Zukunft der Bankenaufsicht: Karriere in Europas Zentralbank
Sabine Lautenschläger, Vizepräsidentin der Bundesbank, soll ins EZB-Direktorium aufrücken – dank Erfahrung bei der Aufsicht der Geldinstitute.
Die Europäische Zentralbank dürfte erstmals eine Chefin erhalten: Die Chancen stehen gut, dass Sabine Lautenschläger in den Kreis der sechs EZB-Direktoren aufsteigt. Bisher ist die 49-jährige Vizepräsidentin der Bundesbank.
Der Posten im EZB-Direktorium wurde vakant, weil Jörg Asmussen nach Berlin zurückkehrt, um Staatssekretär im Arbeitsministerium zu werden. Finanzminister Schäuble machte am Montag sehr deutlich, dass er sich Lautenschläger als Nachfolgerin vorstellen kann. „Sie ist eine herausragende Vizepräsidenten der Bundesbank“, lobte Schäuble im Deutschlandfunk. Sie habe „ganz große Erfahrungen“ bei der Bankenaufsicht, die künftig zum Teil bei der Europäischen Zentralbank liegt.
Schäuble kündigte an, dass die Entscheidung bald fällt: „Wer nun Nachfolger bei der EZB wird, das werden wir sorgfältig, schnell beraten.“
Der grüne Europa-Abgeordnete Sven Giegold begrüßt die Aussicht, dass Lautenschläger EZB-Direktorin werden könnte: „Ich habe sehr gute Erfahrungen mit ihr gemacht.“ Daher würde sich Giegold „wirklich freuen“, wenn sie nicht nur zur EZB-Direktorin aufsteigt, sondern zugleich auch Vizepräsidentin der neuen europäischen Bankenaufsicht SSM würde.
Die neue Bankenaufsicht soll im November 2014 starten und rund 130 Großbanken in der Eurozone kontrollieren. In der vergangenen Woche hat das Europaparlament die erste Präsidentin des neuen SSM gewählt: die Französin Danièle Nouy. Doch der Vizeposten blieb vakant.
Asmussens Pläne offenbar lange bekannt
Laut SSM-Statut soll der Vize ein EZB-Direktor sein, und in Brüssel rätselte man, warum nie ein Name fiel. „Wir haben uns gewundert, dass auf Zeit gespielt wurde“, berichtet Giegold. Doch offenbar habe die EZB-Spitze seit Wochen gewusst, dass Asmussen nach Berlin zurückgeht.
Falls Lautenschläger als SSM-Vize kandiert, würde sie die nötige Mehrheit im EU-Parlament erhalten, prognostiziert Giegold. Denn sie sei beliebt – anders als ihre denkbaren Konkurrenten. Der Luxemburger EZB-Direktor Yves Mersch und der portugiesische EZB-Vize Vitor Constâncio sind beide umstritten.
Lautenschläger hat eine steile Karriere hinter sich: Die Juristin begann 1995 beim Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, leitete ab 2005 die Abteilung „Aufsicht über Großbanken“, war ab 2008 „Exekutivdirektorin Bankenaufsicht“ und wechselte 2011 zur Bundesbank.
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