixchen setzen könen im Bezug auf das 100 Tage Amt Programm,in dem er in seiner Ansprache etwas anklingen hätte er können,was er als erstes in Angriiff nehmen möchte,umsetzen möchte in der Römisch-katholischen Kirche.Sein angenommener Name ist Programm ,dies sollte im Rahmen seines Pontifikats auch zum Tragen kommen.

  • GF
    Gerhard Falk

    Überall liest man jetzt, was denn der Papst so wolle und von was man ausgehen könne. Ich will es abwarten, aber seine ersten Sätze stimmen mich positiv!

     

    Seine für mich wichtigsten Sätze waren:

     

    "Zärtlichkeit ist die Tugend des Starken."

    "Die wahre Macht ist der Dienst."