piwik no script img

Hamburg-Tatort mit Wotan Wilke MöhringDer einsame Milchtrinker

Er hat eine Katze, einen besten Freund und keine Angst vor Autonomen. Im Hamburg- „Tatort“ spielt Wotan Wilke Möhring den neuen Kommissar.

Smarter Typ, der Wotan Wilke Möhring. Bild: NDR/Christine Schröder

Wotan Wilke Möhring und Til Schweiger sind angeblich Kumpel. Nein, Sie lesen gerade nicht versehentlich die Bunte und werden gleich auch nichts über Sylvie van der Vaart erfahren. Es ist nur erwähnenswert, weil sowohl Schweiger als auch Möhring in diesem Jahr als Hamburger „Tatort“-Kommissare ihren Dienst beginnen.

Schweiger hat vor einigen Wochen als Nick Tschiller vorgelegt, diesen Sonntag ist Möhring als Kommissar Thorsten Falke dran, in „Feuerteufel“ (Buch: Markus Busch; Regie: Özgür Yildrim).

Würden Tschiller und Falke beim Onlinedating mitmachen, wären sie eine ziemliche Enttäuschung. Das Profil klingt sympathisch (sportlich, couragiert, fest angestellt), doch in der Filmrealität wirken beide unglaublich unumgänglich. Falke aber rennt weniger als Tschiller, hat wenigstens eine hübsche Katze in seinem einsamen Leben und einen besten Freund Jan (Sebastian Schipper), der ihn nun in Richtung Vaterschaft verlässt.

Es gibt ein neues Feindbild: Den Kampfradler. Sagt der Verkehrsminister. Stimmt, sagt unser Autor in der Titelgeschichte der neuen taz.am wochenende vom 27./28. April 2013. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Dazu ein Ortsbesuch in Schalkau, wo die Energiewende konkret wird.Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo.

Dabei könnte er ihn als Kollege so gut gebrauchen, denn im Fall einer Frau, die bei einem Autobrand stirbt, kommt er nicht weiter. Obwohl er von morgens bis abends Milch trinkt und sogar Linksautonome bittet, für ihn bei der taz anzurufen, weil sie vielleicht mehr weiß. Als die Rückmeldung kommt: „An der taz bin ich dran!“, hat Falke längst eine Helferin bekommen, nämlich Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller), eine smarte Juristin im legeren Pimkie-Look.

Falke und Lorenz sind sich ungefähr so sympathisch wie Remington Steele und Laura Holt, man kann annehmen, dass sich ihre Beziehung in die gleiche Richtung entwickelt.

Erstaunlich ist, dass man bei diesem „Tatort“ nie das Gefühl hat, neu in ein Team eingeführt zu werden. Alles ist so solide konstruiert, dass einem Ermittler, Büros und Haustiere wahnsinnig vertraut vorkommen. Kurzum: Schauen Sie sich den „Feuerteufel“ an. Hier wird nichts neu erfunden, aber gut unterhalten.

Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • RB
    Rainer B.

    Als zugereister Neu-Hamburger lasse ich mir natürlich keinen Hamburg-Tatort entgehen. Hamburg ist ua. auch Filmstadt und bietet reichlich attraktive Kulissen für Filmaufnahmen aller Art.

     

    Der Schweiger-Tatort war gut, weil er Tempo und Action hatte, was ja ohnehin im deutschen Krimi eine Seltenheit ist. Das kostet aber sehr viel Geld und lässt sich auf Dauer nicht durchhalten. Hamburg ist schließlich nicht Hollywood.

     

    Der Möhring-Tatort war moderater, aber nicht weniger unterhaltsam. Die Story greift tatsächlich in Hamburg Geschehenes auf und verwebt es neu. Dieses Konzept gefällt hier, ist aber noch optimierbar. Wotan-Wilke Möhring spielt seinen dienstlichen Part erfrischend unaufgeregt, Emotionen sind weitestgehend dem privaten Part vorbehalten. Mit Petra Schmidt-Schaller steht ihm eine anfangs unterschätzte Kollegin gegenüber, die die Vorurteile schnell durch gute Arbeit ausräumt. Auf übermäßiges Gezicke, oder peinliche Ausflüge in Schlafzimmer wird dankenswerterweise verzichtet. Das Team funktioniert am Ende, ohne dass einer zum Türöffner des anderen verkommt und auf das Team kommt es letztlich an. Ich freue mich auf mehr.

  • PR
    Philippe Ressing

    Mal abgesehen von dem langweiligen Plot. Man fragt sich, was die Verantwortlichen beim NDR so auf den Bildschirm lassen. Da laufen Dialoge völlig asynchron. Der Text einer Schauspielerin wird so mies synchronisiert, dass es einer Sau graust. Wenn man stimmige Milieustudien sehen will, sollte man lieber den Frankfurter oder Dortmunder Tatort anschalten. Alleine schon der "Autonome" und seine auf Punk getylte Stumm-Tusse stammen eher aus dem Panoptikum des Großstadtreviers, als aus der Realität. Einfach nur arm.

  • TZ
    Tatort Zwangsfinanzierung

    Ich wüsste gerne, was die taz als Gegenleistung für die Verbreitung der Tatort-Propagana erhält! Wäre es nicht besser, über die paar wenigen Prozent des zwangsfinanzierten Rundfunks zu berichten, für die es sich lohnt? Dann wäre ein erster und positiver Schritt getan, um diese zu sichern und die verbleibenden >97% endlich zu privatisieren.

  • VB
    von Bärwolf

    Also wenn das gelungen sein soll?... Was für ein fader, langweiliger Scheiß.

    W.W.M. spielt einen moralisch verkommenes Subjekt im Polizeidienst, der mit linksfaschistischen Autonomen paktiert und mit ihnen im Geiste solidarisch arm ist, somit natürlich sehr viel Verständnis für seines Gleichen auf der anderen Seite hat. Bürgern die zur Selbsthilfe als Bürgerwehr greifen und denen er keinen Schutz gewähren kann, weil die Polizei das eben in diesem Land nicht leisten kann und nur noch zum Leichen einsammeln da ist, (aber natürlich darauf beharrt das Gewaltmonopol zu haben), droht er mal eben ganz locker mit dem Anhängen von Strafsachen.

    Natürlich werden Opfer, die sich zur wehr setzen sogleich unwidersprochen zu Nazis erklärt.

    Die autonomen Linksextremisten machen gegen die Bürger mobil, was die ermittelnden Polizisten nicht weiter stört. Die Moral dieser Story ist voll im Trend des Zeitgeistes, man hat Verständnis für "arme, gestrauchelte Täter", sie hatten schließlich alle eine harte Kindheit, was Terror, brennende Autos und Gewalt gegen Unschuldige allemal rechtfertigt. Man bekommt eine Ahnung, wie es aussehen wird, wenn der Linksextremismus (mit seinem verworrenen Gedankengut) weiter an Boden gewinnt und Sympathisanten im Staatsdienst sich auf dessen Seite schlägt.

    Tatort-Streifen aus dieser Werkstatt sollte man uns ersparren.

    Till Schweiger, bitte übernehmen Sie!