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US-Politiker mit wirren AnsichtenGottes Klimawandel

Das Klima dreht durch, weil Gott zornig ist. Das zumindest meint Joe Barton, amerikanischer Kongressabgeordneter und Freund der Ölindustrie.

Sintflut? Die war doch gottgewollt! Bild: House of Representatives

Joe Barton hat den endgültigen Beweis erbracht, dass es keinen Klimawandel gibt, zumindest keinen, den Menschen zu verantworten haben. Barton ist nicht nur ein fundamentalistischer Christ, der alles, was in der Bibel steht, Wort für Wort als wahr erachtet. Der Texaner sitzt auch für die Republikaner im US-Kongress und kämpft dort seit Jahren mit Verve für die Rechte der Öl- und Gasindustrie.

In dieser Woche nun trug er bei einer Anhörung des Energie-Ausschusses seinen Kollegen ein völlig neues Argument vor, warum unbedingt die neue, 3.400 Kilometer lange Keystone-Pipeline quer durch die USA gebaut werden müsse, um Öl aus kanadischen Teersanden in Texas raffinieren zu können, für das zuvor ganze Landstriche umgepflügt wurden. Um es kurz zu machen: wegen der Sintflut.

„Wenn man an die Bibel glaubt, muss man sagen, dass die Sintflut ein Beispiel für einen Klimawandel ist, der sicherlich nicht deshalb stattfand, weil die Menschheit zu viel fossile Energieträger verbraucht hat“, trug er vor. Bartons Beweiskette zufolge gibt es einen Haufen natürliche Ursachen für ein wärmeres Klima, etwa den Zorn Gottes. Wenn der Mensch also nichts dafür kann, dann kann man auch die neue Pipeline bauen.

Öl spielt in der Biografie des 1949 geborene Barton eine große Rolle, einst arbeitete er als Ingenieur auf einem Ölfeld. Er heiratete, zeugte vier Kinder, adoptierte zwei, zog 1985 in den Kongress ein, wurde fünffacher Opa und großzügiger Empfänger von Spendengeldern aus der Ölindustrie. Zwischen 1989 und 2010 gab es 292.500 US-Dollar von BP-Partner Anadarko Petroleum, ein weiterer großzügiger Spender war etwa der Rüstungskonzern Lockheed Martin mit rund 200.000 US-Dollar.

BP hat bekanntlich die größten Ölkatastrophe der US-Geschichte zu verantworten, die Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“. Als die US-Regierung 20 Milliarden Dollar von BP forderte, entschuldigte sich Barton wiederum öffentlich bei BP. Es sei eine große Tragödie, dass ein privates Unternehmen um 20 Milliarden Dollar erpresst würde, sagte er. Das ging sogar Bartons eigener Partie zu weit, die sich für Bartons Entschuldigung entschuldigte.

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23 Kommentare

 / 
  • E
    Elvenpath

    Es gab keine weltumspannende Sintflut, das ist wissenschaftlich und auch durch Aufzeichnungen belegt.

     

    Es finden sich keine entsprechenden Ablagerungen im Boden und in den Aufzeichnungen anderer Völker, (zum Beispiel der Chinesen) aus dieser Zeit, finden sich keine Hinweise auf eine Flut (eigentlich hätten sämtliche Zivilisationen zeitgleich verschwinden müssen, was aber nicht passiert ist.

     

    Solche Leute wie ein dieser Barton leben in einer (Alb)Traumwelt mit unsichtbaren Wesen, übernatürlichen Ereignissen, verquaster Sexualmoral und total kranker Weltsicht.

     

    Ich sage es mal ganz deutlich: Der Typ hat nicht mehr alle Tassen im Schrank und ist im religiösen Wahn in den Irrsinn abgedriftet.

  • N
    noevil

    Neben logischem Menschenverstand und ein bisschen Faktenwissen könnte dem Mann eine Prise "heiliger Geist" nicht schaden. Und dass er die Nase aus seiner heiligen Schrift nimmt und darüber nachdenkt, was er mit Grundwasser-, Boden- und Luftvergiftung und -Zerstörung, seinen Kindern noch an Lebenswertem hinterlassen kann - ausser seinen heuchlerischen Reden von Zukunft für die kommenden Generationen.

  • T
    Tramp

    Die Erklärung Bartons ist auch nicht schlechter als die Glaubensdogmen der "Klimatologen".

  • S
    Scharlie

    Alles klar, Mr. Barton?

     

    Wüst ist die Erde, öde und leer.

    Dunkel und ölig, ohne Leben, das Meer.

    Der letzte Gletscher versickert im Sand.

    Das Wasser verdunstet, es einfach verschwand.

    Die Ozonschicht verschwunden durch FCKW,

    radioaktiv die Umwelt vorm KKW.

    Die Wälder verbrannt, CO2 statt Luft.

    Über dem Land weht ein schwefliger Duft.

    Die Menschen vergangen, unter Müll begraben.

    Das Geld verrottet, das sie gesammelt haben.

    Nur Insekten hausen im Untergrund,

    sie vermehren sich fleißig und sind gesund.

    Und wenn Du mich fragst, wo kommt das Unglück denn her?

    Er ist es gewesen, es war der HERR!

    Amen!

  • F
    Freedumb

    @ Tachmond

    Das Gegenteil ist richtig:

    Das Gebot sich zu mehren und sich die Welt untertan zu machen und das Versprechen am Ende der Tage das Himmelreich zu gruenden, bedeutet, dass jeder Versuch den Verfall und das Ende aufhalten zu wollen antigoettlich ist. Nur wenn wir alles um uns herum vernichten und betend untergehen, koennen wir den Goettlichen Willen erfuellen. Ist ja auch zutiefst human: Armageddon herauszuzoegern bedeutet, dass Unzahlige kommende Generationen durch kurzzeitige diesseitige Freuden und SUENDEN allgemein zur ewigen Hoelle verdammt sein werden.

  • F
    Freedumb

    @ Tachmond

    Das Gegenteil ist richtig:

    Das Gebot sich zu mehren und sich die Welt untertan zu machen und das Versprechen am Ende der Tage das Himmelreich zu gruenden, bedeutet, dass jeder Versuch den Verfall und das Ende aufhalten zu wollen antigoettlich ist. Nur wenn wir alles um uns herum vernichten und betend untergehen, koennen wir den Goettlichen Willen erfuellen. Ist ja auch zutiefst human: Armageddon herauszuzoegern bedeutet, dass Unzahlige kommende Generationen durch kurzzeitige diesseitige Freuden und SUENDEN allgemein zur ewigen Hoelle verdammt sein werden.

  • S
    Sabine

    Was erwarten wir von Politikern mit Wahnvorstellungen - jenseits und diesseits des Atlantiks?

  • BE
    Björn Eriksson

    Das dümmliche Argument, ein Gott würde zürnen, ist schon legendär. Bereits vor tausend Jahren, als auf dem Parlament des altisländischen Freistaates verhandelt wurde, ob das Christentum zuzulassen sei, nahm ein Mönch die Gelegenheit beim Schopf, den zu dieser Zeit erfolgten Ausbruch des Vulkans Hekla für seine primitiven Zwecke zu nutzen, indem er argumentierte, hier würde Gott zürnen. Die Erwiderung eines Thingmannes, wer den Gott damals erzürnt hätte, als er die Lava schickte, auf welcher im Augenblick der Mönch stehe, war nicht geeignet, den Gottesmann zur Einsicht zu bringen. Obwohl diese Lava aus der Zeit stammte, als Island noch gar nicht besiedelt war. Interessant, dass Dummheit zwar auch nach tausend Jahren noch nicht ausgestorben ist, mittlerweile aber jene Intelligenz erreicht hat, um in einem Kongress gewählt werden zu können. Vermutlich Auswirkung des Mehrheitsprinzips.

  • D
    Denkmalnach

    Wer erhebt denn "Klimahysterie und Ökowahn" zur neuen Religion?

    Wahrscheinlich diejenigen, die auch die Begriffe erfunden haben.

    Die rechte Doppelmoral - ist das eigentlich schon Satire?

  • W
    Waage

    "(...) 3.400 Kilometer lange Keystone-Pipeline quer durch die USA gebaut werden müsse, um Öl aus kanadischen Teersanden in Texas raffinieren zu können, für das zuvor ganze Landstriche umgepflügt wurden. Um es kurz zu machen: wegen der Sintflut.(...)"

     

    Komisch, als Waage musste ich unwillkürlich an die unendlich vielen WKA der neuen Kategorie "Growian relaunch" denken die jetzt wegen der Sintflut aufgestellt werden sollen.

     

    Ich bin jetzt nicht zur Reaktion übergelaufen und auch nicht grundsätzlich gegen neue Windkraftanlagen, gebe das aber trotzdem mal zu bedenken.

  • HR
    HP Remmler

    Bleiben aber noch weitere Fragen: Seit wann ist Gott so zornig? Und auf wen genau? Auf alle außer Joe Barton und "FaktenStattFiktion"? Und vor allem: Wann ist er auf die wirklich gemeine Idee gekommen, den Großteil des leicht zugänglichen Öls weltweit ausgerechnet unter den Ärschen der bösen bösen Moslems zu verbuddeln und nicht dort, wo es hingehört, nämlich mitten in "God's own country"?

     

    Aber man sollte schon aufpassen, wenn man mit dem Finger auf die USA zeigt, wo es solche kreationistischen Pfeifen doch tatsächlich bis in wichtige Ämter schaffen. Es ist nur wenige Jahre her, da hätte es eine hessische Bildungsministerin beinahe fertiggebracht, das Lehren der biblischen Schöpfungsgeschichte im Biologie(!)unterricht durchzusetzen. Der Irrsinn ist also näher, als man denkt.

  • K
    Kaboom

    Oh. Die Mietmäuler von Exxon, den Koch-Bros etc. (selbst nennen sie sich "Klimaskeptiker", LOL) sind wieder unterwegs. Und das, nachdem sich durch Heartlandgate herausgestellt hat, das die gesamte Finanzierung der "Klimaskeptiker" ausschliesslich der Desinformation dient.

    Aber wie man auch hier im Kommentarbereich sieht: Abgesehen von lächerlich-albernem Mumpitz haben diesen Leute keinerlei Argumente. Aber immerhin: Die Milliarden-Investitionen der Öl-, Stahl- und Kohleindustrie haben dafür gesorgt, dass es genug nützliche Idioten (im Leninschen Sinne) gibt, die sich den wissenschaftlichen Erkenntnissen verschliessen. Naja. Ihre Kinder und Enkel werden es ihnen "danken".

  • BE
    Björn Eriksson

    @FaktenStattFiktion

    Sie benutzen zwar den Begriff Tautologie, haben diesen aber offensichtlich nicht verstanden. Wie Ihr Namensteil Fakten bereits aussagt, betrachten Sie sich als eine Tatsache, also per Definition als ein Objekt, das keinen äußeren Einflüssen unterliegt. Als ein solches Objekt sind Sie per se eine Tautologie im logischen Sinne. Als eine solche logische Tautologie sind Sie nun bemüht, über Ihre Selbstsicht, die Sie in Ihrer vollständigen Namensgebung „Fakten statt Fiktion“ kundtun, das Vorhandensein des Gegenteils einer sprachlichen Tautologie vorzugaukeln, was den Tatbestand der Schaffung einer eigenen Welt erfüllt, kurz: den einer Fiktion. Na, dann träumen Sie mal schön weiter ;-)

  • J
    Jörg

    @FaktenStattFiktion

    Es soll auch Leute geben die bei jedem Anlass mit sektemhaften Eifer auf die Grünen eintreten, egal zu welchem Thema. Dass dabei Fakten mit Fiktion verwechselt werden, merkt dann so mancher Faktenguru gar nicht mehr. Ich bin gewiss kein Freund der Grünen,

    habe aber was gegen Eiferer, die blind um sich schlagen. Was hat dieser Artikel eigentlich mit den Grünen zu tun. Wo sind die "Fakten".

    Übrigens ist der Klimawandel keine krude These.

  • ET
    Ed Tachmond

    Wäre Gottomon wegen irgendwas so sauer, dass er verständlicher Weise unsere Wälder rodet, die Meere leerfischt und uns die Atmosphäre vollfurzt, dann ja wohl wegen dieser schier unversieglichen Selbstgerechtigkeitsemissionen aus Kommentarspalten wie dieser. Wer zu wichtigen Diskursen nichts als stumpfsinnigsten Zynismus beizutragen hat, sollte nun auf seinen Stuhl steigen und mit dem Gesicht zu vorderst auf seinen Tastatur springen. Die zufällige Buchstabenkombination könnte man dann ja zu einer neuen, viel weniger anstrengen Moral erheben.

  • T
    Tortes

    Joe Barton ist ein herrliches Beispiel für einen Widergänger/Antipoden der Ökobewegung hierzulande.

     

    Stellt man sein Geschwätz vor einen Umkehrspiegel, kommt das der hierzulande hochgeschwätzigen "Ökostromfreunde" heraus.

     

    Die Ideologien sind zwar um 180 Grad verdreht zueinander, aber die Art der rhetorischen Vertretung ist die gleiche.

     

    Das fällt u.a. daran auf, wie z.B. Greenpeace verschiedenen Politikern der SPD und der CDU vorwirft, mit der Kohleindustrie verbandelt zu sein.

     

    Genau umgekehrt wird nämlich ein Schuh draus; wie haben es denn Grünen mit der Solarindustrie und den Windradbastlern ?

    Sind da etwa keine Lobbyverbandlungen zwischen den Unternehmern und den Politikern existent ?

     

    Ob z.B. Greenpeace damit in Zukunft noch genauso glaubwürdig ist, wie heute, wird sich dann schon zeigen ...

     

    Es ist immer schön, den Dreck auf dem Hof des Nachbarn zu beklagen, wenn man den Dreck vorm eigenen Haus durch die vernebelte Brille nicht (mehr) sehen kann.

     

    Kleine Anmerkung (etwas vom Thema weg)noch nebenbei:

    In der Kohleindustrie gibt es Tarifverträge, anständig bezahlte Jobs und funktionierende Arbeitnehmervertretungen (Betriebsräte).

    In der Branche der "Erneuerbaren" soll es dahingehend ja gewisse Mangelerscheinungen geben, wie man landläufig so hören oder lesen kann ...

  • AM
    anis monchichi

    @flujo:

    Realsatire? Na warten Sie mal, bis die üblichen PI-"linksgrün"-Schreier hier auftauchen, das wird Realsatire zweiter Ordnung. Wiedererweckte US-Protestanten sind das eine, schleierhaft bleibt zumindest mir bislang, welch ein Milieu Derartiges in Deutschland ausbrütet.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Wer - wie die sog. Grünen- Klimahysterie und Ökowahn zur neuen Religion erhebt, ist von der kruden These des einen Abgeordneten Joe Barton nicht weit entfernt.

     

    Ist "linke Doppelmoral" eigentlich schon eine Tautologie?

  • H
    harry

    na, irgendwann bekommt jeder christ die letzte ölung, so auch mister barton.

  • D
    disco

    Warum so böse?

     

    Unser Bio ist das neue Koscher/Halal.

    National ist jetzt Regional.

    Unser Gott ist CO2.

     

    Ich habe neulich das Kreuz gegen ein Solarpanel ausgetauscht.

     

    Das heilige Windrad und die Prognosen des PIK behüten uns vor der Klimaerwärmung um genaue 2 Grad.

  • F
    flujo

    Jessas Maria, der Mann ist entweder ein richtig schlechter Scherz, oder er betreibt hervorragende Realsatire. In beiden Fällen die Frage: Lachen oder weinen?

  • H
    Helga

    Im Vergleich zu den Ansichten von Ingo Arzt muss man diesen Politiker allerdings als sehr besonnen und rational bezeichnen. Der rechtsextreme Ingo glaubt ernsthaft, dass der Mensch einen Einfluss auf das Klima hätte - wie irre ist das denn?

  • PM
    Paul M.

    Die Frage ist halt:

     

    "Warum ist Gott wohl zornig?"