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Kommentar Pädophilie-DebatteKulturkampf von rechts

Andreas Fanizadeh
Kommentar von Andreas Fanizadeh

Konservative nutzen die Pädophilie-Debatte, um den Grünen mit drastischen Unterstellungen vor der Wahl zu schaden. Die Fakten werden ignoriert.

Die Konservativen haben den Wahlsieg von Wilfried Kretschmann (l) in Baden-Württemberg noch nicht verdaut Bild: dpa

I n der Endphase des Bundestagswahlkampfs wird der Ton rauer. Die Grünen seien in Sachen Pädophilie eine „Täterpartei“, so kündigt die FAS am Wochenende auf Seite 1 ihre Titelstory an.

Der für den Politikteil verantwortliche Redakteur, Volker Zastrow, zieht sogar eine Parallele zum Umgang mit den NS-Verbrechen und behauptet in einem Kommentar: „Wenn diese Verbrechen ans Licht zu kommen drohen, kriegen die Opfer diese Macht ein zweites Mal zu spüren. Man will sie nicht hören und bringt sie zum Schweigen.“

Klingt gut, richtig antiautoritär. Aber, warum soll der Umgang der Grünen mit pädophilen Gruppen in den 1980er Jahren wirklich mit dem Verdrängen der NS-Verbrechen in Nachkriegsdeutschland vergleichbar sein? Man muss schon sehr wenig wissen, um einer solch unhistorischen Argumentation aufzusitzen. Die Grünen-Parteiführung bestreitet nicht, dass es in ihrer Gründungsphase ab 1980 auch pädophile Gruppierungen gab, die versuchten, an die alternative parlamentarische Sammlungsbewegung anzudocken.

Die ganzen 1980er Jahre waren bei den Grünen durchzogen von Flügelkämpfen, bis sich der demokratisch-reformistische Teil, bestehend aus undogmatischen Linken und Umweltbewegung, gegen alle möglichen Splittergruppen durchzusetzen wusste.

Und am Rande eben auch gegen obskure Gruppen wie die Verfechter einer angeblich freien Sexualität von Kindern und Erwachsenen. Deren Funktionäre versuchten in den 1980er Jahren bei den Grünen mitzusurfen. Die junge Partei sah sich zunächst tatsächlich als Heimat für sehr viele Minderheiten und ausgegrenzte Gruppierungen.

Eine Partei ohne Zentrum

Gemeinsamer Background waren die Kämpfe seit den 1960er Jahren, gegen den noch extrem paternalistisch geprägten Staat und seine autoritären Institutionen. Daraus resultierte wohl auch anfänglich der moralische Skrupel, die unter dem Deckmantel von Antirepression und freierer Sexualität agierenden Pädophilengruppen umstandslos auszugrenzen. Die junge Partei hatte noch kein Zentrum.

Doch dass nun ausgerechnet diejenigen, die wie Jürgen Trittin oder Daniel Cohn-Bendit die realpolitische Ausrichtung der Grünen bis 1990 durchsetzten, im Fokus der Kritik stehen, ist schwer nachzuvollziehen.

Es waren sie, die gemeinsam mit Galionsfiguren wie Joschka Fischer oder Claudia Roth die Sektierer aus der Partei drängten, neben oftmals autoritären Linken eben auch Lebensreformspinner wie die Pädophilen. Dies ist alles gut dokumentiert. Doch es ist Wahlkampf, und die CDU hat vor allem in Baden-Württemberg ihre spektakuläre Wahlniederlage gegen die Kretschmann-Grünen nicht verdaut.

Staatsanwaltschaft findet nichts Verwertbares

Kein Wunder, dass hier die Kampagne gegen Cohn-Bendit im Frühjahr seinen Ausgangspunkt nahm. Und bis heute fortdauert. Obwohl er seine pädophiliefreundliche Schrift von 1975 mehrfach öffentlich bedauert und widerrufen hat. Und obwohl die Recherchen von Spiegel bis Bild oder Staatsanwaltschaft nichts Verwertbares ergaben.

Gegen den Kulturkampf von rechts haben die Grünen mit der Offenlegung ihrer Archive geantwortet. Der Göttinger Politikwissenschaftler Franz Walter durchstöbert diese gerade. Er darf dabei seine Erkenntnisse zu jedem Zeitpunkt frei veröffentlichen. Nach Artikeln in FAS und Spiegel tat er dies auch am Montag in der taz.

Bei seinen Nachforschungen war er auf das Kommunalwahlprogramm der Göttinger AGIL von 1981 gestoßen, für das Jürgen Trittin im Sinne des Presserechts verantwortlich zeichnet. Darin wurde auch die Reform der Paragrafen 174 und 176 des Strafrechts gefordert. Trittin bezeichnet diese frühen Forderungen als falsch. Aus dem Bundesprogramm der Grünen sind sie seit 1990 verschwunden.

Hinkender Vergleich

Doch Politikerinnen wie Familienministerin Schröder oder Journalisten wie Volker Zastrow ignorieren dies. Sie suggerieren eine Kontinuität und betreiben damit einen längst überwunden geglaubten Kulturkampf von rechts. „Cohn-Bendits Eitelkeit“ sei „unaufhaltsam wie Brechreiz“, schreibt Zastrow, die Grünen Gutmenschen verblendet wie katholische Christen, so es um die Aufklärung von Kindesmissbrauch ginge.

Doch auch dieser Vergleich hinkt wie der mit dem Nationalsozialismus. Die Grünen unterhalten im Gegensatz zur Kirche keine Internate oder Priesterseminare und haben auch keinen Papst. Mal sehen, wie wichtig das Thema den Konservativen nach der Wahl noch sein wird, wenn Franz Walter dann seinen unabhängigen Bericht über die Anfangsjahre der Grünen veröffentlichen wird.

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Andreas Fanizadeh
Ressortleitung Kultur
Andreas Fanizadeh, geb. 1963 in St.Johann i.Pg. (Österreich). Kulturpolitischer Chefkorrespondent der taz. Von Oktober 2007 bis August 2024 Leiter des Kulturressorts der taz. War von 2000 bis 2007 Auslandsredakteur von „Die Wochenzeitung“ in Zürich. Arbeitete in den 1990ern in Berlin für den ID Verlag und die Edition ID-Archiv, gab dort u.a. die Zeitschrift "Die Beute" mit heraus. Studierte in Frankfurt/M. Germanistik und Politikwissenschaften.
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30 Kommentare

 / 
  • W
    Wmr

    "Kulturkampf"? -oder vielleicht doch Wahlkampf!

  • J
    Johnny

    Die Grünen unterhalten im Gegensatz zur Kirche keine Internate oder Priesterseminare und haben auch keinen Papst.

     

    Naja, naja, man könnte durchaus sagen, dass die Grünen Internate betreiben: gibt's doch manche (wie die Odenwaldschule) die nach gründen Positionen (inkl. freier Liebe zwischen Lehrer und Schüler) geführt werden und den Grünen nahestehen.

     

    Die Grünen haben keinen Papst? Wie sonst sollte man das Verhältnis der Grünen zu z.B. Joschka Fischer bezeichnen, wenn nicht relgiös?

     

    Die Priesterseminare sind dann, klar, die Parteifortbildungsseminare, bei denen die niederen Ränge weiter in der Parteiideologie geschult werden.

  • EG
    eein gast

    Die wirklichen Fakten sind:

     

    Matthias Sehling MdB (CSU) wurde wegen Kinderpornobesitzes verurteilt.

     

    Günther Schneider (CDU) nannte im Rahmen der "Sachen-Sumpf-Affäre" Pädophilen-Opfer "unglaubwürdig".

     

    Thomas Pietzsch (CDU-Sachsen) ebenso wegen Kinderpornos verurteilt.

     

    Georg Dürrschmidt (CDU-Landrat) wegen Kinderpornobesitzes zu 16800 EUR Strafe verurteilt.

     

    ...

     

    Wie viele eindeutige Fälle gab es denn bei den Grünen? Mir ist jedenfalls kein einziger bekannt. Die "Konservativen" sollten lieber vor der eigenen Türe kehren. Den Wahlkampf auf einem so geschmacklosen Niveau zu führen zeugt von der Arroganz der Macht.

  • allmählich wird's hier ja schon wieder völlig gaga!

    dass leutz nicht bestraft werden möchten - also bitte, das ist bei allen so. weshalb man sich also immer noch und wieder darüber aufregt, dass pädophile einen weg gefunden hatten, diesem ihrem wunsch ausdruck zu verleihen, wird mir zunehmend unverständlich.

    bekanntlich muß man nicht jedem wunsch entsprechen - aber aussprechen lassen und ihn anhören und weitergeben, dass darf man schon.

    ich weiß auch nicht, was daran ein fehler war. das war teil einer jahrelangen debatte um tatbestände und schutzalter und strafmaße und nebenstrafen und was sonst noch alles in einer rechtspolitischen debatte zur sprache kommt. da irgendwem eine verstrickung, verwicklung, belastung oder umtriebe anzureden --- wie gesagt: gaga!

  • Die Fakten werden ganz und gar nicht ignoriert, sondern aufgedeckt und bewertet - wie sich das gehört. Auch nach 30 Jahren. Trittin mag sich heute von dem Blödsinn distanzieren, den er damals mit verantwortet hat. Deswegen aber jetzt das Mäntelchen des Schweigens, Vergebens und Vergessens darüber zu decken, wird dem Thema nicht gerecht. Pädophilie ist kein Kinderspiel! Das jetzt klein zu reden, weil das ja schon so lange zurück liegt, beweist eine unerträgliche Doppelmoral: Waren nicht die Grünen lautstark vorne mit dabei, von Schavan Aufklärung (und natürlich auch den sofortigen Rücktritt) wegen der Schlampereien in ihrer Dissertation zu verlangen? Aber jetzt stellt man sich nicht der eigenen Verantwortung, in einem Thema, das so unendlich viel schwerer wiegt? Kein Wunder, dass den Grünen die Wähler weglaufen.

  • D
    D.J.

    @Vic,

     

    "Wenn ich die schwarz-gelb-braunen Empörer höre,..."

     

    Vic, ich denke, Sie haben ein ebenso schlicht-dualistisches Weltbild wie diejenigen, die das alberne Wort von den "Ökofaschisten" in Bezug auf die Grünen gebrauchen. Sollten wir nicht alle etwas erwachsener werden?

  • „Wenn diese Verbrechen ans Licht zu kommen drohen, kriegen die Opfer diese Macht ein zweites Mal zu spüren. Man will sie nicht hören und bringt sie zum Schweigen.“ An welcher Stelle wurde das denn gesagt und wo ist hier der Vergleich mit der NS-Zeit? Bei solch einem heiklen Vorwurf sollte man dann doch schon seine Quellen genauer benennen. Und die beste Verteidigung in einem solchen angeblichen "Kulturkampf" ist immer noch eine aufrechte und ehrliche Haltung, nicht das Unter-den-Teppich-Kehrenwollen und Gegenvorwürfe.

  • Wenn ich die schwarz-gelb-braunen Empörer höre, wird mir übel.

    Lieber bin ich "Gutmensch"- auch Grün- als einer von denen.

  • A
    Arne

    Es ist eine Frechheit sondersgleichen, Menschen wie Ditfurth, Ebermann oder Trampert (von denen sich nie jemand für Pädaophilie ausgesprochen hat), die sich nicht einer grünen Politik anschließen wollten, die für Kireg, Sozialabbau und neoliberalen Kapitalismus einsetzen wollte, als Sektierer zu bezeichnen. Hier wird Geschichte verzerrt anstatt sie korrekt darzustellen. Der Unterschied in solchen Haltungen lag bei den Flügelkämpfen maximal darin, dass sich eben die o.g. nicht direkt jeder rechten Mainstreammeinung anschließen wollten, nur um Ministerposten zu bekommen.

    Während Cohn-Bendit z.B. immer irgendetwas sagte, was in den Zeitgeist passte, gab es eben damals auch Menschen mit Überzeugungen. Wenn jetzt die geistig-moralische Wende, der sich Typen wie Cohn-Bendit, Fischer und Trittin unterworfen haben, ihre Kinder frißt, umso besser.

     

    Aber halt! Noch eine Kleinigkeit fällt mir auf:

    Warum sollten die Flügelkämpfe bei den Grünen weniger geworden sein und es nicht hintenrum immer noch so unfair zugehen.

    Warum wird gerade Trittin attakiert, während Göring-Eckard von den CDU-Frauen umschleimt wird?

    Die Flügelkämpfe sind heute evtl. anders und da wird auch die TAZ und dieser Walter seine Rollen spielen. Trittin steht im Gegensatz zu Göring-Eckard nicht für eine schwarzgrüne Koalition. Der Flügelkampf, an dem sich auch dieser Kommentar der taz eteilligt, geht wohl heute darum, ob noch Menschen in den Grünen geduldet werden dürfen, die nicht mit CDUCSU koalieren wollen. Die Debatter schadet immerparteilich offenbar nur denjenigen bei den Grünen, die schwarzgrün ablehnen.

    Es geht nun wohl darum, die letzten Reste von grüner Gründungspolitik auszutauschen und eine kapitalfreundliche Öko-FDP aus den Grünen zu machen, was ja auch nicht mehr so schwer ist.

  • Es ist eben der Nimbus der Grünen "Die Guten" zu sein, der hier ins wanken gerät.

    Dieser Nimbus war es ja, warum an sich vernünftige Menschen die Partei der Globoliesser und Kondensstreifenbeobachter wählten.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Kulturkampf von rechts"

     

    Was für eine blödsinnige Übertreibung, bzw. was für eine populistische Beteiligung an der Konfusionierung in Überproduktion von KOMMUNIKATIONSMÜLL, wo es im UNKORRUMPIERBAREN Verstand von wirklich-wahrhaftiger Vernunft einzig und knapp lauten muß: "Spinner, Heuchler, Spießer untereinander" - wenn es denn überhaupt eine Meldung wert wäre.

  • K
    Kaboom

    Die Sache ist doch nun wirklich furchtbar banal. BaWü hat gezeigt, das die Grünen strukturell mehrheitsfähig sein. Etwas, das der SPD inzwischen komplett abgeht. Entsprechend sind nicht die Sozen (die keine Gelegenheit auslassen, sich als Juniorpartner der CDU zu profilieren) das Problem der Schwatten, sondern die Grünen.

    An der aktuellen Rufmord-Kampagne gegenüber Trittin lässt sich das wunderbar aufzeigen. Wollen wir mal hoffen, das die Grünen sich das merken. Die nächste Debatte über Schwarz-Grün kommt bestimmt.

  • Vielen Dank, liebe taz! Endlich kann man wieder glauben, dass ihr doch noch objektive Berichterstattung betreibt und nicht Propaganda auf dem Niveau der BILD betreibt. Wurde auch Zeit! Weiter so!

    Und außerdem: Jetzt könnten endlich mal andere Themen auf die Topagenda - z.B. Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit und was die Parteien dazu sagen.

  • W
    wazir

    ach je, kaum bekommen die grünen mal etwas von ihrer eigenen medizin eigeflößt geht das große geheule los

     

    wer steht denn dauerempört mit dem erhobenen zeigefinger ständig in der gegend rum und lässt seine eingebildete moralische überlegenheit alles und jeden spüren?

     

    wer ist denn die partei der doppelmoral?

     

    wer wohnt im grunewald, kommt im auto mit fahrrad im gepäck nach kreuzberg und spielt dann da den großen alternativen?

     

    wer ruft zu boykott gegen israel auf und klatscht sich im gleichen atemzug mit einem vertreter des iranischen systems ab?

     

    und jetzt passiert ja nichts weiter, als dass die gleichen massstäbe von aufklärung mal an grüne repräsentaten angelegt werden.

     

    und was kommt? genau das gleiche verhalten, das man so gern überall kritisiert - abwarten, salamitaktik, wegducken, beschwichtigen, totschweigen

     

    eigentlich ist es doch ganz einfach. man hat damals diese ganzen spinner als politische schwungmasse gebraucht um sich an die fleischtöpfe zu schieben und daher auch nicht so genau hingesehen. als das nicht mehr nötig war, wurden sie rausgedrängt

     

    und herrje - es ist wahlkampf, welcher politische gegner lässt sich so eine steilvorlage entgehen, hat nix mit "kulturkampf" zu tun

    • @wazir:

      Wo ist da Salami-Taktik?

  • Danke Herr Fanizadeh - passt!

     

    Über den Begriff der "Realpolitig" könnte man noch etwas streiten aber da hat @Rudeboy noch den nötigen Exkurs hinzugefügt.

     

    Das den Grünen bei ihrer tatsächlichen immer zur Schau getragenen moralischen Eitelkeit die verunglückten "Lebensreformdebatten" aufs Brot geschmiert werden war klar.

     

    Aber eventuell reichen die paar Tage bis zur Wahl aber doch noch für viele Menschen sich ein differenzierteres Bild zu machen.

     

    Der Kulturkampf zwischen konservativen Eltern und "alternativen", heute 35-65 jährigen "Kindern" ist beendet (Punkt)

     

    Beide Seiten haben sich aneinander abgearbeiete, sich dabei viele Wunden beigebracht aber letztlich voneinander gelernt und ihren Horizont geweitet.

     

    Die FAZ dasgegen versucht bereits seit einiger Zeit bei vielen Gelegenheiten die alten Narben wieder aufzureißen und dem reaktionären Teil ihere Wählerschaft nach dem Mund zu schreiben, was aber unter dem Niveau eines nicht nur konservativen sondern auch liberalen Blattes ist.

  • Mainstream Medien hatten noch nie ein Interesse an ernsthafter sachlicher Auseinandersetzung haben ist nu völlig klar - außerdem glaube ich kaum dass diese Rechnung wahlpolitisch aufgeht ...

  • H
    Hartwig

    Ich halte diese Kampagne gegen die Grünen auch völlig übertrieben. Allerdings bekommen die Grünen jetzt die Medizin selbst zu schmecken, die sie seit jeher verteilt haben. Das Ausleuchten jeden Winkels umstrittener Personen, wer wann was gesagt hat, wer wo publiziert hat und wer in welcher Gesellschaft geredet hat, damit haben sich Grüne immer hervor getan. Jahrelang gute Presse, kaum vom Kabarett aufs Korn genommen, daran kann man sich auch gewöhnen. Und wenn es dann einmal anders ist, wird gejammert.

  • K
    Kimme

    "Doch dass nun ausgerechnet diejenigen, die wie Jürgen Trittin oder Daniel Cohn-Bendit die realpolitische Ausrichtung der Grünen bis 1990 durchsetzten, im Fokus der Kritik stehen, ist schwer nachzuvollziehen."

    Bei Trittin kann ich die Aussage verstehen und unterstützen, aber bei Cohn-Bendit liegt der Autor fundemental daneben. Danil C-B hat nicht nur EINE Schrift über seine pädophilen Neigungen verfasst, sondern direkt mehrere Kampfschriften zu dem Thema, ebenso wie er sich mehrfach verbal dazu geäußert hat. Daher ist der Artikel eine dreister Versuch der Relativierung. Genauso wie die 68er und Grünen immer - und das zu recht - gefordert haben, dass sich Deutschland mit seiner nationalistischen Vergangenheit auseinander setzt, müssen sie es nun mit der eigenen pädophilen Vergangenheit tun. Was passirt wenn man dies nicht tut, sieht man heute in Italien und Japan - ein Widererstarken nationalistiscer und fremdenfeindlicher Gruppierungen im großen Stil.

  • S
    Susi

    die forderung nach freibier für alle marsmenschen hätte ebenso keinerlei auswirkungen wie die forderung nach gewaltfreiem sex mit kindern, denn beides gibt es nicht. sex mit kindern ist immer mit gewalt verbunden. somit ist die hysterie um eine grüne inhaltsleere forderung von vor 30 jahren unsinnig.

  • M
    mruth

    Sehr geehrter Herr Fanizadeh, sicherlich ist die Art und Weise wie die Politik auf das Thema reagiert durchsichtig. Aber Sie sind ein Mensch mit Fantasie. Stellen Sie sich vor, das Ganze würde in der CDU passieren. Der Ablauf wäre der gleiche. Was ist zu beanstanden? Es geht um den Umgang und die Art und Weise wie mit den Vorgängen umgegangen wird. Die Aussagen von Herrn Cohn-Bendit waren Fiktion? Wer weiss das schon. Es gibt viele bei den Grünen, die das nicht glauben. Sich entschuldigen und distanzieren? Darum geht es nicht. Es fehlt das Rückrad aufzustehen, zu sagen, ja wir haben das gedacht und unterstützt. Es bleibt bei Salamitaktit al laGuttenberg, Wullf, etc. Was jetzt als nächstes kommt? Vielleicht gibt es plötzlich Opfer, die an die Öffentlichkeit gehen. Stellen Sie das bitte mal vor. Und dann?

  • G1
    Gast 1

    Wer berichtet eigentlich darüber, was die anderen Parteien vor 30 Jahren so gemacht haben und gesagt haben?

    Der Strauß z.B.?

    • @Gast 1:

      Naja, es gibt immer

       

      a) andere

       

      b) wichtigeres

       

      ... das bringt auch nicht so viel. Das sind Ausweich-Argumente.

  • Die gemeinsame Strategie der Rechten, der Katholiken und des Kapitals ist durchschaubar und sehr einfach:

    "Wenn die FDP schon von Bundestag "fliegt", dann sollen die anderen "linken" Parteien soviel wie möglich geschädigt werden und auch einiges an Federn lassen!"

    Wer einen IQ über 70 hat müsste das sofort erkennen!

  • ".. und betreiben damit einen längst überwunden geglaubten Kulturkampf von rechts..."

     

    Längst überwunden geglaubt? Wer glaubt denn sowas?

    ---------------------

    Zu den Vergleichen mit Kirchen und anderen "Bildungseinrichtungen":

     

    Die einen "tun es" und versuchen es zu vertuschen. Die anderen wollten etwas legalisieren, was dann aber nicht geschah, und sie werden für die Taten noch anderer in Haftung genommen.

     

    Und zu dem Ganzen eine Mainstream-Presse, die zur Propagandamschine verkommen ist. Mit der geballten Macht von Springer, Bertelsmann und Burda im Rücken hat Angela Merkel leichtes Spiel. Friede ist mit ihr.

  • Konservative Medien haben keinen Grund, sich ueber die Gruenen zu erheben. Die Pionierinnen der Selbsthilfe gegen Paedokriminalitaet haben vor Jahrzehnten festgestellt: "Nicht der sexuelle Kindesmissbrauch ist verboten, sondern das Reden darueber." Seinerzeit war das gesellschaftliche Klima wohl kaum von der boesen linksgruenen Meinungsdiktatur gepraegt.

  • uff! endlich mal ein kommentar, der die dinge auf den punkt bringt. wurde aber auch zeit!

  • Vielen Dank für diesen spannenden Artikel, Herr Fanizadeh! Aber ein Punkt stört mich dann doch: Inwiefern hat das Hinausdrängen von autoritären Linken und Pädophilen aus der Grünen Partei etwas mit "Realpolitik" zu tun? Ich meine, es handelt sich um eine sinnvolle Linie der Politik - aber unter "Realpolitik" verstehe ich trotzdem etwas anderes, nämlich das Abschiednehmen von früheren Zielen und Idealen und das Unterwerfen unter machtpolitische Spielregeln. So könnte man sagen, dass "Realpolitik" in grün gerade der Abschied von der ehemals antiautoritären Agenda war. Der Artikel stellt in gewisser Weise einen Widerspruch her zwischen "Realpolitik" und der Akzeptanz für Pädophilie. Ich denke, es muss aber auch möglich sein, Pädophilie entschieden abzulehnen ohne gleich "Realpolitik" zu betreiben.

  • E
    Exwaehler

    Netter Versuch, verehrter Autor.

    "Einen Kulturkampf von rechts" gegen die Grünen führen seit vielen Jahren Fischer, Kuhn, Palmer, Kretschmann und und und - und - ja: auch Trittin.