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Zeit-Geschäftsführer über freie Autoren„Die meisten sind gut drauf“

Der „Zeit“-Verlag verdient gut, freie Autoren profitieren davon aber nicht wie gewünscht. Geschäftsführer Rainer Esser meint: Für „Die Zeit“ arbeiten, macht Freude.

Für ein 6.000-Zeichen-Porträt zahlt „Die Zeit“ freien Autoren 350 Euro, für ein 10.000-Zeichen-Interview 500 Euro. Bild: soulcore/photocase.com
Interview von Silke Burmester

sonntaz: Herr Esser, Sie dürften zusammen mit dem Geschäftsführer von Landlust zu den am meisten Beneideten der Branche gehören. Seit 2003 hat sich der Umsatz Ihres Verlags mehr als verdoppelt. Wie haben Sie das erreicht?

Rainer Esser: Die Chefredaktion, die Redaktion und auch der Verlag haben geholfen, Die Zeit stärker zum Glänzen zu bringen. Wir haben die Zeitung in unserer Zielgruppe, das sind die Engagierten und Klugen, mit vielen guten Themen, großartigen Autoren und sehr viel Präsenz in der Öffentlichkeit stärker gemacht und verankert. Und wir haben um Die Zeit eine Familie aus Dienstleistungen und zusätzlichen Angeboten für unsere Leser aufgebaut.

Der Zeit-Verlag hat Bücher, Weine, Reisen, Schülercamps und Konferenzen im Angebot. Von 154 Millionen Euro Umsatz, die der Zeit-Verlag im Jahr 2012 erwirtschaftete, machten diese Nebengeschäfte 36 Millionen aus. Wo sehen Sie noch Lücken?

Wir entwickeln uns fortwährend weiter, und es gibt immer neue Ideen. Zuletzt den Schülercampus und die Fußballseite. Vor etwa zwei Jahren haben wir mit Zeit Leo ein Magazin für Kinder herausgebracht, in Kombination mit der Kinderseite im Blatt. Die logische Folge war: Es gibt viele Eltern, die wollen mal allein wegfahren, aber ihre Kinder sicher untergebracht wissen. Also bieten wir ein Schülercamp an, in dem sie lernen und spielen. Jetzt haben wir das Camp um Abiturvorbereitung erweitert. Wir schauen fortwährend, wie wir Menschen, die Die Zeit lesen, in bestimmten Lebenssituationen helfen können.

Sie helfen, indem Sie ein Schülercamp in Bad Godesberg mit 40 Unterrichtsstunden für 1.895 Euro anbieten.

Es sind aufwendige Programme mit unterschiedlichen Preisen.

Diesen Text lesen Sie in der taz.am wochenende vom 15./16. Juni 2013. Darin außerdem: „Der Krisenmigrant: Eric Vázquez Jaenada ist weg aus Spanien. Hauptsache Arbeit! Also nach Deutschland.“ Der Schriftsteller Andreas Altmann über seine Getriebenheit und seinen Lebenshunger. Und: Deutsche Whistleblower kommentieren die Datenspionage des US-Geheimdienstes NSA. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Sie sagen, Qualitätsjournalismus ist die Basis für den Erfolg. Meinen Sie damit, dass die Leser einen guten Gegenwert für ihre 4,50 Euro bekommen?

Zum Qualitätsjournalismus gehört eine auch zahlenmäßig gut ausgestattete Redaktion. Vor zehn Jahren arbeiteten bei der Zeit gut 100 Redakteure. Heute haben wir mit der Onlineredaktion zusammen 207 Redakteure. Die Redakteure müssen ausreichend Zeit und Mittel haben, Themen zu bearbeiten. Es muss ein Klima des vertrauensvollen Kritisierens da sein, um sich gegenseitig anspornen zu können. Ich glaube, dass uns das gut gelingt und unsere Leser dies merken.

Alle jammern, der Qualitätsjournalismus gehe den Bach runter. Was können Sie als Geschäftsführer tun, um ihn zu sichern?

Dass er den Bach runtergeht, dem stimme ich ausdrücklich nicht zu. Was unser Haus angeht, kann ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen zusammen einiges machen, damit der Qualitätsjournalismus weiterblüht. Der Verlag muss schauen, dass die Redaktion möglichst viele ihrer Ideen umsetzen kann. Dafür braucht sie Unterstützung. Und ich meine nicht nur Geld. Der Verlag ist der oberste Diener der Redaktion.

Wenn man als freie Journalistin mit Zeit-Redakteuren über Honorare und Spesen spricht, meint man, es mit sehr, sehr armen Menschen zu tun zu haben, die gern mehr zahlen würden, es aber nicht können. Passt das zu der wirtschaftlichen Situation Ihres Hauses?

Wenn Sie das so schildern, klingt es tatsächlich traurig. Aber ist Ihnen bewusst, dass Die Zeit eine der wenigen Zeitungen ist, die entgegen dem Trend ihre Redaktion stark ausgebaut haben und heute deutlich mehr ausgeben für Gehälter, Pauschalen und Spesen als vor zehn Jahren?

Die Zeit berichtet häufig über Themen wie Fair Trade oder Generation Praktikum. Die Bedingungen aber, unter denen Die Zeit entsteht, stehen dazu im Gegensatz. Für ein 6.000-Zeichen-Porträt zahlen Sie freien Autoren 350 Euro, für ein 10.000-Zeichen-Interview, für das man mindestens drei Tage braucht, 500 Euro.

Das ist das absolute Mindesthonorar, das aber häufig überschritten wird. Die meisten Zeitungen, insbesondere taz, Süddeutsche oder Frankfurter Rundschau, zahlen weniger.

Ihre Beispiele sind Tageszeitungen, das muss man unterscheiden. Die taz hat nur ein sehr geringes Budget. Sie aber vermelden einen Umsatzrekord nach dem nächsten. Für einen Onlinetext zahlen Sie bei 8.000 Zeichen 120 Euro. Das ist Bangladesch. Die Produktionsbedingungen stehen in krassem Widerspruch zum Image. Das kann Ihnen als Geschäftsführer doch nicht egal sein.

Was in Bangladesch passiert, ist so kritisch und menschenverachtend, dass es in diesem Zusammenhang zynisch und unpassend ist. Sie werden kaum einen Verlag finden, der sein Redaktionsbudget so stark ausgebaut hat wie wir. Und wir haben unser Gesamtbudget für Freie – auch dies im Gegensatz zu fast der gesamten Branche – nicht reduziert. Auch dieses Budget ist über die letzten zehn Jahre ordentlich gestiegen.

Beispiel E-Book: Da verwerten Sie bereits erschienene Texte, auch von Freien. Sollte über den Verkauf der Break-even-Point überschritten werden, gibt es 5 Prozent vom Verkaufspreis, also 15 beziehungsweise 25 Cent. Die sollen sich die beteiligten Autoren teilen.

Bei der Zweitverwertung von Texten sind 5 Prozent vom Verkaufspreis ein sehr üblicher Preis.

Oder Tempus Corporate, Ihre Kundenzeitschriften-Sparte, die seit 2010 existiert. Sie haben es in der kurzen Zeit geschafft, es sich mit sehr vielen, sehr guten Freien zu verderben. Etwa indem Sie bei einem Magazin von einer Ausgabe zur nächsten das Honorar, das freie Autoren für eine Seite bekommen, um ein Viertel gesenkt haben.

Bei den vielen Projekten, die wir neu starten, beginnen wir immer bescheiden und schauen dann, wie es sich entwickelt. Das klappt viel besser als mit einem Big Bang. So auch bei Tempus Corporate. Der Corporate-Markt ist sehr gut besetzt. Wenn wir als Newcomer etwas starten, hat der Markt nicht auf uns gewartet. Sie werden mir zustimmen, dass wir auch bei Tempus Corporate nicht ausschließlich pro bono arbeiten sollten. Deshalb dürfte es in diesem Zuge auch Neuverhandlungen mit Autoren gegeben haben. Aber besser, wir starten ein neues Geschäft und zahlen Preise, die nicht jedermann gefallen, als dass wir überhaupt nichts machen und niemandem in dieser bedrängten Branche etwas zahlen können.

Aber Sie verdienen doch sehr gut. Sie machen bei 154 Millionen Umsatz eine Menge Gewinn.

Freuen Sie sich mit uns, dass es Verlage gibt, die weiterhin mit Qualitätsjournalismus viele Leser erreichen und in ihre Redaktion und in das Gesamtangebot für ihre Leser investieren.

Wenn die Gewinne so toll sind, ist das nicht der Moment, in dem ein Geschäftsführer die Verantwortung fühlen müsste, die Personen, die ihn mit erwirtschaften, daran teilhaben zu lassen?

Aber sicher. Deshalb gibt es auch gute Gehälter im Haus und viele außerordentliche Zahlungen. Und deshalb haben wir heute auch fast doppelt so viele Kolleginnen und Kollegen im Haus als vor zehn Jahren.

Aber wir reden über die Freien.

Aus vielen Freien, die für Die Zeit gearbeitet haben, sind später Festangestellte geworden. Vor zehn Jahren hatten wir 280, jetzt haben wir um die 520 Festangestellte. Die machen keinen ausgebeuteten Eindruck. Die meisten sind gut drauf und gut gelaunt. Für Die Zeit zu arbeiten, macht sehr viel Freude.

Wenn Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo käme und mehr Budget wollte, weil es nicht zu rechtfertigen sei, die Freien – auch die Onlinekollegen und die Fotografen – so schlecht zu bezahlen: Würden Sie ihm dann mehr geben?

Vermutlich wissen Sie es noch nicht, aber unsere Branche ist sehr unter Druck. Jedes Jahr kommt anders. Die Anzeigenerlöse sind sehr volatil. Einfach zu sagen, hier sind ein paar Millionen mehr, so stellt sich Klein Erna die Verantwortung eines Zeitungsgeschäftsführers vor. Aber, ich gebe zu, Sie haben ein sehr wichtiges Thema angesprochen, das mich auch bewegt.

Dann dankt Klein Erna dem Onkel für das Gespräch.

ist Mitglied bei Freischreiber, dem Berufsverband freier Journalisten, und schreibt unter anderem auch für

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

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29 Kommentare

 / 
  • V
    volatil

    Und das ist echt kein fake?

    Nicht schone wieder der Wallraffen Günter?

     

    So viel Geschäftsschädigigung auf'n Dutt

    is ja selten!

    Und das hat dieser Stammler noch anschließend

    redigiert? Auhauerha.

    Dieses Volatil-Gemenge (flüchtige Magmenbestandteile (hauptsächlich Wasserdampf)

    dürfte die ohnehin hohe Rotationsgeschwindigkeit

    J.M.M.'s ins Astronomische steigern.

     

    In der Sache.

    Da ich seit Frau Dönhoff( Sponsering des Fremdwortdudens)

    und Helmuth Schmidt(Schnauze!)-Ranwanzer Theo Sommer

    ( "Helmuth, du wirst dich nicht erinnern…") diese Postille

    in nachbarlicher Freundschaft nur noch gelegentlich anblätter,

    weil der die taz geklaut hat,

    ist mir die "Odolisierung" der ZEIT glatt entgangen.

     

    Odo?l - ja, doch, doch, klar!

    dieses Mundwässerchen - gegen schlechten Atem!

    Eines der ersten im damals noch Deutschen Reich nach allen

    Regeln modernen amerikanischem Marketings

    am Markt plazierten Produkten.

    Natürlich mit allseifendem PR ( hieß nur noch nicht so).

     

    Glänzende Führungen durch die auf das modernste

    ausstaffierte Firmenanlage mit Produktpalette vorne,

    Labeling, Branding, kundenorientiertes Qualitätskontrollmanagement hinten;

     

    blieb im Besucherstrom aber doch noch eine Frage:

    "…öh,hem, ja, in der Tat, sehr schön, eindrucksvoll, grandios;

    aber - mit Verlaub - wozu dient diese leider etwas unansehnliche

    Bretterhütte da am Rande?"

    " Oh, da kann ich Sie beruhigen; auch uns ist das grad

    ein Dorn im Auge und die ist beim nächsten Renoving

    an erster Stelle; jawoll! betrachten Sie es bitte,

    als schon geschehen!

    öh, ja, dort wird unser Spitzenprodukt finalisiert!"

     

    Tja - so in etwa!

    - nach der Focussierung des Spiegel

    hat auch diese Fischeinwickel-Gazette mächtig aufgeholt;

    ähnlich WDR ( Verwaltung mit Sender):

    - DIE ZEIT - ein unverdaulicher Gemischtwarenladen

    mit angeschlossener Redaktion für die Essersche Zielgruppe.

     

    Gewiß. Eine Spreche ist ja keine Schreibe

    - aber gut, daß Herr nicht in der Redaktion rumonkelt;

    Klein Erna hat recht - schlimmer Finger das.

     

    Denn als Wolfgang Neuss damals als Schlachter

    sagte:"…hat hier jemand ein schädliches

    Schlafmittel weggenommen…?"

    meinte er die FAZ!!

    Das waren noch ZEITen!!

  • A
    alliance79

    Sehr geehrter Herr Esser,

     

    als Zeit Leser möchte ich mich vorab einmal bedanken. Auch wenn es nach so vielen Tagen noch unwahrscheinlich ist, das sie meinen Dank auch tatsächlich lesen werden.

     

    Denn sie haben Recht, ich gehöhre zu den Engagierten und Klugen Leistungsträgern Deutschlands. Die anderen auf die dies weniger zutrifft (mutmaßlich wohl Spiegel, FAZ und SZ Leser) haben sicher auch ein paar positive Eigenschaften, aber Zeit Leser sind einfach die aller besten.

     

    Vielen Dank also nochmal dafür. Fühle mich gleich viel mehr lieb gehabt und wertgeschätzt als vor ihrem Interview.

    Ursprünglich wollte ich mein Zeit Abo zwar kündigen, aber das bringe ich jetzt aus Gewissensgründen einfach nicht mehr übers Herz. (Sie schelm Sie ;) )

     

    Apropo Gewissen. Finde es völlig korrekt von Ihnen das sie auf den Vorwurf der Lohndrückerei eines Teils ihrer (freien) Mitarbeiter, argumentieren das sie die anderen (richtigen!) Mitarbeiter doch ganz gut entlohnen.

     

    Man muß den einen nur richtig fair Knete für ihre Arbeit geben, dann darf der Rest ruhig unterbezahlt vor sich dahinvegetieren. Des einen Glück, rechtfertig des anderen Pech. Klasse!

     

    Finde es ebenfalls klasse, das sie hier so spotan und frei ein Interview gegeben haben. Normalerweise liest man ja bei 90% aller Interviews, von PR Beratern überarbeiteten Antworten und denkt sich das kein Mensch so künstlich gedrexelte Kommentare von sich gibt.

    Bei ihnen ist es ganz anders. Sie legen noch selber Hand an um ihr eigenes Interview im Nachhinein noch authentischer wirken zu lassen.

     

    Ihr fünft ergebenster Leser

     

    MfG

     

     

    Kleine Anmerkung ohne Sarkasmus. Den Kommentarteil von ZO finde ich persönlich ziemlich gut. Die Zensur erwischt schließlich zu gefühlten 90% irgendwelche rassistisch motivierten Kommentare.

    Viel merkwürdiger finde ich im gegenzug so manche Redaktionsempfehlung...

  • IN
    Ihr NameJörg Peters

    @ Rainer Esser: Wider besseres Wissen schreiben Sie "wider besseren Wissens". Wer weiß, was Sie ansonsten noch wider besseres Wissen so von sich geben.

  • FH
    Fridolin Hinterhuber

    Lang,lang ist's her....Aus der "Zeit" ist ein Blatt für kluge Betuchte geworden,trotz Helmut Schmidt,der sich besser aufs Altenteil zurückziehen sollte,eine Art Intelligenz-Kampfblatt pro CDU/FDP.Am lustigsten finde ich allerdings die Kommentarspalte der Online-"Zeit".Dort betätigen sich - m.E. einmalig in der deutschen Presselandschaft - regelmäßig Zensurredakteure,die wie viktorianische Gouvernanten,die Leser zurechtweisen,deren Kommentare nicht der doch sehr eigenen Etikette zu entsprechen scheinen.Das ist nur lächerlich;man könnte sich diese Art der Benimmzensur eigentlich eher beim Proloblatt mit den vier Buchstaben vorstellen als bei einer Zeitung,die ihre Klientel unter den deutschen Intelligenzwundern sucht.

  • C
    Christoph

    Mal ehrlich: warum diese Aufregung? Es zwingt doch niemanden einen freien Journalisten fuer die ZEIT oder sonstwen zu schreiben. Die Konditionen sind kein Geheimnis; es wird niemand im Nachhinein ueber den Tisch gezogen. Wenn es Autoren gibt die bereit sind fuer solche Summen Artikel und Interviews zu liefern - und die gibt es ja offensichtlich - dann ist das deren gutes Recht. Es kann doch nicht Aufgabe eines Verlags sein durch Honorare oberhalb des Marktpreises als Sozialamt fuer freie Journalisten zu agieren.

  • CT
    Christophe T.

    "Bei der Zweitverwertung von Texten sind 5 Prozent vom Verkaufspreis ein sehr üblicher Preis."

     

    Da fragt man sich als Laie natuerlich sofort : wer kassiert die 95%?

  • M
    MachIchnicht

    Was sollten wir daraus lernen? Freie, schreibt nicht für die Zeit. So lange die Essers dieser Welt immer noch Deppen finden, die unterpreisig arbeiten, wird auch unterpreisig bezahlt.

  • G
    gesche

    würde mich nicht wundern, wenn herr esser drückerkolonnen für die zeit betreibt und das ebenso eloquent verteidigt: "die sind gut drauf, und außerdem arbeiten sie ja für die zeit"

  • G
    gesche

    danke für dieses aufklärende interview! selbst zu 80% bearbeitet (wat ne peinlichkeit) sind die aussagen des herrn esser immer noch *mega-peinlich*.

     

    @dave: welche rolle sollte das denn spielen? gerade der vergleich, dass für online nur mini-löhne gezahlt werden, zeigt doch noch zusätzlich, wie ungerecht die online-schreiber*innen behandelt werden.

  • Z
    zapf

    ich bin immer um die wirtschaftliche weiterexistenz medienschaffender besorgt ,die in der öffentlichkeit über ihre wirtschaftliche situation und über auftraggeber- undverlagsgepflogenheiten berichten

     

    ich denke ,dass dies potentielle auftraggeber abschreckt,denn ein breites kreuz is in chefredaktionen und geschäftsleitungen,egal wo,mangelware

     

    zu zeiten,in denen die unternehmensspenden für parteien vor der wahl zurückgehen und dafür die s c h e i n anzeigen und spots für die medienhäuser durch unternehmen ,verbände,lobbyorganisationen zunehmen,fligen auftragssperren tief

     

    also ,meine hochachtung a b e r

    gehts nicht auch diplomatischer

  • E
    Ean

    @ Silke Burmester: mich würde mal interessieren, was die TAZ für dieses Interview an Sie gezahlt hat.

  • M
    minski

    500 Eur klingt gut, aber dafür recherchiert man, falls man ein Thema frei anbietet auch 5-10 Themen vor von denen dann eines genommen wird. Es kommen also gute 2 Tage für Recherche drauf und dann kommen noch Phasen in denen man gar nichts losbekommt. Würde ich meine Sätze als Fotograf auf eine Vollbeschäftigung hochrechnen, wäre es ein tolles Leben. So reicht es zwar für die Kameraausrüstung und "einfache" Lebenskosten, aber übrig bleibt am Ende des Monats eigenlich nie etwas.

  • D
    DAve

    @Silke Burmester. Was ich noch nicht wirklich verstanden habe: Haben Sie nun im Interview über das "Zeit Magazin" und die dort gezahlten Honorare gesprochen oder nicht? Denn wenn dies so ist, hat Esser nicht ganz unrecht. Schließlich kann man ja nicht ein Themenbereich einfach rauslassen, nur weils einem nicht in die These passt. Oder sehen ich das falsch?

  • MS
    M Schneider

    @ Wendy Gondelntrauertragen:

    Was Sie beschreiben ist PR, nicht unabhängiger Journalismus. Muss man gar nicht verteufeln, legt aber das Problem sehr klar dar: Für den "richtigen" Journalismus, der einer Gesellschaft und der Demokratie dient und eine Funktion in ihr hat, zahlen die Verlage (wie im Interview offengelegt) schlecht, sehr schlecht. Für (andere) kommerzielle Interessen ist durchaus einiges Geld da. Das halte ich für ein Problem, das übrigens nicht damit zu tun hat, ob ich "gut drauf" bin...

  • WG
    Wendy Gondelntrauertragen

    @torsten: sorry, aber ich frage mich, in welchen honorar- und agenturwelten du lebst. jemand, der als freier für eine mercedes-online-kampagne unter vertrag genommen wird, kriegt dafür in der tat mindestens 500 euro: PRO TAG!

    du ignorierst außerdem das wesen an sich nicht: du kannst eben den stundenlohn, der sich aus 500/3 berechnet, NICHT auf den ganzen monat hochrechnen, weil ein freier journalist eben nur in der theorie und im ideal JEDEN tag in seinem berufsleben mit bezahlten aufträgen verbringt.

  • J
    jurine

    An adda und Torsten,

     

    von 500 Euro für drei Tage á 8 Stunden Arbeit können nur die Selbstständigen/Freien leben, die von Bilanzen keine Ahnung haben, die nicht wirtschaftlich, zukunftsweisend denken oder sich dem verschließen. Die vielleicht keine Altersvorsorge, Krankenversicherung, Fortbildung, keinen Urlaub einkalkulieren.

    (Von der Verantwortung für eine Familie wollen wir mal gar nicht reden.)

     

    Ich empfehle auf jeden Fall mal ein Seminar "Existenzgründung" oder ein Coaching zu Businessplänen, zum Bilanzieren .... ect.

     

    Journalist sein, Fotograf sein, ist ein Beruf wie jeder andere. Oft fließt in die Diskussion um Honorare eine romantische Verklärung der Umstände der Arbeit ein. Auch die "Freude", die Herr Esser anspricht, erweckt so einen Anschein. Freude empfindet auch meine Mutter, die im Krankenhaus arbeitet und dafür sehr gut bezahlt wird.

     

    Beste Grüße

  • MS
    M Schneider

    Schnell mal, rascheldi raschelda, die Abrechnung für das letzte Interview rausgesucht, dass ich geführt und die ZEIT (die großformatige, nicht das Magazin) abgedruckt hat: 320 Euro netto für 803 Wörter, 5424 Zeichen. Frau Burmester schreibt nicht wider Ihr Wissen, nicht gegen meins, vermutlich nicht gegen das anderer freier Journalisten, sondern höchstens gegen das des Geschäftsführers. Was eine schöne Peinlichkeit für Herrn Esser ist - aber die hat er sich, wie hierzulande fast jeder Verlagsmanager, redlich verdient. Danke, Frau Burmester, für dieses viel Klarheit schaffende Interview!

  • SB
    Silke Burmester

    Leider hat Herr Esser bei der Veröffentlichung meiner Honorare für das Zeit Magazin vergessen, zu sagen, was ich aktuell für Artikel in "Die Zeit" bekomme: Potrait eines Künstlers in England, Recherche, ihn einen Tag begleiten, zwei Tage schreiben (Anreise nicht mit gerechnet, ich war schon da), 12.000 Zeichen 700 Euro. Kommenden Donnerstag ist ein 15.000 Zeichentext im Blatt, fünf Tage Reise, je ein Tag für An- und Abreise, 2,5 Tage schreiben,also gut 9,5 Tage - erfahrungsgemäß 800-900 Euro.

  • SB
    Silke Burmester

    Zu dem Kommentar von Herrn Esser möchte ich richtigstellen, dass im Gespräch davon die Rede war, dass das Zeit Magazin sehr gut zahlt. Da es hier nichts zu Meckern gibt, kommt es im gedruckten Interview nicht vor.

     

    Herr Esser sagt: "Sie hat wider besseren Wissens, um den Spin ihrer Geschichte zu erhalten, die Dinge verzerrt dargestellt."

    Dazu möchte ich feststellen, dass ich überhaupt nichts verzerrt dargestellt habe.

    Es war Herr Esser, dem das Gespräch zur Autorisierung vorlag und der dann etwa 80 Prozent aller seiner Antworten überarbeitet hat.

    Ich habe, auch nachdem mir "die neue Fassung" vorlag, nichts gedreht und auch meine Fragen nicht verändert.

    Mir Verzerrung und Scheinheiligkeit vorzuwerfen ist eine absolute Frechheit.

  • S
    Stefan

    Mag sein, dass Frau Burmester für ihre Texte mehr bekommt, aber insbesondere die Honorare von Zeit Online für Beiträge von Freien sind angesichts des Aufwands völlig inaktzeptabel - es sei denn, man arbeitet auf Sparflamme.

     

    Für mich war das ein Grund, nicht mehr für Zeit Online zu schreiben, obwohl ich Inhalt und die Redaktion sehr schätze. Solche Honorare kann sich kein freier Journalist leisten, es sei denn, er macht das nebenberuflich.

     

    Außerdem, was soll die folgende Aussage: "Aber besser, wir starten ein neues Geschäft und zahlen Preise, die nicht jedermann gefallen, als dass wir überhaupt nichts machen und niemandem in dieser bedrängten Branche etwas zahlen können."

     

    In dieser bedrängten Branche gibt es durchaus Mitbwerber, die gute Honorare zahlen. Insofern heißt es richtig: "Besser WIR machen das Geschäft und zahlen schlechte Preise als dass ANDERE das Geschäft mit guten Preisen machen."

  • G
    gosu

    @ Torsten

     

    500 Euro brutto für einen freien Redakteur sind eine ganz andere Nummer als für einen Angestellten. Als Selbstständiger bleibt da nicht mehr viel von übrig. Vom Risiko mit dem Text abgelehnt zu werden oder Ungewissheit über neue Projekte mal ganz zu schweigen.

  • S
    Sean

    @Thorsten Die Ausbeutung der Webdesigner auf der einen Seite rechtfertigt also die Ausbeutung der freien Journalisten auf der anderen? Ich mache mal als freier Webdesigner eine kleine Rechnung auf:

     

    Miete + NK in Hamburg, 65 qm Wohnung, Schreibtisch im Schlafzimmer: 650 EUR (7,50/qm)

    Lebensmittel, Haushalt, Wasser, Strom: 500 EUR

    Kleidung, Medien, Sonstiges: 200 EUR

    Krankenversicherung: 400 EUR

    Altersvorsorge: 200 EUR

    Transport/Reisen: 200 EUR

    Telefon und Internet: 100 EUR

    Sonstiges: 100 EUR

     

    Macht zusammen monatliche Ausgaben i.H.v. 2300 EUR, und das ist schon sehr konservativ gerechnet (kein extra Büro angemietet, keine Putzhilfe, keine Extravaganzen wie schick essen gehen, von Urlaub ganz zu schweigen).

     

    Diese 2.300 EUR müssen monatlich reinkommen  – nach Steuern. Das bedeutet, es müssen Aufträge i.H.v. 5000 EUR oder mehr im Monat regelmässig erarbeitet werden, oder, bei einer sehr theoretischen 40 Std Woche und den bei Angestellten üblichen 22 Arbeitstagen, daß die Arbeitsstunde mindestens 28,40 verkauft werden muss.

     

    Das klingt auf den ersten Blick vielleicht ja gar nicht sooo dramatisch, man verliert aber leicht aus den Augen, daß es utopisch ist, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat komplett gebucht zu sein als „Freier“. Üblicherweise geht man unter Optimisten von 14 verkauften Tagen im Monat aus, da wären wir dann schon bei einem benötigten Stundensatz von 44,64 EUR.

    Wenn wir jetzt noch gelegentlich notwendige Anschaffungen wie einen neuen Rechner oder Softwareupdates mit einkalkulieren und bedenken, daß jeder irgendwo anders als in Balkonien verbrachte Urlaubstag doppelt kostet, weil kein Geld reinkommt während man am Strand liegt, dann wird schnell klar, daß das süße Freiberuflerdasein durchaus seine salzigen Seiten hat. Von den im Voraus fälligen Umsatzsteuerzahlungen, die man ja irgendwo rumliegen hat und Kunden, die ihre Rechnungen erst nach Drohung mit dem Gerichtsvollzieher sechs Monate nach Rechnungsdatum zahlen, will ich gar nciht erst anfangen.

  • RE
    Rainer Esser

    Bevor sich noch mehr TAZ Leser über die Behauptungen von Silke Burmester echauffieren: Silke Burmester weiß bestens, dass die ZEIT in der Regel deutlich besser zahlt als sie in ihrem Interview behauptet hat. Sie selbst hat für ihre Artikel im ZEITmagazin Honorare zwischen 1.300 Euro und 2.000 Euro erhalten für 9.800 bis 19.800 Zeichen.

     

    Sie hat wider besseren Wissens, um den Spin ihrer Geschichte zu erhalten, die Dinge verzerrt dargestellt. Ob solche Scheinheiligkeiten den berechtigten Forderungen von freien Autoren nach angmessener Vergütung dienen?

  • T
    Torsten

    500€ ist der Wochenlohn für Webdesigner und Entwickler in Firmen, die für Mecerdes, McDonalds und Co. die Webauftritte basteln. 500€ für 3 Tage Arbeit, das sind bei einem 8-Stunden-Tag knapp über 20€ pro Stunde. Das ist als Lohn völlig okay und weit weg von dem, was man "Ausbeutung" nennen kann. Wenn man das auf den Monat umrechnet (vorausgesetzt, man schafft so ca. 2 Artikel pro Woche, die insgesamt 800€ bringen), macht das ca. 3200€ Brutto.

     

    Ich finde das voll okay.

     

    Was ich hier natürlich noch nicht mit eingepreist habe ist das Risiko des Journalisten, dass er 3 Tage an einem Artikel arbeitet und diesen dann nicht verkauft bekommt. Wie oft passiert sowas einem freien Journalisten? jede Woche? Einmal im Monat? im Quartal? alle paar Jahre mal? Wäre mal interessant, sowas zu wissen.

  • D
    Daniela

    Liebe® adda,

     

    500 Euro für drei Tage bedeuten einen Stundenlohn von etwa 20 Euro - brutto. Davon hat der Freiberufler Steuern zu zahlen, seine Krankenversicherung, alle Kosten für sein Büro. Für die Altersvorsorge sollte auch noch etwas übrigbleiben. Die Berechnungen diverser Berufsverbände zeigen, dass der Stundenlohn deutlich über 30 Euro liegen muss, um das alles abzudecken. Schauen Sie sich doch mal die Stundenlöhne Ihrer Handwerker an!

  • A
    adda

    Ich nehme an, es gibt da noch ungenannte Faktoren, denn für 3 Tage Arbeit 500 Euro zu bekommen (vermutlich zusätzlich noch Spesen, was nicht sowieso schon vom Presseausweis und den diversen Vergünstigungen gedeckt ist), erscheint mir traumhaft und keineswegs wie Ausbeutung.

  • K
    Kopschüttler

    "Wir haben die Zeitung in unserer Zielgruppe, das sind die Engagierten und Klugen, mit vielen guten Themen, großartigen Autoren..."

     

    Kopfschüttel!

     

    DIE ZEIT ist ein Möchtegern-Pseudointellektuelles, blasses Blatt! Gelesen von hauptsächlich Lehrern und pseudointellektuellen Grün-Sozen...

     

    Der Kommentarbereich wird regelmäßig lehrerhaft mit erhobenen Zeigefinger von allzukritischen Kommentaren gesäubert...

     

    Die Ausbeutung der freien Autoren wird auch noch gerechtfertigt.

     

    Pfui Daibel!

  • SG
    Schmidt Georg

    das könnte von meinem Chef gewesen sein-es ist doch eine Ehre für die Weltfirma zu arbeiten ! Ehrensache-Nebensache-Hauptsache-Geldsache-schrieb mal ein Künstler an den X Chef eines Theaters, die ihn auf die Ehre hinwies, in seinem Theater auftreten zu dürfen !

    • RB
      Renate Blaes
      @Schmidt Georg:

      An alle: Rechtschreibung lernen. Von Komma-Setzung habt Ihr alle wenig bis keine Ahnung. Aber sonst schon ....