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Kolumne WutbürgerHalbnackt in der Fremde

Kolumne
von Isabel Lott

Was haben Urlauber eigentlich in ihren Koffern? Am Mittelmeer tendiert der Tourist an sich zur Textilfreiheit. Das finden viele nicht gut.

Als Tourist, da lebt sich's gänzlich ungeniert. Bild: dpa

W er seinen Urlaub in einem fremden Land verbringt, will ja nicht nur im Meer planschen, essen und viel schlafen, sondern auch etwas lernen. Die Reise in ein neues EU-Mitgliedsland war in dieser Hinsicht ein voller Erfolg. Mit bildungsbürgerlichen Ambitionen fuhren wir in die nächstgrößere Stadt.

Da gab es einen alten Palast zu besichtigen, der was mit den Römern zu tun haben soll, eigentlich aber als Kulisse für Souvenirstände diente. Sonnenbrillen, T-Shirts, kitschige Kühlschrankmagneten. Und unendlich viele Batiktücher

Batiktücher, die sich leider keiner der vielen Touristen umbindet. Im Gegenteil: Sobald die Sonne scheint, wollen diese viel Haut zeigen. Stets zur falschen Zeit und am falschen Ort. Mir wird ein genauer Einblick in die verschiedenen Verfallsstadien des menschlichen Körpers gewährt, die ich so genau nicht studieren wollte.

Wolfgang Borrs
Isabel Lott

Jahrgang 1962, ist seit 2003 Fotoredakteurin der taz. Mit ihren KollegInnen aus der Fotoredaktion ist sie für die Bebilderung der Zeitung verantwortlich. Am Layouttisch prallen dann Wunsch und Wirklichkeit aufeinander. Als gute Wutbürgerin hat sie das Wort „bisschen“ aus ihrem Wortschatz gestrichen.

Die Einheimischen wollen es offensichtlich auch nicht so genau wissen und versuchen, die Leute mit Stopp-Schildern davon abzuhalten, halbnackt bei ihnen aufzukreuzen. Diese Schilder, Piktogramme mit Mann und Frau in Badebekleidung und rotem Querbalken, werden einfach ignoriert. Die meisten Urlauber haben sich nun mal dafür entschieden, ihren Urlaubsort in ein Nudistencamp zu verwandeln.

Mir war das peinlich, also bemühte ich mich in den ersten Tagen, durch beispielhaft züchtige Kleidung eine Vorbildfunktion auszuüben. Mein niedrigschwelliges Angebot an die anderen Touristen war jedoch sinnlos, zudem wurde ich trotzdem Opfer einheimischer Kollektivbestrafung: Die Angestellten in den Cafés, Restaurants und Geschäften wehren sich gegen ihre Gäste, indem sie konsequent jeglichen Blickkontakt vermeiden.

Geschlagen zog ich mich auf die Terrasse meiner Ferienwohnung zurück und machte mich erst mal frei – aber nur oben.

Eine Frage bleibt aber offen: Was packen die Urlauber in ihre gigantischen Koffer, die sie am Flughafen vom Gepäckband ziehen? Kleidung kann es nicht sein.

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11 Kommentare

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  • AM
    a Män

    Hm. Ach. In Bayern kann man hinter dem Amtssitz von Horst Seehofer nackt rumlaufen und -sitzen. Mitten in München. Vielleicht relativiert das die "Gott, was die Deutschen sich in der Fremde nicht alles erlauben"-Aufregung ein bisschen.

  • WN
    Wolfgang Nowak

    Ohje. Ein "zurück in die Steinzeit"-Artikel. Nein, falsch, damals war man pragmatischer. Also, es lebe die neue Prüderie der Angstbürger. Schwenkt die Fahne der fundamentalistischen Katholen, Islamen und Neugrünen! Nacktheit ist pfuibäh! Mensch ist böse! Natur ist Frevel!

    Hmmm.

    Da ist noch erheblich mentaler Reparaturbedarf festzustellen. Weltweit. Leider auch bei den "progressiven" Taz Lesern und Schreiberinnen.

  • P
    Pablo

    Über die spärlich bekleideten Körper mag man ja wegsehen.

     

    Aber ich weiger mich, mich auf einen Stuhl zu setzen auf dem kurz zuvor noch so ein spärlich bekleideter Körper gesessen hatte.

     

    Vor Schweiss triefend, und Sonnenöl glänzend wie eine Speckschwarte.

     

    Einfach eklig.

    • U
      unbenannt
      @Pablo:

      Ich musste auch mal mit einem Partner FKK machen. Was noch schlimmer war für mich, das ich beim Essen die die nicht mehr so straffen Brüste sehen zu müssen, oder wenn die Dinger der Männer knapp über der Stuhlkante hingen. Der Abschuss aber war, beim Einkaufen, wenn von den Herren der Schöpfung ihr bestes Stück im Salatregal hing. Na guten A.............

      • @unbenannt:

        Wieso, war der Salat nicht BIO ?

  • Jede, die sich hier über vollverschleierte Burka-TrägerInnen aufregt, sollte kapieren, daß es in anderen Ländern nicht gern gesehen wird, sich entgegen der dortigen Sitten nackt oder halbnackt zur Schau zu stellen.

     

    Die Mißachtung heimischer Sitten muß daran liegen, daß Urlaubsstimmung und Hitze den IQ rapide absinken läßt.

  • S
    Susi

    ich finde es gut, dass die Leute sich nicht einfach jede Vorschrift aufbürden lassen und einfach mal selbst entscheiden, was richtig ist.

     

    Leider, das trauen sie sich nur im Urlaub. Daheim wird dann wieder brav jeder noch so große Unsinn befolgt,

     

    Kommerz gewinnt immer, Spießigkeit auch. Jedes Fünkchen nackte Haut muss in Youtube gesperrt werden, es sei denn in Verbindung mit Werbung für ein kommerzielles Produkt. Davor müssen scheinbar keine Kinder geschützt werden, nie.

    • C
      claudi
      @Susi:

      Wie kann man so denken. Man ist in einem fremden Land, da hat man sich den dortigen Regeln anzupassen. Wer nackt rumlaufen will, soll es dort tun, wo es ausdrücklich erlaubt ist.

       

      Da hilft nur eins, die Polizei holen, die Leute anzeigen. So geht das einfach nicht. Man ist in einem fremden Land.

       

      Es scheint das Denken umzugehen, wer zahlt hat alle Rechte. Rücksichtslosigkeit und Respektlosigkeit lässt grüßen.

       

      Die ganze Globalisiererei, das ganze Multi Kulti und Gutmensch Theater ist kein Segen, eher ein Fluch, man sieht tägl. die Ergebnisse.

  • M
    Myope

    .... armselig, so ‘urlauben’ zu wollen:

    "Mit bildungsbürgerlichen Ambitionen fuhren wir in die nächstgrößere Stadt."

  • J
    Jana

    Naaatürlich. Als einzige Kulturhochhalterin in der Bettenburg am Woauchimmer-Ballermann-Äquivalent. Ist klar.

     

    Wie üblich, wenn das Geld knapp wird und auch Fotografinnen mal Texte produzieren um Zeilenhonorar zu schinden: viel Empörung, viel Unfug, viel Erfunden, wenig Erkenntnis. Aber was soll man von einer deutschen Fotografin erwarten, die nie da war, aber gehört hat, da wäre das so.

     

    Weniger RTL bitte, danke.

  • "Was packen die Urlauber in ihre gigantischen Koffer, die sie am Flughafen vom Gepäckband ziehen?"

     

    Damit die Frage nicht offen bleibt: Entwurmungspakete für die Strassenhunde, Laptop, Ersatzakkus, Schwimmbrille, Taschenlampe, Stricke, dicke Folien und eine Zahnbürste.

     

    In Sachen Beachurlaub hab ich ein ganz tolles Foto, dass zu diesem Inhalt passt: FOTO: "Das schönste am Urlaub sind die Kontraste :)

    When two cultures meet..." links oben

     

    https://www.facebook.com/Jugoslawien

     

    Hier kann man leider keine Fotos einfügen :(