piwik no script img

DDR- und West-BiografienBau auf, bau auf!

Kanzlerin Merkel gehörte in der DDR der FDJ an. Das war so gewöhnlich wie eine ADAC-Mitgliedschaft im Westen. Ähnlich ging es unserer Autorin.

Enthüllung: Ab der 4. Klasse gab's bei den Pionieren rote Halstücher. Bild: ap

Würde man meine Biografie auf Spuren nach Systemtreue oder -nähe in der DDR durchleuchten, man würde allerhand vermeintlich Kompromittierendes finden. Dutzende von Urkunden und Zeugnisse bestätigen mir einen astreinen Klassenstandpunkt, obwohl ich mit dem Sozialismus nichts am Hut hatte.

Mit sieben Jahren habe ich, so steht es im Zeugnis des Oberschulkombinats, „aktiv an gesellschaftlichen Arbeiten teilgenommen“. Zwei Jahre später habe ich meine Aufgaben als Gruppenratsvorsitzende „vorbildlich“ erfüllt. Mit zehn attestierte mir meine Klassenlehrerin, dass ich mich „gut in das Kollektiv einordne“. In der fünften Klasse erhielt ich ein Lob, weil ich meine Aufgabe als Gruppenratsvorsitzende „stets einsatzfreudig und selbständig“ erfüllt habe. In der 8. Klasse wurde mir für meine „große Einsatzbereitschaft für die Klasse als FDJ-Sekretär“ gedankt.

Ein Jahr später, auf der Erweiterten Oberschule, hieß es, dass ich „bei der Klärung politischer Grundfragen einen parteilichen Standpunkt im sozialistischen Sinne vertrat“. Zum Abitur wurden meine Eltern mit einer Urkunde beglückwünscht, weil ich mich „aktiv an der Lösung gesellschaftlicher Aufgaben beteiligt habe“. Mutti und Papi wurde für ihre „Bemühungen um eine bewusste sozialistische Familienerziehung“ gedankt.

Die Zeugnisse erwecken volle Pulle den Eindruck, ich wäre eine Hundertprozentige gewesen. Dem war aber nicht so. Die Mehrheit im Osten wurde mit solchen Lobhudeleien bedacht, außer man hatte einen Ausreiseantrag gestellt oder die DDR in anderer Weise diskreditiert. Trotz Papiermangels wurden so viele Belobigungen und Anerkennungen gedruckt, dass es kein Wunder war, wenn es nicht immer und überall Klopapier, Servietten oder Tampons gab.

Zwei Westler haben Merkels Ostvergangenheit entdeckt

Seit Tagen wird, angeführt von der Bild-Zeitung und dem Focus, über Merkels mögliches „Zweitleben“ im Arbeiter-und-Bauern-Staat spekuliert, dass selbst die seriöse „Tagesschau“ fragt, wie nah Merkel dem DDR-System nun stand. Wie ein Sojus-Raumschiff kreist über der mächtigsten Frau im Lande die Frage: „Holt sie ihre DDR-Vergangenheit ein?“

Was um alles in der Welt ist passiert? Zwei Westler, ein Journalist von der Welt und einer von der Bild, haben eine Biografie über Angela Merkel geschrieben, die ostdeutsche Kanzlerin, die im September für eine dritte Amtszeit kandidiert. „Das erste Leben der Angela M.“ Der Titel suggeriert, Merkel habe möglicherweise Leichen im Keller der untergegangenen DDR.

Als wäre jetzt erst ans Licht gekommen, dass die Kanzlerin 38 Jahre im Osten verbracht hat, wird gefragt, wie sehr sie, die weder in der Partei noch bei der Staatssicherheit war und nie einen Hehl daraus gemacht hat, „ein angepasstes Leben“ geführt zu haben, diese 38 Jahre geprägt haben, welche Rolle sie gespielt hat.

Man muss DDR-Biografien zu lesen wissen, wenn nicht, werden aus sozialistischen Petitessen „aufschlußreiche, neue, präzisierende Facetten“, wie im Fall der Merkel-Biografie, in der die Autoren von „brisanten Fakten“ sprechen. Jetzt kommt’s: Merkel soll „Funktionärin für Agitation und Propaganda“ in der Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend, FDJ, gewesen sein.

Für „hervorragende gesellschaftliche und schulische Leistungen“ soll sie die Lessing-Medaille in Silber bekommen haben. Wäre den Autoren Merkels Schwimmabzeichen in die Hände gefallen, hätten sie die möglicherweise als Beleg angeführt, dass Merkel ganz oben mitgeschwommen ist in der DDR.

Jede Menge Nischen

Natürlich sind die 38 Jahre, die Merkel in der DDR gelebt hat, nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Das war bei ihr genauso wenig möglich wie bei anderen Ostdeutschen. Mitgliedschaften in Massenorganisationen wie der FDJ, dem FDGB und der DSF gehören zu den meisten Biografien wie im Westen die Mitgliedschaft im ADAC.

Das Leben in der DDR bot jede Menge Nischen, die sich viele Westler bis heute nicht vorstellen können. Während meines Sprachstudiums an der Karl-Marx-Universität in Leipzig habe ich mehrmals – ohne Arbeitsvertrag vom Messeamt und für Westgeld – heimlich auf der Leipziger Messe gearbeitet, einmal für Uruguay.

Es war mir ein innerer Vorbeimarsch, als ich ein Gespräch zwischen dem Direktor der Messe und dem Botschafter von Uruguay gedolmetscht habe, nachdem das lateinamerikanische Land eine Goldmedaille für seine Jeansmode bekommen hatte. In einer spanischsprachigen Zeitschrift, die die DDR für befreundete lateinamerikanische Länder herausgab, wurde ein Foto gedruckt, auf dem ich die Goldmedaille präsentiere. Sieht man nur dieses Foto, erfährt man nichts über die Hintergründe, sondern hält mich für ein aktives Rädchen im sozialistischen Getriebe.

Noch ein Beispiel gefällig? Während eines Praktikums beim Reisebüro in Ostberlin betreute ich Touristen aus Kuba, die mit einer Reise in das sozialistische Bruderland DDR ausgezeichnet worden waren. Abends an der Hotelbar ließen wir die deutsch-kubanische Freundschaft hochleben, indem wir uns bei Rum und Klarem Witze über Castro und Honecker erzählten. Wir verstanden uns blendend, weil wir alle wussten, wie der Hase läuft im Sozialismus.

Als wir wieder nüchtern waren und die Reise zu Ende, lobten die Kubaner in einem Brief an das Reisebüro in der Hauptstadt der DDR meinen Einsatz. In meiner Abschlussbeurteilung wurde aus den subversiven Trinkgelagen ein Loblied auf den Sozialismus: „In einem Dankschreiben einer Reisegruppe aus Kuba an die Generaldirektion des Reisebüros in Berlin kommt zum Ausdruck, dass ihre Tätigkeit als Reiseleiterin sehr hoch eingeschätzt wurde. Dabei zeigte sie einen festen Klassenstandpunkt, der sich besonders in Diskussionen zu politischen Fragen äußerte.“

Vergangene Woche gab es eine hübsche Szene auf der CDU-Veranstaltung „Media Night“ im Berliner Konrad-Adenauer-Haus. Angela Merkel kündigte den Star-Geiger David Garrett und weitere Musiker an und benutzte das Wort „Kapelle“, einen Begriff aus ihrer DDR-Vergangenheit. Sie musste grinsen, als ihr das auffiel. Amüsiert schob sie das Wort „Band“ nach. Damit sie im Osten und im Westen richtig verstanden wird.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

53 Kommentare

 / 
  • O
    ole

    "Und Merkel und die Autorin bemerken wohl gar nicht, wie sehr sie alles aus der DDR verinnerlicht haben und damit die Demokratie und die Sozialstaatlichkeit, die die BRD mal vor der Wiedervereinigung hatte, vernichten."

     

    Ist doch logisch. Man kann ja nichts vernichten, was es nicht mehr gibt. Deshalb merkt man auch nichts - so wie @Arne und all die anderen meinungsge(Bild)eten Widerstandskämpfer.

     

    "Wie wir das als Gründer der Grünen taten und damit natürlich voll auf die Schnauze flogen...Menschen ohne Rückgrat 1990 zu uns gekommen"

     

    Auch klar. Deshalb haben sie dann sich und die "Rückratlosen" zum Bündnis 90/Die Grünen zusammengefasst. Zumindest sind sie ja dann nicht mehr auf die Schnautze geflogen und haben nach '83 endlich mal wieder die Fünf-Prozent-Hürde genommen. Super Trick.

     

    "Das Lohnniveau und der Lebensstandard der meisten schrumpft auf DDR-Niveau zusammen, während eine kleine Schicht in einem westlichen Wandlitz lebt."

     

    Stimmt. Aber angezettelt haben das "Boss" Schröder und... ihre Grünen, nicht die olle Merkel.

  • WA
    wem auch immer

    in den Kommentaren ist es wie im echten Leben,

    irgend eine Provinzgurke aus dem Westen die gerade mal so den Namen des Mondes buchstabieren kann hinter dem sie lebt, erklärt mir wie ich in der DDR

    hätte leben sollen um als rechtschaffend zu gelten,

    total lustig

  • SG
    Schmidt Georg

    mein lieber Wolfgang , also ich habe deinen Beitrag 3x gelesen und trotzdem nicht verstanden, ich denke, so gings den Menschen in der DDR auch-viel Theorie und nix zu beissen!

  • A
    @anke

    Sie haben Recht. Mit einem gepflegten Opportunismus kommt man immer durch. Gegebenenfalls redet man sich den hinterher dann je nach Bedarf zum großen Opferwiderstand oder zum Immer-schon-Macher-und-Täter-gewesen zurecht.

    Was kostet es heute, z.B. hier in diesem Forum, eine Ansicht zu haben? Nichts. Überhaupt nichts. Ernst wird es erst, wenn es um den Job geht. Interessanterweise werden die allermeisten dann auch sehr, sehr schweigsam und lassen sich oft genug Unglaubliches bieten.

     

    Das haben die Chefs damals im Osten nicht begriffen:Lass das Volk reden. Heute über dies, morgen über das. Es hat keine Folgen. Es ist Gerede. Ein Phänomen. Ein verständliches Bedürfnis nach Mitteilung. Und das Volk fühlt sich ja auch abends bei den Schwätzern Gottschalk und Jauch vor der Kiste einfach besser.

     

    Ich glaube, Frau Bollwahn hat irgendwie auch noch nicht so viel verstanden. Aber egal.

  • W
    Wolfgang

    Warum der sozialökonomische und gesellschaftspolitische (unvollkommene) Versuch, zum Aufbau einer antifaschistischen und antiimperialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung, einer humanistisch-idealistischen und gesellschaftspolitischen Minderheit der DDR-Bevölkerung, in der unvollkommenen und kleinbürgerlichen Deutschen Demokratischen Republik, vorerst scheitern musste:

     

    [Eine vergleichbare humanistische sozialökonomische und gesellschaftspolitische Bemühung hat es im monopolkapitalistischen und staatsmonopolistischen Westdeutschland nicht gegeben, auch nicht nach dem 2. Oktober 1990, - im heutigen imperialistischen EU-Großdeutschland!]

     

    "Ideen können nie über einen alten Weltzustand, sondern immer nur über die Ideen des alten Weltzustandes hinausführen. Ideen können überhaupt nichts ausführen. Zum Ausführen der Ideen bedarf es der Menschen, welche eine praktische Gewalt aufbieten." (Karl Marx) -

     

    "Ideen führen nicht über die jeweilige Gesellschaftsordnung hinaus, weil sie nur die Widerspiegelung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse, Bedürfnisse und Interessen sind. Soweit aber die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse die Voraussetzungen einer neuen Gesellschaftsordnung in sich enthalten, können die Ideen die Zukunft vorwegnehmen, können sie über die herrschende Ideologie hinausgehen." (Teodor Oiserman)

  • T
    Tim

    Es mag natürlich regionale Unterschiede gegeben haben, auf die EOS gehen zu können hiess zu meiner Zeit entweder man hatte sich zu 30 Jahren Armee entschieden oder man war Systemkonform. In seltenen Fällen gab es noch Pastorensöhne, die die beiden ersten Kategorien zwar nicht erfüllt haben, aber trotzdem Abi machen durften... Für die anderen blieb dann noch Abendschule, aber von nem Abi in der Tasche hatte man noch lange keinen Studienplatz.

     

    Soweit ich weiss war Merkel nicht nur einfaches Mitglied der FDJ, sondern hat in diesem Rahmen eine merkwürdige Karriere gehabt.

  • H
    Holzer

    @Arne

    Die Großeltern alles Nazis,die Eltern alle bei der Stasi,da fragt man sich doch wie haben 18 Mio. Rückratlose Gestalten,so ganz ohne Hilfe der Grünen noch dazu,die friedliche Revolution hinbekommen!Mal ganz abgesehen davon das von diesen 18 Mio. ein hoher Prozentsatz im Kindesalter war!Was direkt wieder zu den Grünen....,aber ich werde natürlich nicht wegen den Verfehlungen Einzelner diese Partei als Päderastenverein bezeichnen!

  • A
    anke

    @hans:

    Schade, dass die Gründe, aus denen heraus Menschen handeln wie sie handeln (oder eben nicht), so selten jemanden interessieren. Man möchte sich halt immer gerne selbst bestätigt sehen in dem, was andere tun oder lassen. Und nein, lieber hans, nicht jedem war es vergönnt, sich keinerlei Gedanken darüber machen zu müssen, "was das alles heißt und wofür es steht". Zu DDR-Zeiten nicht und später auch nicht. Die Gnade des fehlenden Hirns ist eine, für die man schweigend dankbar sein sollte. Man kann schließlich nichts dafür.

     

    @Konrad:

    Ob Gregor Gysi sich tatsächlich "nicht vorstellen [konnte], dass dieses Gesellschaftskonzept [Anm.: das der DDR, nicht das des Westens] Unfreiheit, Militarismus und Massenarmut produzieren kann", würde ich an Deiner Stelle ihn entscheiden lassen. Dass jemand "beste Absichten" hat, bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass er auch ignorant ist. Überhaupt sind Vorwürfe immer überheblich. Man weiß schließlich nie, was man selbst getan hätte, wäre man der Adere gewesen und in genau DER Situation. Wahrscheinlich kaum was anderes, da hast du schon Recht. Und wenn doch, dann hätten daran Andere (Familie, Lehrer, Freunde und Feinde) gewiss das größere Verdienst.

     

    @Wessi-Ossi:

    Lass mich Raten – die Überzeugung, Frau Bollwahn hätte "mit ihrer Vergangenheit Probleme" und würde "versuch[en] sie sich schön zu reden", ist eine, die man dir entweder im Westen implantiert oder im Osten nicht amputiert hat. Auf Deinem eigenen Mist jedenfalls ist sie nicht gewachsen.

     

    @Hans:

    Gute Nacht. Schlaf schön. Und träume davon, dass "Claqueur-Scheiß" wie dieser so Typen wie dir noch recht oft die Gelegenheit gibt, das öffentlich kund zu tun, was sie für eine Überzeugung halten. Sonst müsstet ihr am Ende noch aufwachen und erkennen: "Hilfe, ich bin ja gar kein Widerständler. Ich bin ja vollkommen belanglos!"

  • A
    anke

    @Tom Veite:

    Die Konsequenzen, die etwas hat, sind kein Beweis dafür, dass bewusst provoziert wurde oder gar absichtlich gehandelt. Die wenigsten Menschen heißen Gandhi. Kaum einer begibt sich freiwillig in die Hand seiner Feinde. Es hat zu DDR-Zeiten keineswegs als Heldentat gegolten, sich in Bautzen einsperren zu lassen. Schon deswegen nicht, weil es meistens nichts weiter „gebracht“ hat als zusätzliche Probleme. Zum Beispiel für die Angehörigen. Niemand konnte vorher wissen, wann und wie das „System“ kollabieren und wie sich die eigene Vita anschließend vermarkten lassen würde. Und es waren dann ja auch nicht allein die (knasterfahrenen) „Widerständler“, die die DDR zum Einsturz gebracht haben, sondern eher die unpolitischen Wirtschaftsflüchtlinge. (Vielleicht sollte man also dem unbekannten Asylanten von heute in jeder Hauptstadt Westeuropas mindestens ein „Denkmal der Hoffnung“ setzen.) Hätte Frau Bollwahn zwanzig Jahre eher Witze über den Staatsratsvorsitzenden gemacht oder hätte ein Stasi-Zuträger dabei gesessen, der dringend seinen Hals aus einer Schlinge ziehen und dessen Führungsoffizier unbedingt Karriere machen wollte, wäre sie heute womöglich nicht taz-Kolumnistin sondern Verfolgte des Regimes mit Rentenanspruch und notorisch schlechter Laune. (Wem damit geholfen wäre, müsste man mir erst noch erklären.) Dass sie eigentlich nur zum Chamäleon ausgebildet worden ist von ihren Erziehern, hätte ihr dann jedenfalls gar nix genützt.

  • A
    anke

    @Paul:

    Das mit dem Widerstand ist so eine Sache. Wer wiedersteht, der läuft immer Gefahr, es den Leuten damit nicht recht zu machen. Den einen so wenig wie den anderen. Die Meinungen darüber, wem bzw. was man unbedingt widerstehen sollte, gehen nämlich ziemlich weit auseinender. Die einen finden, man dürfte sich von schlechtem Wetter nicht beeindrucken lassen, die anderen glauben, Nichtwissen sei doch eher kein Problem, und wieder andere meinen, es sei feige, wenn man nicht an Selbstschussanlagen vorbei den Fluchtversuch wagt – wohin auch immer. Wenn ich ehrlich bin, beeinträchtigt es meine eigene Lust zum Widerstand immer mächtig, wenn ich merke, dass mit geschickter Propaganda und ein paar billigen Glasperlen noch allemal mehr zu erreichen war, ist und bleiben wird als mit roher Gewalt. Mag sein, manchen Leuten gefällt das gar nicht. Aber was soll ich dagegen schon tun?

  • S
    Schramm

    Der Antifaschismus und Antikapitalismus, der antifaschistischen und antiimperialistischen (unvollkommenen) Deutschen Demokratischen Republik, hatte keine Massen-Basis in der Bevölkerung, und musste auch deshalb scheitern.

     

    Entgegen allen wohlwollend literarisch-wissenschaftlichen Bemühungen und Behauptungen, die Deutsche Demokratische Republik hatte keine bewusstseinsmäßige ideologische Massenbasis in der ostdeutschen Bevölkerung, ebenso wenig, wie der Antifaschismus in der westdeutschen Bevölkerung eine ideologische Massenbasis in der (westdeutschen) Bevölkerung hatte.

     

    Die (ökonomisch-psychologisch-geistige) Macht der kapitalistischen Ökonomie und der damit verbundene Massen-Konsum, in beiden Teilen Deutschlands, waren und sind weiterhin stärker, stärker als ideologisch-gesellschaftspolitische (Wunsch-) Vorstellungen von einer antifaschistisch-antikapitalistisch-anitimperialistischen Minderheit. [Dies gilt auch so für die Bevölkerungsmehrheiten im finanz- und monopolkapitalistischen EU-Europa.]

     

    Das Ende der Existenz der DDR, der Deutschen Demokratischen Republik, war der gescheiterte antifaschistische und antikapitalistische, sozial-ökonomische und gesellschaftspolitische Versuch, der Versuch einer Minderheit in der Bevölkerung, einer Minderheit von bürgerlichen Antifaschisten, wenigen Christen und wenigen Kommunisten [nicht von Parteimitgliedern, Mehrheits-Opportunisten und Karrieristen auf dem Parteibuch-Papier], den deutschen Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus, seine sozial-ökonomischen und gesellschaftspolitischen Wurzeln zu überwinden und zu beseitigen.

     

    Eigenständig wurde in Deutschland der Faschismus, - mit seiner ökonomisch-kapitalistisch-imperialistischen, ideologischen und politischen Grundlage - vor und nach 1945, nicht überwunden. Hierfür, für die Überwindung des Faschismus, brauchte es eine Revolution, einer Revolution vor und nach 1945, einer notwendig gewaltsamen antifaschistisch-antikapitalistischen Umwälzung. Eine sozial-ökonomische und gesellschaftspolitische (eigenständige) Revolution gegen den Kapital-Faschismus, - in West- und Ost-Deutschland -, hat es nicht gegeben. Auch bei der Mehrheit der werktätigen Bevölkerung [auch bei der Mehrheit der "Arbeiterklasse"], in West- und Ost-Deutschland, gab es, so wie nach 1933, so auch nach 1945, nur Anpassung.

     

    Hauptverantwortlich für die (antikapitalistische und antifaschistische) Niederlage vor 1933, für die fortgesetzte Niederlage im Kapital-Faschismus von 1933 bis 1945, wie für die Niederlage nach 1945 in West- und Ost-Deutschland, war die deutsche Sozialdemokratie, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Die SPD-Führung sah in der (zeitweiligen) Machtübernahme der Kapital-Faschisten (und deren Haupt-Partei: die NSDAP), das kleinere gesellschaftspolitische Übel. Die SPD-Führung verhinderte, mit ihrer Ablehnung einer antifaschistischen Einheitsfront mit der KPD, die historisch notwendige Niederlage der deutschen Kapital-Faschisten im (militärischen) Bürgerkrieg. Die SPD-Führung sorgte (vor 1933) für die ideologische und praktische militärische Entwaffnung ihrer Mitglieder und Partei-Anhänger, und sie sorgte, nach der äußeren (militärischen, nicht ideologischen) Niederlage des deutschen Faschismus, nach 1945, für ein ideologisch-gesellschaftspolitisches und sozial-ökonomisches Bündnis mit der deutschen Großbourgeoisie, dem deutschen Finanz- und Monopolkapital (der entscheidenden ökonomischen und imperialistischen Quelle des deutschen Faschismus, nach 1933, bis zur äußeren militärischen Niederlage 1945).

     

    Die deutsch-europäische Finanz- und Monopolbourgeoisie (Quandt, Siemens, Bosch, Mohn, Springer, Krupp- etc.) fühlt sich der SPD-Führung, der Führung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, auch nach 150 Jahren ihrer wechselvollen sozialdemokratischen und rechts-revisionistisch-sozialdemokratischen Existenz, zum Dank verpflichtet!

  • SG
    Schmidt Georg

    lieber Arne, lieber Rasenstolz-100Punkte und 3 STernchen für Eure Beiträge treffender kann man wohl nicht schreiben !

  • R
    Rasenstolz

    Subversive Trinkgelage und Witze über Honecker und Castro als Beweis dafür auszugeben, dass man "mit dem Sozialismus nichts am Hut" hatte, ist ziemlich dreist. Gewiss muss man nicht hundertprozentig gewesen sein, um zur Gruppenratsvorsitzenden gewählt zu werden und entsprechende Beurteilungen zu bekommen, das aber ist überhaupt nicht das Problem (es sei denn, für ahnungslose Wessis). Sehr viel wichtiger ist die Frage, warum heute fast niemand mehr (Merkel eingeschlossen)ehrlich zugeben kann, dass er/sie durchaus eine Chance gesehen hat, aus der DDR eine lebenswerte Alternative zu machen, sie "von innen heraus zu reformieren". Illusorisch, wird man heute zugeben müssen, aber wie oben beschrieben: Die Gründer der Grünen sind mit ihrer Hoffnung doch auch auf die Schnauze gefallen.

    Übrigens könnte man auch Ernst Barlach zitieren: Man darf es wohl zu den Menschenrechten zählen, die Dinge so leicht zu nehmen, wie es geht.

  • A
    Arne

    Merkel und die Autorin stellen genau das dar, was den kritischen Menschen aus dem Westen zur Kundgebeung ihrer mangelnden Sympathie gegenüber als typisch Ossi bezeichnen würden.

    Außer Heucheln und Mitläufertum ist da nix gewesen. Kein Versuch, im System Fuß zu fassen, um es von Innen heraus zu reformieren (Wie wir das als Gründer der Grünen taten und damit natürlich voll auf die Schnauze flogen.) oder ansonsten wirklich von außen etwas gegen das System zu unternehmen (Machten tausende Wessis in Borkdorf, Gorleben, bei Hausbesetzungen etc. Alles Aktionen, für die man auch ggf. in den Knast hätte wandern können.)

    Deshalb bleibt mir ein geeintes Deutschland verhaßt. Da sind 18 Mio Menschen ohne Rückgrat 1990 zu uns gekommen, von denen wir im Westen doch schon genug hatten.

     

    Nach der Schilderung der Autorin fragt man sich kaum noch, warum in der BRD immer mehr Menschen das Leben hier immer ekelhafter finden und sich ärgern, nicht früh genug ausgewandert zu sein. Wenn man als einziges Kritierium, was man wohl in der DDR leisten musste, das Angepasstsein hatte und die einem dann auch noch, wie die Autorin schildert, nachgeworfen wurden... Ja, was musste man denn dann in der DDR überhaupt leisten.

     

    Und das ist das Problem:

    Merkel hat NIEMALS im Kapitalismus ernsthaft arbeiten müssen. Die weiß nicht mal, wie man Leistung buchstabiert.

    Wenn das alles so unwichtig ist, dass man sich einemautoritäten System eben bedingungslos anpasst, dann würde ich doch gerne mal wissen, warum Merkel heute aus der BRD eher eine DDR macht als umgekehrt.

     

    Es gibt schon jetzt die von Merkel ausgerufene "begrenzte Souveränität der Euro-Staaten". Es gibt eine BRD, in der es als Erfolg gefeiert wird, wenn man die niedrgsten Arbeitslosenzahlen in der EU hat. (Die DDR hatte bestimmt noch niedriegere!!!) Das Lohnniveau und der Lebensstandard der meisten schrumpft auf DDR-Niveau zusammen, während eine kleine Schicht in einem westlichen Wandlitz lebt.

     

    Nicht das, was man in der DDR getan hat, ist wichtig, sondern wie man darüber reflektiert. Und Merkel und die Autorin bemerken wohl gar nicht, wie sehr sie alles aus der DDR verinnerlicht haben und damit die Demokratie und die Sozialstaatlichkeit, die die BRD mal vor der Wiedervereinigung hatte, vernichten.

  • PU
    Paul und Paula

    38 Jahre DDR sind ein Kunsstueck, wenn man mit 36, gleichzeitig ergo , Frauenministerin im Westen gewesen ist.

  • DU
    Der Uli

    Ja, ich gestehe:

     

    Ich war damals ein ganz ein Aufrechter, und nicht nur Mitglied in einer paramiltärisch-verfassungsfeindlichen Organisation (dem örtliche Schützenverein), sondern dort sogar hochdekoriert (Schülerprinz). Und stolz drauf, auch noch.

    (Aber Messdiener war ich nie, ich schwöre! Und in der Messe hab ich immer heimlich gepennt)

    Und ich war Mitglied einer demokratischen Partei, jawoll.

     

    es bringt nichts, das länger zu verschweigen, irgendwann kommen sie ja doch dahinter ...

     

     

    Was?

    Der R.E.Sozialismus hat gar nicht gewonnen? Die DDR ist abgeschafft?

    Ja sagt das doch: Dann habe ich mir ja gar nichts vorzuwerfen!

     

    wie schön ... für mich und alle Wessies.

    Das ist eben die Gnade der geografisch korrekten Geburt.

     

    (es tut gut, daß dieser Artikel in der TAZ erscheint. Wirklich)

  • G
    golm

    Ach Gott wie aufregend, Frau Merkel hat in der DDR gelebt! Da hatte aber der baden-württembergische Ministerpräsident meiner Jugendjahre (Filbinger) mehr zu bieten, das war wenigstens noch ein waschechter Nazi, der in seiner Zeit als Marinetrichter echte Todesurteile gesprochen hat.

  • V
    Victor

    Mitläufer und Duckmäuser fand ich schon immer am schlimmsten. Davon hat es in der deutschen Geschichte schon viel zu viele gegeben.

  • R
    R.Horn

    @JD:

    "Die Mitgliedschaft in der FdJ stellte Unrecht dar. "

     

    Ja, klar.

    Heute schon Temperatur gemessen?

    Und EINEN Fal kennen Sie persönlich.

    da muss sofort die ganze "ostzonale" Geschichte umgeschrieben werden.

    Wie lächerlich.

  • D
    Dämagoge

    @Tom Veit sagt: "Solche Personen, die ohne Sozialisten zu sein das System stützten, sind der Grund, warum die DDR überhaupt solange überlebt hat."

     

    Meine Variante:

    "Solche Personen, die ohne Aktionär zu sein, ständig hirnlos konsumieren und nichts zur Demokratie beitragen, sind der Grund, warum die Privatisierungswut überhaupt soweit fortschreiten konnte."

     

    Merken Sie etwas? Sie ist so wunderbar, die Gnade der späten Geburt bzw. die Gnade, am richtigen Ort in der Welt geboren zu sein. Das Maul bekommen wir immer erst auf, wenn der Wind sich gedreht hat.

     

    Ich finde den Artikel gut, weil er EINE mögliche Facette der damaligen DDR gut beschreibt. Dieses Land hatte viele Facetten. Aber der einfache Mensch mag auch immer einfache Erklärungen. Und heutzutage im Besonderen.

     

    Bücher über die Menschen in einem Land kann man im Übrigen nur ernst nehmen, wenn der Autor das Land auch erlebt hat. Es sei denn, man heißt Karl May.

  • H
    Holzer

    Die wichtigste Frage ist doch,warum so kurz vor der Wahl Angie auf ihre Zugehörigkeit zu diversen Ostzonenjugendgruppen durchleuchtet wird!?Wird da eventuell Wahlkampf für die Rot Grünen betrieben?Nein,oder....doch nicht in einem Rechtsstaat!?

  • I
    ilon

    Gruppenratsvorsitzender und FDJ-Sekretär war nicht jeder in der DDR, das kann schon rein logisch gar nicht sein. Große sozialistische Lobpreisungen halten - aber nichts mit Sozialismus am Hut haben. Das sind leider die schlimmsten. Heuchler auf der einen Seite und Verräter auf der Anderen. Das wäre sicherlich eine große Karriere in der DDR geworden. Schade für die Autorin, dass die DDR zugrunde ging, aber sie hat sich inzwischen bestimmt auch wieder hervorragend angepasst.

    Jadoch Danke für die Ehrlichkeit - nur vielleicht schaffen sie es ja noch mal, ihre Selbstwahrnehmung zu überprüfen.

  • OH
    Otto H.Ihr Name

    Also nun mal Halblang Frau Bollwahn!

    Es hat in der DDR auch BürgerInnen gegeben, die sich anders und oppositioneller verhalten haben und sehr

    harte Folgen spüren mussten Da kann man nur sagen: Respekt! Dass Frau Bollwahn sich hier so "dicke" tut, ist völlig daneben und passt nicht in die "taz"!

  • OH
    Otto H.Ihr Name

    Nun mal halblang!

    Es gab auch DDR-BürgerInnen,die haben sich anders verhalten und denen ist es ziemlich dreckig gegangen!

    Und zum "Focus" passt so'n Gequatsche schon mal gar nicht!

  • J
    Justizia

    Eine Pfarrerstochter kann in der DDR studieren und ihren Doktor machen - warum wohl ???????

  • I
    Irmi

    Sollte Kohls Mädchen Dreck am Stecken haben, wurden ihre Akten doch längst geschwärzt, falls sie überhaupt zu finden wären.

     

    Ich bin kein Fan v. Fr. Merkel. Also entweder Fakten oder diese Schreibereien lassen nur um überhaupt was zu schreiben

  • TV
    Tom Veit

    Ich finde diese Zitate bilden die Einstellung der Autorin schön ab:

    "Abends an der Hotelbar ließen wir die deutsch-kubanische Freundschaft hochleben, indem wir uns bei Rum und Klarem Witze über Castro und Honecker erzählten. Wir verstanden uns blendend, weil wir alle wussten, wie der Hase läuft im Sozialismus."

     

    dann aber schön einschleimen:

    „In einem Dankschreiben einer Reisegruppe aus Kuba an die Generaldirektion des Reisebüros in Berlin kommt zum Ausdruck, dass ihre Tätigkeit als Reiseleiterin sehr hoch eingeschätzt wurde. Dabei zeigte sie einen festen Klassenstandpunkt, der sich besonders in Diskussionen zu politischen Fragen äußerte.“

     

    Solche Leute waren in meinen Augen noch viel schlimmer als echte Linientreue, denn die haben's so gemeint. Viele waren aber einfach nur Opportunisten. Meine Eltern waren nicht in der Partei und haben deshalb nicht studieren können, geschweige denn ein Sprachstudium (Wozu? Konnte doch eh keiner ausreisen) oder als Touristenführer arbeiten. Dafür muss man definitiv als "linientreu" gelten!

  • G
    geschichtswerkstatt

    Als Sekretär oder Funktionär der FDJ wurde man ja vorgeschlagen, vom Chef oder von anderen Funktionären, vom Kollektiv oder von anderen Mitgliedern. Und wer das nicht machen wollte, aus welchen Gründen auch immer, der mußte sich da heraus reden. Und zwar so, dass nicht der kleinste Hauch von Geringschätzung auf das sozialistische Staatswesen fiel. Auch nicht aus Versehen, aus Verlegenheit, mangels Übung oder weil unvorbereitet. Auch nicht reinfallen auf hinterlistige Suggestivfragen und Argumente, die an die persönliche Ehre gehen. Es ist ja nicht jeder ein begnadeter Kommunikator, schon gar nicht mit 16 oder 17. Ich möchte nicht wissen, wie viele gute Leute es in der DDR gab, die auf diese Weise zu ihrem ersten negativen bis staatsfeindlichen Eintrag in ihre Kader- oder Stasiakte gekommen sind. Das kann man freilich einem Wessi heute schwer begreifbar machen. Ich bin nicht einmal sicher, ob z.B. Herr Gauck das verstanden hat.

  • S
    Svener

    Recht merkwürdig, in meinem Ausschnitt der Erinnerung wurden mindestens die in den Gruppenrat gesetzt, die nicht widersprachen. Mitzumachen und im Zweifel noch vom System zu profitieren trägt ebenso viel Verantwortung wie agitieren.

     

    meine Meinung

  • V
    vic

    Ich mag Merkel nicht- unabhängig ihrer Vergangenheit.

    Den ADAC mag ich auch nicht.

  • HW
    Hubert Willmann

    Komisch, dass so viele Leute, die heute ein öffentliches Amt bekleiden oder

    in Medien arbeiten dürfen oder mit ihren Schlagertiteln in Medien gespielt

    werden möchten, dass sie so oft mit krampfhaften Pflichtübungen beteuern müssen,

    nie etwas mit der DDR im Sinn gehabt zu haben. So viel Opposition aber auch…….Ideol.Eintrittsgeld ?

    Es gehört offenbar wirklich schon Charakter dazu, Friedenserziehung, Kinderfreundlichkeit,

    gleiche Chancen für alle Kontogrößen, Antifaschismus als Staatsdoktrin , soziale Geborgenheit und reichlich andere Beispiele mit Überzeugung vertreten zu haben und sich

    nicht heute dafür heuchlerisch zu schämen. Man kann auch bei vielgelobten Satirikern darauf warten, nach ca. 3 vorsichtigen und meist auf Klamauk gedrillten kritischen Äußerungen sofort wenigstens eine der uralten Anti-DDR-Klischees aufgetischt zu bekommen.

    Aber Frau Merkels FDJ Vergangenheit muss nun wirklich kein Opferverein, kein Chefredakteur, keine schwarze Fraktion fürchten. Nicht mal Kapellen statt Bands, die

    gibt es nämlich seit Urzeiten auch im Westen. Und wer dem Papst DVD –Produktionen mit

    Furtwängler als Geste für Frieden und Toleranz überreicht, der war im FDJ Schuljahr

    zumindest nicht bei der Sache , als über die Durchhaltekonzerte der Naziphilharmoniker

    in den Zeiten des Totalen Krieges gesprochen wurde und von der Ausgrenzung jüdischer Musiker.

    Wunschkonzert für Wehrmacht und SS als Geschenk für einen kirchlichen Oberhirten…

    Da gibt es wirklich Anlass , an seiner Biografie zu zweifeln !

    Hubert Willmann

    Im DDR Staat Krankenpfleger

    u. 2X Verdienter Aktivist

  • SG
    Schöne Geschichten

    Ich denke, ich kannte die Geschichten aus Ihrer DDR-Zeit schon aus anderen Texten, zumindest die mit der Messe.

     

    Dennoch immer nett zu lesen...

  • GG
    gunnar gunnarsson

    Irgendwie beschleicht mich hier das Gefühl, dass gewisse Medien im Zeichen des Wahlkampfes mit zweierlei Maß messen.

    Oder aus welchem Grunde stellt man die Nazi-Mitläufer als wesentlich negativer dar, als jene der DDR?

    Nur weil Merkel Kanzlerin ist und die Chefredakteurin

    sich wiederholt als Steinbrück-Gegnerin geoutet hat?

    Oder muß man schon annehmen, dass auch bei der TAZ inzwischen die Merkel-Freundin Trude Springer über einen gewissen Einfluß verfügt?

    Droht sie vielleicht bereits mit einer feindlichen Übernahme?

  • TV
    Tom Veite

    Also um die von der Autorin beschriebenen Tätigkeiten auszufüllen (Sprachstudium, Reiseführerin) brauchte man meines Wissens nach schon bestimmte "Beziehungen". Außerdem war längst nicht jeder in der FDJ. Meine Eltern beispielsweise nicht, womit die Möglichkeit des Studiums passé war.

     

    Die Autorin scheint das System opportunistisch ausgenutzt zu haben, ihre Aussage, sie hatte nichts mit dem Sozialisums am Hut glaube ich gerne.

    Ich denke, dies wird wunderbar durch diese Aussage unterstrichen: "...indem wir uns bei Rum und Klarem Witze über Castro und Honecker erzählten. Wir verstanden uns blendend, weil wir alle wussten, wie der Hase läuft im Sozialismus...". Solche Personen, die ohne Sozialisten zu sein das System stützten, sind der Grund, warum die DDR überhaupt solange überlebt hat. Denn außer der Nachkriegsgeneration war kaum jemand wirklich linientreu. Mit etwas Parteigschleime und geschachere ließ es sich aber gut leben, während andere im Knast landeten oder bespitzelt wurden.

     

    Ich schließe mich Stefan Heinz damit an: HA HA HA

  • D
    Delight

    Ich kann mir schon vorstellen, dass Frau Merken schön brav mit durchgestrecktem Rücken und verschränkten Armen im Klassenraum gesessen hat, aber das kann man jemanden nicht zum Vorwurf machen.

     

    Man könnte jetzt behaupten, dass Frau Merkel ihre Auszeichnung von diversen Altstoffsammelwettbewerben als Referenz für ihre spätere tätigkeit als umweltministerin zu Gute kamen. Wer weiß...

     

     

    Meine Einträge aus dieser Zeit attestieren mir eher weniger Schmeichelhaftes, aber die verschränkten Arme waren eben auch nicht so mein Ding.

  • SG
    Schmidt Georg

    mal so nebenbei zZ sind ungefähr 18.000.000 im ADAC, aber meist Erwachsenen, 18 von 80zig Millionen !

  • H
    hans

    Die Zeiten sind seltsam geworden. Focus und Bild wettern über eine CDU-Kanzlerin, die taz verteidigt sie.

     

    Dem Artikel stimme ich übrigens zu. Immer lustig zu lesen, was für Vorstellungen manche Westdeutsche über den Osten haben. Ich kann es ja verstehen, dass Journalisten wirklich gerne irgendwas an Merkel finden würden, bringt halt Kohle und Ruhm (mit journalistischer Aufklärung hat das eher weniger zu tun). Aber die Frau ist so glitschig, die bekommen Sie nicht zu fassen. Deswegen ist ihre politik auch so nichtssagend. Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen.

     

    @Stefan Heinz: Klingt mir stark nach nicht dabeigewesen aber selbst ausgedacht. Was soll denn eine 9-jährige groß für Standpunkte vertreten? Der Lehrer wollte es, dazu gabs ein Lob, also hat man es eben aufgesagt. Als ob wir uns darüber früher Gedanken gemacht hätten, was das alles heißt und wofür es steht.

  • WD
    wehret den Anfängen

    Unabhängig in welchem politischen System man lebt, versucht fast jeder sich ein möglichst stabiles und angenehmes Leben aufzubauen. Aber die Texte, die ich in der letzten Zeit über die gesellschaftlichen Aktivitäten in der DDR gelesen habe, verniedlichen die Angepasstheit in einem totalitärem Staat. Jede sog. 'Mitte der Gesellschaft' produziert Aussenseiter um sich zu definieren und abzugrenzen. Ich denke, die Angepassten, ob im Westen oder Osten, sind nicht diejenigen, die sich um eine offene und menschliche Gesellschaft bemühen, sondern die Gegebenheiten zu akzeptieren und zu zementieren und diejenigen, die sich für Veränderungen zum 'Besseren' bemühen im besten Fall zu ignorieren. Aber Veränderungen, auch der Fall der Mauer, wurde nicht von den Mitläufern herbeigeführt. Es muss sich keiner ein schlechtes Gefühl haben, sich in der DDR ein möglichst gutes Leben aufgebaut zu haben aber die Relativierung des Mitläufertums macht den Weg frei für autoritäre Entwicklungen - sozusagen eine DDR in bunt und mit Geld.

  • F
    Frederik

    Eigentlich kann man wirklich nur Transparenz in die Vita von Frau Merkel bringen, wenn Ihre Stasiakten öffentlich zugänglich wären. Besonders der Fall Havemann wäre hier interessant. Aber die Birthler- Behörde verwaltet ja nur noch die Stasiakten von Herrn Gysi öffentlich. Wir sind schon ein toller Rechtsstaat. Die Vergangenheit wird also nur von einigen aufgearbeitet, zwecks Diffamierung.

  • S
    Stefan

    Ja ganz so einfach war es ja in der DDR nicht auf die EOS zu kommen und zudem als Tochter eines Pfarrers in der FDJ zu sein, war auch nicht unbedingt an der Tagesordnung.

  • SG
    Schmidt Georg

    nebenbei-so ziemlich alles wird schöngeredet-obs bei den Grünen oder bei den ExDDR ist, vergessen die Mauer-die Mauertoten-haben natürlich nix davon gewusst-Sommer 1977 in Plauen: wir hatten Pralinen mitgebracht-sagte die Bekannte zu ihrem Vater: schau mal die schöne Verpackung, unsere sind immer schlampig eingepackt! der Vater guckte gleich um sich, obs jemand gehört haben könnte: Bitte nicht so laut, wenn das jemand hört!

  • J
    JDi

    Ich finde diesen Erklärungsversuch - das haben ja alle so gemacht - relativierend und schwer erträglich. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Man gehe einige Jahre weiter in die Geschichte zurück und stelle sich vor, dass die Parteimitgliedschaft oder gar SS-Mitgliedschaft heutzutage(!) damit gerechtfertigt würde, dass das einfach damals so dazugehört habe. In jedem diktatorischen Regime gibt es Zwänge auf Menschen, sich den die Diktatur tragenden Organisationen anzuschließen. Ich ziehe den Hut vor denjenigen, die diesen Zwängen widerstanden haben und persönliche Nachteile in Kauf genommen haben. Ich kenne einen Fall persönlich, in dem ein gute Schülerin - weil sie sich hat konfirmieren lassen - von einem höheren Bildungsabschluss in der DDR ausgeschlossen wurde. Vergangenheitsbewältigung tut auch mit Blick auf die DDR not. Unrecht muss als Unrecht benannt werden, was nicht ausschließt, dass Menschen in einer Demokratie eine zweite Chance verdienen. Die Mitgliedschaft in der FdJ stellte Unrecht dar.

  • SG
    Schmidt Georg

    naja, mein Onkel war in der HJ ungefähr so wie bei der FDJ-intressant ist allerdings die Geschichte der Jugendorg. vot/im 3.Reich bis der Zusammenschluss durchgeführt wurde, natürlich war eine Mitgliedschaft n SED Org was gaaaaanz normales, nur ist halt nicht jeder AutofahrerIn beim ADAC !

  • W
    Wessi-Ossi

    Da hat wohl jemand mit ihrer Vergangenheit Probleme und versucht sie sich schön zu reden.

  • HK
    Hans Kuckenberg

    Nun denn, kaum ein ADAC-Mitglied identifiziert sich ja auch mit der schwachsinnigen Parole "Freie Fahrt für freie Bürger".

    Ironie off.

  • P
    Paul

    Irgendwie komisch, Frau Bollwahn, seit 1990 bin ich nur noch von Widerstandskämpfern und -kämpferinnen umgeben. Manche haben so heimlich widerstanden, dass sie es nicht mal selbst gemerkt haben.

    Sie sollten sich mal dem Gedanken nähern, dass Sie sehr wohl ein Rädchen im System waren. Diese Erinnerungslücken sind zwar sehr verständlich aber doch wenig hilfreich.

    Ab wann war man denn Ihrer Ansicht zufolge ein Rad im Getrieben? Hätte sich also am besten öffentlich zu entschuldigen?

    Dass die Zahl der Westdeutschen, die die DDR einigermaßen verstehen, sehr überschaubar ist, ist allerdings zweifellos richtig.

  • WA
    wem auch immer

    auch ich war schon immer gegen das ddr-system,

    ich habe den namen "Honecker" immer mit doppel-n

    geschrieben. das zweite n stand für "NEIN"

  • O
    ostzone

    hat da jemande ein schlechtes gewissen? erinnert mich an die fraktion die seit anfang der '90 nicht ihre akte, stasiakte einsehen möchten. begründung:ich möchte das garnicht wissen, so schlimm, wenn mich engste mitmenschen überwachten. ein großteil dieser leute, die ich kenne, konnte von einem kreis akteninformationaustauschender, in unserem falle und nur für uns, intern, als unsere "überwacher" erkannt werden. so im verlauf der letzten 2 jahrzehnte. das kapitel ist lange noch nicht abschließend geklärt und von b.w. unsensible, beinahe p-ostzonal verklärt. weil es eben auch nicht nur um stasi geht, wie bei den nazis nicht nur um ss und kz's. in der ss zu sein war ja bis mai 45 auch ganz normal.

  • H
    Hans

    *gähn* Was ein belangloser Jubelartikel.

     

    Leute, da haben zwei Journalisten von Welt und Bild eine Biographie über Mutti geschrieben. Was soll man da erwarten? Investigativen Jounalismus, vielleicht sogar die verschwundene Akte zu IM Erika?

     

    Nein, Frau Bollwahn, langweiligen Klaqueur-Scheiß. Und sie schließen sich für die taz an.

  • A
    anke

    Wäre Angela Merkel nicht einst Helmut Kohls "Mädchen" gewesen, wäre ihr das amüsierte Grinsen womöglich schon vergangen. So "korrekt" nämlich kann kein Mensch in seiner Wortwahl sein, dass nicht "interessierte Kreise" dankbare Abnehmer für die seltsamen Blüten finden würden, die ihr grenzenloser Geltungsdrang mitunter treibt. Wo jedes alte Foto eine "Leiche" ist, weil die große Mehrheit nicht nur der Bild-Leser sich lieber auf Befehl künstlich erregt als selber zu denken, muss man schon ein ziemlich dickes Fell haben, wenn man öffentlich auftreten und dabei nicht verrückt werden will. Dass die Herrschenden das "Volk" nicht ernst nehmen, hat verschiedene Gründe, scheint mir.

  • K
    Konrad

    Ich stimme (als Wessi) der Autorin völlig zu: Diese Obsession ein FDJ-Wimpelchen in der Biografie ehemaliger DDR-Bürger zu finden ist unwürdig. Übrigens finde ich dass auch bei Gregor Gysi lächerlich. Freilich hat er an den Sozialismus geglaubt und konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Gesellschaftskonzept Unfreiheit, Militarismus und Massenarmut produzieren kann. Deshalb engagierte er sich mit besten Absichten. Ihm dies heute vorzuwerfen ist einfach überheblich. Hätten wir Westdeutschen uns alle so toll unter Bedingungen der Diktatur verhalten? Ich hoffe es bei mir - aber das ist ja leicht dahergeredet, wenn man nie solchen Zwängen ausgeliefert war.

     

    Beste Grüße

  • SH
    Stefan Heinz

    komisch, bei uns in der Schule haben im Regelfall nur die Angepasstesten eine Auszeichnung nach der Nächsten erhalten. Die Funktionen des Elternhauses waren dabei natürlich auch nicht unerheblich. Aber Gruppenratsvorsitzende und niemals einen Klassenstandpunkt in einer offiziellen Runde vertreten ? ! Ha Ha

  • SL
    Simon Lange

    Der Artikel bedient soviele Klischees und verlangt soviel Vorschussvertrauen...

     

    Kurzinhalt: 2 "Westler" spekulieren, 1 "Ossi" verteidigt.

    Und weil der "100 Prozent" Werdegang der Merkel mit der Autorin dieses Artikels vergleichbar ist, muss Merkel unschuldig sein. Eine andere These könnte aber auch sein dass die Autorin ggf. ebenso "schuldig" ist, denn der Beweis könnte ebenfalls derselbe Vergleich zur Merkel'schen "100 Prozent Vita" sein. Dass man dann ausgerechnet bei der taz landet könnte eine böse Zunge ebenfalls als Indiz für ein Resultat erfolgreicher jugendlicher Indoktrinierung nehmen. Oder auch nicht, denn es arbeiten sicher auch "Wessies" in der Redaktion.

     

    Und nun? Hat der Artikel irgendwelche neuen Erkenntnisse gebracht? Nein, denn alle Thesen und vermeintlichen Verteidigungsargumente sind bei nähere Betrachtung nichts davon.

     

    Also bleibt alles beim alten.

     

    "2 Wessis" schreiben über nen "Ossi".

     

    Gähn